Was ist Gerechtigkeit? - Die Frage nach Gerechtigkeit und ihrer tragenden Rolle


Seminararbeit, 2006

26 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Definitionen von Gerechtigkeit

2. Gerechtigkeitsmodelle – früher und heute
2.1 Platons’ Idee des Guten
2.2 Das Aristotelische Modell
2.3 John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit

3. Recht und Gerechtigkeit

4. Gerechtigkeit als göttliches Geheimnis

5. Gerechtigkeit im internationalen Kontext

6. Gerechtigkeit im vereinigten Deutschland

Schlusswort

Literaturverzeichnis

Einleitung

Das Thema „Gerechtigkeit“ ist wohl eines der ältesten und gleichzeitig eines der aktuellsten Diskussionspunkte der Menschheit. Daher ist es nicht verwunderlich, dass in vielen verschiedenen Lebensbereichen der Frage nach Gerechtigkeit eine tragende Rolle zukommt. Vom sozialen Zusammenleben, zur Rechtssprechung bis hin zur staatlichen bzw. politischen Gerechtigkeit bleibt kein Themenbereich und dadurch kein Mensch unberührt. Selbst die Kleinsten in unserer Gesellschaft beginnen schon im Vorschulalter sich Gerechtigkeitsfragen zu stellen. Welche Eltern oder Erzieher kennen nicht die Aussage: „Das finde ich aber ungerecht!“

Doch nicht nur im kleinsten aller Systemen, dem Familiensystem wir der Frage nach gerechtem Handeln nachgegangen. Kein Tag vergeht, an dem in den politischen Debatten die Vorstellung von einer gerechten Gesellschaft nicht die Rede ist.

Insbesondere durch die Intensivierung der Internationalen Beziehungen wird versucht eine globale Gerechtigkeit zu etablieren. Die Festschreibung der Menschenrechte der Vereinten Nationen ist ein gutes Beispiel, wie dies teilweise schon umgesetzt wurde.

Deshalb ist es sicherlich nicht überraschend, dass sich Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen mit dem Begriff der Gerechtigkeit schon seit Jahrhunderten auseinandersetzen, jedoch bis zum heutigen Tage keine allgemein gültige Antwort gefunden haben.

Da die Frage: „Was ist Gerechtigkeit?“ ein großes Spektrum umfasst, das sich nicht auf wenige Seiten fassen lässt, möchte ich in der vorliegenden Studienarbeit Gerechtigkeit aus verschiedenen historischen sowie interdisziplinären Gesichtspunkten in Augenschein nehmen und dabei die wichtigsten Teildisziplinen hervorheben.

Zunächst werde ich den Wortursprung und verschiedene Definitionen von Gerechtigkeit erläutern, sowie einige politische bzw. staatliche Gerechtigkeitsmodelle im geschichtlichen Kontext betrachten.

In Kapitel 3 gehe ich näher auf die Gerechtigkeit und deren Rechtsdeutung in der Justiz ein und werde danach die religiöse Bedeutung darstellen.

Des Weiteren betrachte ich die angespannte Lage in Ostdeutschland und versuche anschließend die aktuelle Diskussion um internationale Gerechtigkeit aufzugreifen, bevor ich abschließend die gewonnenen Erkenntnisse aufzeige und im Schlusswort zusammenfasse.

1. Definitionen von Gerechtigkeit

Da sich die Menschen seit Jahrtausenden mit dem Phänomen der Gerechtigkeit auseinandersetzen, ist es wenig überraschend festzustellen, dass zu dem Begriff und dessen Bedeutung unzählige verschiedene Definitionen vorhanden sind. Die folgenden Möglichkeiten einer Definition sind nur zwei von vielen, auf welche sich aber die vorliegende Arbeit und die daraus schlussfolgernden Interpretationen beschränken sollen.

