Computereinsatz in der Grundschule


Examensarbeit, 2003

88 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Computereinsatz in der Grundschule
2.1 Medienpädagogik
2.2 Das Werkzeug Computer
2.2.1 Der Computer als Schreib- und Lesewerkzeug
2.2.2 Der Computer als Lern- und Übungswerkzeug
2.2.3 Der Computer als Kommunikationsmittel
2.2.4 Der Computer als Wissensvermittler
2.2.5 Der Computer als Spiel- und Spaßgerät
2.3 Nutzung des Computers im Unterricht
2.3.1 Standort/ Medienecken
2.3.2 Organisationsformen
2.3.3 Software
2.3.4 Internet
2.4 Auswirkungen und Funktionen der Lehrerrolle
2.5 Der Computer im Unterricht
2.5.1 Der Computer im Deutschunterricht
2.5.2 Der Computer im Mathematikunterricht
2.5.3 Der Computer in anderen Fächern

3 Erfahrungsberichte – Empirische Beobachtungen
3.1 Grundschule Karlschule Paderborn
3.1.1 Angaben zur Schule
3.1.2 Medienkonzept der Schule
3.2 Der Computereinsatz im Deutschunterricht
3.2.1 Ausstattung der Schule
3.2.2 Situation der Klasse
3.2.3 Beobachtungen
3.2.4 Bewertung
3.3 Der Computereinsatz im Mathematikunterricht
3.3.1 Ausstattung der Schule
3.3.2 Situation der Klasse
3.3.3 Beobachtungen
3.3.4 Bewertung
3.4 Ergebnisse – Reichweite und Grenzen des Mediums „Computer“

4 Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1. Einsatzmöglichkeiten von Computern im Unterricht (Müller, 2000, S.48)

Abb. 2. Ausgewählte Ziele der Arbeit mit dem Computer im Grundschulunterricht (Mitzlaff, 1998b, S.10)

Abb. 3. Schreiben im Programm Word (Zugriff am 16. Oktober 2003 unter http://www.leges-nrw.de/word01-02text.htm)

Abb. 4. Verändern der Schriftfarbe im Programm Word (Zugriff am 20. Oktober 2003 unter http://www.leges-nrw.de/word/01-17loesunguebung03.htm)

Abb. 5. Verändern der Schriftart im Programm Word (ebd.)

Abb. 6. Paderborner Bildungsnetz (PBBN) (Zugriff am 7. Oktober 2003 unter http://www. paderborn.de/lspb/lspb-kurzdarstellung.htm)

Abb. 7. Computerraum auf der zweiten Etage (a) (eigene Darstellung)

Abb. 8. Computerraum auf der zweiten Etage (b) (ebd.)

Abb. 9. Computereinbindung im Klassenraum (ebd.)

Abb.10. Lernwerkstatt (Medienwerkstatt Mühlacker, 2002, S.1)

Abb.11. Titelseite der Lernwerkstatt (ebd., S.11)

Abb.12. Auswahlmöglichkeiten der Übungen im Bereich Mathematik (ebd., S.20)

Abb.13. Übungsseite zu den Würfelgebäuden (ebd., S.14)

Abb.14. Arbeitszettel zur Computerstation (eigene Darstellung)

Abb.15. Kontodarstellung der Kinder (Medienwerkstatt Mühlacker, 2002, S.40)

Abb.16. Karteikarte zum Starten des Programms Word (eigene Darstellung)

Abb.17. Karteikarte zum Verändern der Schrift im Programm Word (ebd.)

1 Einleitung

Meine ersten Erfahrungen mit dem Computer machte ich auf spielerischer Ebene. Aufgrund der Tätigkeit meines Vaters, er ist Programmierer, hatte ich schon, von Kindheitstagen an, in der Familie einen Computer und bekam das Arbeiten an ihm mit. Das Anfreunden mit Tastatur und Bildschirm erfolgte über leichte Spiele. Später wurden dann Briefe oder ähnliches für Oma und Freunde geschrieben. Der Computer gehörte von klein auf zu meinem Leben.

