Chemnitz: eine deutsche Stadt im Umbruch – Betreutes Wohnen im Alter in Verbindung mit der (Um)nutzung von Leerständen


Studienarbeit, 2006

44 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Stadtgeschichte Chemnitz
2.1 Alte Stadtgeschichte
2.2 Handwerk und Industrie bis zum 20. Jahrhundert
2.3 Industrie und Wohnsituation (20.-21. Jahrhundert)

3 Der Demographische Wandel in Chemnitz
3.1 Veränderung der Haushalte
3.2 Veränderung der Bevölkerungsentwicklung
3.3 Veränderung des Flächenbedarfs

4 Betreutes WOhnen im Alter
4.1 Die Senioren erobern die Stadt
4.2 Voraussetzungen für Betreutes Wohnen im Alter
4.3 Träger und Einrichtungen für Betreutes Wohnen im Alter
4.4 Vertragliche und Gesetzliche Regelungen
4.5 Erwartungen an Betreutes Wohnen im Alter

5 Chemnitzer Leerstände
5.1 Bestandsentwicklung vs. Abriss
5.2 Umnutzungsmöglichkeiten der Leerstände

6 Fazit und Zukunftsausblick

Anhang

Quellenverzeichnis

Eidesstattliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Stadtmitte Chemnitz im 19. – 20. Jahrhundert

Abb. 2: Industriestadt Chemnitz am Anfang des 20. Jahrhunderts

Abb. 3: Karl-Marx-Stadt am Ende des 20. Jahrhunderts

Abb. 4: Bevölkerungsentwicklung 1990 bis 1998

Abb. 5: Arbeitslosigkeit Chemnitz

Abb. 6: Altersstrukturvergleich Ostdeutschland 1990 und 2010

Abb. 7: Kinder im schulpflichtigen Alter in Chemnitz

Abb. 8: Heckert - Gebiet - Vogelperspektive

Abb. 9: Heckert - Gebiet - Vorderanischt

Abb. 10: Überblick „An der Fuchsdelle“ (Stadtteil Furth)

Abb. 11: Chemnitz - Hutholz

Abb. 12: Chemnitz - Markersdorf - Süd

Abb. 13: aktueller Stadtplan von Chemnitz

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Wohnungsbestand und Leerstand in den neuen Ländern 2002

Tab. 2: Rückbau von Wohngebieten in Chemnitz 2000 - 2006
(Stand 04/03) gegliedert nach Gebietskategorien

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Diese Arbeit setzt sich mit der Stadt Chemnitz auseinander, die im Laufe der Jahrhunderte eine starke Entwicklung durchgemacht hat. Aus einem kleinen Klosteranwesen wurde die Industriestadt Chemnitz, die durch den zweiten Weltkrieg einen wirtschaftlichen Aufschwung erfuhr und anschließend zerbombt zur „toten Stadt“ erklärt wurde. Der Wiederaufbau der Stadt verschaffte vielen Menschen in Chemnitz einen sicheren Arbeitsplatz. Nach der politischen Wende litt die Stadt jedoch unter dem Zerfall der Industrie, einer hohen Arbeitslosigkeit und Abwanderungsrate. Chemnitz entwickelt sich in dieser Zeit zu einer Rentnerstadt.

Chemnitz, als eine Deutsche Stadt im Umbruch, passt sich den veränderten demographischen, politischen und ökonomischen Verhältnissen an.

Es gilt, die hinterlassenen Probleme – besonders in der Wohnungswirtschat – als Chance zu nutzen. Neue Märkte wollen eröffnet werden. Leerstände müssen ressourcenschonend reduziert, genutzt und umgenutzt werden.

Der Markt „Betreutes Wohnen im Alter“ öffnet der Stadt neue Perspektiven und ermöglicht im Einklang mit der Bevölkerung eine Wertsteigerung des Stadtbildes und Stadtimages.

2 Stadtgeschichte Chemnitz

Die Stadt Chemnitz liegt am Fuße des Erzgebirges. Sie hat sich im vergangenen Jahrhundert aus dem Flusstal der „Chemnitz“ über die Hügel im Westen und Osten ausgebreitet. Heute ist Chemnitz die drittgrößte sächsische Stadt, die im Laufe der Zeit mehrmals zerstört und wieder aufgebaut wurde.[1] Ein erster Einblick in die Chemnitzer Stadtgeschichte soll verdeutlichen, welchen Einfluss die Stadtentwicklung auf die gegenwärtige Situation der Stadtbevölkerung genommen hat.

2.1 Alte Stadtgeschichte

Das um 1136 gegründete Benediktinerkloster bildete mit Marktrechtsprivilegien das klösterliche Marktzentrum. Aufgrund dieser Rechtsprivilegien wurde Chemnitz 1143 das erst Mal urkundlich erwähnt.[2]

1171 wurde Chemnitz als gegründete Reichsstadt betitelt, die unter der Führung von Friedrich Barbarossa stand. Aus der Urkunde konnte die Existenz von Richter, Räten und einer Ratsverfassung entnommen werden.[3]

1216 wird die Stadt erstmals als „civitas“ in einem Zinsregister schriftlich aufgeführt.