Gerechtigkeit, lat. Justitia,

1. als Inhalt der Rechtsidee ist sie die Rechtheit des Rechts und weist an, Gleiche gleich, Ungleiche ungleich zu behandeln, damit ist sie Grundlage der Gemeinschaftsordnung; als austeilende Gerechtigkeit (Justitia distributiva) wie als ausgleichende Gerechtigkeit (Justitia commutativa) bestimmt sie die Verwirklichung der Rechtsidee.
2. christl.-religiös: nach biblischer Lehre bezeichnet Gerechtigkeit Gottes das stets seinem eigenen Wesen und Willen gerecht werdende und auf Ordnung und Heil gerichtete Handeln Gottes, das sich dem Menschen als Gerechtigkeit (→ Rechtfertigung) schenkendes Erbarmen oder als Gerechtigkeit forderndes Gericht bekundet. Gerechtigkeit des Menschen bezeichnet ganzheitlich Rechtheit, die ihm aus der Eingliederung in den göttlichen Willen erwächst, indem er diesen glaubend annimmt und in seinem gesamten Leben wirksam werden lässt“.[1]

Gerechtigkeit, oberstes Anliegen jeder rechtsstaatlichen Ordnung, im Sinn der allgemeinen „Gleichheit vor dem Gesetz”. Das Streben nach Gerechtigkeit hat demnach Richtschnur allen staatlichen Handelns und insbesondere der Gesetzgebung zu sein. Recht und Gerechtigkeit stehen also in engem Zusammenhang; dennoch ist letztere nach ethischer Maßgabe nicht allein Sache der Gesetzgebung, sondern Grundlage des Zusammenlebens in einer menschlichen Gemeinschaft.

Innerhalb der neuzeitlichen Ethik ist Gerechtigkeit die Grundvoraussetzung für das Erstellen neuer Werte (siehe Wertphilosophie).

Im Gegensatz zum ethischen Gerechtigkeitsbegriff, der eine Rücksichtnahme auf alle berechtigten Ansprüche der Mitmenschen vorsieht, ist Gerechtigkeit im juristischen Sinn ein Prinzip zur Aufstellung von Normen (Gesetzen und Vorschriften).

Platon begriff Gerechtigkeit als Summe aller Tugenden, deren maßgebliche im Zusammenhang allerdings die Tugend des gerechten Verhaltens darstellte.

Soziale Gerechtigkeit erfordere die Harmonie zwischen den Gesellschaftsklassen, die nur durch die Herrschaft der Besten, der Philosophen, gewährleistet werden könne. Nach Platon sind Wahrheit, Schönheit und Gerechtigkeit in der höchsten Idee vereint.

Seit Aristoteles unterscheidet man zwischen austeilender Gerechtigkeit (justitia distributiva) und ausgleichender Gerechtigkeit (iustitia commutativa):

Erstere regelt die Verteilung von gemeinschaftlichen Gütern und Rechten entsprechend den Bedürfnissen und Fähigkeiten. Letztere regelt die Verhältnisse der Menschen untereinander, sie betrifft die absolute Gleichheit der (von Natur aus ungleichen) Menschen vor dem Gesetz.

John Rawls setzt den Begriff mit Fairness synonym (Eine Theorie der Gerechtigkeit, 1971). Der modernen Staatsphilosophie zufolge sollte Gerechtigkeit die Leitlinie für das Handeln des Staates sein. Hieraus folgt der Gleichheitsgrundsatz, der besagt, dass Gleiches gleich, Ungleiches ungleich behandelt werden muss.

Passive Gerechtigkeit meint, sich so zu verhalten, dass die Rechte der anderen nicht verletzt werden; aktive Gerechtigkeit, eine Verletzung der Rechte der anderen nicht zu dulden“.[2]

Anhand dieser beiden Definitionen kann man erkennen, dass die einzige und wahrhaftige Begriffsbeschreibung nicht existiert. Jedoch bringen beide Begriffserklärungen die Gerechtigkeit mit Recht und Staat in Verbindung, worauf in den folgenden beiden Kapiteln näher eingegangen wird.

