Angsterkrankungen


Hausarbeit, 2004

34 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Was ist Angst?
2.1. Warum haben wir Angst?
2.2. Wie äußert sich Angst?

3. Was sind Angsterkrankungen?
3.1. Phobien
3.2. Soziale Phobie

4. Der Teufelskreis der Angst
4.1. Erwartungshaltung
4.2. Die Angst vor der Angst
4.3. Angst, dass andere die Angst erkennen

5. Ursachen von Angststörungen
5.1. Angeborene Reaktionsweisen
5.2. Reaktionsweisen, die durch Lernen entstanden sind
5.3. Die „ängstliche Persönlichkeit“
5.4. Sonstige Erklärungen

6. Wege aus der Angst
6.1. Selbsthilfe
6.2. Verhaltenstherapie und psychotherapeutische Verfahren
6.3. Behandlung mit Medikamenten
6.4. Andere Verfahren

7. Erythrophobie
7.1. Was ist eine Erythrophobie?
7.2. Der Angstkreislauf der Erythrophobie
7.3. Ursachen einer Erythrophobie
7.4. Was will ein Mensch mit dem Erröten erreichen?
7.5. Behandlung der Erythrophobie

8. Schlussbemerkungen

9. Literatur

Angsterkrankungen

1. Einleitung:

In meiner Hausarbeit werde ich mich mit dem Thema Angsterkrankungen beschäftigen mit dem Schwerpunkt der sozialen Phobie und Erythrophobie (=Errötungsfurcht). Da dass Selbstwertgefühl bei diesen Phobien eine wichtige Rolle spielt, habe ich mich mit diesem Thema befasst, werde es aber in meiner Hausarbeit nicht mit aufgreifen, da es sonst den Rahmen sprengen würde.

„Angsterkrankungen sind weitverbreitete Störungen. Beinahe 20 Prozent haben schon einmal im Verlauf ihres Lebens während längerer Zeit unter Angst gelitten.“ (Wittchen, 1997, S. 6) „Über 10 Prozent aller Menschen leiden im Laufe ihres Lebens so stark, häufig und lang andauernd unter Ängsten, dass es zu Vermeidungsverhalten, ausgeprägtem Leiden und deutlichen Einschränkungen im alltäglichen Leben kommt. (Wittchen, 1997, S. 26 – 27)

Wenn man Angsterkrankungen frühzeitig erkennt, können diese gut behandelt werden. Allerdings sprechen viele Betroffene meist aus Scham, Unwissenheit oder Unsicherheit nicht oder nur versteckt über ihre Ängste. Meist kommen diese Menschen erst dann zur Behandlung, wenn schon vielfältige Komplikationen aufgetreten sind. (vgl. Wittchen, 1997, S. 6)

Auf folgende Fragen möchte ich versuchen, eine Antwort zu finden:

- Was ist der Unterschied zwischen Angst und einer Angsterkrankung?
- Was sind Angsterkrankungen?
- Was ist das Schlimmste für jemanden mit einer Angsterkrankung?
- Welche Ursachen können Angsterkrankungen haben?
- Wie kann man eine Angsterkrankung behandeln?
- Welche Stellung nimmt das Selbstwertgefühl bei Angsterkrankungen ein?
- Erythrophobie – was ist das, welche Ursachen hat diese Angsterkrankung und wie behandelt man diese?

2. Was ist Angst?

Angst ist ein grundlegendes und normales Gefühl wie Freude oder Wut. Sie tritt in Situationen auf, die man als bedrohlich oder ungewiss empfindet. Angst wird als unangenehm erlebt aber nicht als gefährlich. Die meisten Ängste werden im Laufe des Lebens erlernt. (vgl. Wittchen, 1997, S. 10 – 11)

2.1. Warum haben wir Angst?

Früher, als die Menschen noch in freier Natur lebten, war die Angst als Vorbereitung auf Flucht oder Kampf notwendig. Ein gewisses Maß an Angst ist auch heute noch sinnvoll, z. B. als Alarmsignal oder Alarmreaktion. (vgl. Wittchen, 1997, S. 13 - 14)

2.2. Wie äußert sich Angst?

Angst besteht aus drei Komponenten: aus dem körperlichen Anteil wie Schwitzen, Herzrasen etc., aus dem gedanklichen und gefühlsmäßigen Anteil, wie z.B. die Kontrolle zu verlieren und aus dem Verhalten, das man in einer solchen Situation zeigt: Man wendet sich ab, flüchtet oder geht kritischen Situationen von vornherein aus dem Weg. Diese drei Anteile der Angst treten jedoch nicht immer gleichzeitig und gleich intensiv auf – manche Menschen nehmen eher die körperlichen Anteile wahr, manche eher die gedanklichen und wieder andere nehmen eher die Verhaltensanteile wahr. Alle drei Anteile spielen aber sowohl bei der Entstehung als auch bei der Aufrechterhaltung einer Angst eine Rolle. (vgl. Wittchen, 1997, S. 19 - 20)

3. Was sind Angsterkrankungen?

Bisher wurde erläutert, dass Angst etwas „Normales“ ist. Angsterkrankungen jedoch sind nicht „normal“. Die Angstreaktionen sind dann zu stark, zu häufig, zu lang und unangemessen. Unangemessen bedeutet, dass in Situationen, in denen keine Gefahr droht, diese Angst unangemessen ist. Wenn es häufig vorkommt, dass ein Mensch Angst hat, obwohl diese unbegründet ist, dann wird sich der Betroffene hilflos fühlen und darunter leiden. Er wird versuchen, der Angst zu entkommen und ihr auszuweichen. Meist ist die Folge, dass der Betroffene Situationen, in denen er eine solche Angstattacke hatte, und ähnliche Situationen fortan meidet. (vgl. Wittchen, 1997, S. 22)

3.1. Phobien

Alle Phobien haben folgende gemeinsame Merkmale:

- körperliche Aspekte wie Zittern, Herzklopfen und Schwitzen in Erwartung oder beim tatsächlichen Eintreten von bedrohlichen Situationen beim Anblick eines befürchteten Objekts
- zunehmende Vermeidung dieser oder ähnlicher Situationen und
- eine Beeinträchtigung des Alltagslebens durch die akute Angst und das Andauern der Störung über längere Zeit, so dass irgendwann eine normale Lebensführung nicht mehr möglich ist.

Phobische Störungen werden oft übersehen und von Ärzten, Angehörigen aber auch vom Betroffenen selbst bagatellisiert. Das liegt daran, dass alle Menschen sich vor etwas ekeln, etwas nicht mögen oder vorübergehend Angst vor etwas empfinden. Bei Phobien ist die Angst aber extrem, es ist eine überstarke Angstreaktion. Anfangs ist die Phobie schleichend, aber mit der Zeit sind immer mehr Lebensbereiche von der Phobie betroffen. (vgl. Wittchen, 1997, S. 34 – 35)

3.2. Soziale Phobie

Eine Form der Phobie ist die soziale Phobie. Bei der sozialen Phobie treten unangemessen starke Ängste auf, wenn man es mit anderen Menschen zu tun hat oder ein solches Ereignis bevorsteht, zum Beispiel in Gegenwart anderer das Wort ergreifen oder in irgendeiner Weise im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Typisch für die soziale Phobie ist, dass zusätzlich zu den grundlegenden Angstsymptomen Befürchtungen auftreten wie: man können sich blamieren, rot werden, keinen Ton herausbringen oder etwas sehr Peinliches tun. (vgl. Wittchen, 1997, S. 36) Folglich werden Situationen gemieden in denen man „sich darstellen“ muss und den musternden Blicken anderer Menschen ausgesetzt ist. Bei manchen löst allein der Gedanke an eine gefürchtete Situation starke Angstgefühle aus.

(vgl. Peurifoy, 2002, S. 5) „Soziale Ängste beziehen sich auf die Furcht vor Verhaltensweisen, die in der Gesellschaft auf Ablehnung stoßen. (...) Zu den Hauptängsten des Menschen gehören die Angst vor Ablehnung und die Angst zu versagen.“ (Wolf, 1996, S. 136) „Soziale Phobien sind gewöhnlich mit niedrigem Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik verbunden. Menschen mit Sozialphobie sind selbst ihre schärfsten Kritiker und fürchten, dass andere Menschen ihre eingebildeten oder tatsächlichen Schwächen erkennen könnten. Sie können sich selbst mit ihrer Eigenart nicht annehmen und fürchten daher die soziale Ablehnung (...)“ (www.panik-attacken/angst/postbs.html)

Eine soziale Phobie ist keine harmlose Krankheit, was sich auch in der relativ hohen Quote von Selbstmordversuchen äußert: Rund 15 Prozent der Betroffenen unternahmen Selbstmordversuche. Eine Depression ist meist die Folge der sozialen Hemmung und der Unzufriedenheit mit der jeweiligen Lebenssituation.

Rund 20 Prozent der Sozialphobiker weisen Zwangssymptome auf, die mit gefürchteten sozialen Konsequenzen zusammenhängen. Manche entwickeln einen Putzzwang, aus Angst, bestimmte Sauberkeitsnormen nicht zu erfüllen, manche entwickeln einen Kontrollzwang, aus Angst, den geforderten Perfektionsansprüchen nicht gerecht zu werden. Zwänge sind oft der Bewältigungsversuch von sozialen Unsicherheiten und mangelnden sozialen Kompetenzen. Je mehr dies der Fall ist, desto schwieriger ist es für die betroffene Person, diese Zwänge aufzugeben, denn dann würden die sozialen Defizite sichtbar werden.

Studien über Sozialphobiker erbrachten folgende Ergebnisse:

- Sozialphobiker berichten, dass ihre Eltern Sozialkontakte mit anderen Familien weniger unterstützten, sie eher von neuen sozialen Erfahrungen abhielten, übermäßigen Wert auf die Meinung anderer legten und häufig Scham als Disziplinierungsmethode einsetzten.
- Sozialphobiker überschätzen die Wahrscheinlichkeit eines negativen Ereignisses und unterschätzen die Wahrscheinlichkeit eines positiven Ausganges
- Sozialphobiker führen negative Ausgänge auf sich selbst und die eigenen Unzulänglichkeiten zurück, positive Ausgänge führen sie auf externe Faktoren, wie Glück, Schicksal oder aber auf das Wohlwollen anderer zurück
- Sozialphobiker weisen zu perfektionistische Standards auf, die vermutlich zur Kompensation der vermeintlichen oder tatsächlichen Unzulänglichkeiten dienen (vgl. www.panik-attacken/angst/postbs.html)

Oder aber der Perfektionismus entsteht daraus, dass der Betroffene versucht, möglichst wenig Angriffsfläche für Kritik zu bieten. (vgl. http://homepage.swissonline.ch/redfox/Sozphob.htm)

Viele Betroffene versuchen ihre Angst mit Alkohol zu bekämpfen um die „Zunge zu lockern“. Manche benutzen auch Zigaretten um ihre Unsicherheit zu verstecken. Forschungen haben gezeigt, dass viele Menschen mit einer sozialen Phobie alkohol- und nikotinabhängig werden. (vgl. Wittchen, 1997, S. 36 – 37)

Ich selbst habe ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass manche Menschen zu einer Zigarette greifen, wenn sie unsicher sind. Sie haben dann etwas in der Hand, was ihnen Sicherheit gibt, auch, wenn diese Sicherheit nicht wirklich vorhanden ist. Mit dem Alkohol ist es genauso: In geselligen Situationen trinken schüchterne Menschen gerne Alkohol, um lockerer und gesprächiger zu werden.

Leichte Formen der sozialen Phobie sind weit verbreitet. Das Lampenfieber oder die Furcht vor öffentlichen Reden sind bei vielen Menschen präsent. (vgl. Peurifoy, 2002, S. 5) Sie werden aber abgetan mit Schüchternheit oder Gehemmtheit. (vgl. Wolf, 1996, S. 136)

Bei Lampenfieber oder Furcht vor öffentlichen Reden würde ich noch nicht von einer Phobie sprechen. Ich denke, dass es „normal“ ist, dass man vor einer öffentlichen Rede angespannt ist und sich ein wenig davor fürchtet. Meines Erachtens ist es eher die Ausnahme, dass ein Mensch völlig entspannt an eine solche Sache herangeht.

Eine Form der sozialen Phobie ist die Erythrophobie. Erythrophobie bedeutet: „übertriebene Furcht zu erröten, die oft das Erröten erst auslöst“ (Pschyrembel, 1998, S. 467) Auf dieses Thema werde ich später, am Ende meiner Arbeit, noch genauer eingehen.

4. Der Teufelskreis der Angst

Das Ausmaß von Angst und Stress wird stark von unserer persönlichen Beurteilung bestimmt, also von unseren Gedanken und Gefühlen. Diese entscheiden auch über die Stärke unserer körperlichen Empfindungen, wie Schwitzen, Herzrasen etc.

Angst wird immer dann zum Problem, wenn jemand in einen Teufelkreis der Angst kommt. Das bedeutet, dass man eine Erwartungsangst oder übertriebene Befürchtung hat und die dann folgenden körperlichen Anzeichen ängstlicher beobachtet als sie eigentlich sind. Der Teufelskreis macht deutlich, dass körperliche Symptome der Angst deutlich stärker werden, wenn man besonders auf sie achtet. Da es keine Erklärung für die Symptome gibt, werden sie als gefährlich interpretiert – der Mensch wird ängstlich. Und je ängstlicher der Mensch wird umso stärker werden die Symptome.

Menschen, die bereits eine Panikattacke erlebt haben, nehmen körperliche Veränderungen viel schneller wahr und achten verstärkt auf solche Symptome. Dabei werden oftmals auch normale körperliche Beschwerden als besonders gefährlich interpretiert und somit wird der Teufelskreis in Gang gesetzt. (vgl. Wittchen, 1997, S. 43 – 45)

4.1. Erwartungshaltung

Folgende Erwartungshaltungen sind typisch für Angsterkrankungen:

- „die Erwartung, dass sich die Angst bis zur schlimmstmöglichen Katastrophe steigern wird
- die Erwartung, dass die Angst ewig andauert und nie wieder verschwindet.“ (Wittchen, 1997, S. 46)

Beide Erwartungen sind falsch und treffen nie in genau dieser Form zu. Wenn man sich einer gefürchteten Situation aussetzt, so wird die Angst einen kurzfristigen Höhepunkt erreichen, aber dann auch wieder spontan abklingen.

Jeder Versuch, die vorhandenen Angstempfindungen zu unterdrücken (wie z. B. durch Flucht, Ablenkung oder Vermeidung) verstärkt die Angstproblematik oder verlängert die Angstreaktion. Würde es einem Angsterkrankten gelingen, seine Angst ruhiger zu beobachten, ohne zu flüchten oder die Angst zu vermeiden, so würde sie schon nach kurzer Zeit von allein verschwinden. Somit wird die Angst erst zum Problem, und damit oft zur Krankheit, wenn man versucht, diese zu unterdrücken, zu vermeiden oder sie nicht mehr erleben zu wollen. (vgl. Wittchen, 1997, S. 46 – 47)

4.2. Die Angst vor der Angst

Menschen, die in einer Situation Angst hatten, fürchten sich oftmals davor, wieder in eine solche Situation zu kommen und in vielen Fällen werden diese Situationen von da an gemieden. Mit der Zeit werden oftmals auch ähnliche Situationen gemieden, weil die betreffenden Personen die Angst auch in ähnlichen Situationen fürchten. In der Phantasie malen sie sich aus, wie sie in Situationen von der Angstattacke überfallen werden und sie der Angst hilflos ausgeliefert sind. Irgendwann ist die Angst vor der Angstattacke das Hauptthema, nicht mehr die Situation, die ursprünglich diese Angst ausgelöst hatte. (vgl. Wolf, 1996, S. 52 – 53)

Die Vorstellungskraft, die jeder Mensch besitzt, hat eine bedeutende Rolle in der Entstehung oder Aufrechterhaltung einer Angst: Unser Gehirn kann nicht zwischen Erlebtem und Vorgestelltem unterscheiden. Stellen wir uns etwas Gefährliches vor, so reagiert der Körper mit Signalen darauf, als würde man tatsächlich in dieser Situation sein. Man empfindet dieselben Gefühle und die gleichen körperlichen Reaktionen. Demnach können Vorstellungen genau so zu Feinden werden wie Gedanken – nämlich dann, wenn sie der Realität nicht entsprechen, wenn sie Katastrophen enthalten, die gar keine sind.

Es geschieht also Folgendes: Man stellt sich eine Katastrophe vor, der Körper erzeugt Alarmreaktionen, kann aber nichts dagegen tun, kann sich nicht wehren, weil die Katastrophe ja nur in der Phantasie existiert. (vgl. Wolf, 1996, S. 54 – 55)

[...]

Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Angsterkrankungen
Hochschule
Universität Bremen  (Diplom - Sozialpädagogik)
Veranstaltung
Forschende Praxis subjektiver Lebenswelten: hermeneutische Analyse biographischer Interviews
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
34
Katalognummer
V62323
ISBN (eBook)
9783638555876
ISBN (Buch)
9783638668545
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Angsterkrankungen, Forschende, Praxis, Lebenswelten, Analyse, Interviews
Arbeit zitieren
Silke Wilkens (Autor:in), 2004, Angsterkrankungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62323

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