Die Medienberichterstattung über die Nürnberger Prozesse nach dem II. Weltkrieg in Deutschland


Habilitationsschrift, 2002

16 Seiten, Note: 1,9


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Hauptteil

Der Weg nach Nürnberg
Der Nürnberger Kriegsverbrecherprozess
Bedingungen der journalistischen Berichterstattung
während der Prozesse
Presseberichterstattung über das Urteil des Internationalen
Militärtribunals im Vergleich
4.a) Die Welt vom 1. Oktober 1946
4.b) Die Zeit vom 3. Oktober 1946

III. Fazit

IV. Anlage

V. Quellen- und Literaturverzeichnis
1. Quellen
2. Literatur

I. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit befasse ich mich mit der Medienberichterstattung über die Urteilsverkündung der Nürnberger Prozesse am 30. September und 1. Oktober 1946[1].

Zu diesem Zweck werde ich die Berichterstattung in der Tageszeitung Die Welt vom 1. Oktober 1946 und die in der Wochenzeitung Die Zeit vom 3. Oktober 1946 vergleichen. Ich habe mich aufgrund der unterschiedlichen politischen Orientierung für einen Vergleich dieser beiden Hamburger Medien entschieden.

Die Welt wird verbunden mit einer rechtskonservativen Grundhaltung und präsentiert sich heute als „unabhängig von Parteien und Interessenverbänden, staatsloyal und reformoffen“[2]. Die Zeit hingegen steht für eine liberale und offene Weltanschauung und tritt nach eigenen Angaben für „freiheitliche, demokratische und soziale Prinzipien“[3] ein. Natürlich muss im Verlauf dieser Arbeit untersucht werden, ob diese Unterschiede schon damals erkennbar waren. Eine Hilfestellung gibt dabei die Forschungsarbeit, die in Jürgen Wilkes Buch „Holocaust und NS-Prozesse“ beschrieben wird. In ihr wird die Darstellung des Holocaust anhand der Analyse verschiedener deutscher und auch israelischer Zeitungsberichte untersucht. Es gibt dort zwar keinen direkten Vergleich der Welt und der Zeit, es können zusätzlich aber allgemeinere Aussagen zur Presseberichterstattung gemacht werden, die Rückschlüsse zulassen.

Ich möchte in Bezug auf die Berichterstattung der Frage nachgehen, in welcher Art und Weise deutsche Zeitungen der Nachkriegszeit über die Bestrafung der Hauptkriegsverbrecher berichtet haben. Waren die Artikel sachlich und objektiv, oder lässt sich ihnen eine Voreingenommenheit gegenüber den Siegermächten entnehmen? Welchen Einfluss hatte die alliierte Zensur[4] auf die Gestaltung der Berichte und wird daraus eine eventuelle Absicht erkennbar?

Zu diesem Zweck werde ich im Hauptteil der Arbeit zuerst auf die Vorgeschichte der Nürnberger Prozesse eingehen, den Verlauf sowie die Absichten und Hintergründe erläutern und mich dann dem Vergleich der Artikel zuwenden.

Im Hinblick auf den Forschungsstand und Bibliographien[5] zum Thema der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse lassen sich einige Feststellungen machen. Ich denke, dass Telford Taylors Buch „Die Nürnberger Prozesse“ zu den Standardwerken gehört, wenn es aufgrund seiner Analysen und Ausführlichkeit nicht sogar das bedeutsamste Buch ist. Daneben zählt meiner Meinung nach die 1984 in München erschienene 13-bändige Dokumentation „Der Nürnberg-Prozess“ zu den wichtigsten Quellen. Die 23-bändige Originalausgabe wurde 1947 vom Internationalen Militärgerichtshof herausgegeben[6].

Ein Blick auf die verschiedenen Publikationen zeigt, dass es direkt nach der Beendigung sowie auch schon während des Prozesses viele Bücher zu diesem Thema gab. Dies lässt darauf schließen, dass das Thema „Kriegsverbrecherprozess“ eine hohe Aktualität besaß und von großem Interesse war. Der Nürnberger Prozess scheint als Exempel von großer internationalen Bedeutung gewesen zu sein.

Ein weiterer Höhepunkt von Publikationen war die Zeit um 1968 herum. Zum einen gab es in Deutschland verschiedene innenpolitische Krisen, - die Kritik am Verfassungssystem führte zu einer erneuten Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit[7] - und zum anderen jährte sich 1971 der Nürnberger Prozess zum 25. Mal. Diskussionen gab es auch schon beim Thema der Verjährungsfrage von Kriegsverbrechen Mitte der 60-er Jahre. Die große Frage war dabei, ob es für Deutschland vorstellbar war einen Schlussstrich unter seine Vergangenheit zu setzten. Politiker aller Parteien und die breite Öffentlichkeit verneinten dies[8]. Die Klärung der Verjährungsfrage wurde aber hinausgeschoben, bis die Vereinten Nationen am 26.1.1968 eine Konvention über die Unverjährbarkeit von Kriegsverbrechen und von Verbrechen gegen die Menschlichkeit erließen[9].

