Warum ist die Arbeitslosigkeit in Europa so unterschiedlich?


Seminararbeit, 2006

31 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Theoretische Grundlagen der Arbeitsmarktpolitik
2.1. Ausgangslage
2.2. PS-WS – Modell und NAIRU

3. Diskussion ausgewählter Variablen zur Erklärung von Arbeitslosigkeit
3.1. Makroökonomische Schocks
3.2. Institutionelle Variablen
3.3. Zwischenergebnis

4. Neue Ökonomische Geographie
4.1. Allgemeine Theorie- und Modellbeschreibung
4.2. Erläuterung ausgewählter Modelle der NÖG
4.3. Modellerweiterung durch Arbeitslosigkeit
4.4. Empirische Relevanz und Schlussfolgerungen

5. Fazit

LITERATURVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 1: Entwicklung der Arbeitslosigkeit zwischen 1960 und 1995 im europäischem Vergleich (EU 15)

Abbildung 2: PS-WS Modell Arbeitsmarktmodell

Abbildung 3: Regionale Differenzen der Arbeitslosigkeit in der EU-15

Abbildung 4: Auswirkungen von Transportkosten auf Agglomeration

Abbildung 5: Entwicklung der durchschnittlichen Ginikoeffizienten

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 1: Arbeitslosigkeit in Europa (2004)

Tabelle 2: Beschäftigungsquoten verschiedener Personengruppen in 21 OECD-Ländern in Prozent (2001)

Tabelle 3: Anteil qualifizierter Arbeitskräfte (1992)

Tabelle 4: Durchschnittliche Ginikoeffizienten der vier Gruppen (in Prozent)

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Europa ist ein Kontinent, der historisch gewachsen ein hohes Maß an sprachlicher und kultureller Vielfalt hervorgebracht hat. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht sind Unterschiede eher die Regel als Ausnahme.

Das Anliegen der vorliegenden Arbeit ist es, die oft als „europäisches Unterbeschäftigungsproblem“ bezeichnete Situation differenziert zu analysieren. Neben einer Beschreibung der unterschiedlichen Verteilung der Arbeitslosigkeit über die einzelnen Staaten des Kontinents, steht vor allem die Suche nach Erklärungsgründen für die verschiedenen Arbeitsmarktsituationen im Vordergrund der Darstellung. Bereits im ersten Teil des Beitrags wird sich zeigen, dass die Arbeitslosigkeit in Europa keineswegs Tradition, sondern erst während der letzten 30 Jahre entstanden ist.

Der allgemeine Anstieg und die zunehmend auseinander laufenden Arbeitslosenzahlen werden auf zweierlei Weise untersucht. Zum einen werden die klassischen makroökonomischen Variablen auf ihre Erklärungskraft überprüft, wobei eine Differenzierung nach Schock- und institutionellen Größen vorgenommen wird. Es wird sich jedoch zeigen, dass bei isolierter Betrachtung keine der potenziellen Ursachen in der Lage ist, die beobachtete Streuung zu erklären. Vielmehr treten unterschiedliche Interdependenzen zwischen den einzelnen Faktoren auf, die einer ausführlichen Beschreibung bedürfen.

Als zweite Argumentationsgrundlage wird die Neue Ökonomische Geographie herangezogen, welche die Entstehung von Ballungsräumen theoretisch darstellt. Aufgrund der Tatsache, dass es sich um ein noch junges Forschungsgebiet handelt, steht eine ausführliche Modellbeschreibung im Vordergrund. Auf dessen Grundlage werden verschiedene Verursachungsgrößen für die Arbeitslosigkeit hergeleitet. Natürlich wird auch diese Theorie einer empirischen Überprüfung unterworfen. Anschließend werden die gewonnenen Resultate zu den vorher gesammelten Erkenntnissen in Bezug gesetzt und hieraus einige wirtschaftspolitische Implikationen abgeleitet.

2. Theoretische Grundlagen der Arbeitsmarktpolitik

2.1. Ausgangslage

Beim europäischen Arbeitslosigkeitsproblem handelt es sich keineswegs um einen geschichtlich gegebenen Zustand. Im Gegenteil: bis Mitte der 70er Jahre erreichte die durchschnittliche Arbeitslosenquote mit unter 5% nahezu Vollbeschäftigungsniveau. Seit dieser Zeit jedoch stieg dieser Wert in nahezu allen Ländern mehr oder weniger stark an. Dadurch nimmt die in Abbildung 1 dargestellte Grafik einen heteroskedastischen Verlauf an, d.h., dass die Streuung der Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf zunahm.

Abbildung 1: Entwicklung der Arbeitslosigkeit zwischen 1960 und 1995 im europäischem Vergleich (EU 15)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: BLANCHARD / WOLFERS, 1999, S. 3.

Die exakten aktuellen Arbeitslosenquoten sind in Tabelle 1, geordnet nach vier Gruppen, dargestellt. In den ersten beiden Gruppen sind, neben den beiden Alpenstaaten, Portugal und Ungarn, hauptsächlich Länder aus dem nordeuropäischen Raum vertreten, während in der dritten Gruppen vorrangig Mittel- und Südeuropäische Staaten vertreten sind. Der letzten Gruppe wurden lediglich die Slowakische Republik und Polen zugeordnet. Zur Eingrenzung der ohnehin komplexen Thematik sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Osteuropäischen Länder nicht im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen, weil deren Probleme vorwiegend auf wirtschaftspolitischen Fehlern aus Zeiten der Sowjetunion zurückzuführen sind. Ein interessanter Forschungsansatz wäre jedoch die Unterschiede innerhalb dieser Länder, vor allem die positive Entwicklung der Tschechischen Republik, herauszuarbeiten.

Tabelle 1: Arbeitslosigkeit in Europa (2004)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: OECD, 2004.

Bei genauerer Betrachtung obiger Tabelle fällt auf, dass sich mit Ausnahme Groß Britanniens alle großen europäischen Flächenländer in der dritten Gruppe zwischen acht und elf Prozent Arbeitslosigkeit bewegen. Offenbar bewältigen kleinere Länder die gegenwärtigen wirtschaftspolitischen Aufgaben besser als die großen. Weiterhin soll auf die derzeitig vierprozentige Differenz zwischen den spanischen und portugiesischen Arbeitsmarktzahlen hingewiesen werden, die wegen der geographischen und politischen Ähnlichkeit beider Länder einer besonderen Erklärung bedarf. Aus Abbildung 1 wird zudem deutlich, dass Spanien seit Ende der 70er Jahre die höchste Arbeitslosigkeit innerhalb Europas aufweist.

Weder aus Abbildung 1, noch aus Tabelle 1 direkt erkennbar, aber dennoch interessant, ist die Entwicklung Irlands sowie der Niederlande. Beide Länder verbindet die Tatsache, dass sie es seit Mitte der 80er geschafft haben, ihr Unterbeschäftigungsproblem kontinuierlich zu verringern und mittlerweile zur Vollbeschäftigung zurückgekehrt sind. Vor allem Irland galt Jahrzehnte, geprägt durch geringes Pro-Kopf-Einkommen und hohe Arbeitslosigkeit, als „Armenhaus Europas“. Diesem Staat ist es jedoch innerhalb weniger Jahre gelungen, sowohl Vollbeschäftigung zu erreichen, als auch das BIP stark zu steigern.[1]

An geeigneter Stelle werden die gewählten Beispiele wieder aufgegriffen und genauer beschrieben. Es sei jedoch vorab darauf hingewiesen, dass die Lösung für keines der genannten Probleme trivial ausfällt.

2.2. PS-WS – Modell und NAIRU

Dieser Abschnitt bildet mit seiner kurzen Vorstellung der Wirkungskräfte auf den Arbeitsmarkt die theoretische Grundlage für das dritte Kapitel. Es wird gezeigt, dass zwischen konjunktureller und natürlicher Arbeitslosigkeit unterschieden werden kann und auf welche Weise unter Einbeziehung des Phillipskurven-Konzeptes die NAIRU (Nonaccelerating inflation rate of unemployment) hergeleitet werden kann.

