Die Herausbildung des römischen Bundesgenossensystems in den samnitisch römischen Kriegen


Seminararbeit, 2006

16 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Rom vor den Samnitenkriegen
2.1 Der Latinische Bund und die Latinische Kolonie
2.2 Das Scheitern bisheriger Herrschaftsformen vor 338 v. Chr.

3. Die Samniten
3.1 Wer sind die Samniten?
3.2 Wirtschaft und Gesellschaft

4. Die römisch samnitischen Kriege und ihre Besonderheiten

5. Gegenstrukturen
5.1. Indirekte Gegenstrukturen als Reaktion auf den Latiner Krieg
5.2. Die römischen Kolonien als direkte Gegenstruktur
5.3. Andere Gegenstrukturen

6. Fazit

Literatur

1. Einleitung

In dieser Arbeit soll untersucht werden, in wie weit die Kriege Roms gegen die Samniten im Zusammenhang stehen, mit der Herausbildung des römischen Bundesgenossensystems. Viele der Grundlagen für die spätere Erfolge Roms wurden vor den Punischen Kriegen entwickelt.

Die Samniten waren für Rom gefährliche und ebenbürtige Gegner, die durch mehrere Kriege und jahrzehntelangen Widerstand gegen die römische Herrschaft Roms Entwicklung nachhaltig beeinflusst haben.

Rom traf in den Samnitenkriegen als Stadtstaat auf eine Stammesgesellschaft, was zur Brisanz und zur Gefährlichkeit dieser Konflikte für Rom beitrug, da Rom hier auf Strukturen stieß mit denen sie bis dahin nicht vertraut waren. Der Konflikt erforderte von Rom eine andere Strategie, als die die sie bisher verfolgten.

Das Bundesgenossensystem bildete sich im vierten Jahrhundert und Anfang des dritten Jahrhunderts v. Chr des heraus. Zu dieser zeit fanden auch die als Samnitenkriege bezeichneten Konflikte statt, die sich über mehrere Jahre erstreckten und in dessen Verlauf Rom Gegenstrukturen zur Anwendung brachte, die zur Herausbildung des Bundesgenossensystems führten.

Die besondere, von Rom unterschiedliche Verfassung der Samnitischen Gesellschaft, die große Zahl der Samniten und die geographische Lage des Samnitischen Gebiets erforderten auch besondere Maßnahmen zu ihrer Unterwerfung.

Am Ende der Kriege mit ihnen hatte sich ein System unterschiedlicher Rechtsverhältnisse und verschieden starker Abhängigkeiten der eroberten Gebiete und Städte entwickelt. Hantos strukturiert dieses System in ihrem Werk „Das römische Bundesgenossensystem in Italien“[1]. Sie macht dabei fünf Hauptformen von römischer Herrschaft aus: Die territorialintegrative direkte Herrschaft, bei der die feindlichen Städte zerstört und das Land mit römischen Bürgern neu besiedelt wird; die integrative direkte Herrschaft, bei der Städte erobert und ihren Bürgern römisches Bürgerrecht verliehen wurde; die teilintegrative direkte Herrschaft, bei der die alten Herrschaftsstrukturen der Städte bestehen bleiben und deren Bürger nur teilweise römisches Bürgerrecht erhalten; die territorialintegrative indirekte Herrschaft, bei der Kolonien gegründet werden und die teilintegrative indirekte Herrschaft, bei der andere Städte den Status von Verbündeten (socii) haben.

Dieser Arbeit liegen weiterhin die Werke von E.T. Salmon zu Grunde, den man als Pionier in der Forschung zu den Samniten bezeichnen kann. Vor „Samnium and the Samnites“[2] ist keine Monographie zu diesem Thema erschienen, trotz der großen Rolle, die die Samniten in der römischen Entwicklung spielten. Die Forschung hat hier vor allem mit dem Mangel an geeigneten Quellen, der geringen Verlässlichkeit und mit der auf Rom zentrierten Sichtweise dieser zu kämpfen. In „Samnium and the Samnites“ löst Salmon diese Probleme bravourös durch seine guten geographischen Kenntnisse Mittelitaliens und durch die gute Kenntnis der wenigen griechischen, römischen und archäologischen Quellen, auf die er sich stützen kann. Neben seinem Werk „Samnium and the Samnites“ stützt sich diese Untersuchung auch auf E.T. Salmons „Roman Colonization under the Republic“[3], in dem Salmon die Entwicklung der römischen Kolonien schildert.

Im Folgenden soll erörtert werden, in welcher Verfassung Rom auf die Samniten traf, wer die Samniten waren, und welche Veränderungen in Rom durch die Kriege mit ihnen angestoßen wurden.

2. Rom vor den Samnitenkriegen

2.1. Der Latinische Bund und die Latinische Kolonie

Bevor der Konflikt mit den Samniten sich mehr und mehr steigerte, und es schließlich zum Ausbruch der Samnitenkriege kam, war Rom mehr oder weniger gleichberechtigtes Mitglied unter ungefähr 20 anderen Latinischen Städten im Latinischen Bund. Sie waren untereinander als Socii verbunden.

