Krieg und Schuld in Francisco Ayalas "El Tajo"


Seminararbeit, 2004

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 La cabeza del cordero: Geschichte des Buches

3 Francisco Ayala, „El Tajo“
3.1 Struktur der Handlung und Gestaltung des zeitlichen Verlaufs
3.2 Die Darstellung des Krieges
3.2.1 Die Absurdität des Krieges
3.2.2 Der Bürgerkrieg im Herzen der Menschen
3.3 Der Umgang mit der Schuld

4 Schlusswort

5 Bibliographie

1 Einleitung

Die spanische Literatur des 20. Jahrhunderts ist naturgemäß in hohem Maße von der Erfahrung des Bürgerkrieges und der darauffolgenden Diktatur geprägt worden. Während viele Schriftsteller, die während dieser Zeit in Spanien blieben, vor die Wahl gestellt wurden, sich entweder regimetreu zu zeigen oder ihre Kritik unter der Zensur heimlich oder verschlüsselt zu äußern, verließ der Großteil der Intellektuellen das Land, um im Exil in Frankreich, den USA oder Südamerika zu leben. Hier konnten sie ihr schriftstellerisches Schaffen frei und unzensiert ausüben und riefen dabei auch eine Großzahl von Verlagen, Zeitschriften und Schriftstellervereinigungen ins Leben. Einer der erfolgreichsten Exilautoren, Francisco Ayala, der nach dem Bürgerkrieg zuerst nach Argentinien und dann in die USA auswanderte, beschäftigt sich in seinem Werk vor allem mit der Erfahrung des Krieges und dessen moralischem Aspekt. Dies ist auch der Fall in einem seiner berühmtesten Werke La cabeza del cordero, einer Sammlung von fünf Erzählungen, die zum ersten Mal 1949 in Buenos Aires veröffentlicht wurde.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Erzählung „El Tajo“ von 1949 aus diesem Band. Dabei soll vor allem auf die Thematik der Kriegserfahrung eingegangen werden, die in dieser Geschichte eng mit der Frage der Schuld verknüpft ist.

2 La cabeza del cordero: Geschichte des Buches

Die Geschichte des Buches La cabeza del cordero spiegelt das Schicksal vieler im Exil geschriebenen spanischen Werke wider.

Die erste Ausgabe wird zusammen mit einem Vorwort von Francisco Ayala im Jahre 1949 in Buenos Aires veröffentlicht. Sie enthält die Erzählungen „El mensaje“, „El Tajo“, „El regreso“, und „La cabeza del cordero“. 1955 verfasst Francisco Ayala die Erzählung „La vida por la opinión”, die 1962 der zweiten argentinischen Ausgabe von La cabeza del cordero hinzugefügt wird. Im Jahre 1969 beschließt der spanische Verlag Aguilar die Obras Narrativas Completas von Francisco Ayala in Spanien zu veröffentlichen. Das darin enthaltene La cabeza del cordero passiert die Zensur jedoch nicht, und so müssen die Obras Narrativas Completas zunächst in Mexiko herausgebracht werden. Schließlich veröffentlicht der Verlag Seix Barral 1972 die erste spanische Ausgabe von La cabeza del cordero, die allerdings noch nicht in freiem Umlauf ist und die Erzählung „La vida por la opinión“ noch nicht enthält. Erst im Jahre 1989, vierzig Jahre nach seiner Entstehung, erscheint bei Cátedra die erste spanische Ausgabe des Buches, die alle fünf Geschichten enthält.

3 Francisco Ayala, „El Tajo“

3.1 Struktur der Handlung und Gestaltung des zeitlichen Verlaufs

Die Erzählung „El Tajo“ gliedert sich in vier Kapitel, die jeweils einen bestimmten Zeitabschnitt der erzählten Geschichte umfassen. Das erste Kapitel beschreibt die Ereignisse im August 1938 an der Front von Aragón während des Spanischen Bürgerkriegs. Die Hauptfigur Pedro Santolalla kämpft auf Seiten der Falangisten. Da sich die Front nicht bewegt, herrscht auf beiden Seiten Langeweile bis Santolalla auf einem Spaziergang auf einen feindlichen Milizsoldaten trifft und diesen ohne eigene Gefahr erschießt. Santolalla wird zunächst als Held gefeiert, dann aber zur Zielscheibe von Spott und Hohn, als der zurückgelassene Leichnam zu stinken beginnt. All diese Ereignisse werden in Form eines raffenden Berichts wiedergegeben.