Schon immer war ich von dem Medium „Computer“ begeistert. Ich arbeite gerne mit ihm, freue mich über Neues, das ich herausfinde oder technisch neue Dinge, die auf den Markt kommen.

Während meiner Grundschulzeit arbeiteten Schulen noch nicht mit diesem Medium im Unterricht. Ersten Kontakt gab es dann in der 11. Klasse des Gymnasiums im themenbezogenen Informatikunterricht, welches ein von mir gewähltes Fach war.

Die ersten praktischen Unterrichtserfahrungen mit dem Computer in der Grundschule machte ich im dritten Semester, während eines 4-wöchigen Praktikums an der Grundschule Karlschule in Paderborn. Ich erfuhr ein für mich neues Arbeits- und Lernklima, dass mit Hilfe des Computers im Deutschunterricht ermöglicht wurde und ich war fasziniert von dem neuen Medium und dessen Einsatzmöglichkeiten im Unterricht.

Aufgrund meiner Begeisterung belegte ich während meiner bisherigen Studienlaufbahn mehrere Seminare, die sich mit dem Einsatz des Computers im Unterricht befassten. Dieses waren zum Beispiel „Möglichkeiten und Probleme des Einsatzes neuer Medien in der Grundschule“, „Lehren und Lernen mit neuen Medien in der Grundschule“, „Lern- und Übungsfragen im Rechtschreibunterricht“, „Computereinsatz im Deutschunterricht“ und „Neue Software für den Unterricht“. Aus den Seminaren konnte ich mein derzeitiges Wissen erweitern und theoretische, wie auch praktische, Unterrichtsinhalte und Unterrichtseinheiten kennenlernen. Ich sammelte Informationen über gute Lernsoftware und wie Kinder generell am Computer arbeiten und lernen.

Die Idee, den Computer zum Gegenstand meiner wissenschaftlichen Arbeit zu machen, entstand aus meinen ersten gemachten Erfahrungen und aus der Überlegung heraus, dass überall vom Computereinsatz im Unterricht gesprochen, aber er nicht umgesetzt wird. Nach und nach entwickelte sich das Thema genauer. Ich wollte über den Computereinsatz im Grundschulunterricht schreiben, doch wie sollte ich dieses umfangreiche Gebiet eingrenzen? Anhand meiner praxisbezogenen Erfahrungen im Deutschunterricht überlegte ich mir weitere Erfahrungen zu sammeln, um anschließend über diese zu schreiben. Diese Möglichkeit räumte mir die Karlschule ein zweites Mal ein und so gelangte ich zu dem Thema:

Der Computereinsatz in der Grundschule – ein empirischer Erfahrungsbericht.

Über die Einsatzmöglichkeiten des Computers in der Grundschule wird heftig diskutiert. Während das Thema von vielen Lehrerinnen und Lehrern mit Skepsis und in der Literatur häufig sehr kritisch beleuchtet wird, zeigen zahlreiche Praxisberichte dazu überwiegend positive Ergebnisse auf.

Auf der bildungspolitischen Seite ist bereits eine Einigung dahingehend getroffen worden, dass neue Medien für den Einsatz im Unterricht der Grundschule geeignet erscheinen, um Lehr- und Lernprozesse zu unterstützen sowie zu einem reflektierenden Medienumgang zu erziehen. Unter Lehrerinnen und Lehrern herrschen diesbezüglich noch große Unsicherheiten bei der Integration des Computers in den Schulalltag, die sich unter anderem auch dadurch ergeben, dass sie nicht ausreichend aus- und fortgebildet werden.

Mit der vorliegenden Arbeit soll diesen Unsicherheiten entgegengewirkt werden. Lehrerinnen und Lehrer können darin eine Grundlage finden, mit der sie sich ermutigt fühlen, das Arbeiten mit dem neuen Medium für ihren Unterricht als sinnvoll und machbar anzusehen.

Theoretische Grundlagen für die Auseinandersetzung mit der Thematik sollen dabei eine gleichbedeutende Rolle neben gemachten Praxiserfahrungen zukommen, die Anregungen für das Arbeiten enthalten und gleichzeitig zur Erhellung der Theorie beitragen.

Einarbeitend soll es dabei um die ständig zunehmende Bedeutung des Computers in allen Lebensbereichen und folglich den Veränderungen in der Lebenswelt der Kinder gehen. In diesem Kontext wird erläutert, welchen Stellenwert das Medium „Computer“ in der heutigen Gesellschaft eingenommen hat.

Eine Einordnung der neuen Medien in das pädagogische Rahmenkonzept der Grundschule folgt, wobei die Medienpädagogik diesbezügliche Teildisziplin ist. Es geht hierbei um die Frage, welche Bedingungen die Mediendidaktik und die Medienerziehung an den Einsatz neuer Medien im Unterricht der Grundschule stellen.

Anschließend geht es um die Fragestellung, welche Möglichkeiten der Computer als „Werkzeug“ bietet. Technische Anforderungen und Rechnerkonfigurationen werden erläutert und anhand von Beispielen von Soft- und Hardware aufgegriffen.

Im folgenden Kapitel werden die Bedingungen vorgestellt, unter denen das neue Medium „Computer“ in den Unterricht, in eine Klasse integriert werden kann.

Daraus ergeben sich Änderungen in der Lehrerrolle, welche im anschließenden Kapitel dargestellt werden.

Schließlich geht es um Fragen, welche Bedingungen sich daraus für die Gestaltung der verschiedenen Unterrichtsfächer Deutsch, Mathematik und andere weitere Fächer ergeben, unter Hinzunahme der neuen Richtlinien.

Im dritten Kapitel werden Beobachtungen der praktischen Erfahrungen im Deutsch- und im Mathematikunterricht berichtartig wiedergegeben, mit denen ich Anregungen für den eigenen Unterricht und Vorschläge zur Planung und Umsetzung für Lehrerinnen und Lehrer geben möchte.

Meine Arbeit soll verdeutlichen, dass die einzelnen Aspekte sich aufeinander beziehen und in einem gemeinsamen Kontext zu sehen sind. Die einzelnen Kapitel sind damit nicht hierarchisch gegliedert, sondern stehen im Zusammenhang miteinander.

Ich denke, dass der Computereinsatz in der Grundschule für das schulische Lernen von großer Bedeutung ist. Er eröffnet neue Möglichkeiten der Umsetzung verschiedener Unterrichtsthemen, und das Erreichen von Lernzielen kann enorm erleichtert werden.

Ich bin überzeugt, dass die Nutzung des Computers die Qualität des Unterrichtens und Lernens verbessern kann. Schülerinnen und Schüler sind motiviert, selbstständig und engagiert.

Ziel meiner Arbeit ist es, diese Thesen zu belegen.

2 Computereinsatz in der Grundschule

“Medienwelten sind Lebenswelten, Lebenswelten sind Medienwelten!”

Wie diese Aussage nach Baacke beschreibt, sind Medien heutzutage zum festen Bestandteil des Alltags von Kindern und Erwachsenen geworden und gehören somit auch in den Schulalltag.

Dahingehend hat sich in den letzten Jahren der Unterricht in der Grundschule verändert und weiterentwickelt. Der Unterricht ist offener geworden, d.h. Projektarbeit, Wochenplanarbeit, Fächerübergreifende Konzepte und die generelle Präsens der Medien sind den Schulen nicht mehr fremd. Der Einsatz von Büchern, Lexika, Kassetten, Filmen, Videos, Overhead-Projektor ist etwas Selbstverständliches geworden.

Dieses geben auch die Richtlinien an.