Der Zweck dieses lockeren Bündnisses war vor allem militärischer Natur[4]. Darüber hinaus gab es durchaus Spannungen oder unterschiedliche Interessen unter den einzelnen Mitgliedern.

Das Bündnis diente der Verteidigung und Expansion. Andere Stämme z.B. die Aequer, Volsker oder Etrusker, die aus römischer und latinischer Sicht Eindringlinge auf latinischem Territorium waren, sollten vertrieben werden[5]. Wo es möglich war, wurde auch weiteres Territorium hinzu erobert, als „defensible frontier“[6] wie es Salmon nennt. Ob Selbstverteidigung wirklich der Grund für Eroberungen war, bleibt jedoch unklar.

Zur Erreichung dieser Ziele wurden Kolonien gegründet. Die hauptsächliche Tätigkeit des Bündnisses scheint in der gemeinsamen Gründung dieser gelegen zu haben. Salmon zumindest führt den späteren Bruch zumindest zum Teil darauf zurück, dass es keine Notwendigkeit bzw. Möglichkeit mehr zur Gründung von Kolonien gab[7]. Anders als es in den romzentrierten Quellen beschrieben wurde, entschieden die Mitglieder des gesamten Latinischen Bundes gemeinsam, wo und wann eine solche Gründung durchgeführt wurde. Das wird auch dadurch belegt, dass die Kolonien mit gemischten Siedlern aus verschiedenen Latinischen Städten besiedelt wurden und den Status eines eigenständigen, unabhängigen und souveränen Mitgliedes des Latinischen Bundes bekamen[8].

Dabei ist es dennoch wahrscheinlich, dass die Initiative für die Gründung auch von einem einzelnen Mitglied ausgehen konnte. So werden zum Beispiel für die Kolonien an der Grenze zu den Etruskern meist die Römer die Initiative ergriffen haben.

Durch die Gründung neuer Kolonien wurden auf dem heute als Latium bekannten Gebiet Etrusker, Aequer, Volscer und andere vertrieben und das Land unter die Kontrolle des Latinischen Bundes gebracht. Hinzu kam, dass der Latinische Bund die massive Krise, in die er durch die Gallierkatastrophe geraten war, schnell wieder ausgleichen konnte. Bis 382 v. Chr. wurden vierzehn heute bekannte Kolonien gegründet.[9]

Sowohl die Verbindung mit den Latinischen Städten als auch die Verbindung mit den neu gegründeten Latinischen Kolonien entspricht der Form der teilintegrativen indirekten Herrschaft[10].

2.2. Das Scheitern bisheriger Herrschaftsformen vor 338 v. Chr.

Neben den gemeinsamen Koloniegründungen gingen die Mitglieder des Latinischen Bundes auch ihren eigenen Angelegenheiten nach. So verleibte Rom seinem eigenen Territorium auch kleinere nahe gelegene Stadtstaaten ein, die römisches Bürgerrecht bekamen. Eine der größten Eroberungen vor 338 v. Chr. gelang Rom mit Veii, dessen Territorium dem Ager Romanus hinzugefügt wurde. Das Land wurde an vormals besitzlose römische Bürger verteilt, die dadurch wehrfähig wurden. Das entspricht der territorialintegrativen direkten Herrschaft[11].

Damit verdoppelte sich Roms Territorium. Die wachsende Größe des römischen Territoriums war wahrscheinlich einer der Gründe, warum auch die Spannungen unter den Latinischen Stadtstaaten größer wurden[12]. Die Latiner fürchteten, dass Rom durch diesen Zuwachs an Territorium das Bündnis dominieren würde und begannen, dagegen zu opponieren. Die Verlässlichkeit der Latiner für Rom als Verbündete nahm damit ab.

[...]


[1] Theodora Hantos, Das römische Bundesgenossensystem in Italien. München 1983

[2] Edward Togo Salmon, Samnium and the Samnites. Cambridge 1967

[3] Edward Togo Salmon, Roman Colonization under the Republic. London 1969

[4] Vgl. Salmon, Colonization. S. 40

[5] Vgl. ebd.

[6] ebd.

[7] Vgl. Salmon, Colonization. S.50

[8] Vgl. Salmon Conolization S. 41

[9] Eine Liste befindet sich bei Salmon, Colonization. S. 42,/43

[10] Vgl. Hantos, Bundesgenossensystem in Italien. S. 150 - 182

[11] Vgl. Hantos, Bundesgenossensystem in Italien. S. 11 - 49

[12] Vgl. Salmon, Colonization. S. 44

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Herausbildung des römischen Bundesgenossensystems in den samnitisch römischen Kriegen
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
Seminar
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V61800
ISBN (eBook)
9783638551694
ISBN (Buch)
9783638806916
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Keine formelle Benotung, Kommentar des Dozenten: "im Ganzen die gestellte Aufgabe SEHR GUT gelöst"
Schlagworte
Herausbildung, Bundesgenossensystems, Kriegen, Seminar, Samniten, Rom
Arbeit zitieren
Niko Pankop (Autor:in), 2006, Die Herausbildung des römischen Bundesgenossensystems in den samnitisch römischen Kriegen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61800

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Herausbildung des römischen Bundesgenossensystems in den samnitisch römischen Kriegen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden