Das Motiv des Festes im Nibelungenlied


Hausarbeit, 2005

26 Seiten, Note: 2,1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

Einleitung

Höfische Kultur
Höfische Kultur im Nibelungenlied
Anlässe und Bräuche eines Festes
Das Fest und seine Bedeutung im Nibelungenlied

Erster Teil des Nibelungenliedes (1.. Aventiure) und die Bedeutung des Festes darin
Die Schwertleite und das Siegesfest
Die Hochzeiten
Der Streit der Frauen beim Einladungsfest

Zweiter Teil des Nibelungenliedes (20.. Aventiure): Der Untergang und der Wandel des Motivs des Festes
Kriemhilds Hochzeitsfest
Das Motiv des Festes ändert seine Bedeutung
Der Untergang im Rahmen des Festes

Schluss:
Worin liegt der Sinn des Festes bezogen auf die Handlung des Nibelungenlieds?

Literaturverzeichnis

Einleitung in das Nibelungenlied, Vorstellung des Themas und ein Ausblick auf den Inhalt

Das Nibelungenlied wurde im 12. Jahrhundert in Mittelhochdeutsch von anonymen Autoren aufgeschrieben.

Im ersten Teil des Nibelungenliedes werden Siegfrieds Heldentaten, seine Liebe zu Kriemhild und der Tod von Siegfried thematisiert.

Der zweite Teil befasst sich mit der Rache Kriemhilds, dem Untergang der Burgunder und dem Verfall höfischer Kultur.

Das Nibelungenlied war zum Vortrag gedacht und wurde daher bei festlichen Anlässen dem Adel zu Hofe vorgetragen.

Dadurch traf das Geschehen einer fernen Heroenzeit „alte maeren“ (Strophe 1)

auf eine höfische Kultur.

Dieser Gegensatz (heroisch-höfisch) findet sich mehrfach im Nibelungenlied.

Ein Held wird durch Verrat getötet, Freude, die zum Schluss in Leid umschlägt

„ als ie diu liebe leide z`aller jungeste git“ (2378), und Feste, die zu Beginn noch als Aushängeschild für einen Hof dienten, werden zum Schluss als Falle benutzt und Festsäle werden zum Grab für unzählige stolze Recken.

Die vorliegende Hausarbeit zum Thema „ Das Motiv des Festes im Nibelungenlied“ versucht das Fest zu Hofe im Allgemeinen zu erklären und die Rolle des Festes im Besonderen im Laufe der Handlung des Nibelungenlieds herauszustellen. Besonderer Wert wird auf die Ausarbeitung der Parallelität zwischen dem Wandel des Motivs des Festes und dem Verlauf des übrigen Handlungsstrangs gelegt.

Verläuft das Siegesfest zu Beginn noch in geregelten und vorgeschriebenen Bahnen und geht dabei mit der Handlung im Allgemeinen zu Beginn konform, so fällt die Ordnung der allgemeinen Handlung mit dem Eklat um den „Vasallen“ Siegfried beim Hochzeitsfest.

Am Ende dient das Fest lediglich noch als Anlass zu Provokation, Rache und Massenmord. Dabei treten alle Vorschriften einer höfischen Kultur in Bezug auf ein formvollendetes Fest in den Hintergrund.

So wie das Fest zum Schluss in den Schoß von Rache und Mord fällt, so wird aus Gründen der „triuwe“ zu ihrem ermordeten Ehegatten, aus der „vil edel magedin“ (2), wie Kriemhild zu Beginn beschrieben wird, ein vor Rache blindes Weib.

Dadurch bleiben in der allgemeinen Handlung des Nibelungenlieds nur Schmerz und Leid zum Schluss.

In Bezug auf das Motiv des Festes wird während der Hausarbeit herauszuarbeiten sein, wie es zu dem Endzustand im Chaos und im Untergang und der Vernichtung des Festes im altbekannten Sinn gekommen ist.

Höfische Kultur

Die höfische Kultur des 12. und 13. Jahrhunderts war geprägt von Erziehungsregeln, die zu „Beherrschtheit (zuht) und höfischer Wohlerzogenheit (hövescheit)“[1] verpflichteten.

Die Beherrschung des eigenen Körpers, der Mimik, Gestik und Sprache standen im Mittelpunkt der Erziehung am Hofe des Adels.

Für Männer galt es, ein Pferd reiten zu können und dabei „Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit“[2] unter Beweis zu stellen. Junge Männer sollten mit Jagd, Redensvorschriften und besonders mit dem ordnungsgemäßen Umgang mit Damen vertraut gemacht werden.

Hugo von St. Victor entwickelte im 12. Jahrhundert eine Erziehungslehre, die auf den Zusammenhang zwischen dem inneren Zustand und dem Benehmen und Verhalten aufmerksam machte. Ihm kam es auf einen Weg des Menschen „zur Vollkommenheit“3 an, an dessen Ziel die „Disziplin des Geistes und Körpers“[3] stand.

Diese Erziehungslehre wurde an adligen Höfen sehr gepflegt.

Allgemein kam dem äußeren Auftreten eine dominierende Position zu.

Sprache, Kleidung und Tischmanieren stellten einen Spiegel des inneren Zustands eines Adligen dar.

Die höfische Art zu sprechen vermeidet Abschweifungen, unschöne Sachverhalte und Überflüssiges.

