Der Weimarer Wohnungsmarkt im Wandel - Darstellung und kritische Analyse von Entwicklungskonzepten.


Diplomarbeit, 2006

71 Seiten, Note: 2,1


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

0 Problemstellung

1 Die Demografische Entwicklung in Deutschland
1.1 Der Altersstrukturwandel
1.2 Geburtendefizit und Altenquotient der Bevölkerung
1.3 Die Bevölkerungsprognose für Deutschland
1.4 Die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Weimar
1.4.1 Die Gesamtentwicklung seit 1989
1.4.2 Die Veränderung der Altersstruktur

2 Die Analyse des Weimarer Wohnungsmarktes
2.1 Standortanalyse der Stadt Weimar
2.2 Die Entwicklung des Wohn- und Gebäudebestand seit 1995
2.2.1 Die Größe der Wohnungen
2.2.2 Der Mietspiegel der Stadt Weimar
2.3 Darstellung der Haushalts- und Lebensformen
2.3.1 Die Singlehaushalte
2.3.2 Die Familienhaushalte
2.3.3 Die Arbeitslosenhaushalte

3 Wohnungsleerstand
3.1 Die Ursachen des Leerstandes
3.1.1 Geborene und Verstorbene der Stadt Weimar von 1990 bis 2004
3.1.2 Die Zuzüge und Fortzüge 1989 bis 2003
3.2 Die Arbeitsmarktsituation in Deutschland
3.2.1 Die Arbeitslosenstatistik der Stadt Weimar
3.2.2 Einführung von Hartz-IV und die Auswirkungen
3.3 Die Plattenbauten
3.4 Leerstandsentwicklung und Rückbau

4 Stadtumbau und Stadtentwicklungskonzepte
4.1 Die Aufgaben und Ziele des Städtebaus
4.2 Das Sanierungsgebiet Innenstadt der Stadt Weimar
4.2.1 Die Städtebauliche Gesamtentwicklung seit 1990
4.2.2 Die Leitbilder und Entwicklungsziele der Stadt
4.3 Das Sanierungsgebiet Weimar West
4.4 Das Sanierungsgebiet Weimar Nord
4.5 Die Städtebauliche Bewertung vorliegender Konzepte
4.6 Zukünftige Stadtumbauprogramme

5 Prognosen und Fazit
5.1 Die Bevölkerungs- und Haushaltsprognose
5.1.1 Die Wohnraumnachfrage
5.1.2 Die Mietpreisentwicklung
5.1.3 Die Nachfrage nach Wohneigentum
5.2 Ein Fazit zu den Entwicklungen auf dem Weimarer Wohnungsmarkt

Literaturverzeichnis

Anhangsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung bis 2050

Abb. 2: Alterspyramide 1950 und voraussichtlicher Altersaufbau Deutschlands im Jahr 2050

Abb. 3: Entwicklung der Altenquotienten

Abb. 4: Jährliche Geburtenzahlen der Bundesrepublik Deutschland

Abb. 5: Gegenüberstellung der Weimarer Bevölkerung nach Geschlechtern

Abb. 6: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Weimar von 1989 bis 2003

Abb. 7: Altersstruktur der Stadt Weimar (Stand 31.12.2004)

Abb. 8: Wohnraumgrößen der Stadt Weimar

Abb. 9: Mietspiegel der Stadt Weimar (gültig seit 01.04.2003)

Abb.10: Privathaushalte nach der Haushaltsgröße der Stadt Weimar (Stand 2003)

Abb.11: Familienstand der Weimarer Bevölkerung (Stand 31.12.2004)

Abb.12: Entwicklung der Arbeitslosenquoten in der Stadt Weimar von 2000 bis 2003

Abb.13: Wohneigentumsentwicklung der Stadt Weimar von 1995 bis 2003

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

0 Problemstellung

Seit längerem befassen sich insbesondere Forscher und das Statistische Bundesamt mit der demografischen Veränderung und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Wohnungswirtschaft in Deutschland. Der demografische Wandel ist ein lang anhaltender Prozess mit enormen Auswirkungen hinsichtlich der Bevölkerungszahlen und -strukturen. Aufgrund der sich verändernden Rahmenbedingungen wird das Land in vielen Wirtschafts- und Lebensbereichen neu geprägt. Erste Erkenntnisse existieren bereits seit 1974.

