Grundlagen professioneller Gesprächsführung


Hausarbeit, 2005

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.1 Einleitung

2.1 Das Kommunikationsquadrat

3.1 Die Grobstruktur des Gesprächsverlaufs

4.1. Sechs Aspekte der Gesprächsvorbereitung
4.2. Die Klärung des Anlasses
4.3 Die Selbstklärung
4.4 Die Identifikation mit dem Gesprächspartner
4.5 Das Gedankliche Durchgehen des Gesprächs
4.6 Die Organisation des Rahmens
4.7 Die Reflexion der Gesprächseinladung

5.1. Zusammenfassung Seite

6.1. Literaturverzeichnis

1.1 Einleitung

In der vorliegenden Arbeit werde ich mich mit der professionellen Gesprächsführung beschäftigen.

Die dieser Arbeit zugrunde liegende folgende Fragestellung ist eine doppelte: Wie kann es gelingen, den zwischenmenschlichen Kommunikationsprozess in strukturierender Weise zu erschließen und verstehbar zu machen und zweitens: wie ist es möglich, sich systematisch auf stets unterschiedlich verlaufende Gesprächsprozesse einzustellen?

Diese Frage berührt den Bereich der Kommunikationspsychologie an zwei verschiedenen Punkten: Diese Punkte sind die Kommunikationsdiagnose und die Gesprächsvorbereitung.

Zur Klärung dieser Frage werde ich zunächst ein psychologisches Modell zwischenmenschlicher Kommunikation aus dem Jahr 1981 vorstellen, welches dessen Autor, Friedemann Schulz von Thun, als Kommunikationsquadrat bezeichnete.

Dieses Modell besteht aus vier Seiten, welche jeweils einen Aspekt der in jeder Botschaft mitschwingenden Aufladungen symbolisieren.

Die Funktion des Kommunikationsquadrates ist u. a. in der Aufschlüsselungsmöglichkeit, die dieses Modell für die zwischenmenschliche Kommunikation bietet, zu sehen. Friedemann Schulz von Thun selbst schreibt:„Ein und dieselbe Nachricht enthält viele Botschaften; ob er will oder nicht: der Sender sendet immer gleichzeitig auf allen vier Seiten. Die Vielfalt der Botschaften lässt sich mit Hilfe des Quadrates ordnen.“(Schulz von Thun, Miteinander Reden 1, S. 28 )

Der Vergleich einer kommunizierten Nachricht mit einem Paket, das viele verschiedene Informationen enthält, welche jeweils unterschiedlichen ( störenden oder korrigierenden ) Einfluß auf die zwischenmenschlicheVerständigung ausüben, erscheint hier zutreffend.

Schulz von Thun`s Modell des Kommunikationsquadrates stellt einen Klassiker der Kommu- nikationspsychologie dar und ist eine der Grundlagen professioneller Gesprächsführung geworden.

Davon ausgehend werde ich den Fokus auf die Vorbereitungsphase der professionellen Ge- sprächsführung verlagern, um mich der Beantwortung der zweiten Teilfrage zu nähern.

Ich stütze mich dabei auf Aussagen Karl Beniens, der die basale Annahme, dass ein Gespräch einer stets vorhandenen und erkennbaren Grobstruktur folgt, vertritt.

Karl Benien veröffentlichte 2003 das Buch „ Schwierige Gespräche führen. Modelle für Beratungs-, Kritik- und Konfliktgespräche im Berufsalltag“ , dass er als Ergänzung zu Schulz von Thun`s „Miteinander Reden 1 - 3“ vorstellt.

Ich werde mich auf das Kapitel 2.1 konzentrieren. Darin stellt Benien grundlegende Gedanken zur professionellen Vorbereitung eines Gesprächs dar. Er benennt sechs Aspekte der systematischen Gesprächsvorbereitung und vertieft diese auf den folgenden Seiten. Dem Aspekt der Selbstklärung wird dabei besondere Aufmerksamkeit zukommen. Für diesen Aspekt wird an dieser Stelle das eingangs angesprochene Kommunikationsquadrat relevant: Vor dessen Hintergrund entfaltet Benien die gesprächsvorbereitende Selbstreflexion. Die von ihm benannten sechs Aspekte der Vorbereitung auf ein Gespräch werde ich in den Abschnitten 4.1 bis 4.6 der vorliegenden Arbeit nachzeichnen. Dort fasse ich die aus meiner Sicht zentralen Äußerungen Beniens zusammen.