2. Gerechtigkeitsmodelle – früher und heute

Im folgenden Kapitel werden drei verschiedene Gerechtigkeitsmodelle vorgestellt, die von der Antike bis hin zum 20.Jahrhundert die Gerechtigkeitsdiskussion entscheidend geprägt und inspiriert haben.

2.1 Platons’ Idee des Guten

Die ersten großen und grundlegenden Abhandlungen über Gerechtigkeit findet man in der Antike. Platon (427 – 347 v.Chr.), der Sohn einer angesehenen Familie aus Athen veröffentlichte 370 v.Chr. seinen politischen Dialog „Politeia“. Darin bezeichnet er die Frage nach der „Gerechtigkeit“ als zentrales Thema des Staates.

Er entwirft seinen so genannten „Idealstaat“, indem die Gerechtigkeit für jeden einzelnen Bürger nur durch eine gerechte Gesellschaftsordnung und die gerechte Leitung des Staates gewährleistet werden kann. Diese Leitung des Staates wird in die Hände von Philosophenkönigen gelegt, welche eine langjährige Ausbildung in staatlichen Erziehungsanstalten genossen haben und dabei die „Idee des Guten“ verinnerlichten. Diese finale Erkenntnis, welche Platon im Höhlengleichnis veranschaulicht besagt, dass der höchste Gegenstand des Wissens und alle wichtigen Tugenden im „Guten“ zusammenkommen. Es ist Ziel und Ursache von allem auf der Welt. Wenn daher die künftigen Herrscher des Staates die höchste Idee, das Gute, erkennen wollen, was wiederum für ihr eigenes Leben unerlässlich ist, da sie ohne diese Erkenntnis den Staat nicht gerecht einrichten noch leiten können, so müssen sie Stadien des allmählichen Erkennens durchlaufen. Es ist daher die Pflicht eines jeden Philosophenkönigs, das Erkannte in staatliches und persönliches Leben „einzupflanzen“.

Neben der Herrscherklasse gibt es in Platons Idealstaat noch zwei weitere Stände. Zum einen bildet der Nährstand mit seinen Bauern und Arbeitern den Grundstock der Gesellschaft, welcher für die Ökonomie des Staates zuständig sind. Die Überwachung des Nährstandes wiederum obliegt dem Wehrstand, dem sowohl Frauen als auch Männer angehören. Diese Krieger des Staates leben in einer kommunistischen Lebensordnung, bei der ihnen jede Art von Eigentum verwehrt ist. Die Wächter sind zuständig für die Überwachung des Nährstandes sowie der staatlichen Sicherheit.

Innerhalb des Staates gibt es eine soziale Mobilität nach oben wie nach unten, die sich ähnlich unserer heutigen Gesellschaft an Leistungskriterien orientiert.

[...]


[1] BERTELSMANN LEXIKON 1990, S.223.

[2] KRAUSE in ENCARTA MICROSOFT 2004.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Was ist Gerechtigkeit? - Die Frage nach Gerechtigkeit und ihrer tragenden Rolle
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Stuttgart, früher: Berufsakademie Stuttgart
Veranstaltung
Ethik
Note
2,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
26
Katalognummer
V62560
ISBN (eBook)
9783638557764
ISBN (Buch)
9783638668804
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Das Thema 'Gerechtigkeit' ist wohl eines der ältesten und gleichzeitig eines der aktuellsten Diskussionspunkte der Menschheit. Daher ist es nicht verwunderlich, dass in vielen verschiedenen Lebensbereichen der Frage nach Gerechtigkeit eine tragende Rolle zukommt. Vom sozialen Zusammenleben, zur Rechtssprechung bis hin zur staatlichen bzw. politischen Gerechtigkeit, bleibt kein Themenbereich und dadurch kein Mensch unberührt.
Schlagworte
Gerechtigkeit, Frage, Gerechtigkeit, Rolle, Ethik
Arbeit zitieren
Patrick Wehner (Autor:in), 2006, Was ist Gerechtigkeit? - Die Frage nach Gerechtigkeit und ihrer tragenden Rolle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62560

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