Die Bravo als Mitgestalter der Teenagerkultur


Hausarbeit, 2002

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALSTVERZEICHNIS

1. Einleitung
1.1. Die Steffi -Kolumnen in dem Teenagermagazin BRAVO
1.2. Ursprünge und Kennzeichen der Teenagerkultur

2. Steffi als Figur der 50er-Jahre-Gesellschaft
2.1. Steffis familiäres Umfeld
2.2. Erwähnung politischer Themen bei Steffi
2.3. Die politische Gleichgültigkeit der Teenager
2.4. Steffis Stellungnahme zu Faschismus und Nationalsozialismus

3. Leitmotive in den Steffi -Kolumnen
3.1. Familiäre Werte
3.2. Aufrichtigkeit
3.3. Verantwortungsbewusstsein

4. Ursachen für den Erfolg der Figur Steffi
4.1. Leserreaktionen
4.2. Identifikationsmöglichkeit
4.3. Erzeugung eines Gemeinschaftsgefühls

5.Schluss

Bibliografie

1. Einleitung

Die Teenagerkultur hat als eine der ersten Jugendkulturen, die sich in Einklang mit einem kommerziellen Kulturbetrieb und unter dem Einfluss moderner Massenmedien entwickelte, mein Interesse geweckt. Im Gegensatz zu vorigen Jugendbewegungen, die vor allem schichtsspezifischen Mustern verhaftet blieben, bildete sich bei der Teenagerkultur eine Generationsgemeinschaft heraus.

Ich entschloss mich, die Teenagerkultur aus der Perspektive eines Massenmediums kennenzulernen. Die BRAVO, die sich 1957, ein Jahr nach der ersten Ausgabe, zu ihrer jugendlichen Leserschaft bekannte (siehe 1.1.), erschien mir als die passende Grundlage, um meinen Untersuchungsgegenstand zu finden.

Ich entschied mich für die Steffi- Beiträge. Steffi ist ein fiktiver Teenager und präsentiert sich in Tagebuchaufzeichnungen und Kolumnen zu verschiedenen Themen als Sprachrohr ihrer Generation. Diese Zweiseitigkeit der Figur, die von einem/r erwachsenen/r Verfasser/in erfunden wurde und gleichzeitig beansprucht, die Interessen der Teenager zu vertreten, schien mir geeignet, um den Beitrag eines Mediums an der Gestaltung des jugendlichen Habitus zu untersuchen.

Ich versuche also anhand den Steffi -Tagebuchaufzeichnungen und Kolumnen, festzustellen, wie, mit welchen Methoden und Botschaften, auf die jugendlichen Leser Ende der 50er Jahre Einfluss ausgeübt wurde.

Ich erwarte eine Wechselbeziehung zwischen der jugendkulturellen Realität, das heißt den generationsspezifischen Inhalten und Verhaltensweisen, und dem jugendlichen Ideal aus der konservativ-tradititionellen Sicht erkennen zu können.

Den Hauptteil meiner Arbeit habe ich in drei Punkte gegliedert: Zunächst widme ich mich am Beispiel der gesellschaftlichen und politischen Reflexion in den Steffi -Beiträgen der rein inhaltlichen Ebene. Im zweiten und dritten Teil versuche ich dann Regelmäßigkeiten in Inhalt und Form herauszuarbeiten.

1.1. Die Steffi -Kolumnen in dem Teenagermagazin BRAVO

Steffi taucht das erste Mal in Heft 32/58 auf. Zu diesem Zeitpunkt gibt es die BRAVO schon zwei Jahre. Begonnen wurde als „Zeitschrift für Film und Fernsehen“ für die große „BRAVO-Familie“[1], die alle Altersgruppen umfassen wollte. Doch schon 1957 firmierte die BRAVO vorübergehend als „Zeitschrift mit dem jungen Herzen“ und wurde von da an „zu einem der wichtigsten Protagonisten der aufkeimenden Jugend-Kultur“.

Innerhalb des ersten Erscheinungsjahres stieg die Auflage der BRAVO von 30.000 auf 180.000 Stück. 1960 waren 65% der Leser zwischen 12 und 24 Jahren und zwei Drittel waren weiblich.[2]

Steffis Beiträge erschienen zunächst in Form von zwei- bis dreiseitigen Tagebuchaufzeichnungen und ab 2/59 als einseitige Kolumne zu Themen, von denen angenommen wurde, dass sie für Teenager von Interesse sind. Schon bei der vierten Tagebuchaufzeichnung (35/58) wurde eine Postfachadresse in Wien für Leserbriefe angegeben, die regelmäßig beantwortet wurden. Die Kolumnen wurden bis 51/59 fortgesetzt.[3]

1.2. Ursprünge und Kennzeichen der Teenagerkultur

Als Teenager gilt heute jeder Jugendliche von 13 bis 19 Jahren. Der aus den USA stammende Begriff wurde in Deutschland aber zum ersten Mal in den 50ern auf weibliche Jugendliche angewandt, für die eine spezielle „Teenagermode“ angeboten wurde.[4] In den folgenden Jahren wurden diejenigen Jugendlichen, die sich in Verhalten, Auftreten und Interessen an US-amerikanischer und einheimischer Popkultur orientierten, Teenager genannt.

Die konsumfreudige Teenagerkultur trat Ende der 50er Jahre an die Stelle der männlich geprägten Halbstarkenkultur. Dabei löste die eine Jugendkultur nicht die andere ab, nach Kasper Maase kann lediglich von einem „Wechsel der dominierenden Trägergruppen“[5] gesprochen werden.

Das aggressiv-proletarische Auftreten der männlich geprägten Halbstarkencliquen, drängte die Mädchen in die „Kultur der eigenen vier Wände“[6] zurück. Zu den Inhalten, mit denen sich die weiblichen Jugendlichen beschäftigten, gehörten: Platten hören, Starverehrung, Plaudern mit Freundinnen über Themen wie Liebe, Freundschaft, Trends.

Mit dem Rückgang der Halbstarkenkrawalle im Jahr 1958 erkannte die Kultur- und Freizeitindustrie das Interesse an jugendspezifischen Konsumangeboten. Es wurden Fanclubs gegründet, Teenagersongs und –filme auf den Markt geworfen, Jeans, Petticoat und Pferdeschwanz wurden zu den Markenzeichen des flotten und adretten Teenagers.[7]

Die Grenzen, die von den Halbstarken verschoben wurden, boten den genussfreudigen Teenagern Handlungsspielräume, in denen sie ihre Interessen und Vorlieben ausleben konnten. Gerade Mädchen fanden innerhalb der Teenagerkultur Möglichkeiten den gültigen Verhaltenskodex zu erweitern, zum Beispiel durch modische Kleidung oder durch die Erotik und Körperlichkeit des Rock’ n Roll.[8]

So entstand ein „maßvoller Jugendlichkeits- und Generationskult“ für Mädchen und männliche Jugendliche aus Mittelschicht und Angestelltenmilieu, die sich weder mit den aggressiven Halbstarken noch mit der elitären Gruppe der „Exis“[9] identifizieren konnten.

Die Teenagerkultur war also keine subkulturelle Strömung, die radikale Haltungen ihrer Anhänger fordert, sondern bot einem Massenpublikum Mittel und Raum zur Selbstbehauptung. Daraus entsprang auch der ambivalente Charakter dieser Jugendkultur, in der Autonomiebestrebungen kommerziell befriedigt wurden. Die Kultur- und Freizeitangebote grenzten von Geschmack und Lebenswelt der Elterngeneration ab und wirkten identifikationsstiftend, bewegten sich aber meistens innerhalb der gesellschaftlichen Moralvorstellungen.

2. Steffi als Figur der 50er-Jahre-Gesellschaft

Steffi ist ein Teenager der 50er Jahre, die von der Politik der CDU und deren Slogans „Wohlstand für alle“ und „keine Experimente“ geprägt wurden. Nach dem Krieg und unruhigen Nachkriegsjahren sehnte man sich nach Stabilität und blickte Mitte der 50er zufrieden auf das steigende Sozialprodukt. Die nachziehenden Löhne erlaubten den Menschen Teilhabe am Wirtschaftswunder und Aneignung der wohlverdienten Konsumgüter. Nur einzelne Stimmen warfen dem Staatswesen vor, „dumpf-materialistisch und restaurativ“[10] zu sein. Der Großteil der Deutschen zog sich in den privaten Bereich zurück und freute sich über Nylonstrümpfe, Kühlschränke und Volkswagen-Käfer.

[...]


[1] Kasper Maase, Bravo Amerika. S.107

[2] Tommi Herrwerth, Partys, Pop und Petting. Die Sixties im Spiegel der BRAVO. Marburg 1997, S.13f.

[3] Mich interessierte, wer hinter dem Pseudonym der Steffi steckt: ein Redakteur, ein freier Mitarbeiter, eine Autorengruppe, welches Alter und welches Geschlecht der oder die Verfasser hat/haben. Ich habe deshalb mit dem BRAVO-Verlag telefoniert (Gesprächspartner war Herr Roland Metz, Chef vom Dienst und ältester Mitarbeiter), habe aber leider keine Auskunft mehr erhalten können, lediglich Vermutungen, dass es eventuell die Redakteurin Hanni Bartenschlager gewesen sei. Ausgehend von Themenauswahl und Stil kann auch ich die Vermutung teilen, dass die Steffi -Kolumne von einer weiblichen Person verfasst wurde.

[4] Maase: Amerika, S.162

[5] ebd. S. 168

[6] ebd. S.131f.

[7] ebd. S.163

[8] Maase: Amerika, S.173

[9] Die Exis (Existentialisten) waren eine weitere zeitgenössische Subkultur, die ihre Anhänger unter Gymnasiasten und Jugendlichen aus dem Bildungsbürgertum fand. Sie lasen Sartre, hörten Jazz und begeisterten sich für die französische Lebensart.

[10] Hagen Schulze, Kleine deutsche Geschichte. München 1996, S. 246

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Bravo als Mitgestalter der Teenagerkultur
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Kulturwissenschaftliches Institut)
Veranstaltung
Jugendkulturen
Note
1,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
19
Katalognummer
V6091
ISBN (eBook)
9783638137614
Dateigröße
496 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Untersucht habe ich das Selbst- und Fremdverständnis der in den 50ern aufkommenden Teenagerkultur am Beispiel der Steffi-Figur in der gleichnamigen Bravo-Serie. Als Quellenmaterial dienten die Bravo-Ausgaben 32/58 bis 51/59.
Schlagworte
jugendkultur, bravo, teenager, stars
Arbeit zitieren
Daniel Gräber (Autor:in), 2002, Die Bravo als Mitgestalter der Teenagerkultur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6091

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