Die Sprache und Multimodalität im Rap anhand des Beispiels 'Like toy soldiers'


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

27 Seiten


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Kurzer Überblick über die Geschichte des Rap
a. Entstehung
b. Weiterentwicklung

3. Rap als Verbindung von Sprache und Musik

4. Sprachliche und Musikalische Besonderheiten im Rap
a. Sprache
b. Musik

5. Multimodalität des Rap anhand des Beispiels „Like toy soldier“
a. Definition Multimodalität
b. Sprache
c. Musik
d. Bilder/Videos
e. Zusammenspiel

6. Rap als kommunikativ-sozialer Stil

7. Schlussbetrachtung

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„What is hip-hop? It’s the world’s most popular, exciting – and controversial – music. The lifestyle and the voice of an entire generation.“[1] Bei kaum einer anderen Musikrichtung gehen die Meinungen der Fans und Verächter so weit auseinander als beim Rap. Von Jugendlichen als Kultur und Lebensart gefeiert, wird Rap von Liebhabern der „klassischen“ Musikrichtungen als künstlerisch und musikalisch wenig wertvoll abgetan. „Was vor über einem Vierteljahrhundert in den New Yorker Slums begann, ist heute ein fester Bestandteil einer hybriden und performativen Jugendkultur mit zahlreichen globalen und lokalen Einflüssen, die Raum für Kreativität, freie Worte, individuelle Abgrenzung und stabiles Sozialgefüge bietet.“[2] Doch wie konnte sich Rap derart schnell von ursprünglichen Protestliedern der Sklaven Südamerikas zu einer populären Jugendkultur entwickeln? Schon viele Wissenschaftler haben sich mit diesem Thema beschäftigt und ihre Arbeiten und Forschungen sollen ausreichend Antworten auf diese Frage geben.

Deshalb soll im Rahmen meiner Hauptseminararbeit das Thema „Rap“ unter linguistischen und medialen Gesichtspunkten behandelt werden. Nach einem kurzen Überblick über die Entstehung und die Geschichte des Rap soll auf Verbindung von Sprache und Musik im Rap eingegangen werden, sowie auf seine musikalischen und sprachlichen Besonderheiten. Der Schwerpunkt dieser Arbeit wird auf dem multimodalen Textbegriff, der das Zusammenspiel von Sprache, Musik und Bildern in dieser Musikrichtung untersucht, liegen. Dies soll anhand des Liedes „Like toy soldiers“ des amerikanischen Rappers Eminem dargestellt werden. Ziel meiner Arbeit soll es sein, aufzuzeigen, dass ein Rap-Song nicht durch Sprache und Musik, sondern nur in Verbindung mit einem gut produzierten Video Erfolg haben kann.

Dazu werde ich das Lied „Like toy soldiers“ analysieren und abschließend kurz darzustellen, warum Rap nur in dieser Einheit zum erfolgreichen kommunikativ-sozialen Jugendstil geworden ist.

2. Kurzer Überblick über die Geschichte des Rap

a) Entstehung

„Rap ist Teil einer massenhaft verbreiteten Musikproduktion und Sprachrohr ethnischer und rassischer Minderheiten weltweit.“[3] Ursprünglich war Rap Teil des Protestes der Sklaven in Amerika, die durch gereimte Spottlieder auf den Baumwollplantagen gegen die Unterdrückung durch ihre Herren aufbegehrten. Der spätere Name „Rap“ „[…] bezieht sich auf das englische Verb „to rap“ und bedeutet ursprünglich „schlagen“, „klopfen“, im übertragenen Sinne auch „jemandem auf die Finger klopfen“ und „to rap out“ „herauspoltern“.[4] Die Reime der Sklaven waren oft sehr aggressiv und beleidigend, sowie zumeist überheblich gegenüber ihren Besitzern. Die Tradition des Sprechgesangs brachten die Sklaven aus ihrer Heimat Afrika mit sich, wo traditionell Barden folgende Aufgaben befolgten: „[…] the bard is a storyteller-singer and above all a historian who chronicles the nation’s history and transmits cultural traditions and mores through performance. […] The words of bards abound in several quasi-songs forms from epics […] to praise songs or poetry exalting a patron’s namesake. While performing, a bard makes use of formulaic expressions, poetic abstractions, and rhythmic speech – all recited in a chantlike fashion that prefigures rap.”[5] Eine andere Theorie besagt, dass die ursprüngliche Version des Rap auf die Jamaikaner und ihren folkloristischen Brauch des „toastens“ zurückgeht. Als „toasten“ wird das Erzählen kleiner Geschichten in gereimter Form bezeichnet, die ein breites Unterhaltungsspektrum von lustigen bis anstößigen und zum Teil auch brutalen Inhalten haben.[6] „Most critics and scholars concur that rap music is a confluence of African American and Caribbean cultural expressions, such as sermons, blues, game songs and toasts and toasting – all of which are recited in a chanted rhyme or poetic fashion.“[7]