„Die Informations- und Kommunikationstechnologien sind ebenso wie die traditionellen Medien Hilfsmittel des Lernens und Gegenstand des Unterrichts. Der Unterricht in der Grundschule vermittelt den Schülerinnen und Schülern demnach eine Orientierung über wichtige Informationsmöglichkeiten und leitet sie an, die Informations- und Kommunikationsmedien sinnvoll zu nutzen. Indem die Medien selbst zum Gegenstand der Arbeit im Unterricht werden, erfahren die Schülerinnen und Schüler Möglichkeiten und Beschränkungen einer durch Medien geprägten Lebenswirklichkeit. Die systematische Arbeit mit Medien trägt dazu bei, die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler zu entwickeln“ (Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen, 2003, S.18)

Zusammenfassend sollen Schülerinnen und Schüler zu einem sachgerechten, aber auch kritischen Umgang mit Medien befähigt werden.

Der Computer, der aus der Lebenswelt der Kinder nicht mehr wegzudenken ist, spielt in der Schule, neben dem zahlreichen Angebot anderer Medien, eine entscheidende Rolle. “Gerade für die Grundschule wird es zukünftig wichtig sein, im Rahmen der Medienerziehung Kindern “Handwerkzeug in die Hand zu geben”, das ihnen in ihrer Alltagswirklichkeit Kompetenz verleiht” (Niewel, 1998, S.19). Durch den praktischen Umgang mit dem Computer und einem direkten Vergleich mit anderen Medien werden eine kritische Haltung und eine sinnvolle Nutzung aufgezeigt. Hinsichtlich der eingeschränkten oder täglichen Erfahrungen mit dem Computer können Kinder in der Klasse erste Begegnungen sammeln oder ihr Wissen und Können erweitern.

Wie nun diese praktische Medienarbeit aussehen soll, und welche Kompetenzen gelehrt und gelernt werden müssen, werden im folgenden Abschnitt näher erläutert.

2.1 Medienpädagogik

Der Medienbegriff besteht heutzutage aus „alten Medien“, welches Bücher, Tonmedien, Dias, Filme usw. und aus „neuen Medien“, welches Disketten, CD- ROM, DVD, usw. beinhaltet.

Dieses bedeutet für den Unterricht, dass die Ansprüche, die vor allem aus der Reformpädagogik stammen, vielfältiger werden und der Markt eine Fülle an interaktiven „neuen Medien” für den Grundschulunterricht hervorgebracht hat (vgl. Heyden & Lorenz, 1999, S.9f.).

Man spricht von „neuen Medien”, wenn die Inhalte mit Hilfe eines Computers gelesen, gehört und genutzt werden, dass mit ihnen gearbeitet werden kann (ebd., S.11). Man nennt also nicht den technischen Träger Computer als „neues Medium“, sondern die Inhalte, mit denen man arbeitet.

Durch den Einsatz des Computers im Unterricht erhalten Medien einen größeren Stellenwert in der Schule, als das früher der Fall war. Diese neuen Medien müssen als didaktisches Hilfsmittel im Unterricht eingesetzt, aber auch zum Gegenstand von Unterricht gemacht, und sie müssen als Hilfsmittel für die aktiv-gestaltende Herstellung von Medien durch Schülerinnen und Schüler eingesetzt werden (vgl. Hettinger).

Diese neue Bedeutung, die der Medienerziehung in der Schule zukommt, ergibt sich, unter anderem, aus den neuen Aufgaben der Medienpädagogik.

Nach Baacke stellen “die Medienerziehung und die Mediendidaktik, neben der Medienkunde und der Medienforschung, die Bestandteile der Medienpädagogik dar. Die Medienerziehung befasst sich mit Massenmedien und Unterrichtsmedien und verfolgt das Ziel, zu einem bewussten, reflektierten, kritischen Umgang mit den Medien zu erziehen. Dagegen ist die Mediendidaktik auf die Funktionen und Wirkungen von Medien in Lehr- und Lernprozessen ausgerichtet” (vgl. Richter & Riemann, 2001, S.9).

Medien faszinieren, sie irritieren uns aber auch. Sie beeinflussen unser Handeln und Denken. Wir müssen lernen, die Medien unsererseits zu beherrschen und uns nicht von ihnen bezwingen lassen. Wir müssen lernen, selbst zu entscheiden, wann, wie und wofür wir Medien nutzen und wo wir auf sie verzichten können. Ziel ist also die Erlangung von Medienkompetenz. Medienkompetenz meint, “die kompetente, selbstbewusste und verantwortliche Auswahl und Nutzung von Printmedien, analogen audiovisuellen Medien und digitalen Medien aller Art zur Unterhaltung, zur Information und Bildung und zur Artikulation und Kommunikation” (Thiele).

Es geht dabei aber nicht nur um das Zurechtfinden in der Medienwelt und das Hinnehmen der neuen Medien, sondern es geht darum, die neuen Möglichkeiten der Informationsverarbeitung handhaben zu können. Darum sind mehrere Fähigkeiten nötig, um die Förderung von Medienkompetenz zu ermöglichen.

Medienangebote sinnvoll auswählen und nutzen, eigene Medienbeiträge gestalten und verbreiten, Mediengestaltungen verstehen und bewerten, Medieneinflüsse erkennen und aufarbeiten, Bedingungen der Medienproduktion und –verbreitung durchschauen und beurteilen sind Fähigkeiten, die in der Schule gezielt erreicht werden sollen (vgl. Tulodziecki, 2000, S.21f.). Dieses ist Bestandteil des schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrages.

Die Medienvielfalt und deren Entwicklung wird unsere Gesellschaft in Zukunft immer mehr beeinflussen.

Die Medienerziehung muss infolgedessen schon in der Grundschule einsetzen, denn in diesem Alter werden die Kinder bereits in ihrem persönlichen Umfeld mit dem Computer konfrontiert. Schon im Grundschulalter gehören Handy, Gameboy und andere Spielkonsolen zum Lebensalltag.

Die Medienerziehung wird mittlerweile bei den Grundschulkindern zu einem Bestandteil des notwendigen Dialogs zwischen Eltern und Schule. Den Lehrern kommt dabei die Aufgabe zu, die vorhandene Begeisterung und die Kenntnisse der Schüler zu verbinden und gemeinsam mit ihnen Wege für den kreativen Umgang mit dem Computer als Medienwerkzeug zu erschließen. Somit ist es wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer über eine gewisse Medienkompetenz verfügen.

Wie schon erwähnt, müssen sich gerade die Schülerinnen und Schüler in der neuen und komplexen Medienwelt zurechtfinden und somit hat die Schule die Aufgabe, auf die zusätzlichen Inhalte und Erfahrungen einzugehen.

“Die Grundschule muss angesichts einer von Medien geprägten Gesellschaft ihre Erziehungsziele und praktische Erziehungsarbeit auf die gewandelten Sozialisationsbedingungen der Schüler und gesellschaftlichen Erwartungen ausrichten” (Herold, 1997, S.363).

Die Medienerziehung kann beim Umgang mit Medien und ihrer Nutzung helfen. “Ziel der Medienerziehung ist, möglichst alle Menschen früh in die Lage zu versetzen, in einer durch Medien geprägten Welt kompetent, selbstbestimmt, sozial verantwortlich, kritisch und solidarisch handeln zu können” (Bundeszentrale für politische Bildung, 2001, S.12).

Damit die Kinder an diesen Umgang mit Medien herangeführt werden, müssen Eltern in erster Hinsicht, aber auch die Lehrerinnen und Lehrer, ihnen diesen Umgang ermöglichen. Da eine flächendeckende Computerisierung der Haushalte keineswegs erreicht ist, hätte jedes Kind die Chance, in der Schule erste Erfahrungen mit dem Computer zu machen.

In der Auseinandersetzung mit dem neuen Medium „Computer“ ist es wichtig, sich ihm zu öffnen, ihn in den Unterricht zu integrieren und ihn als vielfach einsetzbares Werkzeug zu betrachten. Man wird merken, dass er bei gezielter Einsetzung Vorteile bringt und im Unterricht, wie auch in der Lebenswelt, seinen festen Platz findet.

2.2 Das Werkzeug Computer

Ob es die monotone Stimme der Telefonauskunft ist, die uns die gewünschte Nummer nennt, ob man sich von einem Geldautomaten Tag und Nacht Bargeld abholen kann oder ob in einem Supermarkt die Ware über einen Scanner gezogen wird, es sind immer Computer, die wir in unserem Alltag antreffen (vgl. Kriegelstein, 1997, S.21).

Computer dringen somit zunehmend in unser Leben ein und beeinflussen unsere Lebensgewohnheiten. Der freundliche Bahnbeamte ist längst ersetzt durch den Fahrkartenautomaten und die Bankkauffrau händigt uns schon geraume Zeit die Kontoauszüge nicht mehr aus. Das erledigen der Bankgeschäfte wird von vielen Haushalten schon über den Computer und das Internet ausgeführt. Die Möglichkeit, Waren via Internet einzukaufen, die in Zukunft noch größeren Stellenwert bekommen wird, kann ausschließlich über die Nutzung des Computers erfolgen.

Somit spielt im Leben der Kinder der Computer eine zunehmend wichtige Rolle. Zuhause dient er ihnen als Spielzeug und in der Schule müssen sie lernen mit ihm zu arbeiten und seine Einsatzmöglichkeiten sinnvoll zu nutzen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1 Einsatzmöglichkeiten von Computern im Unterricht (Müller, 2000, S.48)

Der Computer kann im Unterricht multifunktional eingesetzt werden.

Er kann als Schreib- und Gestaltungswerkzeug unterstützen und bei verschiedenen Lern- und Übungsformen helfen. In den Bereichen der instrumentellen Unterstützung von Schreib- und Publikationsprozessen, des Trainings von Fertigkeiten, der Informationsspeicherung und der Wissensvermittlung liegen die Stärken des Computers (vgl. Mitzlaff, 1996b, S.86).

Um die „neuen Medien“, wie Unterrichtssoftware, Lernprogramme, usw., nutzen zu können, muss ein geeigneter Computer vorhanden sein, um die Medien sichtbar zu machen, d.h. um sie lesen, betrachten, abspielen und hören zu können.

Eine gute und ausreichende Ausstattung von Computern ist somit zum Einsatz erforderlich. Computer müssen den besonderen Beanspruchungen und den Belastungen der Kinder gerecht werden und sollten den neuesten Anforderungen standhalten.

Der Einsatz älterer, bereits ausgemusterter Computer oder Auslaufmodelle ist in der Grundschule nicht geeignet. Der Nutzungszeitraum wäre vergleichsweise lang und die in dem Computer verwendeten Prozessortypen würden nicht längerfristig unterstützt (vgl. Heyden & Lorenz, 1999, S.25).

Zur Ausstattung des Computers gehört vor allem ein guter Prozessor. Er ist der wichtigste Bestandteil des Computers, da er das gesamte Geschehen steuert. Im Zusammenspiel mit dem Speicher und anderen Bausteinen bestimmt der Prozessor die Geschwindigkeit eines Programms. Ein CD-ROM- oder DVD- Laufwerk ermöglicht die Arbeit mit den „neuen Medien“, und ist somit nicht wegzudenken. Eine Grafikkarte sorgt in Verbindung mit dem Monitor für den Bildaufbau. Eine Soundkarte gehört ebenfalls zur Ausstattung des Rechners, um Töne über den Computer wiederzugeben. Dazu werden wiederum Lautsprecher oder Kopfhörer benötigt. Tastatur und Maus ermöglichen die Handhabung der Programme. Um Arbeitsergebnisse drucken zu können muss ein Drucker zur Verfügung stehen. Windows, ein für interaktive neue Medien empfohlenes, leistungsfähiges, komfortables Betriebssystem, deckt das gesamte Spektrum des schulischen Computereinsatzes ab (ebd., S.28). Um auch das Internet zu nutzen, muss die Schule einen ISDN-Anschluss oder ein Modem anbringen.

Auf die verschiedenen Aspekte, wie der Computer im Unterricht zu nutzen ist und welche technischen Anforderungen er mitbringen muss, werde ich nun näher eingehen.

2.2.1 Der Computer als Schreib- und Lesewerkzeug

Der Computer hat als Schreibwerkzeug schon jetzt seinen festen Platz in der Schule. Er bietet zahlreiche Schreibanlässe, so dass sich die Kinder motiviert mit dem Schreiben, und darausfolgend auch dem Lesen, befassen.

Schon mit einfachsten Textverarbeitungsprogrammen, wie “WordPad” oder “Word”, können erste Schreiberfahrungen gemacht werden (vgl. Müller, 2001, S.21).

Besonders die jederzeit wieder aufrufbaren und sofort zur Verfügung stehenden gespeicherten Texte und deren vielfältigen Möglichkeiten zur Layoutgestaltung und Veränderung faszinieren die Kinder, und so ist eine Motivation zum Schreib- und Leseanlass gegeben (vgl. Blatt, 1999, S.94).

Kinder können Texte auf dem Computer schreiben, entwickeln, wieder ändern und nach ihrem Belieben gestalten, sie dann in der Gruppe besprechen und reflektieren, und haben dann wiederum die Möglichkeit, diesen Text dahingehend zu verändern, zu korrigieren und auszudrucken, um sie in der Klasse zu präsentieren.

Besonders Spaß macht den Schülerinnen und Schülern das Experimentieren, Spielen und drucktechnische Gestalten mit den verschiedenen Schriften, Größen und Stilen (vgl. Mitzlaff, 1996a, S.103). Dabei sind sie auch immer wieder angehalten, den Text zu lesen, zu überarbeiten und können ihn für sich individuell erschließen.

Durch kooperatives Schreiben in der Gruppe (Partner- oder Kleingruppen) wird nach Kochan (1998) über den Inhalt verhandelt, die Gedanken, das Wissen und die Fragen kommen dabei miteinander ins Gespräch (S.39). Die Kinder müssen gemeinsam Zusammenhänge suchen, klären, überprüfen und sich inhaltlich verständigen, welches sich auf die Formulierungen und Ausdrucksweisen des Inhalts positiv auswirkt.

“Durch kommunikatives und kreatives Schreiben in Gruppen und anschließende Schreibkonferenzen mit gegenseitigen Verbesserungsvorschlägen fördern die Kinder ihren sprachlichen Ausdruck und erweitern ihren Grundwortschatz mit der zugehörigen Rechtschreibung” (Müller, 2001, S.21).

Eine weitere Motivation bietet der Computer als Schreib- und Lesewerkzeug durch die Möglichkeit der Publikationen. Textprojekte, wie Schulbroschüren, Klassenbücher, als Beispiel mit Selbstdarstellungen der einzelnen Kinder, Zeitungen zu einer bestimmten Thematik oder einfach Textseiten zum aktuellen Unterricht können ausgedruckt und somit den Mitschülern und Lehrern in einer ansprechenden Form präsentiert werden (vgl. Mitzlaff, 1996a, S.102).

Ein weiterer wichtiger Punkt, den der Computer als Schreib- und Lesewerkzeug zulässt, ist die Möglichkeit per Internet schriftlich mit anderen Schulen und Personen in Kontakt zu treten. Das Schreiben und Lesen von E-Mails (Definition unter 2.2.3) ermöglicht dieses. Die Korrespondenz zwischen verschiedenen Schulen bzw. Orten kann als Schreibförderung genutzt werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Computer als ein neuartiges Schreibwerkzeug beim Aufbau von Schreib- und Leseerfahrungen mithelfen kann und die Schülerinnen und Schüler gleichzeitig auf die neuen medienbedingten Anforderungen vorbereitet (vgl. Blatt, 1999, S.108).

2.2.2 Der Computer als Lern- und Übungswerkzeug

Der Computer kann als Trainer zum Üben und Wiederholen vom bereits bekannten Wissen eingesetzt werden (vgl. Müller, 2001, S.25). Es gibt geeignete Software-Programme, die dieses Lernen und Üben möglich machen. Dieses Angebot an Lern- und Übungs-Software wächst ständig. Es kommen immer neue Programme auf den Markt, doch nicht alle sind für den Unterricht geeignet. Im Hinblick auf das System, die Darbietung, die Aufgaben, die Erklärungen und die Rückmeldungen unterscheiden sich diese Programme (vgl. Blatt, 1999, S.100).

Allgemein führen Lernprogramme durch einen meist vorgegebenen Ablauf in ein Wissensgebiet ein. Übungsprogramme stellen Übungsaufgaben zu einem bekannten Lerngegenstand. Diese Lern- und Übungsprogramme sind häufig kombiniert.

Für den Mathematikunterricht gibt es zum Beispiel Rechentrainingsprogramme, die sich zum Trainieren des Einmaleins und zum Üben der Grundrechenarten eignen.

Für den Deutschunterricht gibt es zum Beispiel Rechtschreibtrainings, die zur Verbesserung der Rechtschreibung und zum Festigen des Grundwortschatzes dienen.

Da die Fremdsprache Englisch nun auch in den Richtlinien der Grundschule verankert ist, stellt der Computer eine weitere Hilfe zum Üben und Festigen von Vokabeln dar. Durch eine Soundkarte hat man die Möglichkeit Vokabeln zu hören und diese somit besser zu lernen (vgl. Müller, 2001, S.27). Der Computer bietet erste Kontakte mit anderen Sprachen an, die durch sogenannte “living books” zustande kommen können.

Um den Computer als Lernwerkzeug zu nutzen, wählt die Lehrkraft aus verfügbaren Programmen Übungen im individuellen und Klassenlernzusammenhang aus. Somit können Lern- und Übungsprogramme zur jeweiligen Situation im Unterricht genutzt werden. Die Lehrkraft muss dabei die Kinder beobachten und deren Lernstand überprüfen, um gegebenenfalls mit anderen Übungsformen eingreifen zu können (vgl. Blatt, 1999, S.101).

2.2.3 Der Computer als Kommunikationsmittel

Durch verschiedene Formen kann die Kommunikation am Computer gefördert werden. Der bedeutendste Punkt spielt das Internet.

Zum Einen gibt es heute die Möglichkeit das Internet als Chance der Information, der Präsentation und der Kommunikation in ungeahntem Ausmaß zu nutzen. Hat die Schule diese Möglichkeit, kann sie durch E-Mail-Kontakte mit anderen Schulen oder einzelnen Personen schriftlich Kontakt halten. E-Mails (englisch: ”elektronische” Post) ermöglichen den Austausch von Informationen und Datenanhängen. Der Vorteil ist, dass der Austausch von E-Mails kostengünstiger und schneller ist als die herkömmliche Post (vgl. Raths, 2001, S.36). Schülerinnen und Schüler können sich so Bilder und Texte aus dem Schulalltag schicken, Ideen, Erlebnisse, Fragen und Probleme austauschen, oder kooperativ an gemeinsamen Texten und Projekten arbeiten (vgl. Mitzlaff, 1996a, S.106). Kinder schreiben generell gerne Briefe, doch besonders gern am Computer, um sie dann zu verschicken, und eine Antwort zu bekommen. Dieses ist dann zugleich eine Schreibmotivation.

[...]

Ende der Leseprobe aus 88 Seiten

Details

Titel
Computereinsatz in der Grundschule
Hochschule
Universität Paderborn
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
88
Katalognummer
V60739
ISBN (eBook)
9783638543309
ISBN (Buch)
9783640145577
Dateigröße
1287 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Computereinsatz, Grundschule
Arbeit zitieren
Yvonne Buchenau (Autor:in), 2003, Computereinsatz in der Grundschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60739

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