Die demografische Zeitenwende bietet Anlass sich mit den Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt zu beschäftigen, da die Resultate des Wandels aus aktueller Sicht nicht erst in 30 oder 50 Jahren zu spüren sein werden, sondern erste Effekte bereits gegenwärtig greifen. Inwieweit der Wohnungsmarkt vom demografischen Wandel betroffen ist, soll daher in dieser Arbeit untersucht werden. Konzentriert wird sich hierbei auf den Wohnungsmarkt der neuen Bundesländer. Aufgrund der speziellen wohnungspolitischen Begleitumstände war bis Ende der 80er Jahre das Geschehen auf den Wohnungsmärkten in Ostdeutschland nahezu von einem Wohnungsmangel beherrscht. Seit diesem Zeitpunkt befindet sich der Wohnimmobilienmarkt in einer Phase des strukturellen Wandels. Bei Betrachtung der abnehmenden Bevölkerungszahlen, könnte man annehmen, dass die Wohnungsnachfrage in Zukunft deutlich sinken wird.

Gegenstand dieser Arbeit ist die Darstellung und Analyse des Weimarer Wohnungsmarktes im Wandel seit der Wiedervereinigung. Schwerpunkt bildet hierbei die Wiedergabe städtebaulicher Entwicklungskonzepte hinsichtlich der Stadtsanierung ausgewählter Teilbereiche. Im Rahmen dessen werden vordergründig die Stadtteile „Weimarer Innenstadt“, Weimar-West und Weimar-Nord behandelt. Andere Teilbereiche der Stadt werden nicht in die Analyse einbezogen. Die nachfolgende Untersuchung gliedert sich in fünf Teilbereiche.

Im ersten Kapitel dieser Arbeit werden zunächst die demografischen Veränderungen in Deutschland und die daraus resultierenden Auswirkungen derselben dargestellt.

In diesem Rahmen wird die Bevölkerungs- und Gesamtentwicklung der Stadt Weimar seit 1989 behandelt.

Die nachfolgenden Teilabschnitte stellen eine Analyse des Weimarer Wohnungsmarktes dar und befassen sich in erster Linie mit der Entwicklung des Wohnungsbestandes und den sich verändernden Haushalts- und Lebensformen in der Gesellschaft. In diesem Abschnitt wird des Weiteren eine Standortanalyse vorgenommen sowie der aktuelle Mietspiegel der Stadt Weimar erörtert.

Das dritte Kapitel umfasst die Leerstandsproblematik und die damit verbundenen Rückbaumaßnahmen sowie die Arbeitsmarktsituation und die Hartz-IV-Thematik, da Menschen, die von Arbeitslosigkeit und ihren Folgen betroffen sind, veränderte Ansprüche an den Wohnungsmarkt stellen.

Im vierten Teil dieser Untersuchung wird insbesondere auf die Stadtentwicklungskonzepte der vergangenen Jahre eingegangen und die städtebauliche Gesamtentwicklung der Stadt Weimar seit 1990 beschrieben. Daneben soll ein Einblick in zukünftig geplante Konzepte gewährt werden.

Im Anschluss wird die zukünftige Wohnungsmarktentwicklung aufgezeichnet und mit einem Fazit zu den Entwicklungen auf dem Weimarer Wohnungsmarkt abgeschlossen.

