Entscheidungsprozesse in Gruppen


Seminararbeit, 2006

17 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung und Vorgehensweise
1.2 Klärung der Begrifflichkeiten

2. DIE bEDEUTUNG VON gRUPPENstrukturen IN DER MODERNEN aRBEITSORGANISATION
2.1 Notwendigkeit von Gruppenstrukturen
2.2 Vorteile von Gruppenstrukturen

3. Gefahrenquellen von Gruppenentscheidungen
3.1 Gruppenpolarisierung
3.2 Groupthink und Entscheidungsautismus
3.3 Suboptimale Informationsnutzung
3.4 Entrapment
3.5 Prozessverluste

4. Empfehlungen und techniken zur Verbesserung von Gruppenentscheidungen
4.1 Empfehlungen zur Verbesserung von Gruppenentscheidungen
4.2 Techniken zur Verbesserung von Gruppenentscheidungen

5. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1 Problemstellung und Vorgehensweise

Das menschliche Leben ist heutzutage ohne Gruppen nicht mehr vorstellbar. Menschen wachsen in einer Familie auf, haben einen Freundeskreis, arbeiten in Gruppen usw. (vgl. Witte 2005, S. 2). Auch wichtige wirtschaftliche Prozesse finden überwiegend in Gruppen statt: Der Vorstand einer AG entscheidet über die neue Strategie, der Aufsichtsrat prüft die Tätigkeiten des Vorstands, Gewerkschaften verhandeln neue Tarifverträge etc. (vgl. Kerschreiter et al. 2005, S.131). Gruppenarbeit hat den Ruf des Modernen: sie verspricht die Lösung diverser organisatorischer Probleme, steht für eine neue Ära und die Ablösung überholter, nicht mehr effizienter Strukturen (vgl. Becker 2002, S. 13). Ziel ist über den Wissensvorsprung im Vergleich zum Wissen der Einzelpersonen die Qualität der Entscheidungen zu verbessern (vgl. Schulz-Hardt 2003, S. 137). Allerdings zeigt die Forschung, dass die Nutzung des Wissens in Gruppen häufig nicht gelingt, so dass die theoretisch mögliche Verbesserung der Entscheidungsqualität nicht immer umgesetzt werden kann (vgl. Schulz-Hardt 2002, S. 226).

Ziel dieser Arbeit ist eine Analyse der Besonderheiten bei Entscheidungen in Gruppen. Im Folgenden werden zunächst die Begriffe Gruppe, Entscheidung und Gruppenentscheidung bestimmt. Im Anschluss daran wird die Bedeutung von Gruppen in der modernen Arbeitsorganisation aufgezeigt. Dann werden verschiedene Gefahrenquellen von Gruppenentscheidungen, wie Gruppenpolarisierung, Groupthink, suboptimale Informationsnutzung Prozessverluste und Entrapment, dargestellt und es werden Empfehlungen bzw. Techniken zur Verbesserung von Gruppenentscheidungen vorgestellt. Abschließend erfolgt ein Fazit verbunden mit einem Ausblick in die Zukunft.

1.2 Klärung der Begrifflichkeiten

Gruppen bestehen gemäß Hofstätter (1957) aus einer überschaubaren Anzahl von Personen, die über einen gewissen Zeitraum in Interaktion treten, im Rahmen dessen unterschiedliche Rollen einnehmen, ein gemeinsames Ziel verfolgen und eine gewisses Wir-Gefühl entwickeln (vgl. Wiendieck 2004, S. 389). Beispiele für Gruppen sind Planungsgruppen, Gremien, Aufsichtsräte, Ausschüsse, Beratergruppen, Kommissionen etc. (vgl. Witte 2000, S. 3).

Unter dem Begriff der Entscheidung wird der Auswahlprozess einer Handlungsalternative aus mehreren vorhandenen Alternativen verstanden (vgl. Peltzer 1979, S. 2).

Gruppenentscheidungen sind Entscheidungen, die von mehreren Personen in enger Interaktion in einer Kleingruppe erarbeitet und diskutiert wurden und von allen Mitgliedern der Gruppe weitgehend akzeptiert werden (vgl. Brettschneider 2000, S. 38f).

2. DIE bEDEUTUNG VON gRUPPENstrukturen IN DER MODERNEN aRBEITSORGANISATION

2.1 Notwendigkeit von Gruppenstrukturen

Die Arbeitswelt befindet sich gegenwärtig in einem tiefgreifenden Wandel. Megatrends, wie z. B. Globalisierung, Wertewandel und neue Informations- und Kommunikationstechnologien, führen teilweise zu gravierenden Veränderungen der Arbeitsbedingungen (vgl. Brettschneider 2000, S. 7). Die Veränderungen zeichnen sich in komplexer werdenden Rollen, dem Fehlen klar definierter Aufgabenbereiche, dem Wechsel der Verantwortung von Einzelpersonen zu Gruppen etc., ab (vgl. Weinert 1998, S. 4). Um dem ständig ändernden komplexen Umfeld besser begegnen zu können, ist in der organisationalen Entwicklung ein Trend zur Dezentralisierung, verbunden mit einer Veränderung des Designs der Organisationsstruktur, z. B. durch eine Verflachung der Hierarchien, Teamorientierung und dem Niederreißen innerorganisationaler Grenzen, zu beobachten (vgl. Weinert 1998, S. 11f.).