In Amerika geriet der Gebrauch des Rap nach dem Unabhängigkeitskrieg im 19. Jahrhundert für lange Zeit fast in Vergessenheit und wurde nur noch in Gefängnissen und beim Militär als Marschunterstützung oder Arbeitsbegleitung benutzt. In Afrika währenddessen wurde diese Musikart weiterhin bei den Griots (Geschichtenerzähler) und den Djelees (Dorfweisen) der Stämme als kulturelles Erbe und Ritual gepflegt.

b) Weiterentwicklung

Wieder entdeckt wurde der Sprechgesang und der damit verbundene Protestausdruck in den 1970er Jahren in den USA, vor allem im New Yorker Stadtteil Bronx. Dort entwickelte der Jamaikaner Clive Campbell, der später auch unter dem Namen „Kool „DJ“ Herc“ bekannt wurde, im Jahr 1967 als erster die „Break-Beat-Music“[8] und gilt somit als Vorreiter der späteren Disc-Jockeys der sogenannten „Old School“. Zu diesem Musikstil entwickelte sich der bekannte „Break-Dance“, der in Verbindung mit Rap, Graffiti und der Break-Beat Music heute als „Hip Hop“ bezeichnet wird und als Jugendkultur gilt. „Die South Bronx entwickelt aus diesen Elementen eine Alternative zur kommerziellen Disco-Szene, und zwar in Form von Blockparties in leeren Häusern, Parks, Gemeindezentren und Turnhallen, wobei das Breakdancing unter den Vorgaben des Diskjockeys und unter rappenden Anfeuerungen durch den Master of Ceremonies oder auch Contoller of the Microphone (MC) zu förmlichen Wettbewerbsritualen ausgebaut wird.“[9] Zu dieser Zeit wurden die Aufnahmen des Rap nur kostenlos in der Szene und unter der Hand verteilt. Ende der 70er Jahre begann dann die Kommerzialisierung des Rap mit der Gruppe „Sugarhill-Gang“, die mit ihrem Song „Rappers Delight“ von verschiedenen kleinen und unabhängigen Plattenfirmen und Musiksendern in ganz Amerika bekannt gemacht wurde. „1982 entstand der Spielfilm „Wildstyle“, in dem Hip-Hop zum ersten Mal dokumentiert wurde. Er wurde in vielen westlichen Ländern gezeigt, so 1983 im deutschen Fernsehen, 7 Monate später auch in deutschen Kinos.“[10] Der Erfolg des Kinofilms machte den Hip-Hop in der ganzen Welt bekannt und so erhielt diese Musikrichtung, die sich nun von der „Old School“ zur „New School“ weiterentwickelt hatte, immer mehr Anhänger, vor allem Jugendliche, die so ihren Protest gegen gesellschaftliche Konventionen ausdrücken wollten. Ab Mitte der 1980er Jahre begann sich der Stil des Rap zu verändern und wurde härter, provokativer, aggressiver und gleichzeitig politischer.[11] Der so genannte „Gangster Rap“ wurde entwickelt, unter dessen ersten populären Vertretern der Rapper „Ice T“ war. Diese populäre Gattung des Rap wurde in allen Medien übertragen und ihre Vertreter wurden von großen Plattenfirmen unter Vertrag genommen. „Während HipHop durch die politischen Umbrüche auch mehr und mehr Anhänger in den osteuropäischen Ländern fand, verschärften sich in den USA die Diskussionen über die Inhalte von Rap-Musik. Nach dem ersten Wirbel um den frühen Gangster-Rap wurde der «Parental Advisory» Aufkleber entworfen und wird seither auf freiwilliger Basis auf den Covern von Platten, die Texte mit eventuell jugendgefährdender Wirkung enthalten könnten, platziert.“[12]

Aber auch ursprüngliche Rapper wie zum Beispiel Run D.M.C wurden von internationalen Konzernen wie Adidas gesponsert und bekamen dadurch enorme Aufmerksamkeit: „Seit Beginn des Jahrzehnts [90er Jahre, Anmerkung der Autorin] gelang es immer mehr Rappern, DJ’s und Produzenten eigene Produktionsfirmen, Managementfirmen und Plattenlabels zu gründen, womit sie einen inzwischen nicht unerheblichen Einfluß auf das Musikgeschäft heutiger Tage ausüben.“[13]

3. Rap als Verbindung von Sprache und Musik

Rap stellt eine Verbindung zwischen Text oder Sprache und Musik her. Doch stellt sich seit Jahren immer die Frage, ob man Sprache und Musik in ihren Zeichensystemen überhaupt vergleichen kann. Theodor W. Adorno stellte in seinem Werk „Fragment über Musik und Sprache“ im Jahr 1990 fest, dass Musik zwar kategorisch keine Sprache darstelle, aber genauso wie eine Rede, in ihrem richtigen Gebrauch und in der korrekten Anordnung sprachähnlich sein könne: „Wer Musik wörtlich als Sprache nimmt, den führt sie irre.[…] Sprachähnlich ist sie als zeitliche Folge artikulierter Laute, die mehr sind als bloß Laut.“[14]. „Die Sprachähnlichkeit von (traditioneller bis gemäßigt-moderner) Musik begründet Adorno mit dem Hinweis auf die sprachlicher Grammatikalität, Syntagmatik und Prosodie entliehene Begrifflichkeit aus der musikalischen Formenlehre, die „von Satz, Halbsatz, Periode, Interpunktion, Frage, Ausruf, Parenthese“ wisse, „Nebensätze finden sich überall, Stimmen heben und senken sich, und in all dem ist der Gestus von Musik der Stimme entlehnt, die redet“.“[15] Der Dichter und Schriftsteller behauptet, dass Musik auf eine intentionslose Sprache abziele: „Musikalisch sein heißt, die aufblitzenden Intentionen zu innervieren, ohne an sie sich zu verlieren, sondern sie zu bändigen. So bildet sich Musik als Struktur.“[16]

[...]


[1] Haskins, James: The Story of Hip-Hop – Fram Africa to America, Sugarhill to Eminem, USA 2002, Klappentext.

[2] Zeise, Tina: Worte und Vinyl – Kommunikative Aspekte der Rapmusik in Deutschland. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, München 2006, S.1.

[3] Karrer, Wolfgang (Hg.): Rap. Deutsch-Englische Jahrbücher Bd. 38, Hamburg 1996, S. 5.

[4] http://www.tu-bs.de:8080/~y0021278/musik/rap/1.htm (vom 21.07.2006).

[5] Keyes, Cheryl Lynette: Rap music and street consciousness. Music in American Life. Illinois 2002, S. 19ff.

[6] Ebenda.

[7] Keyes, Cheryl Lynette: Rap music and street consciousness. Music in American Life. Illinois 2002, S. 17.

[8] Break-Beat-Music beinhaltet die Idee, die gleiche Schallplatte auf zwei Plattenspielern gleichzeitig abzuspielen und durch Bewegung der Platten per Hand bestimmte Teile des Liedes beliebig oft hintereinander zu wiederholen und dadurch ein neues Musikstück zu kreieren.

[9] Karrer, Wolfgang (Hg.): Rap. Deutsch-Englische Jahrbücher Bd. 38, Hamburg 1996, S. 6.

[10] http://www.tu-bs.de:8080/~y0021278/musik/rap/1.htm (vom 21.07.2006).

[11] Karrer, Wolfgang (Hg.): Rap. Deutsch-Englische Jahrbücher Bd. 38, Hamburg 1996, S. 6.

[12] Krekow, Sebastian (u.a.): HipHop-Lexikon: Rap, Breakdance, Writing & Co: Das Kompendium der HipHop-Szene. o.O. 1999, S. 21.

[13] Ebenda, S. 21.

[14] Adorno, Theodor W.: Fragment über Musik und Sprache. In: Rolf Tiedemann (Hg.): Gesammelte Schriften. Band 16. Quasi una fantasia. Musikalische Schriften II. Frankfurt a.M. 1978, S. 251.

[15] Lentz, Michael: Sprechen macht die Musik. Ein Ausflug in Grenzbereiche. Beitrag zu den Donaueschinger Musiktagen 2002, Donaueschingen 2002. http://www.swr.de/imperia/md/content/swr2/donaueschingen/2002/5.rtf, S. 1.

[16] Adorno, Theodor W.:Fragment über Musik und Sprache. In: Rolf Tiedemann (Hg.): Gesammelte Schriften. Band 16. Quasi una fantasia. Musikalische Schriften II. Frankfurt a.M. 1978, S. 253.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Die Sprache und Multimodalität im Rap anhand des Beispiels 'Like toy soldiers'
Hochschule
Universität Bayreuth
Autor
Jahr
2006
Seiten
27
Katalognummer
V61338
ISBN (eBook)
9783638548151
ISBN (Buch)
9783656816706
Dateigröße
580 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sprache, Multimodalität, Beispiels, Like
Arbeit zitieren
Barbara Taschner (Autor:in), 2006, Die Sprache und Multimodalität im Rap anhand des Beispiels 'Like toy soldiers', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61338

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