Die Mathematikrallye


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung:

1. Einleitung

2. Außerschulische Lernorte
2.1. Begriffsklärung
2.2. Begründung für außerschulische Lernorte

3. Spiel als Unterrichtsform

4. Matherallye
4.1. Vorstellung des Spiels
4.2. Ausgewählte Ziele des Rallye
4.3. Die Stationen der Rallye

5. Fazit

6. Literatur

1. Einleitung:

In unserem Seminar “Mathematik im Freien” ging es darum, Möglichkeiten aufzutun, bei denen der herkömmliche Lernort Schule verlassen wird und im Freien gelehrt bzw. gelernt wird. Aus dem ‘verkopften’ Lernen soll außerhalb der Schule ein Lernen mit Kopf, Herz und Hand (Pestalozzi) werden. Die Kinder verinnerlichen mit realen Gegenständen die Mathematik. Es wurden neue Ideen zur Unterrichtsgestaltung vorgestellt. Darunter waren sehr viele Mathematikrallyes, vor allem solche, die für den Mathematikunterricht in der Grundschule geeignet sind. Allerdings gab es hierbei sehr unterschiedliche Versionen. Ich werde die Version unserer Gruppe in dieser Hausarbeit erläutern und auch Begründungen liefern, warum die Rallye eine geeignete Unterrichtsmethode für den Grundschulbereich ist. Es werden auch Begründungen für das Verlassen des Klassenzimmers als Lernort gegeben.

Es gibt ein vielzitiertes Standardwerk zu dem Themenbereich “Außerschulische Lernorte”, welches 1981 von Burk/Claussen verfasst wurde und “Lernorte außerhalb des Klassenzimmers“ betitelt ist. Von diesem Werk sind zwei Bände beim “Arbeitskreis Grundschule e.V.” erschienen. Auffallend ist, dass viele weitere Autoren sich dieses Themas annehmen. Es scheint mit der aktuellen Diskussion um ‘veränderte Kindheit’ Hand in Hand zu gehen. Neben dem Werken von Burk/Claussen gibt es kaum Literatur, welche neue Erkenntnisse hervorbringt. Alle Werke, die ich bei meiner Literaturrecherche gefunden habe, berufen sich auf die Aussagen von Burk/Claussen.

Unsere Mathematikrallye ist ein Versuch dem ‘verkopften’ Lernen entgegenzuwirken. Sie soll der Schülern eine Möglichkeit aufzeigen, die Mathematik, wie sie im Klassenzimmer gelehrt wird, spielerisch in der realen Welt umzusetzen und anzuwenden.

Schulisches und außerschulisches Lernen soll hierbei verknüpft werden, so dass den Kindern bewusst wird, dass das was sie lernen einen Realitätsbezug hat. Der Klassenraum muss in diesem Fall als Vorbereitungslernort gesehen werden, an dem die mathematischen Grundlagen erarbeitet werden. Diese Vorbereitungszeit ist in dem Fall dieser Matherallye wichtig, da die Rallye als Vertiefung der Arbeit im Klassenzimmer gesehen werden soll. Sie ist nicht so konzipiert, dass das Spiel Fragen aufwerfen soll, um den Einstieg in eine neue Thematik zu erleichtern.

2. Außerschulische Lernorte:

Was sollen Kinder in der Schule eigentlich lernen? Im Grunde genommen geht es doch darum, sie zu mündigen Menschen zu machen und ihnen Werkzeuge in die Hand zu geben, mit denen sie in der Gesellschaft zurechtkommen. Es geht also darum, ihnen in einem Klassenzimmer zu erklären wie sie die Welt vor dem Fenster verstehen sollen. Da fragt man sich warum das Klassenzimmer nicht öfter verlassen wird z.B. um das Schätzen und Messen an echten Gegenständen auszuprobieren und geometrische Figuren zu erkennen. Wie hoch ist der Fernsehturm, der Baum oder der beste Freund? Wo an diesem Gebäude finde ich geometrische Figuren und welche sind es? Die Schüler können so vieles was sie als Hochglanzfotografien aus ihrem Schulbuch kennen auch in der Wirklichkeit sehen, und um ihnen das bewusst zu machen, muss man das Klassenzimmer ab und zu verlassen.