1 Die Demografische Entwicklung in Deutschland

In Deutschland wird es zu einem langfristigen Bevölkerungsrückgang kommen, da in den nächsten fünf Jahrzehnten stets mehr Menschen sterben werden als Kinder zur Welt kommen. Den vorliegenden Statistiken ist zu entnehmen, dass die Menschen ein immer höheres Lebensalter erreichen. „Zurzeit liegt die durchschnittliche Lebenserwartung innerhalb Deutschlands für einen neugeborenen Jungen bei 72,6 Jahren und für ein neugeborenes Mädchen bei 79,7 Jahren, Tendenz steigend.“[1]

Um Prognosen hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung zu erstellen, führt das Statistische Bundesamt Bevölkerungsvorausberechnungen durch. Diese zeigen auf, wie sich die Bevölkerungszahl und der Altersaufbau der Bevölkerung unter bestimmten Annahmen zur Entwicklung wesentlicher Komponenten der Bevölkerungsbewegung - Geburtenhäufigkeit, Sterblichkeit und Wanderungen – innerhalb eines festgelegten Zeithorizontes verändern. Diese Fortschreibung geht von der tatsächlichen Bevölkerung in der Gliederung nach Alter und Geschlecht zu einem bestimmten Stichtag aus und wird für jedes Jahr des Vorausberechnungszeitraumes durchgeführt.[2]

Da sich demografische Prozesse allmählich vollziehen und auf die gesamte Bevölkerungssituation oft erst nach mehreren Jahrzehnten vollständig auswirken, werden häufig längere Zeiträume von 30-50 Jahren gewählt. Somit ist es möglich, noch unsichtbare, jedoch künftig zu erwartende Veränderungen sichtbar zu machen und wichtige Frühindikatoren für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu liefern.

Laut dem Autor Birg gibt es dennoch Risiken bei der Prognose der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung, da eine Vielzahl von Informationen verarbeitet werden und dabei im Ausnahmefall Fehler unterlaufen können. „Niemand ist in der Lage, wirklich alle Auswirkungen der demografischen Entwicklung zu überblicken und ihre Ursachen ganz zu erfassen.

Die Komplexität des zu bewertenden Sachverhalts übersteigt die Bewertungskompetenz jedes Menschen, auch die Fachwissenschaftler auf dem Gebiet der Demografie bilden hier keine Ausnahme.“[3]

Im Jahr 2050 wird die Hälfte der Bevölkerung älter als 48 Jahre sein und ein Drittel 60 Jahre oder älter. Auch die Einwohnerzahl in der Bundesrepublik Deutschland, selbst unter Berücksichtigung der derzeit angenommenen Zuwanderungssalden aus dem Ausland, wird langfristig abnehmen. „Um den gegenwärtigen Stand der Bevölkerung zu halten, müsste jede Frau 2,1 Kinder gebären. Derzeit sind es aber nur knapp 1,4. Und das wird sich möglicherweise noch verringern.“[4]

Folgende Abbildung zeigt die voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung unter den Annahmen der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung Deutschlands (vorgelegt im Juni 2003) bis 2050 auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.1: voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung bis 2050

Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung, Datenreport 2004

1.1 Der Altersstrukturwandel

In den nächsten Jahrzehnten wird sich das zahlenmäßige Verhältnis zwischen älteren und jüngeren Menschen erheblich verschieben. Es ist damit zu rechnen, dass die Alterung der Gesellschaft nicht erst in 40 oder 50 Jahren zu Problemen führt, sondern bereits in den nächsten 20 Jahren deutlich und vielschichtig zu spüren sein wird.[5]

Zur Darstellung der Altersstruktur wird in der Statistik die Form der Alterspyramide verwendet.[6]

„Während sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch deutlich die klassische Pyramidenform erkennen ließ, gleicht ihr Bild heute eher einer > zerzausten Wettertanne <, wie sie der Bevölkerungsstatistiker Flaskämper treffend beschrieben hat. In dieser Darstellung treten die Wandelungen des Bevölkerungsaufbaus optisch besonders deutlich zutage.“[7]

Die Alterspyramiden auf der nächsten Seite zeigen den Wandel der Altersstruktur in der Bundesrepublik Deutschland bis zum Jahr 2050, welchem nachstehende Unterstellungen zugrunde liegen. Für den Zeitraum von 2002 bis 2050 wurden die Ergebnisse der mittleren Variante der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung herangezogen. Dieser Variante liegen folgende Annahmen zugrunde:[8]

1. Die Geburtenhäufigkeit bleibt während des gesamten Zeitraums der Vorausberechnung bei 1,4 Kinder pro Frau;
2. Die Lebenserwartung bei Geburt steigt bis 2050 für Mädchen auf 86,6 Jahre und für Jungen auf 81,1 Jahre; die "fernere" Lebenserwartung beträgt 2050 für 60-Jährige Frauen, 28 weitere Lebensjahre und für gleichaltrige Männer etwa 24 Lebensjahre;
3. Der Außenwanderungssaldo der ausländischen Bevölkerung beträgt 200.000 jährlich; die Nettozuwanderung der Deutschen geht von etwa 80.000 im Jahr 2002 schrittweise zurück bis zum Nullniveau im Jahr 2040.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Alterspyramide 1950 und voraussichtlicher Altersaufbau Deutschlands im Jahr 2050[9]

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2004

Beide Alterspyramiden zeigen die drastische Veränderung der jüngeren gegenüber der älteren Generation zwischen den Jahren 1950 und 2050.

1.2 Geburtendefizit und Altenquotient der Bevölkerung

Der so genannte „Altenquotient“ bezieht sich auf die Entwicklung der über 60- Jährigen auf die 20 bis 60- Jährigen.[10] Falls keine starken Wanderungen stattfinden, kennzeichnet ein ausgeglichener Jugend- und Altenquotient eine stabile Bevölkerungsentwicklung. Bei einem höheren Jugendquotienten wächst die Bevölkerung. Überwiegt hingegen der Altenquotient, schrumpft die Bevölkerung.

Das Diagramm veranschaulicht die voraussichtliche Entwicklung des Altenquotienten bis zum Jahr 2050.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Entwicklung der Altenquotienten[11] für 60 und 65 Jahre; 60- bzw. 65- Jährige und Ältere je 100 Personen im Alter von 20 bis 60 bzw. 65 Jahren

Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung, Datenreport 2004

Aufgrund des angenommenen anhaltend, geringen Geburtenniveaus wird die heutige jährliche Geburtenzahl von circa 730.000 Personen auf etwa 560.000 Personen im Jahr 2050 sinken und als Konsequenz dann nur noch halb so hoch sein wie die Zahl der jährlich Verstorbenen.[12]

Die nächste Abbildung zeigt die jährlichen Geburtenzahlen von 2004 und die Zahl der voraussichtlichen Geburten im Jahr 2050.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.4: Jährliche Geburtenzahlen der Bundesrepublik Deutschland

Quelle: Statistisches Bundesamt, 2004

Ein niedriges Geburtenniveau wird in Zukunft dazu führen, dass die jüngeren Altersjahrgänge generell schwächer besetzt sind als die älteren Jahrgänge ab dem 50. Lebensjahr. Die Zahl der unter 20- Jährigen wird von aktuell 21% der Gesamtbevölkerung auf 16% zurückgehen und die Bevölkerungsschicht der mindestens 60- Jährigen wird auf 37% der Bevölkerung ansteigen.

80 Jahre oder älter werden nach Auffassung des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2050 voraussichtlich 12% der Bevölkerung sein.[13]

Der so genannte Altenquotient zeigt die zu erwartenden Verschiebungen im Altersaufbau und die kritische Beschleunigung der Alterung zwischen den Jahren 2010 und 2030 auf. Derzeit ist die Generation der 35 bis 49- Jährigen mit 20 Millionen (dies entspricht 38%) die stärkste, sie wird jedoch schon bis zum Jahr 2020 auf 16 Millionen zurückgehen.[14]

1.3 Die Bevölkerungsprognose für Deutschland

Unter dem Begriff Bevölkerung versteht man die Anzahl der Personen, die an einem bestimmten Ort bzw. in einer bestimmten territorialen Einheit (Gemeinde, Kreis usw.) ihren ständigen Wohnsitz (Hauptwohnung) haben. Zur Bevölkerung zählen weiterhin auch die am Ort bzw. in einem bestimmten Territorium für längere Zeit als wohnhaft gemeldeten Ausländer. Der Inhalt der Definition zur Wohnbevölkerung ist ähnlich gelagert, ihr entsprechen diejenigen Personen, die in dem angegebenen Gebiet ihre ständige Wohnung haben.[15]

Um die strukturellen Veränderungen einer Bevölkerung erfassen zu können, greift man auf das statistische Mittel der Bevölkerungsprognosen zurück. Sie basieren auf Hypothesen und sind deshalb zum Teil mit Unsicherheiten behaftet. Ihre Ergebnisse hängen zum einen von der aktuellen Bevölkerungszahl und Bevölkerungsstruktur und zum anderen von den Annahmen zur Entwicklung der Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung und der Wanderung der Bevölkerung ab.

Da der Verlauf der einzelnen Komponenten mit zunehmendem Abstand vom Basiszeitpunkt immer schwerer vorhersehbar ist, haben langfristige Prognosen einen Modellcharakter. Der Wert der Bevölkerungsprognose besteht nicht darin, die zukünftigen Entwicklungen exakt „vorherzusagen“, sondern sie zeigt vielmehr eine Tendenz auf, wie sich die Bevölkerungszahl und die Struktur der Bevölkerung unter bestimmten Voraussetzungen verändern könnten.

Die Bevölkerungsentwicklung ergibt sich aus der Zahl der Geburten- und Sterbefälle (natürliche Bevölkerungsbewegung) sowie den Zu- und Fortzügen in der jeweiligen Region (räumliche Bevölkerungsbewegung). Nach der Wiedervereinigung im Jahre 1990 wurde der Bevölkerungsrückgang in Ostdeutschland, insbesondere durch die Fortzüge in die alten Bundesländer beschleunigt.

Weiterhin wurde der Bevölkerungsrückgang durch den drastischen Geburtenrückgang der 90er gekennzeichnet. Trotz eines dauerhaften Rückgangs der Bevölkerung ist eine Zunahme der Zahl der Haushalte bis zum Jahr 2015 zu verzeichnen, da generell eine Abnahme der Drei-Generationen-Haushalte zu verzeichnen ist, wohingegen die Anzahl der Ein-Generationen-Haushalte bzw. der Ein-Personen-Haushalte stetig ansteigt. Tendenziell ist die Entwicklung einer Singlegesellschaft zu beobachten.[16]

Die Bevölkerungsentwicklung hat daher unmittelbare Auswirkungen auf den Wohnungsbedarf. Aus dem Frühjahrsgutachten des „Rates der Immobilienweisen“ geht hervor, dass es künftig zu einer steigenden Wohnungsnachfrage entsprechend der wachsenden Haushaltszahlen kommt.[17] Der Wohnflächenkonsum wird in Folge weiter wachsender Wohnungsgrößen mittelfristig ansteigen und erst ab circa 2030 zurückgehen.

1.4 Die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Weimar

Im Jahr 1990 belief sich die Einwohnerzahl der Stadt Weimar auf 64.246 Personen und sank bis 1995 auf 62.122 Einwohner. Von 1989 bis zum Jahr 2004 war ein Bevölkerungsrückgang von 1.235 Einwohnern – dies entspricht 1,9 % - zu verzeichnen und damit hatte die Stadt den geringsten Rückgang aller kreisfreien Städte. In den folgenden Jahren stieg die Einwohnerzahl wieder kontinuierlich an.

Mit 64.396 Einwohnern (Stand 30.09.2004) ist Weimar heute die viertgrößte Stadt Thüringens und hat einen Anteil von 2,7 % an der Landesbevölkerung.[18]

Insgesamt kann seit 2001 von einer positiven Bevölkerungsentwicklung gesprochen werden. 1989 betrug die Bevölkerungsdichte der Stadt Weimar 1.200 EW/km² und nahm durch die Eingemeindung im Rahmen der Gebietsreform 1994 deutlich ab.

Folgende Graphik zeigt die Gegenüberstellung der Bevölkerung nach Geschlechtern in den Jahren 1990 und 2004, wobei deutlich wird, dass es einen leichten Frauenüberschuss gibt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.5: Gegenüberstellung der Weimarer Bevölkerung nach Geschlechtern

Quelle: Statistisches Jahrbuch der Stadt Weimar, 2004

1.4.1 Die Gesamtentwicklung seit 1989

Anhand der Graphik lassen sich evidente Entwicklungen und Tendenzen ableiten. Besondere Einschnitte bedingt durch die politischen Veränderungen im Zuge der Wiedervereinigung zeichnen sich um das Jahr 1990 ab, 1.300 Einwohner verlegten ihren Wohnsitz über die Kreis- sowie Landesgrenzen hinaus.[19] Dieser Trend stagnierte erst 1995. Die Bevölkerungsentwicklung wurde nun von einem fortdauernden Wanderungsgewinn determiniert. Zwischen 1989 und 1995 lag der Bevölkerungsrückgang mit 5,7 % unter dem Landesdurchschnitt (6,29%).

Der höchste Anteil war im Jahr 2001 mit 1.164 Personen zu verzeichnen. Die deutliche Zunahme der Bevölkerung (um 3,6%) entgegen des Landestrend (- 4,7%) resultierte wahrscheinlich zu einem beträchtlichen Teil aus der Ernennung Weimars zur europäischen Kulturstadt, welche die Attraktivität der Wohn- und Lebensverhältnisse immens steigerte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.6: Bevölkerungsentwicklung der Stadt Weimar von 1989 bis 2003

Quelle: Statistisches Jahrbuch der Stadt Weimar, 2004

In der jüngeren Vergangenheit, seit 2002, überwiegt in der Stadt Weimar die Anzahl der Zuzüge gegenüber den Fortzügen. Dennoch sinkt die Gesamtzahl der Bevölkerung aufgrund des negativen natürlichen Saldos, da sich der Überschuss der Verstorbenen gegenüber den Geborenen im Durchschnitt auf 1,6 Einwohner pro 1.000 Einwohner belief und auch nicht durch verstärkte Zuzüge ausgeglichen werden konnte. Daraus ergibt sich eine aktuelle Aufteilung (Stand 12/04) der Bevölkerung in den einzelnen Ortsteilen , welche sich der Tabelle im Anhang entnehmen lässt.[20]

1.4.2 Die Veränderung der Altersstruktur

Die Altersstruktur einer Gesellschaft stellt die Gliederung einer Bevölkerung nach Altersjahrgängen dar. Mittels einer Volkszählung wird dabei anhand von Geburtenzahlen, Anzahl und Alter der Verstorbenen sowie Anzahl von Ein- und Auswanderern die Bevölkerung hinsichtlich ihrer altersmäßigen Struktur erfasst.

Aus dem Anteil von Kindern, Jugendlichen, Erwerbsfähigen und Rentnern lässt sich das weitere Wachstum der Bevölkerung ermitteln.[21]

Zwischen der Altersstruktur und der Zahl der Geburten und Sterbefälle bestehen enge Wechselbeziehungen.

Sie beeinflussen insbesondere die Zusammensetzung der einzelnen Altersjahrgänge. Durch die Variation der zahlenmäßigen Besetzung der jeweiligen Jahrgänge entsteht zwangsläufig eine Verschiebung der Relationen in den Altersgruppen.[22] Der Tabelle zum Aufbau der Bevölkerung der Stadt Weimar (Stand zum 31.12.2004) lässt sich die Gliederung der Altersstruktur entnehmen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.7 : Altersstruktur der Stadt Weimar (Stand 31.12.2004)

Quelle: Statistisches Jahrbuch der Stadt Weimar, 2004

Demnach stellen die 40 bis unter 65- Jährigen den größten Anteil der Weimarer Bevölkerung. Auffallend ist die Dominanz der unter 7- Jährigen im Vergleich zu den 7- bis 15- Jährigen. Die verringerte Größe dieser Altersgruppe ist auf die rückläufigen Geburtenzahlen („Wendeknick“) zurückzuführen. Angesichts der politischen sowie gesellschaftlichen Umwälzungen dieser Zeit und der damit einhergehenden Verunsicherungen bezüglich der persönlichen, sozialen und ökonomischen Weiterentwicklung liegt die Vermutung nahe, dass sich viele Menschen gegen eine mögliche Geburt eines Kindes entschieden.

