Jean-Baptiste Say


Seminararbeit, 2005

28 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Vorwort

2. Die klassische Nationalökonomie

3. Jean-Baptiste Say
3.1. Biographie
3.2. Hauptwerke
3.3. Zentrale Gedanken

4. Das Traité d´économie politque
4.1. Die Überwindung der Physiokratie
4.2. Die drei Produktionsfaktoren
4.3. Die Rolle der politische Ökonomie
4.4. Die Wertlehre
4.5. Der Begriff des „Unternehmers“
4.6. Das Saysche Gesetz

5. Reaktionen auf SAY
5.1. Say im Urteil seiner Zeitgenossen
5.2. Say im Urteil von John Maynard Keynes

6. Abschließende Betrachtung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Jean-Baptiste Say

Abb. 2 Sparen und INvestieren gleichen sich aus

Abb. 3 Die Funktion des Zinses

1. Vorwort

In dieser Arbeit soll der französische Ökonom Jean-Baptiste Say, sein Leben und sein Werk dargestellt werden. Say gilt als einer der führenden Vertreter der klassischen Nationalökonomie, mit der die moderne Volkswirtschaftslehre begann. Daher soll zunächst auf diese ersten Gehversuche der Volkswirtschaftslehre eingegangen werden, um dann Jean-Baptiste Say vor diesem Hintergrund einzuordnen.

Abschließend wird auf die Frage der Bedeutung von Say aus heutiger Sicht eingegangen.

2. Die klassische Nationalökonomie

Der Engländer Adam Smith gilt mit seinem 1776 erschienen Buch „An inquiry into the natures and causes of the Wealth of Nations“ als Begründer der klassischen Nationalökonomie und Vorreiter der modernen Volkswirtschaftslehre[1]. Weitere wichtige Vertreter sind (neben Jean-Baptiste Say) die Engländer Thomas Malthus (1798 “Essay on the Principle of Population”), David Ricardo (1817 “Principles of Political Economy and Taxation”) sowie John Stuart Mill (1848 “Principles of Political Economy“)[2].

Bei aller Unterschiedlichkeit im Einzelnen (Smith mit seinem Glauben an die “unsichtbare Hand”, die den Markt notwendig richtig ordnet, Malthus mit seiner pessimistischen Bevölkerungsprognose oder Ricardo mit der ebenfalls pessimistischen Arbeitswertslehre -Tendenz des Arbeitslohns zum Existenzminimum) vereint alle das Bekenntnis zu einem freien Markt und freiem Handel. Damit wird die bis dahin vorherrschende protektionistische Wirtschaftspolitik des Merkantilismus (Hortung von Gold zur Finanzierung der absolutistischen Höfe durch Exportförderung und Importbeschränkung) bekämpft. Dies gilt zum Teil auch für die Ideen der Physiokraten. Der Franzose François Quesnay (1694-1774) hatte in Analogie zum Blutkreislauf des Menschen 1758 in seinem „Tableau économique“ ein Kreislaufmodell der Wirtschaft mit ökonomischen Interdependenzen entwickelt.[3] (und damit einen fernen Vorläufer der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung geschaffen). Quesnay und der spätere Robert Jacques Turgot (1727-1781) traten zwar für Freihandel bzw. freien Wettbewerb ein, privilegierten aber die Landwirtschaft (classe productive) als einzige Quelle des Reichtums. Nachdem Turgot unter Ludwig XVI. als französischer Finanzminister die Staatsfinanzen vergeblich zu sanieren versucht hatte, verschwand mit der französischen Revolution auch das Gedankengut einer classe productive.

Smith aber hat beide Physiokraten auf seinen Auslandsreisen mit dem Herzog von Buccleuch (1764-1766) kennen- und schätzen gelernt[4]. In Genf machte er zudem die Bekanntschaft des Aufklärungsphilosophen Voltaire, der dort im Exil lebte.[5] Smith und die ganze klassische Nationalökonomie wären zudem nicht denkbar ohne den damaligen philosophischen „Zeitgeist“ der Aufklärung. So war Adam Smith eng mit dem Philosophen (und Ökonomen) David Hume[6] (1711-1776) befreundet, der durch sein Geschichtswerk „History of England“ in ganz Europa bekannt war, aber auch ein Essay über den automatischen Ausgleich der Handelsbilanz geschrieben hat. Voraussetzung für den Mechanismus von Hume ist der freie Außenhandel bzw. der frei internationale Wettbewerb. Bereits in seiner Collegezeit (ab 1737) in Glasgow hatte er starke Impulse durch seinen Lehrer Francis Hutchison[7] (1694-1747) erhalten, der als Ahnherr der Utilitaristen gilt und über Jeremy Bentham (1748-1832) zu John Stuart Mill führten. Der Utilitarismus ist Ethik und Sozialphilosphie in Einem. Eine Handlung gilt danach dann als sittlich gut, wenn sie nützlich ist. Oberste Maxime ist das größtmögliche Glück für eine größtmögliche Anzahl von Menschen. Es entsprach insofern den liberalen Vorstellungen von Smith als der Eigennutz des Individuums zu einer Steigerung der gesamten Wohlfahrt führt.[8]

Philosphie ist ein wesentlicher Zug der ökonomischen Klassiker. Smith selbst war seit 1750 Professor für Logik in Glasgow, 1752 dann für Moralphilosphie (und damit für Ökonomie). 1759 veröffentlichte er dann „The Theory of Moral Sentiments“ in dem bereits Elemente seines späteren Hauptwerks vorwegnimmt.