2.1. Begriffsklärung:

Doch was versteht man eigentlich unter außerschulischem Lernen? Das bedeutet, “dass bestimmte Lerninhalte, Lernziele und Problemstellungen außerhalb des Klassenzimmers und des Schulgebäudes an der Stelle bearbeitet werden, wo sie unmittelbar gesehen, beobachtet, befragt, studiert und unterrichtet werden können”1 Daraus ergibt sich eine Definition außerschulischer Lernorte. Diese sind Orte “außerhalb des Klassenzimmers bzw. Schulgeländes, [welche] Lernprozesse bei Kindern anregen, ergänzen oder abrunden.”2Es gibt zwei Arten von außerschulischen Lernorten: Museen, Biologische Stationen oder die Bibliothek gehören zu den organisierten Lernorten, während der Wald, die Wiese oder ein Supermarkt als ein unorganisierter Lernort bezeichnet wird. Der Unterschied besteht im weitesten Sinne darin, dass in den organisierten außerschulischen Lernorten ein Experte, also ein mit der Sache intensiver vertraute Person, die Unterrichtsführung übernimmt3, während die unorganisierten Lernorte, meist mit Hilfe von zielgerichteten Aufgabenstellungen, von den Kindern selbst erschlossen werden Es geht bei außerschulischen Lernorten allerdings immer um das, wie es in der Reformpädagogik oft umschrieben wird, Lernen mit Kopf, Herz und Hand. Es fällt auf, dass die Literatur meist bestimmte Fächer nennt, bei denen sich der Besuch von außerschulischen Lernorten anbietet, Mathematik gehört fälschlicherweise nicht dazu. Unterrichtsfächer, die oft im Zusammenhang mit außerschulischem Lernen genannt werden, sind Sachunterricht, Biologie, Kunst oder auch Geschichte. Mathematik ist immer noch eines der beliebten Bücherfächer und das, obwohl in der Lebenswirklichkeit so viel Mathematik gefunden werden kann. Das ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum sich so viele Studenten für den Kurs “Mathematik im Freien” interessieren. Die Möglichkeit von ansprechendem außerschulischen Unterricht im Fach Mathematik scheint Studenten bewusst zu sein, aber sie wissen noch nicht wie sie diesen Unterricht gestalten könnten.

2.2. Begründung zur Nutzung außerschulische Lernorte:

Die Reformpädagogik beschäftigt sich schon seit längeren mit außerschulischen Lernorten, allerdings begründeten sie es damals hauptsächlich mit der Chance auf Erlebnis, Selbsttätigkeit, bewusstes Sehen, Hören usw., mit der Liebe zur Heimat und mit körperlicher Ertüchtigung.4

Heutzutage ist es vielmehr so, dass die Veränderung der Lebenswirklichkeit der Schüler nach anderen Unterrichtsformen verlangt. Es geht bei der Einbeziehung von außerschulischen Lernorten nicht darum ein bisschen Abwechslung in den Schulalltag zu bringen. Die Lebenswelt von Kindern veränderte sich, sie leben in einer von Medien beeinflussten Gesellschaft. Jedes noch so spannende Spiel, sollte es überhaupt dazu kommen, wird durch die Serie um 16 Uhr sofort unterbrochen. Fernsehen rhythmisiert den Alltag der Kinder.5Die Kinder haben kaum noch Freiflächen zur Verfügung, in denen sie ungehindert experimentieren oder einfach nur spielen können. Das meiste ist vorgeplant und durchorganisiert. Es gibt Spielplätze und Schulen und außerhalb dieser Orte sind Kinder eher ungern gesehen. Andere Erfahrungsräume bleiben den Kindern weitestgehend verschlossen, was zum größten Teil auch an der veränderten Lebenswelt liegt: berufstätige Eltern, die Kinderwelt ist von der Erwachsenenwelt getrennt, es gibt kaum noch Aufgaben, die ein Kind im Haushalt erledigen kann, um nur einige Wandlungen zu nennen. Dies erfordert auch eine andere Schule. Eine Schule, die keine “lebensferne Buch- und Paukschule”6ist, keine “verkopfte”7 Schule und keine Schule, die arm an Erfahrungs- und Handlungsräumen8 ist. Die neue Aufgabe der Schule ist es nicht diese neue Lebenswelt zu verändern. Denn die Schule kann die ländliche Umgebung des 18. Jahrhunderts, in der die Kinder einen direkten Zugang zur Natur möglich war, nicht wiederherstellen. Sie kann auch die Produktions- und Lebensgemeinschaft der bäuerlichen und handwerklichen Großfamilie, in der die Kinder ihren physischen Fähigkeiten entsprechend notwendige Aufgaben übernahmen, nicht wiederherstellen. Schule ist auch nicht in der Lage das Fernsehen und die industriell gefertigten Spielwaren aus der Umwelt der Kinder zu verbannen. Schule kann sich dieser Welt nur stellen. Sie muss den Defiziten, welche diese veränderte Lebenswelt hervorbringt, entgegenwirken. Sie kann außerschulische Lernorte wie z.B. den Wald besuchen und erkunden, sie kann die Stätten der Arbeit entdecken und sie kann den Schülern beibringen, wie man die Medien von heute als Chance sehen kann. Die Kinder können in der Schule lernen, wie man mit Computern initiativ, kreativ und selbstbestimmend umgehen kann.9Burk/Claussen formulierten es so: “Das Suchen und das Aufsuchen von Lernorten außerhalb des Klassenzimmers ist ein Weg der Schule, die Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten der Kinder zu erweitern und so die Lerndefizite in einer veränderten Umwelt zu vermeiden.”10