Arbeitsgruppen sind elementarer Bestanteil der modernen Arbeitsorganisation (vgl. Wiendieck 2004, S. 389). Problemlösen und Entscheiden in Gruppen soll zur Komplexitätsbewältigung in Organisationen beitragen (vgl. Lecher/Witte 2001, S. 5). So hat sich in den letzten Jahrzehnten die Tendenz abgezeichnet, dass wirtschaftliche Entscheidungen nicht von Einzelpersonen, sondern von Gruppen, wie z. B. durch Vorstandsgremien oder auch Gremien, die im Rahmen von Personalauswahlentscheidungen eingesetzt werden, getroffen werden (vgl. Schulz-Hardt 2002, S. 227).

2.2 Vorteile von Gruppenstrukturen

Die Vorteile von Gruppenstrukturen sind vielfältig. Die einzelnen Gruppenmitglieder beurteilen die Gruppenarbeit häufig sehr positiv. Sie machen die Erfahrung, dass sie von Anderen Lernen und meist mit den Ergebnissen der Gruppenarbeit zufrieden sind. Zudem fühlen sich viele in der Gruppensituation wohl (vgl. Witte/Lecher 1996, S. 2).

Aus Sicht der Organisation sind Gruppen ein Instrument, das bei komplexen Fragestellungen zur Problemlösung eingesetzt werden kann. Darüber hinaus fördern Gruppen die Innovation und Kreativität (vgl. Weinert 1998, S. 349). Es wird angeführt, dass Gruppen über mehr Wissen zu einem Problem verfügen als Individuen und das mit Hilfe dieses Mehr an Wissens die Qualität der Entscheidungen verbessert werden kann (vgl. Schulz-Hardt 2002, S. 226). Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Komplexität des wirtschaftlichen Umfelds von großer Bedeutung. Bei kritischen Entscheidungssituationen wird häufig auf Gruppenentscheidungen zurückgegriffen (vgl. Schulz-Hardt 2003, S. 137). Das Zusammenführen von Informationen soll über die Berücksichtigung möglichst aller relevanten Informationen zu einer 'solideren' Entscheidungsfindung beitragen (vgl. Auer-Rizzi 1998, S. 77). Durch den Austausch und die Überprüfung von Argumenten im Rahmen der gemeinsamen Diskussion können individuelle Fehleinschätzungen korrigiert und neue Ideen und Perspektiven in den Entscheidungsprozess eingebracht werden (vgl. Schulz-Hardt 2002, S. 228). Darüber hinaus wird angeführt, das sozio-emotionale und motivationale Effekte dazu beitragen, dass Entscheidungen, die von Gruppen getroffen wurden, aufgrund der größeren Akzeptanz leichter implementiert werden können (vgl. Schulz-Hardt 2002, S. 228).

Die sozialpsychologische Gruppenforschung zeigt jedoch, dass der theoretisch mögliche Vorteil im Rahmen von Gruppenentscheidungen in der Praxis häufig nicht umgesetzt werden kann (vgl. Schulz-Hardt 2003, S. 138). Neben der Tatsache, dass die Gruppenmitglieder häufig eigene Interessen verfolgen, die nicht zwangsläufig mit den Zielen der Gruppe übereinstimmen müssen, gibt es im Zusammenhang mit Gruppenentscheidungen spezielle Gefahrenquellen. Diese werden im Folgenden näher betrachtet.

3. Gefahrenquellen von Gruppenentscheidungen

3.1 Gruppenpolarisierung

In Gruppen sind häufig Polarisierungstendenzen erkennbar. Mit dem Begriff der Gruppenpolarisierung wird der Effekt bezeichnet, dass im Anschluss an eine Gruppendiskussion die Einschätzung der Gruppe extremer ausfällt als der Durchschnitt der Einzeleinschätzungen vor der Diskussion. Die durchschnittliche Position der Gruppe verschiebt sich in Richtung des Pols, der schon zu Beginn favorisiert wurde. Hierbei kann es sowohl zu einer riskanteren (Risikoschub) als auch zu einer vorsichtigeren (Vorsichtsschub) Entscheidung kommen (vgl. Brettschneider 2000, S. 59f). Die Zusammenhänge sind in der folgenden Abbildung skizziert:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Der Polarisierungseffekt

Quelle: in Anlehnung an Forsyth (1987, S. 493).

Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für die Polarisierung von Gruppen: die Theorie des informativen Einflusses, die Theorie des normativen Einflusses bzw. sozialen Vergleichs und die Selbstkategorisierungstheorie.

Die Erklärung aufgrund des informativen Einflusses oder auch persuasiver Argumente geht davon aus, dass während der Diskussion viele Argumente aufkommen, die die von den Mitgliedern favorisierte Position unterstützen und somit selbstbestätigend auf die Gruppenmitglieder wirken. Darüber hinaus erarbeitet die Gruppe auch neue Argumente, die die Gruppenmitglieder selbst noch nicht berücksichtigten hatten und macht so die eigene Reaktion noch extremer (vgl. Avermaet 2002, S. 479).

Der normative Einfluss oder soziale Vergleich beschreibt, dass die Gruppenmitglieder ihre Meinung mit den anderen Gruppenmitgliedern vergleichen und versuchen sich positiv (positiv meint in diesem Zusammenhang extremer) von diesen zu unterscheiden (vgl. Avermaet 2002, S. 478). Im Zuge dieser Vergleichsprozesse kann es dazu kommen, dass Gruppenentscheidungen gegenüber Einzelunterscheidungen risikofreudiger bzw. vorsichtiger ausfallen.

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Entscheidungsprozesse in Gruppen
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V61863
ISBN (eBook)
9783638552226
ISBN (Buch)
9783656810018
Dateigröße
472 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entscheidungsprozesse, Gruppen
Arbeit zitieren
Christiane Temminghoff (Autor:in), 2006, Entscheidungsprozesse in Gruppen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61863

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