Die allgemein beherrschenden Themen der Forschungsliteratur waren die der Rechtsgrundlagen der Nürnberger Prinzipien in Bezug auf das Völkerrecht, die Frage nach gerechter Bestrafung oder Siegerjustiz bei der Aburteilung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen und die des völkerrechtlich strafbaren Verhaltens Einzelner.

II. Hauptteil

1. Der Weg nach Nürnberg

Im folgenden Teil möchte ich auf die Vorgeschichte zu den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen eingehen.

Schon während des Zweiten Weltkriegs, im Oktober 1941, äußerten sich US-Präsident Roosevelt und der britische Premierminister Churchill zu den Gräueltaten der Deutschen während des Krieges. Beide verurteilten die Hinrichtung „Hunderter unschuldiger Geiseln“[10] in den besetzten Gebieten. Darüber hinaus beabsichtigten sie nach Kriegsende die Bestrafung der NS-Führung durch einen großen Prozess. Ein Jahr danach, am 7. Oktober 1942, vereinbarten Roosevelt und der britische Lordkanzler Viscount Simon unter Beteiligung von 17 Nationen die Errichtung der Interalliierten Kommission für Kriegesverbrecherfragen (UNWCC), die sich mit der Sammlung von Beweisen für Kriegsverbrechen und der Vorbereitung der Prozesse befassen sollte.

In der Moskauer Drei-Mächte-Erklärung vom 30. Oktober 1943[11] verpflichteten sich die USA, Großbritannien und die Sowjetunion dazu, die Verantwortlichen dieser Kriegsverbrechen an jene Länder auszuliefern, in denen sie ihre Taten begangen haben. Hauptkriegsverbrecher aber, deren Taten sich geographisch nicht festgemacht werden konnten, sollten gemeinsam von den Alliierten bestraft werden. Am 8. August 1945, drei Monate nach Kriegsende, wurde in London ein „Abkommen über die Verfolgung und Bestrafung der Hauptkriegsverbrecher der europäischen Achse“ unterzeichnet, das auch die Bildung eines Internationalen Militärgerichtshofs zur Aburteilung von „Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vorsah.[12]

[...]


[1] vgl. Taylor, Telford: „Die Nürnberger Prozesse. Hintergründe, Analysen und Erkenntnisse aus heutiger Sicht.“. München 1994, S. 660 ff.

[2] vgl. Wilke, Jürgen u.a.: „Holocaust und NS-Prozesse. Die Presseberichterstattung in Israel und Deutschland zwischen Aneignung und Abwehr.“. Köln 1995, S. 46

[3] Pressestelle des Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Hamburg 2002, S. 2

[4] Anmerkung: Zur Zeit des Nürnberger Prozesses erschienen die Zeitungen in Deutschland unter alliierter Lizenz, woraus sich Formen der direkten alliierten Pressekotrolle ergaben.

vgl. Wilke, Jürgen u.a.: „Holocaust und NS-Prozesse. Die Presseberichterstattung in Israel und Deutschland zwischen Aneignung und Abwehr.“. Köln 1995, S. 30

[5] z.B. Pollmann, Victoria: „NS-Justiz, Nürnberger Prozesse, NSG-Verfahren: Auswahl-Bibliographie.“. Frankfurt a.M. 2000

[6] International Military Tribunal (Hrsg.): „Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof: Nürnberg, 14. November 1945 – 1. Oktober 1946.“. Amtlicher Text. Bd. 1-42. Nürnberg 1947-1949. Reprint: München 1984 und 1989

[7] vgl. Conze, Werner: „Deutschland-PLOETZ. Deutsche Geschichte zum Nachschlagen.“. Freiburg/Würzburg 1991, S. 256 f.

[8] vgl. Kempner, Robert M.W.: „SS im Kreuzverhör.“. Nördlingen 1987, S. 11

[9] vgl. Vogel, Rolf (Hrsg.): „Ein Weg aus der Vergangenheit. Eine Dokumentation zur Verjährungsfrage und zu den NS-Prozessen.“. Frankfurt a.M. 1969, S. 5

[10] vgl. www.derriere.de/Nuernbrg/NP_4.htm, S. 2

Anmerkung: Die dieser Internetquelle entnommenen Informationen basieren nach Angaben des Autors dieser Seite, Moritz Löser, auf:

Heydecker, Joe J./Leeb, Johannes: „Der Nürnberger Prozess: neue Dokumente, Erkenntnisse und Analysen.“. Köln 1985

vgl. ebenso: Taylor, Telford: „Die Nürnberger Prozesse. Hintergründe, Analysen und Erkenntnisse aus heutiger Sicht.“. München 1994, S. 41

[11] vgl. www.spiegel.de/sptv/themenabend, S. 2

[12] ebenda

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Medienberichterstattung über die Nürnberger Prozesse nach dem II. Weltkrieg in Deutschland
Hochschule
Universität Hamburg  (Institut für Geschichte)
Veranstaltung
Deutschland zur Nachkriegszeit
Note
1,9
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V62652
ISBN (eBook)
9783638558594
ISBN (Buch)
9783656794059
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medienberichterstattung, Nürnberger, Prozesse, Weltkrieg, Deutschland, Nachkriegszeit
Arbeit zitieren
Gesa Brüchmann (Autor:in), 2002, Die Medienberichterstattung über die Nürnberger Prozesse nach dem II. Weltkrieg in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62652

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