Das zweite Kapitel rollt mithilfe von externen Analepsen die bisherige Lebensgeschichte Santolallas auf. Es vermittelt, während einer Pause der erzählten Zeit, die Erinnerungen und Gedanken, die ihn kurz vor dem Mord 1938 beschäftigen. Diese drehen sich dabei zunächst um die unmittelbare Vorgeschichte, das Leben an der Front, greifen dann weiter zurück in die Vergangenheit und Santolallas Kindheit und kehren schließlich über die Sorge um seine Familie wieder zurück an ihren Ausgangspunkt.

Das dritte Kapitel schließt sich nahtlos an das Ende des ersten Kapitels an, es erstreckt sich also über die Zeit nach dem Mord bis Ende des Krieges 1939. Santolalla quälen in dieser Zeit Schuldgefühle und unangenehme Kindheitserinnerungen. Diese Gedanken werden in langsamen Erzähltempo vermittelt.

Beim Übergang ins vierte Kapitel werden zwei Jahre der erzählten Zeit übersprungen, die jedoch später in Form einer weiteren Analepse thematisiert werden. Santolalla ist nun, 1941, Lehrer in Toledo und setzt sein langgehegtes Bedürfnis, der Familie des von ihm getöteten Soldaten einen Besuch abzustatten in die Tat um. Er erhofft sich von diesem Besuch durch eine Wiedergutmachung sein Gewissen erleichtern zu können. Diese Hoffnung erweist sich jedoch als vergebens, da die Familie nichts mehr von ihrem verstorbenen Sohn wissen möchte und das finanzielle Angebot von Santolalla kalt zurückweist.

Die Gestaltung des Erzähltempos dient in „El Tajo“ dazu die Schwerpunkte der Erzählung zu markieren. Die beiden Kapitel, die die Gedanken Santolallas wiedergeben, stellen die zentralen Punkte dar, weshalb die Erzählzeit hier größer als die erzählte Zeit ist. Das eigentliche Geschehen, der Mord an der Front, nimmt nur einen Bruchteil der Erzählzeit ein. Der Schluss der Geschichte und vermeintlicher Höhepunkt wird jedoch durch szenisches Erzählen verlangsamt, wodurch der Eindruck entsteht, dass dieses Erlebnis von Santolalla viel bewusster wahrgenommen wird als der Mord selbst.

3.2 Die Darstellung des Krieges

3.2.1 Die Absurdität des Krieges

Francisco Ayala übt in „El Tajo“ heftige Kritik an der moralischen Verwerflichkeit des Krieges und dessen Grausamkeit, dies realisiert er jedoch nicht durch die Darstellung von blutigen Kampfhandlungen. Vielmehr äußert sich das ganze schreckliche Ausmaß des Krieges im Allgemeinen und des Spanischen Bürgerkriegs im Besonderen „nur“ anhand eines einzigen, zudem eher unabsichtlich verübten Mordes, der angesichts der übrigen während des Krieges verübten Gräueltaten beinahe belanglos erscheinen könnte. So bemerkt auch Eduardo Mallea in seinem Buch Notas de un novelista zu „El Tajo“ : „Toda la incongruencia, monstruosidad y estupidez de la guerrra están latentes en el trazo de ese episodio casual.”[1]

[...]


[1] Mallea, Eduardo, Notas de un novelista, Buenos Aires 1954, S. 110.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Krieg und Schuld in Francisco Ayalas "El Tajo"
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V60988
ISBN (eBook)
9783638545389
ISBN (Buch)
9783656816133
Dateigröße
449 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Krieg, Schuld, Francisco, Ayalas, Tajo
Arbeit zitieren
Eva Maria Krehl (Autor:in), 2004, Krieg und Schuld in Francisco Ayalas "El Tajo", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60988

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