2.1 Das Kommunikationsquadrat

Friedemann Schulz von Thun entwarf 1981 ein Modell zwischenmenschlicher Kommunika- tion, welches er als das „ Kommunikationsquadrat“ bezeichnete. Jede einzelne der vier Seiten dieses Quadrates symbolisiert einen Aspekt einer beliebigen kommunizierten Nach- richt. Jeder Aspekt bestimmt das Kommunikationsgeschehen in entscheidender Weise mit. Diese vier Aspekte sind der Sach-, der Beziehungs-, der Selbstoffenbarungs- und der Appell- aspekt.

Ich stelle im Folgenden jeden der vier Aspekte kurz vor:

Der Aspekt des Sachinhalts: Jede Nachricht transportiert zunächst eine Sachinformation. Diese Sachinformation soll möglichst klar und unmissverständlich übermittelt werden. Der Aspekt der Selbstoffenbarung: In jeder Aussage ist auch eine Information über den Sprechenden enthalten. Hier geht es also um „ Ich - Botschaften“. Schulz von Thun diffe- renziert die Selbstoffenbarung in „ gewollte Selbstdarstellung“ einerseits und in „ unfrei- willige Selbstenthüllung“ andererseits. Er weist auf daraus resultierende Schwierigkeiten hin:

„Mit dieser Seite der Nachricht verbinden sich viele Probleme der zwischenmenschlichen Kommunikation... Wie er ( Der Sprechende; d. A. ), in dem Bemühen, sich von der besten Seite zu zeigen, allerlei Techniken der Selbsterhöhung und Selbstverbergung anwendet - nicht immer zu seinem eigenen Besten.“ ( Schulz von Thun, Miteinander Reden 1, S. 27 ) Der Beziehungsaspekt: In der kommunizierten Nachricht schwingt stets ein die Beziehung der Kommunizierenden betreffender Unterton mit.„Eine Nachricht senden heißt auch immer, zu dem Angesprochenen eine bestimmte Art von Beziehung auszudrücken.“( Schulz von Thun, Miteinander Reden 1, S. 28 ).Er unterscheidet hier in „ Du - Botschaften“: diese zeigen an, wie der Sprechende zum Angesprochenen steht - und in „ Wir - Botschaften“ : diese beziehen sich auf die Beziehung zwischen Sprecher und Angesprochenem. Der Aspekt des Appells: Schulz von Thun berücksichtigt hiermit den Willen zur Einfluss- nahme des Sprechenden auf den Angesprochenen. Dieser Wille kann mehr oder weniger subtil geäußert werden; werden die vorgenannten drei Aspekte dem Appell untergeordnet, ist es angemessen, von Manipulation zu sprechen.

Dieses Quadratmodell dient sowohl der Analyse von Kommunikationsmustern als auch der Diagnose von Kommunikationsstörungen. Desweiteren stellt Schulz von Thun`s Modell eine Basis zur Strukturierung des gesamten Bereiches zwischenmenschlicher Kommunikation zur Verfügung.

Schulz von Thun selbst benennt folgende drei Vorzüge des von ihm entworfenen Modells: Es definiert Kommunikation als vierdimensionalen Prozess. Um qualitative Klarheit i.S. von Unmissverständlichkeit der Kommunikation zu erreichen müssen alle vier o.g. Aspekte in die Mitteilung miteinbezogen werden.

Als zweiten Vorzug des Kommunikationsquadrat - Modells stellt er das Potenzial des Modells als Systematisierungsschablone zur Bewältigung von Kommunikationsschwierigkeiten in Alltagssituationen dar.

Der dritte Vorteil ist in der Gleichwertigkeit aller vier Aspekte zu sehen.

3.1 Grobstruktur des Gesprächsverlaufs

Karl Benien weist daraufhin, dass der Verlauf eines Gesprächs einem erkennbarem Grund- muster folgt:„.. klare und effektive Gespräche haben bestimmte einheitliche Charakteristika undähnliche Verlaufsstrukturen.“( Benien, Schwierige Gespräche führen. Modelle für Beratungs-, Kritik- und Konfliktgespräche im Berufsalltag, S. 46 )Differenzierte Gesprächs- vorbereitung ist also auf Grundlage einer systematischen, situative Gesprächseinflüsse berücksichtigenden Grundorientierung möglich. Benien benennt folgerichtig fünf Phasen der Grundstruktur eines Gesprächs: Anfangsphase, Informationsphase, Argumentationsphase, Beschlussphase und Abschlussphase. Dass dieser Verlauf, abhängig von Anlass, Thema und Situation eines Gesprächs vom Gesprächsführenden jeweils neu gewichtet und modifiziert werden muss, stellt eine zu bedenkende selbstverständliche Schwierigkeit jedes Gesprächs dar. Aus diesem Umstand kann geschlussfolgert werden, dass der Vorbereitung eines Gesprächs hohe Bedeutung für erfolgreiche Kommunikation zukommt. Benien entwirft in seinem Buch„Schwierige Gespräche führen. Modelle für Beratungs-, Kritik- und Konfliktgespräche im Berufsalltag“ folgerichtig Grundzüge der Gesprächsvorbereitung. Mit diesen werde ich mich in den Abschnitten 4.1 ff beschäftigen.

