Die "dritte Wiener Schule". Annäherung an die Theorie der Logotherapie von Viktor Emil Frankl


Hausarbeit, 2006

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

Vorwort/ Einleitung

1. Biographie von Viktor Emil Frankl

2. Logotherapie und Existenzanalyse
2.1. Die Logotheorie/ -therapie
2.2. Grundlagen der Therapie
2.3. Menschenbild der Logotherapie
2.4. Zielansatz

3. Was versteht Frankl unter „Sinn“?
3.1. Freiheit des Willens
3.2. Wille zum Sinn
3.3. Sinn im Leben

4. Techniken der Therapie

5. Resümee

Literaturverzeichnis

Vorwort/ Einleitung

Beruflich bin ich als Erzieherin in einem Wohnheim für behinderte Menschen tätig, in dieser Einrichtung sind auch Hilfe- und Unterstützungsbedürftige untergebracht, die durch schwere Schicksalsschläge zu einem Handicap kamen. Bei einigen scheint es so als hätten sie mit einem Teil ihrer Vitalität, auch einen Teil ihrer Lebensfreude aufgegeben. Bei anderen wiederum scheint es beinah so zu sein als könnten sie darin einen Sinn erkennen und sind trotz ihrer teils recht großen Herausforderung nicht weniger Glücklich und Zufrieden als zuvor. Doch wie kann Menschen, die ihr Leben aufzugeben scheinen oder die ihren Sinn nicht wiederentdecken können, geholfen werden?

Ich fragte mich also schon bevor ich von Viktor Emil Frankl und seiner Theorie oder der dritten Wiener Schule, wie man ja auch sagt, gehört habe: wie vermittelt man Menschen eigentlich einen Sinn fürs Leben?

Es kommt häufig in der sozialpädagogischen Arbeit oder auch wohl allgemein wenn man von Menschen umgeben ist dazu, dass man auf Personen trifft, die scheinbar keinen oder kaum noch Lebensmut haben. Auf Menschen die alles was sie tun oder was für sie getan wird als sinnlos empfinden oder auf solche die verfolgt von depressiven oder pessimistischen Grundgedanken durchs Leben wandeln. Mit gut gemeinten Worten und Ratschlägen kommt man an dieser Stelle oft nicht weiter. Darum möchte ich mich in dieser Arbeit gern mit den Grundsätzen der Theorie von Viktor Frankl auseinandersetzen.

Um eventuell besser nachvollziehen zu können, wie Frankl zu seiner Theorie und zu seinen Therapieansätzen gelangt ist, habe ich mich beginnend mit seiner Biographie auseinandergesetzt.

1. Biographie von Viktor Emil Frankl

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Psychiater und Neurologe Viktor Emil Frankl (*26.03.1905 in Wien; †02.09.1997 in Wien) begründete die Logotherapie-Existenzanalyse. Man spricht von der dritten Wiener Richtung der Psychotherapie, nach der Freud’schen Psychoanalyse und der Adler’schen Individualpsychologie.[1] Alfried Längle hat die Existenzanalyse als Psychotherapie dann maßgeblich weiterentwickelt und Elisabeth Lukas machte die klassische Logotherapie in Deutschland bekannt, sie vertritt auch heute noch eine eng an Frankls Gedanken anlehnende Logotherapie.

Viktor E. Frankl entstammte einer jüdischen Beamtenfamilie. Er studierte später Medizin und spezialisierte sich von Beginn an auf die Schwerpunktthemen Depression und Suizid. Frankl gehörte zunächst dem Kreis um Adler an, jedoch grenzte er sich schon um 1927, wegen inhaltlichen Differenzen, vom „Verein der Individualpsychologie“ ab, denn Frankl stellte die Sinnfrage ins Zentrum seiner Arbeiten zur Suizidprävention.

Zunächst gründete Frankl in mehreren Städten Jugendberatungsstellen, promovierte zum Dr. med. und später zum Dr. Phil.. Unter anderem arbeitete er (1933-37) in Wien, als Arzt in einem Psychiatrischen Krankenhaus und leitete dort den so genannten „Selbstmörderinnenpavillon“. Er betreute als Oberarzt bis zu 3000 selbstmordgefährdete Frauen im Jahr.[2] 1938 wurde ihm untersagt, aufgrund seiner Herkunft, arische Patienten zu behandeln und er übernahm so, ab 1940, die Leitung einer neurologischen Abteilung des einzigen Krankenhauses in Wien, das noch jüdische Patienten behandelte.

Im Dezember 1941 heiratete er Tilly Grosser. Als Juden wurde sie (Frankl mit Frau und Eltern) im Herbst 1942 ins Ghetto nach Theresienstadt gebracht. Sein Vater starb 1943, seine Mutter wurde in der Gaskammer von Auschwitz ermordet und seine Frau im KZ von Bergen-Belsen. Frankl selbst kam 1944 von Auschwitz in das KZ VI (Türkheim) und am 27. April 1945 befreite ihn dort die US-Armee.[3]

Direkt nach dem Krieg verarbeitet Frankl seine Eindrücke in einem Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen (Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager)“. Frankl vertrat die Ansicht, dass vor allem Versöhnung einen sinnvollen Ausweg aus Katastrophen bietet.

1946 bis 1971 war er Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik, er begründete die österreichische Ärztegesellschaft für Psychotherapie und wurde deren erster und auch einziger Präsident. 1947 heiratete Frankl ein zweites Mal. Seine neue Frau Eleonore Katharina Schwindt unterstützte ihn, insgesamt über 50 Jahre, auch wissenschaftlich.

Den Professorentitel für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien erhielt Frankl 1955. 1970 wurde er dann auch zum Professor für Logotherapie an der US International University in San Diego (Kalifornien) ernannt. Schon zuvor kam er als Gastprofessor oft auch in die USA. Zudem verfasste er insgesamt 32 Bücher (die auf unzähligen Sprachen übersetzt wurden), sein wohl bekanntestes und meistverkauftes Buch war „Man’s Search for Meaning“. Frank erhielt weltweit 29 Ehrendoktorate.[4] Viktor E. Frankl wurde zu vielerlei Vorträgen an 209 Universitäten auf allen 5 Erdteilen eingeladen und ist später zum Ehrenbürger von Wien ernannt worden.[5]

2. Logotherapie und Existenzanalyse

Was genau unterscheidet bzw. trennt die Logotherapie eigentlich von der Existenzanalyse? Das Viktor Frankl-Institut erläutert den Unterschied hier wie folgt: Die Logotherapie ist eine angewandte Psychotherapie auf Grundlage des von Viktor Frankl entwickelten psychologischen Modells, während die Existenzanalyse der Logotherapie zwar zugrunde liegt, aber selbst Teil des therapeutischen Prozesses ist. Existenzanalyse bedeutet grundsätzlich die Analyse auf Existenz hin, auf ein eigenverantwortetes, selbstgestaltetes Leben. Unterschieden werden kann hier jedoch noch einmal die „allgemeine Existenzanalyse“ und „spezielle Existenzanalyse“. Die allgemeine Existenzanalyse geht auf das Sinnbedürfnis des Menschen allgemein ein und die spezielle Existenzanalyse auf das konkrete, individuelle Leben eines Patienten, Klienten oder einer Gruppe.[6] Jedoch unterliegt die Existenzanalyse einer Doppelbezeichnung, da Frankl 1983 die Gesellschaft „Logotherapie und Existenzanalyse“ (GLE) als Psychotherapieform, gegründet hat und als Ehrenvorsitzender fungierte. 1991 legte er seinen Ehrenvorsitz zwar nieder und distanzierte sich zunehmend von dem mitwirkendem Alfred Längle und der GLE. Aber später wurde das Fankl-Institut gegründet, welches auch heute noch die Therapieform (Logotherapie und Existenzanalyse = LTEA) nach Fankl’s Ansätzen weiterführt.[7] Frankl selbst schrieb in einem seiner Bücher: „…mündet jede Logotherapie in eine Existenzanalyse – ebenso wie eigentlich jede Existenzanalyse in einer Logotherapie gipfelt.“[8]

2.1. Die Logotheorie/ -therapie

Die Logo theorie an sich ist der philosophische Unterbau der Logo therapie und bietet vor allem anthropologische Grundlagen für Therapie und Methoden. Unter dem direkten Begriff Logotheorie werden die weltanschaulichen Grundlagen von Frankl dargeboten.[9]

Die Logotherapie (vom griechischen logos = der Sinn abgeleitet) und Existenzanalyse ist bekannt als die dritte Wiener Schule der Psychotherapie. Denn als Begründer der Logotherapie stand Frankl zu Beginn neben Sigmund Freuds Psychoanalyse und Alfred Adlers Individualpsychologie. Die Logotherapie geht jedoch davon aus, dass ein nicht erfülltes Sinnerleben zu psychischen Krankheiten führen kann und somit jeder Mensch lebensnotwendig auf Sinn ausgerichtet ist.[10] Die Logotherapie und die Existenzanalyse ist eine international anerkannte, empirisch untermauerte sinnzentrierte Psychotherapierichtung. Das Konzept von Frankl leitet sich aus drei philosophischen und psychologischen Grundgedanken ab: der Freiheit des Willens, dem Willen zum Sinn und dem Sinn im Lebens.[11]

[...]


[1] Vgl. Artikel Viktor Frankl. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 30. Juni 2006, 12:32 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Viktor_Frankl&oldid=18466802 (Abgerufen: 12. Juli 2006, 09:16 UTC)

[2] Vgl. Mees, Ulrich: Einführung in die Motivations- und Handlungspsychologie. 4. Auflage. Oldenburg. 2004. S.134

[3] Vgl. Artikel Viktor Frankl. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 30. Juni 2006, 12:32 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Viktor_Frankl&oldid=18466802 (Abgerufen: 12. Juli 2006, 09:16 UTC)

[4] Vgl. Mees, Ulrich: Einführung in die Motivations- und Handlungspsychologie. 4. Auflage. Oldenburg. 2004. S.134

[5] Vgl. Artikel: Was ist Logotherapie und Existenzanalyse? In: Viktor Frankl Institut: The Offical Website of the Viktor Frankl Institute Vienna. URL: http://logotherapy.univie.ac.at/d/logotherapie.html (Abgerufen: 12 Juli 2006, 15:05 UTC)

[6] Vgl. Artikel: Was ist Logotherapie und Existenzanalyse? In: Viktor Frankl Institut: The Offical Website of the Viktor Frankl Institute Vienna. URL: http://logotherapy.univie.ac.at/d/logotherapie.html (Abgerufen: 12 Juli 2006, 15:05 UTC)

[7] Artikel Existenzanalyse . In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. Mai 2006, 23:29 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Existenzanalyse&oldid=16437935 (Abgerufen: 13. Juli 2006, 14:50 UTC)

[8] Zitat aus: Frankl, Viktor: Theorie und Therapie der Neurosen. München. 1993. S. 145

[9] Vgl. Artikel Logotheorie . In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. Juni 2006, 11:06 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Logotheorie&oldid=18084482 (Abgerufen: 12. Juli 2006, 12:27 UTC)

[10] Artikel Logotherapie. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 30. Juni 2006, 06:40 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Logotherapie&oldid=18454490 (Abgerufen: 12. Juli 2006, 12:34 UTC)

[11] Vgl. Artikel: Was ist Logotherapie und Existenzanalyse?. In: Viktor Frankl Institut: The Offical Website of the Viktor Frankl Institute Vienna. URL: http://logotherapy.univie.ac.at/d/logotherapie.html (Abgerufen: 12 Juli 2006, 15:05 UTC)

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die "dritte Wiener Schule". Annäherung an die Theorie der Logotherapie von Viktor Emil Frankl
Hochschule
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven; Standort Oldenburg
Veranstaltung
Lebenskompetenzentwicklung
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V61574
ISBN (eBook)
9783638550055
ISBN (Buch)
9783656561859
Dateigröße
582 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Logotherapie, Lebenskompetenzentwicklung
Arbeit zitieren
Anke Hartwig (Autor:in), 2006, Die "dritte Wiener Schule". Annäherung an die Theorie der Logotherapie von Viktor Emil Frankl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61574

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