Inzwischen scheint sich die Zahl der jährlichen Geburten wieder zu stabilisieren. Dennoch wird die Anzahl der älteren Menschen in Zukunft voraussichtlich weiter wachsen. Da gleichzeitig, neben dem negativen Geburtentrend, die Lebenserwartung zunahm, wodurch die Entwicklung hin zu einer „älteren“ Stadtbevölkerung verstärkt wurde. Die jährlichen Geburten können die Sterbefälle nicht ausgleichen.

2 Die Analyse des Weimarer Wohnungsmarktes

Mit den demografischen Veränderungen der Gesellschaft ist gleichzeitig ein Wandel der Haushalts- und Lebensformen der Menschen verbunden, deshalb ist eine kritische Analyse und Auseinandersetzung mit dieser Problematik unerlässlich.

Dabei ist besonders die Entwicklung einer zunehmenden Vergreisung der Gesellschaft zu beobachten, es wird immer mehr ältere und immer weniger junge Menschen geben, was sich in naher Zukunft vielschichtig auf die Wohnungsmärkte auswirken wird.

[...]


[1] Vgl.: [Pachowsky, Bau- und Immobilien- Marketing, München, 2000], S. 68

[2] Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung, Datenreport 2004

[3] „Zit. nach:“ [H. Birg, Die demografische Zeitenwende, München, 2001], S. 83

[4] „Zit.nach:“ [ H. Ahuis, Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung,

wissenschaftliches Colloquium, 2001 in Leipzig]

[5] Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung, Datenreport 2004

[6] Quelle: ebenda

[7] „Zit. aus:“ [ Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung, Datenreport 2004]

[8] Quelle: Bundesamt für Statistik

[9] Ergebnisse der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamtes

[10] Vgl.: [Empirica, Forschung und Beratung – Wohnflächennachfrage in Deutschland]

[11] Schätzwerte der 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, 5. Variante

[12] Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung, Datenreport 2004

[13] Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung, Datenreport 2004

[14] Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung, Datenreport 2004

[15] Quelle: Statistisches Jahrbuch der Stadt Weimar, 2004

[16] „Zitat nach:“ [Pachowsky, Bau- und Immobilien- Marketing, München, 2000] S.69

[17] Quelle: Frühjahrsgutachten des „Rates der Immobilienweisen“, Berlin, 09. Februar 2006

[18] Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik

[19] Statistisches Jahrbuch der Stadt Weimar, 2004

[20] Im Anhang befindet sich zur weiteren Illustration der Bevölkerungsbaum der Stadt Weimar mit Stand zum

31.12.2004.

[21] Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik, 2005

[22] Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundeszentrale für politische Bildung, Datenreport 2004

Ende der Leseprobe aus 71 Seiten

Details

Titel
Der Weimarer Wohnungsmarkt im Wandel - Darstellung und kritische Analyse von Entwicklungskonzepten.
Hochschule
Duale Hochschule Gera-Eisenach (ehem. Berufsakademie Thürigen in Gera)
Note
2,1
Autor
Jahr
2006
Seiten
71
Katalognummer
V61768
ISBN (eBook)
9783638551519
ISBN (Buch)
9783656815280
Dateigröße
724 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Weimarer, Wohnungsmarkt, Wandel, Darstellung, Analyse, Entwicklungskonzepten
Arbeit zitieren
Jeanette Rohkrähmer (Autor:in), 2006, Der Weimarer Wohnungsmarkt im Wandel - Darstellung und kritische Analyse von Entwicklungskonzepten., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61768

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