„Auf diese Weise werden ganze Gegenstandsbereiche tabuisiert“[4]

Insgesamt war die höfische Art des Sprechens eine Ausgrenzung und Distanzierung vom niederen „Bäuerischen (dörperlich)“[5]

Kleidung galt als Visitenkarte eines Hofes bei festlichen Anlässen.

Während unscheinbare und einfache Kleidung den Bauern zuzuordnen war, schmückte sich der Adel mit seidenen und farbenfrohen Prachtkleidern. Kleidung zeigte somit die Sonderstellung in der Gesellschaft. Geld spielte dabei keine Rolle, denn allein das Präsentieren des eigenen Reichtums und Standes zählte.

Die Kenntnis der Erziehungslehre und die Zugehörigkeit zu einem besonderen Gesellschaftsstand wurden bei einem Fest dargestellt.

Sitzordnungen nach Rang, die Anweisungen des Truchseß, Beherrschung des Körpers und des allgemeinen strengen Zeremoniells eines Festes mussten beachtet werden.

„Das ganze Leben am Hof wurde einer Bewegungskontrolle unterworfen.“[6]

In der höfischen Kultur kam der Frau eine passive Rolle zu. Die Frau bestach durch ihr würdevolles, zurückhaltendes Benehmen.

Die Liebe eines Mannes zu einer Frau war nicht ohne Weiteres möglich.

Beide mussten zuvor sich der höfischen Kultur dadurch würdig zeigen, dass sie alle höfischen Regeln verinnerlichten. Dieses Innerliche musste sich durch Reden, Verhalten und Kleidung veräußerlichen und ermöglichte dadurch Mann und Frau den Zugang zur höfischen Liebe.

Höfische Kultur zeichnete sich durch „materielle Zurschaustellung der gesellschaftlichen Sonderstellung unter Beachtung der Vorgaben von Anstand und Mäßigung“[7] aus.

Der höfische Adel galt somit stets als Vorbildlichkeit bei der Einhaltung von Lehren, Regeln und Programmen.

Höfische Kultur im Nibelungenlied

Die höfische Kultur fand im Nibelungenlied ihren Ausdruck.

Gleich zu Beginn, in den ersten Aventiuren, werden die geregelten höfischen Rollenverhältnisse zwischen Mann und Frau genannt.

ane mazen schoene so was ir edel lip. Der juncvrouwen tugende zierten anderiu wip“ (3)

Schönheit und ein edler innerer Zustand werden als wichtigste Eigenschaften von Kriemhild beschrieben. Dadurch soll sie ihrem Hof Ehre bringen und auch repräsentieren.

diu frouwe was ir swester, di fürsten hetens in ir pflegen“(4)

Kriemhild kommt eine passive Rolle zu, in welcher sie sich des Schutzes durch ihre Brüder Gunther, Giselher und Gernot sicher sein kann. Siegfried hingegen wird nach den höfischen Erziehungsregeln erzogen.

Man zoch in mit dem vlize als im daz wol gezam“ (23)

Des Weiteren ist Siegfried auch zu Waffenfähigkeit und einem wohlerzogenen Umgang mit den Damen erzogen worden.

er begunde mit sinnen werben scoeniu wip“ (26)

Der Hof in Worms gilt als ein „Idealbild gesellschaftlich-zivilisatorischer Entwicklung“1

Dies zeigt sich im Umgang mit den in Gefangenschaft genommenen Gegnern des Sachsenkrieges, deren Wunden und Sorgen versorgt werden, damit sie am Fest teilnehmen können.

er hiez der wunden hüeten und scaffen gout gemach“ (248)

Der höfischen Kultur entsprechend werden zu den Festlichkeiten nur die feinsten Kleider getragen, um den Hof nach Außen zu repräsentieren.

do wart zu der valde vil richer kleider genomen“ (263)

Zu erwähnen gilt aber auch, dass den genannten und weiteren Umsetzungen der höfischen Kultur im Nibelungenlied eine unhöfische Handlungsweise gegenübersteht.

Besonders zum Schluss, wo Kriemhild von ihrer, dem höfischen Protokoll entsprechenden passiven Rolle abweicht und für den Untergang der Burgunder und die Rache an Siegfrieds Tod, durch Ermordung Gunthers und Hagens, die leitende, aktive Rolle einnimmt.


[...]

[1] Bumke, Joachim: Höfische Körper-Höfische Kultur, Seite 67

[2] Bumke, Joachim: Höfische Körper-Höfische Kultur, Seite 68

[3] Bumke, Joachim: Höfische Körper-Höfische Kultur, Seite 71

[4] Bumke, Joachim: Höfische Körper-Höfische Kultur, Seite 75

[5] Bumke, Joachim: Höfische Körper-Höfische Kultur, Seite 79

[6] Bumke, Joachim: Höfische Körper-Höfische Kultur, Seite 84

[7] Bumke, Joachim: Höfische Körper-Höfische Kultur, Seite 96

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Das Motiv des Festes im Nibelungenlied
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Veranstaltung
Zweites Semester Lehramt Haupt-/Realschule Deutsch/Geschichte
Note
2,1
Autor
Jahr
2005
Seiten
26
Katalognummer
V61922
ISBN (eBook)
9783638552721
ISBN (Buch)
9783656803768
Dateigröße
557 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Motiv, Festes, Nibelungenlied, Zweites, Semester, Lehramt, Haupt-/Realschule, Deutsch/Geschichte
Arbeit zitieren
Roman Schmidt (Autor:in), 2005, Das Motiv des Festes im Nibelungenlied, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61922

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