Der mediengesteuerte Alltag der Kinder ist eine vieldiskutierte Veränderung der Lebenswelt, die für das Fach Mathematik von der größten Bedeutung ist, daher werde ich auf diese auch ein wenig näher eingehen. Eiko Jürgens beschreibt es so: “Die Medienwirklichkeit ersetzt oft die erlebte Wirklichkeit, nicht selten mit dem absurden Ergebnis, dass Kinder die gesehene Wirklichkeit nicht von der tatsächlichen Wirklichkeit trennen können bzw. diese dafür halten.”11Burk/Claussen meinen, dass die Schüler die Welt nur noch im Kleinformat kennen lernen. Ein Puppenherd, der zwar richtig funktioniert, aber eben ein Kleinformat des Echten ist. Auch erscheint die Welt für Kinder an- und abschaltbar, so dass sich ein verzerrtes Weltbild entwickelt.12 Mathematik lebt in den letzten Jahre fast ausschließlich von den Abbildungen im Lehrbuch. Das wirkt einem verzerrten Weltbild nicht wirklich entgegen. Fotografien von Häusern, um nur ein Beispiel zu nennen, schulen die Vorstellungsfähigkeit nicht. Der Vorschlag das Klassenzimmer zu verlassen wird im Rahmenlehrplan nicht gemacht, es wird nur vorgeschlagen, bestimmte Einheiten fächerübergreifend zu bearbeiten. In dem Buch “Handreichung zum Lernen an außerschulischen Lernorten” ist der Fachbereich Mathematik nur bei der Jahrgangsstufe 5 erwähnt. Die Vorschläge dort sind Schätz- und Messaufgaben (Flächen) im Freien (LP) und ein Besuch im Eichamt, wenn es um das Rechnen mit Größen geht.13Andere Fachrichtungen scheinen sich wesentlich eher anzubieten, doch alle Begründungen für außerschulischen Unterricht lassen sich auch auf den Fachbereich Mathematik anwenden.

“Die konkrete Anschauung im realen Zusammenhang wirkt der Gefahr verzerrter Größenvorstellungen oder Fehleinschätzungen von Verhältnissen entgegen. Durch eigene Betrachtung und gemeinsamen Austausch entstehen Fragen und Interessen sowie Möglichkeiten der individuellen Verknüpfung und differenzierten Begriffsbildung.”14 Das bedeutet im weiteren Sinne, dass die Antworten an außerschulischen Lernorten für die Kinder wesentlich fassbarer15 und somit vorstellbarer sind.