Die Tatsache, dass der Hauptanstoß der klassischen Ökonomie aus England kommt, hat viel mit der wirtschaftlichen Entwicklung dort zu tun. Der Kalvinismus mit seiner Prädestinationslehre hat sicher zu der Kolonialen Weltgeltung Englands beigetragen, die ersten Schritte der industriellen Revolution (inklusive ihrer Folgen für die Arbeiter) haben hier Ihren Ursprung und verbreiten sich sehr rasch europaweit (noch nicht global). .1764 erfand James Hargreaves die bereits durch Wasserkraft betriebene Spinnmaschine „Spinning Jenny“.[9]

Die sozialen Folgen (Bauernlegen, Arbeitslosigkeit etc.) zeigten sich schnell. Richtig „Dampf“ kam aber erst mit der Erfindung der Dampfmaschine 1765 durch James Watt (Freund von Adam Smith) auf[10], dem 1784 der erste mechanische Webstuhl durch Edmund Cartwright folgte. Die Dampfmaschine breitete sich schnell aus. Bereits 1789 wurde die erste im Ruhrgebiet eingesetzt. 1814 wurde von G. Stevenson die erste Lokomotive gebaut. In Deutschland fuhr der erste Zug 1835 zwischen Nürnberg und Fürth, wobei es bereits 1850 in Deutschland ein Streckennetz von rund 6.000 km gab[11]. Die Dampfschifffahrt seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts revolutionierte die internationalen Handelsbeziehungen. Allerdings hatte unser Jean-Baptiste Say noch 1828 eine eher erheiternde Vorstellung der englischen „Dampffuhrwerke“: „Indessen […] wird keine Maschine jemals, wie noch der jämmerlichste Karrengaul, dazu dienen können, Personen und Güter durch das Menschengewimmel und Gedränge einer Großstadt zu befördern“[12].

Stark beeinflussend auf die klassische Ökonomie war auch die politische Entwicklung, insbesondere die französische Revolution, die Herrschaft Napoleons, die Freiheitskriege und die anschließende Restauration. Die Aufbruchstimmung der Ökonomen zeigt sich auch darin, dass Malthus 1798, Say 1803 und Ricardo 1806 (Gesamtwerk 1817) alle um die Jahrhundertwende geschrieben haben. Gegenkräfte gegen eine liberale Wirtschaftsordnung zeigen sich unter Napoleon (Kontinentalsperre), auch später noch durch die katholische Kirche, die 1864 unter den 80 „Hauptsächlichsten Irrtümer unserer Zeit“ (Enzyklika Quanta Cura) Ideen wie „Demokratie, Gewissensfreiheit und Liberalismus“ verdammte[13].

Ricardo hatte 1817 in seinem Werk „Principles of Political Economy and Taxation” die Vorteile des internationalen Wettbewerbs durch seine Theorie der komparativen Kosten unterstrichen, auch den Faktor Arbeit in seiner Arbeitswertlehre betont, aber sich nicht (wie die meisten klassischen Ökonomen) mit den negativen Auswirkungen der industriellen Revolution befasst, zumal er die Wirtschaftskrise von 1825 nicht mehr erlebte.

Karl Marx (1818-1883), den manche noch zur Klassik zählen, hat dann später das soziale Elend in seinem Werk „Das Kapital“ (Band 1 1867, Band 2 und 3 nach seinem Tod) aufgegriffen und im Kapitalismus (Liberalismus) ein System der Ausbeutung gesehen, bei dem die Arbeiterklasse zunehmend verelende, was schließlich zur Revolution und zum Sieg des Proletariats führe. Im Übrigen schätzte Marx Ricardo durchaus („neben Smith der beste Ökonom der klassischen Schule“[14] ), wenn er sich auch ausführlich-kritisch mit dessen Arbeitswertlehre auseinandersetzt. Gegenüber Say war Marx durchweg negativ und sprach im „Kapital“ von den Trivialitäten oder Dummheiten Say´s („Trivialities of Say“, „Stupidities of Say“[15] ).

Im Gegensatz zu Marx gehört jedoch Jean-Baptiste Say zum Kern der klassischen Ökonomie.

3. Jean-Baptiste Say

Jean-Baptiste Say (1767-1832) war von Beruf Kaufmann und wurde vor allem als Wirtschaftswissenschaftler bekannt. Er gilt als Vertreter der klassischen Nationalökonomie und als Vorläufer der Neoklassik.

3.1. Biographie

Jean-Baptiste Say wurde als Sohn eines protestantischen Kaufmanns am 05.01.1767 in Lyon geboren und wuchs in einer aufgeklärten Huguenotten Familie auf. Nachdem er 1785 kurze Zeit im Textilunternehmen seines Vaters gearbeitet hatte zog er mit seinem Bruder Horace nach England, wo er die ersten Auswirkungen der industriellen Revolution sowie das Werk von Adam Smith kennen lernte.[16]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 - Jean-Baptiste Say

Zurück nach Frankreich, veröffentlichte er 1789, im Jahr der Revolution, einen Presseartikel über die Pressefreiheit.[17] 1792 kehrte er nach Frankreich zurück und arbeitete sowohl in verschiedenen kaufmännischen Bereichen als auch als Herausgeber der Zeitschrift „Courier de Provence“[18]. Im selben Jahr meldete er sich freiwillig zum Militärdienst (Revolutionsarmee) für die Kämpfe in der Champagne. .

Zwischen 1794 und 1800 war er Chefredacteur der Zeitschrift „La Décade philosophique, litteraire et politique“[19].

Zusätzlich begann er mit eigenen wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeiten.

Grundlage für seine wissenschaftlichen Arbeiten war das Werk von Adam Smith „Wealth of Nation“. 1799 verdiente er den Lebensunterhalt für seine Familie in der Wirtschaft als Mitunternehmer in einer Baumwollspinnerei. Im gleichen Jahr wurde er auch unter dem ersten Konsul Napoléon zum Mitglied des Tribunats im Finanzausschuss gewählt, ein Amt, das er wegen seiner marktliberalen Position 1806 wieder verlor. Anschließend eröffnete er in Auchy-les-Hesdin eine Baumwollfabrik und entwickelte seine Fähigkeiten als Kaufmann[20].

[...]


[1] Vgl. Wenzel, H.D.; Heertje, A.: Grundlage der Volkswirtschaftslehre; 6. überarb. Aufl.; Berlin,

Heidelberg, New York 2001; S. 48.

[2] Vgl. Stavenhagen, G.: Geschichte der Wirtschaftstheorie; 4. überarb. u. erg. Aufl.; Göttingen 1969;

S. 52.

[3] Vgl. Wenzel 2001; S. 46.

[4] Vgl. Koesters, P.-H.; Ökonomen verändern die Welt; Bielefeld 1982; S. 29.

[5] Vgl. Koesters 1982; S. 28.

[6] Vgl. Koesters 1982; S. 23f, 28.

[7] Vgl. Koesters 1982; S. 21.

[8] Vgl. Wenzel 2001; S. 48.

[9] Vgl. Braudel, F.: Sozialgeschichte des 15.-18. Jahrhunderts. Aufbruch zur Weltgeschichte; Band 3;

München 1986. S. 634 ff.

[10] Vgl. Koesters 1982; S. 19.

[11] Vgl. Bartsch, S.; Wiechert, M; Palluch, M. Freiherr-vom-Stein gymnasium: Die Eisenbahn-Motor der

industriellen Revolution; 1998; http://www.muenster.de/~gberg/AEisenbahn.html; Stand: 25.10.2005.

[12] Vgl. Braudel 1986; S. 602.

[13] Vgl. De Rosa, P.: Gottes erste Diener; München 1991; S. 303 ff.

[14] Marx, K.: Capital; Volume 2; London 1962; S. 55.

[15] Marx 1962; S. 55, 472, aber auch S. 93, 139, 150, 187, 566.

[16] Krelle, W .: Jean-Baptiste Say; in: Starbatty, J.: Klassiker des ökonomischen Denkens. Von Platon bis

John Stuart Mill; Band 1; München 1989; S. 172-173.

[17] Hoffmann, J .: Alles pendelt sich ein; in: Piper, N.: Die großen Ökonomen. Leben und Werk der wirtschaftwissenschaftlichen Vordenker; 2. überarb. Aufl.; Stuttgart 1996; S. 51.

[18] Hoffmann 1996; S. 50-51.

[19] Denis, H .: Geschichte der Wirtschaftstheorien. Von Platon bis Marx – Erste sozialistische Entwürfe

J.B. Say und Ricardo; Band 1, Folge 2; Rheinfelden 1974. S. 63.

[20] Vgl. Gide, C.; Rist, C .: Geschichte der volkswirtschaftlichen Lehrmeinungen; 3. Auflage; Jena 1923;

S. 118.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Jean-Baptiste Say
Hochschule
Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau
Veranstaltung
Seminar: Volkswirtschaftliche Vordenker
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
28
Katalognummer
V61503
ISBN (eBook)
9783638549431
ISBN (Buch)
9783656804109
Dateigröße
691 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jean-Baptiste, Seminar, Volkswirtschaftliche, Vordenker
Arbeit zitieren
Claudia Viebering (Autor:in), 2005, Jean-Baptiste Say, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61503

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