4.1 Sechs Aspekte der Gesprächsvorbereitung

Ziel der eigenen Gesprächsvorbereitung ist es nach Benien, zu innerer Klarheit zu gelangen.

„Da die Qualität eines Gesprächs nicht mit der Wortflut zunimmt, kommt es eher darauf an, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu sagen. Diese Fähigkeit beruht auf einer inneren Klarheit, zu der man durch gute Vorbereitung gelangen kann.“( Benien, Schwierige Ge- spräche führen. Modelle für Beratungs-, Kritik- und Konfliktgespräche im Berufsalltag, S. 49)

Mithilfe von sechs Aspekten ist es möglich, eine Systematik zur Qualitätsverbesserung der eigenen Kommunikation zu entwickeln. Diese sechs Aspekte sind die Klärung des Anlasses, die Selbstklärung, die Identifikation mit dem Gesprächspartner, das gedankliche Durchgehen des Gesprächs, die Organisation und Klärung eines geeigneten Rahmens und die Reflexion der Gesprächseinladung. Diese genannten Aspekte der Gesprächsvorbereitung werde ich im folgenden zusammenfassend vorstellen.

4.2 Die Klärung des Anlasses

Hier stehen Fragen der eigenen Motivation und der eigenen Einschätzung zur erwarteten Gesprächssituation im Vordergrund.

Zunächst einmal ist zu überlegen wer überhaupt Gesprächsbedarf hat: der Gesprächspartner, der Gesprächssuchende selbst oder etwa beide ?

Eine Bilanzierung der eigenen Motivation ist in dieser Phase hilfreich - etwa in Form der Fragen: Will ich das Gespräch führen? Wenn ja, warum? Muss ich das Gespräch führen?

Um hier zu einer objektiven Einschätzung der potenziellen Gesprächssituation zu gelangen ist es angemessen, die Einschätzungen Anderer einzuholen.

Ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt betrifft die Frage nach dem geeigneten Gesprächs- partner. Benien betont diesen Aspekt folgendermaßen:„( .. Nicht immer ist derjenige, der mich stört, beeinträchtigt behindert und mir Schwierigkeiten macht, auch derjenige, mit dem ich den Konflikt austragen muss. Vielleicht delegiert jemand seine Verantwortung an andere, so dass sorgfältigüberprüft werden muss, wer der eigentliche Konfliktpartner ist.) ( Benien, Schwierige Gespräche führen. Modelle für Beratungs-, Kritik- und Konfliktgespräche im Berufsalltag, S. 50)

4.3 Die Selbstklärung

Wie in Kapitel 4.1 schon angesprochen wurde ist das Ziel der professionellen Gesprächsvorbereitung die Herstellung innerer Klarheit. Der zweite Aspekt der Gesprächsvorbereitung ist nach Benien dementsprechend die Selbstklärung. Zur Strukturierung der eigenen Gedanken, Gefühle, Absichten und Ziele des Gesprächs zieht er das Kommunikationsquadrat heran und formuliert zu dessen Sachinhalts-, Selbstoffenbarungs-, Beziehungs- und Appellseite zentrale Fragestellungen, welche die Selbstklärung erleichtern können.

Entsprechend der Sachinhaltsseite ist zunächst die Frage:„ Was habe ich meinem Gesprächspartner zu sagen?“ von Bedeutung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Grundlagen professioneller Gesprächsführung
Hochschule
Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg  (HAW Hamburg)
Veranstaltung
Methoden der Kommunikation
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
16
Katalognummer
V61037
ISBN (eBook)
9783638545761
Dateigröße
479 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Darstellung der Gesprächsvorbereitung und Gesprächsführung nach Friedemann Schulz von Thun, ergänzt durch Karl Benien.
Schlagworte
Grundlagen, Gesprächsführung, Methoden, Kommunikation
Arbeit zitieren
Christian Dreker (Autor:in), 2005, Grundlagen professioneller Gesprächsführung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61037

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