Es geht bei außerschulischem Lernen aber nicht darum einen neuen Lernort zu schaffen, der losgelöst vom Schulgebäude existiert. Vielmehr soll es ein Lernort sein, der den Transfer vom in der Schule (im Klassenzimmer) gelernten Stoff zur realen Welt zu vollziehen.16 Den Schülern soll die Möglichkeit gegeben werden, im Unterricht Gelerntes an realen Gegebenheiten zu erproben und anzuwenden. Sie sollen in der Lage sein in der Schule Gelerntes mit dem Leben zu verknüpfen.17 Auch soll ihnen bewusst werden, dass das was sie in der Schule “lernen und erleben für ihre aktuellen und zukünftigen Lebenssituationen bedeutsam und wichtig ist.”18 Das Lernen an außerschulischen Lernorten wird als lerneffektiver beschrieben, da es keine aus dem Zusammenhang herausgelöste Teilaspekte bearbeitet19, sondern die Lehreinheit in seiner Gesamtheit betrachtet. Allerdings ist das Lernen nur wirklich effektiv, wenn außerschulische Lernorte nicht als das Allerheilmittel20betrachtet werden. Jürgens schreibt, dass “das Lernen innerhalb und außerhalb der Schule inhaltlich und strukturell aufeinander verweisen, womit deutlich gemacht werden soll, dass die Lernorte außerhalb des Klassenzimmers nicht isoliert vom Unterricht innerhalb der Schule zu betrachten sind oder gar in Konkurrenz zu diesen stehen.”21 Das Klassenzimmer bleibt also “der Lernort an dem die Erfahrungen außerhalb der Schule vorbereitet, geordnet und reflektiert werden.”22

Zusammenfassend kann hier gesagt werden, dass außerschulische Lernorte eine Ergänzung des herkömmlichen Unterrichts darstellen. Aufgrund der veränderten Lebenswirklichkeit der Kinder muss sich auch Schule verändern. Die geschieht, indem sich Schule um die, für Kinder verlorenen, Erfahrungsbereiche erweitert. Schule soll dabei helfen, diese Erfahrungsräume zu erschließen und das Buchwissen in der realen Welt umzusetzen.

3. Spiel als Unterrichtsform

Die Mathematikrallye ist ein Spiel, welches bestimmte mathematische Sachverhalte zum Abschluss einer Unterrichtseinheit vertiefen und andere auffrischen soll. Auch soll mit Hilfe der Rallye der Zusammenhang zwischen im Klassenzimmer gelerntem und dem in der Natur real Vorhandenem gefunden werden.

Das Spiel ist hierfür eine geeignete Methode, dass es eine ureigene Form des Lernens ist. Sie ist zwar in der Literatur als die zentrale Grundlage der Didaktik für das Alter zwischen 4 und 8 beschrieben, doch wenn die Kinder älter werden, verlieren sie nicht

[...]


1Handreichung zum Lernen an außerschulischen Lernorten S. 10

2Pädagogik und Didaktik der Grundschule S. 269

3vgl. Pädagogik und Didaktik der Grundschule S. 271 f.

4vgl. Lernorte außerhalb des Klassenzimmers II S.18

5vgl. Handreichung zum Lernen an außerschulischen Lernorten S.7

6Grundschulmagazin: Außerschulische Lernorte S.5

7Lernorte außerhalb des Klassenzimmers II S.1

8Lernorte außerhalb des Klassenzimmers II S.1

9vgl. Lernorte außerhalb des Klassenzimmers I S.15

10Lernorte außerhalb des Klassenzimmers I S.15

11Grundschulmagazin. Außerschulische Lernorte S.4

12vgl. Lernorte außerhalb des Klassenzimmers I S. 10f.

13Handreichung zum Lernen an außerschulischen Lernorten S. 14

14Pädagogik und Didaktik der Grundschule S.270

15vgl. Lernorte außerhalb des Klassenzimmers II S.21

16vgl. Lernorte außerhalb des Klassenzimmers II S.36

17vgl. Pädagogik und Didaktik der Grundschule S.271

18Handreichungen zum Lernen an außerschulischen Lernorten S.9

19vgl. Pädagogik und Didaktik der Grundschule S.270

20vgl. Handreichungen zum Lernen an außerschulischen Lernorten S.9

21Grundschulmagazin. Außerschulische Lernorte S.5

22Handreichungen zum Lernen an außerschulischen Lernorten S.9

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Mathematikrallye
Hochschule
Universität Potsdam
Veranstaltung
Mathematik im Freien
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
19
Katalognummer
V60233
ISBN (eBook)
9783638539593
Dateigröße
382 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mathematikrallye, Mathematik, Freien
Arbeit zitieren
Nora Emanuelle Boehmer (Autor:in), 2005, Die Mathematikrallye, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60233

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Mathematikrallye



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden