Unterrichtseinheit: Wir mahlen Weizenkörner


Unterrichtsentwurf, 2006

17 Seiten


Leseprobe


Thema der Unterrichtreihe

„Vom Korn zum Brot“

Eine Unterrichtsreihe zur Vermittlung und Vertiefung von Sachkenntnissen bezüglich der heimischen Getreidearten und der eigenaktiven und handlungsorientierten Erfahrung der einzelnen Verarbeitungsschritte vom Ausgangsprodukt Korn über dessen Weiterverarbeitung bis zum Endprodukt Brot.

Aufbau der Unterrichtsreihe

1. Stunde: Klärung des Vorwissens der Schüler bezüglich der heimischen Getreidearten und deren Verarbeitung
2.Stunde: Benennung der Getreidearten und Erkundung ihrer unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten durch Vergleichen von Getreideprodukten
3./ 4. Stunde: Betrachtung des Aufbaus einer Getreidepflanze und Benennung ihrer Bestandteile sowie eigenständige Erforschung der verschiedenen Getreidearten und Herausstellung prägnanter Unterschiede
5./ 6.Stunde: Gestaltung von Plakaten zu den einzelnen Getreidearten in Gruppenarbeit mit
anschließender Präsentation und gemeinsamem Anlegen einer Getreideausstellung
7. Stunde: eigenaktive Erforschung des Inneren eines Getreidekorns mit Benennung seiner Bestandteile
8. Stunde: Gemeinsame Popcornherstellung
9. Stunde: Kennen lernen des Getreideanbaus und der damit verbundenen Arbeit des Landwirtes
10. Stunde: Selbständiges Anpflanzen von Weizen mit anschließender Wachstumskontrolle und Pflege
11./ 12. Stunde: Beschreibung und Vergleich heutiger und damaliger Ernteprozesse anhand alter und moderner Erntegeräte und- abläufe
13. Stunde: Gewinnung von geschichtlichen Informationen bezüglich der Brotherstellung unter Einbeziehung des Kennenlernens von unterschiedlichen Geräte zur Mehlproduktion
14. Stunde: Eigenständige Herstellung von Weizenmehl mit unterschiedlichen Mahlgeräten in Gruppenarbeit

Die Schülerinnen und Schüler erproben einfache Geräte zur Mehlherstellung, vergleichen die Gruppenergebnisse und erarbeiten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der verschiedenen Geräte hinsichtlich des Arbeitsaufwandes und des Ertrages.

15. Stunde: Fortsetzung des Mahlprozesses unter Berücksichtigung des unterschiedlichen Aussehens der Mahlergebnisse und anschließendem Vergleich mit industriell hergestelltem Mehl
16. Stunde: Erarbeitung des Tagesablaufs und der Arbeitsschritte eines Bäckers

Abschluss: Besuch der Bäckerei

1. Lernziele

1.1 Ziel der Unterrichtsreihe

Das Schwerpunktziel der Unterrichtsreihe liegt im Bereich der Fachkompetenz.

Die Kinder erweitern und vertiefen ihr Wissen bezüglich der heimischen Getreidepflanzen und erfahren handlungsorientiert die Wege vom Ausgangsprodukt Korn über dessen Weiterverarbeitung bis zum Endprodukt Brot, indem sie die einzelnen Schritte selbstentdeckend und eigenaktiv nachvollziehen.

1.2 Ziel der Unterrichtssequenz

Fachkompetenz

Die Kinder sollen die verschiedene Verfahren zur Herstellung von Weizenmehl mit einfachen Geräten (Steine, Mörser, Handmühle, elektrische Mühle) in Gruppenarbeit erproben und durch den Vergleich der Ergebnisse Unterschiede und Gemeinsamkeiten hinsichtlich des Arbeitsaufwands und des Ertrages herausstellen.

1.3 weitere Lernchancen

Fachkompetenz

- Die Kinder gewinnen Einblicke in historische Arbeitsprozesse.
- die Kinder erweitern ihre technischen Kenntnisse bezüglich der Handhabung und Funktion der verschiedenen Arbeitsgeräte.

Sozialkompetenz

- Die Kinder üben sich in der Kooperation und Zusammenarbeit mit anderen Kindern indem sie innerhalb der Gruppe Absprachen treffen.
- Die Kinder üben bei der Aufgabenverteilung in der Gruppe Kompromissbereitschaft sowie der Übernahme von Verantwortung.
- Die Kindern halten sich an gemeinsam aufgestellte Regeln.
- Die Kinder festigen grundlegende Gesprächsregeln, indem sie anderen zuhören,
andere ausreden lassen und aufeinander eingehen.
- Die Kinder können sich in der Gruppenarbeit gegenseitig helfen, sich ergänzen und

voneinander lernen.