Das neokeynesianische Arbeitsmarktmodell berücksichtigt eine Lohn- und Preissetzungsseite. Die wichtigste Eigenschaft dieses Ansatzes ist die Annahme unvollständigen Wettbewerbs auf dem Gütermarkt sowie das Vorhandsein unfreiwilliger Arbeitslosigkeit im mittelfristigen Gleichgewicht.[2]

Allgemein lässt sich die Lohnsetzung wie folgt formalisieren:

W = Pe F(u,z) (1)

Demzufolge hängt der Nominallohn (W) von den Preiserwartungen (Pe), der Arbeitslosigkeit (u) und sonstigen Effekten (z) ab. Die Höhe der Arbeitslosigkeit hat einen negativen Einfluss auf den Nominallohn, da die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften schwindet und damit auch die Lohnzuwachsraten sinken. Mit steigendem erwartetem Preisniveau werden die Arbeitnehmer höhere Nominallöhne fordern, um ihren Reallohn zumindest konstant zu halten. Die Sammelvariable (z) fasst alle sonstigen Determinanten des Arbeitsmarktes zusammen. Dazu gehören z.B. die Höhe der Arbeitslosenversicherung, das Vorhandensein von Mindestlöhnen und die Ausgestaltung des Kündigungsschutzes. Insgesamt führen diese Faktoren zu einer Erhöhung des Reservationslohns und wirken somit auch auf die Höhe des Nominallohns positiv.[3]

Auf der Preissetzungsseite wird den Unternehmen eine gewisse Marktmacht unterstellt, was zusammen mit der Annahme die Arbeit als einzigen Produktionsfaktor zu modellieren, zu einer Preissetzungsgleichung der Form

P = (1+µ) W (2)

führt. Dabei stellt µ den Aufschlag auf die Grenzkosten für die Arbeit und somit den Umfang der Marktmacht der Unternehmen dar.[4] Werden beide Funktionen in ein gemeinsames Diagramm abgetragen (vgl. Abbildung 2), so ist eine Gleichgewichtssituation mit natürlicher Arbeitslosigkeit erkennbar.

Abbildung 2: PS-WS Modell Arbeitsmarktmodell

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: BLANCHARD / ILLING, 2002, S.193.

Es wird deutlich, dass sich die natürliche Arbeitslosigkeit im Schnittpunkt der Preis- und Lohnsetzungsgleichung befindet. Mathematisch müsste demzufolge Gleichung (1) in die Preissetzungsgleichung (2) eingesetzt werden, um die natürliche Arbeitslosigkeit errechnen zu können. Aufgrund des bisher noch nicht konkretisierten Funktionsverlaufes der Lohnsetzungsgleichung ist aber ein Umweg über den Phillipskurvenzusammenhang nötig. In ihrer originären Form entspricht die Phillipskurve der Gleichung (3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Setzt man, wie von FRIEDMAN und PHELPS erstmalig beschrieben, die erwartete gleich der tatsächlichen Inflation, gelangt man zur Gleichung (4). Die genannten Autoren stellten Ende der 60er den „trade-off“ zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation in Frage, weil dieser nur Bestand haben kann solange die Arbeitnehmer systematisch die Inflation unterschätzen.[5]

[...]


[1] Das BIP pro Kopf in Irland betrug 2005 35.600 Euro, das entspricht Platz 2 nach Luxemburg innerhalb der EU

[2] Vgl. BLANCHARD / ILLING, 2004, S. 191-194.

[3] Vgl. BLANCHARD / ILLING, 2004, S. 195.

[4] Vgl. BLANCHARD / ILLING, 2004, S.188-190.

[5] Vgl. BLANCHARD / ILLING, 2004, S. 248.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Warum ist die Arbeitslosigkeit in Europa so unterschiedlich?
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, Wirtschafts- und Sozialpolitik)
Veranstaltung
Volkswirtschaftliches Seminar
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
31
Katalognummer
V60957
ISBN (eBook)
9783638545167
ISBN (Buch)
9783638666657
Dateigröße
660 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Warum, Arbeitslosigkeit, Europa, Volkswirtschaftliches, Seminar
Arbeit zitieren
Markus Matuschke (Autor:in), 2006, Warum ist die Arbeitslosigkeit in Europa so unterschiedlich?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60957

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