Selbstkompetenz

Jedes Kind hat die Möglichkeit:

- bei der Gruppenarbeit seine kommunikativen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, indem es sachbezogen argumentiert und im Gespräch mit anderen die Gesprächsregeln einbehält.
- sich aktiv in den Arbeitsprozess einzubringen.
- bei der Aufgabenverteilung innerhalb der Gruppe Kompromissbereitschaft zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen.
- seine kognitiven Fähigkeiten auszubauen, indem es Ergebnisse miteinander vergleicht und in Beziehung setzt.
- durch das bewusste Nachvollziehen und kritische Beobachten des Arbeitsprozesses seine selbstreflexiven Kompetenzen auszubauen.
- sich bei der gemeinsamen Reflexion darin zu üben, die Ausführungen anderer nachzuvollziehen und auf die Äußerungen anderer einzugehen.
- eine nachhaltige Einstellung zu den natürlichen Ressourcen zu entwickeln
- durch die handlungsorientiert Auseinandersetzung mit dem konkreten Material Lernfreude und –motivation zu entwickeln.

Methodenkompetenz

- Die Kinder üben sich im wissenschaftlichen Arbeiten, indem sie Vermutungen verbalisieren, Prozesse bewusst beobachten, diese dokumentieren, miteinander vergleichen und auswerten.
- Die Kinder verfestigen die Methode der Gruppenarbeit.
- Die Kinder üben die Präsentation von Gruppenergebnissen.

3. Sachstruktur

Getreide gehört zu den Grundnahrungsmitteln. Die bekannten Getreidearten stammen von den Wildgräsern ab, wobei Weizen das weltweit am weitesten verbreitete Getreide ist.

Der Weizen wird etwa 1, 2 Meter hoch. Die reife Ähre ist senkrecht stehend, dick und kolbenförmig und besitzt bis zu 35 Körnern, die gelb und rundlich sind.

Wildformen des Weizens wurden von Menschen bereits vor 8000 Jahren gesammelt und zu eher zufällig zusammengesetzten Speisen verarbeitet.[1] Erst in den 60 Jahren entwickelte sich der Weizen durch veränderte Essgewohnheiten und die industrielle Fertigung von Backwaren in Mitteleuropa zum wichtigsten Brotgetreide und löste Roggen als Hauptbrotgetreide ab. Hauptsächlich wird der Weizen zur Herstellung von Mehl für Brot, Teigwaren und Gebäck aber auch für die Produktion von industriellem Alkohol genutzt. Anfallende Nebenprodukte verwendet man als Tierfutter.[2]

Bereits im Steinzeitalter haben Menschen Getreidekörner als Nahrungsmittel genutzt. Sie zerkleinerten Grassamen zwischen zwei Steinen und aßen sie roh oder als Brei zubereitet.[3] Etwa 4000 v. Chr. wurden getrocknete Weizenkörner in Mörsern zunächst zerstoßen und zwischen flachen, runden Steinen zu Mehl zermahlen. Um ein Kilo Körner zu mahlen brauchte man etwa eine Stunde.[4] Handmühlen, sowie zunächst von Sklaven und später von Pferden oder Eseln betriebene Drehmühlen, wurden ebenfalls bereits vor Beginn der christlichen Zeitrechnung eingesetzt. Sie vereinfachten die Mehlherstellung, da es irgendwann nicht mehr möglich war, das Bedürfnis nach Mehl nur durch den Einsatz von Handmühlen zu befriedigen. Um mit einer Drehmühle ein Kilo Körner zu mahlen benötigte man nun nur noch ca. 15 Minuten.[5] Die Römer waren die ersten, die verschiedene Mehlsorten herstellen konnten, darunter auch ein recht helles Mehl, welches als Indiz für Wohlstand und Reichtum galt.

Durch das Bevölkerungswachstum entstand die Notwendigkeit produktivere Mühlen mit größeren Mühlsteinen zu entwickeln. Diese anzutreiben war weder den Menschen noch den Tieren möglich.[6] Es folgte die Erfindung von Wassermühlen, welche den Griechen zugeschrieben wird.[7] Die Entwicklung in der Mehlherstellung ging rasant voran. Windmühlen wurden im 11. Jahrhundert in England entwickelt. Im 19. Jahrhundert kamen immer bessere Maschinen dazu und die Mühlsteine wurden durch Stahlwalzen ersetzt.[8] Seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es auch dampf- oder dieselbetriebene Mühlen. Heute haben die meisten Mühlen eine externe Stromversorgung und sind im Allgemeinen nicht mehr als Mühlen zu erkennen.[9]

Am Anfang des heutigen Mahlverfahrens steht die Reinigung und Aussortierung der Körner. Zwischen Walzen werden die Körner allmählich zerkleinert, wobei drei bis sechs Arbeitsgänge nötig sind.[10] Solange das gemahlene Getreide aus dem ganzen Korn, dem „Vollkorn“ noch grob ist, wird es Schrot genannt.[11] Fertiges Mehl entsteht fast ausschließlich aus dem Mehlkörper, während die zerkleinerte Schale des Korns als Tierfutter verwendet wird.

Weizenmehl gibt es in verschiedenen Ausmahlungsgraden: 405, 550, 1050, 1700. Je höher die Zahl des Ausmahlungsgrades, desto gröber ist das Mehl und umso höher ist der Anteil an Ballaststoffen.[12]

4. Didaktische Begründing und Bezüge zum Lehrplan

Die primäre Aufgabe des Sachunterrichts liegt darin, den Kindern Orientierungen und Hilfe zum Verständnis und zur Erschließung ihrer Lebenswirklichkeit zu geben[13]. Da Ausgangspunkt stets die Lebenswelt und die Interessen und Fragen der Kinder sein sollten, weil auf diese Weise die kindliche Wissbegier und forschende Auseinandersetzung mit der eigenen Umwelt gefördert werden können,[14] hat das Thema „Vom Korn zum Brot“ durchaus einen Stellenwert im Sachunterricht der Grundschule. Kindern sollte der Zusammenhang zwischen einem bewussten Ernährungsverhalten und dem gesundheitlichen und körperlichen Wohlbefinden deutlich sein. Viele Kinder ernähren sich heutzutage zu zucker- oder fetthaltig, wobei die Gestaltung der Verpackung eines Produktes bzw. seine Präsentation in der Werbung und nicht sein ernährungsphysiologischer Gehalt ausschlaggebend für den Verzehr sind. In den Frühstückspausen lässt sich häufig feststellen, dass Süßigkeiten oder farbig gestaltete Cerealienprodukte oftmals wesentlich attraktiver sind, als ein Vollkornbrot. Dabei ist es wichtig, auch das Interesse für natürliche Getreideprodukte zu wecken. Getreide gilt seit der Frühzeit des Menschen als wichtiges Grundnahrungsmittel und auch heute wird noch viel Getreide angebaut. Leider wissen immer weniger Kinder welche Produktvielfalt aus den unterschiedlichen Getreidearten resultiert und wie dies von statten geht. Obwohl die Kinder dieser Klasse aus einem ländlichen Einzugsgebiet kommen, musste ich feststellen, dass bei vielen Kindern zwar Grundwissen vorhanden ist, bezüglich der genauen Bezeichnungen sowie Verarbeitungswege des Getreides aber noch Informationsbedürfnis besteht. Die Reihe wurde, soweit realisierbar, chronologisch aufgebaut, so dass die Kinder die einzelnen Verarbeitungsschritte des Korn in ihrer Reihenfolge aktiv und handlungsorientiert nachvollziehen können. Die einzelnen Wege werden dadurch verständlicher und einzelne Lernschritte können kognitiv miteinander vernetzt werden.[15] Angefangen bei der Thematisierung und Veranschaulichung der heimischen Getreidearten und der daraus gewonnenen Produkte, die für die Schülerinnen und Schüler einen großen Bestandteil ihrer täglichen Ernährung ausmachen, kam bei den Kindern schnell die Frage auf, wie sich der Verarbeitungsweg des Getreides bis zum fertigen Endprodukt genau gestaltet. Die einzelnen Wege wurden aktiv und handelnd nachempfunden. Diese forschende Auseinandersetzung mit der eigenen Umwelt initiierte eine Lernfreude und zunehmende Wissbegier bei den Schülerinnen und Schüler. Ich räumte den Kindern die Möglichkeit ein, an einer Fragenwand ihr Wissensbedürfnisse zu verschriftlichen und konnte feststellen, dass zunehmend die Frage nach der Herstellung von Mehl geäußert wurde.

[...]


[1] Vgl. Bzga, S.49

[2] Vgl. Bausteine Sachunterricht 3 Kommentare, S. 47

[3] Vgl. Bausteine Sachunterricht 3 Kommentare, S. 50

[4] Vgl. Ebd. S.51

[5] Vgl. Ebd

[6] Vgl. www.absolut-mecklenburg.de/root

[7] Vgl. Bausteine Sachunterricht 3 Kommentare, S.50; BVK, S.34

[8] Vgl. www.swr.de/kaffee oder Tee/vvv/allesfrisch

[9] Vgl. Bausteine Sachunterricht 3 Kommentare, S. 50

[10] Vgl. Ebd. S. 50

[11] Willmeroth, Rösgen, S. 34

[12] Vgl. Bausteine Sachunterricht 3 Kommentare, S, 50

[13] Vgl. Richtlinien und Lehrpläne zur Erprobung. S.55

[14] Vgl. Ebd. S. 57; vgl. auch Kaiser: Einführung in die Didaktik des Sachunterrichts S.161

[15] Vgl. Schachl S.7-9

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Unterrichtseinheit: Wir mahlen Weizenkörner
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V62271
ISBN (eBook)
9783638555425
ISBN (Buch)
9783638924849
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Unterrichtseinheit, Weizenkörner
Arbeit zitieren
Petra Thiele (Autor:in), 2006, Unterrichtseinheit: Wir mahlen Weizenkörner, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62271

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