Eine im 13. Jahrhundert errichtete Stadtmauer umschloss in Form eines Mauerrings (1650m) eine annähernd runde Fläche (ca. 500m Durchmesser). Vier Tore dienten als Eingangspforten und ein Stadtgraben schützte die klösterliche Gemeinschaft.[4]

Am Ende des 14. Jahrhunderts wurde eine Zwingermauer um die Stadtmauer errichtet.[5]

Eine erste geschichtlich notierte Wende trat ein, als Chemnitz 1308 seinen Stand als Reichsstadt verlor und in der Schlacht von Luckau an das Haus Wettin[6] fiel.

Im 14. Jahrhundert dienten viele Freiflächen und offene Gewässer der großzügigen landwirtschaftlichen Nutzung. Einige Brände in dieser Zeit veranlassten eine ständige Veränderung des städtischen Grundrisses.[7]

Die Frühe Neuzeit wurde geprägt durch die Reformation um 1539. Chemnitz wurde das Zentrum des Humanismus und umfasste bis Mitte 17. Jahrhundert rund 5.500 Einwohner. Eine Pestepidemie (1613), ein großer Stadtbrand (1631) sowie die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges reduzierten die Einwohnerzahl auf ca. 3.000 Bürger. Nach dem Krieg war Chemnitz hoch verschuldet und stark destruiert. Bis 1700 stieg die Einwohneranzahl wieder auf 5.000 Bürger.[8]

Der „Große Nordische Krieg“[9] (Ende des 17.Jahrhunderts) sowie der „Siebenjährige Krieg“[10] (1756 - 1763) hatten jedoch zur Folge, dass Chemnitz mehrfach feindlich besetzt wurde und schließlich hohe Kontributationen gefordert wurden.[11]

2.2 Handwerk und Industrie bis zum 20. Jahrhundert

Chemnitz war schon frühzeitig handwerklich und industriell sehr aktiv und bekannt.

1357 erhielt die Stadt ein landesherrliches Bleichprivileg, das Chemnitz ein Monopol verschaffte. Jede in der Mark Meißen produzierte Rohleinwand musste daraufhin zu Veredeln auf die Chemnitzer Bleichpläne gebracht werden. Dadurch fand eine Entwicklung zum Zentrum der obersächsischen Leineweberei statt. Ab dem 16. Jahrhundert stellte die Stadt sogar das Zentrum der Baumwollweberei und Färberei dar. Ein weiterer wirtschaftlicher Vorteil bestand in der Metallverarbeitung aufgrund der günstigen Lage am Erzgebirge. Hier wurde speziell das Hüttenwesen[12] betrieben.

Um 1800 war Chemnitz eine erfolgreiche Kleinstadt mit ca. 10.500 Einwohnern. Durch die industrielle Revolution erfuhr die Stadt einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung. Somit wurde Chemnitz durch den Textilmaschinenbau, Werkzeugmaschinen- und Lokomotivbau sowie die Automobil- und Fahrzeugfertigung[13] eines der bedeutendsten gewerblichen Zentren und entwickelte sich zur ersten Fabrik- und zweiten Handelsstadt im Königreich Sachsen.[14]

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]Vororte und Vorstädte rückten enger aneinander, da sich die Industrie vor allem dort ansiedelte und die Verkehrserschließung diese Gebiete fester an die Stadt band.

Dies führte zu einem demographischen und regionalen Städtewachstum da sich die Industrie vorrangig in den Vororten und Vorstädten ansiedelte.

Die folgende Abbildung zeigt den wachsenden Stadtkern von Chemnitz in noch fast mittelalterlichem Zustand:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Stadtmitte Chemnitz im 19. – 20. Jahrhundert[15]

Die äußeren Häuserreihen folgen dem ehemaligen Stadtmauerverlauf und umschließen sicher das ehemals kleine Dorf. Mit der Verkehrserschließung[16] und Eingemeindung[17] band man Vororte und Vorstädte an[18], so dass die Einwohnerzahl von Chemnitz innerhalb von 80 Jahren auf über 100.000 Bürger anstieg. 1930 erreichte die Großstadt ihren Bevölkerungshöchststand mit 360.250 Einwohnern.[19]

2.3 Industrie und Wohnsituation (20.-21. Jahrhundert)

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden einige Veränderungen des spätmittelalterlichen Stadtgrundrisses vorgenommen. Mit der Moderne wurden ein- und zweigeschossige Gebäude zu repräsentativen Wohn, Büro- und Geschäftshäusern. Hotels, Restaurants, Kinos und Banken formten das Stadtbild.

Um 1900 war die Innenstadtbildung größtenteils abgeschlossen. Neben dem ansehnlichen Stadtbild erfuhr die industrielle Seite im 20. Jahrhundert ebenfalls eine verstärkte Weiterentwicklung zur Industriestadt. Chemnitz erhielt bald die Synonyme „Ruß-Chamtz“ und „Sächsisches Manchester“.[20] Die folgende Abbildung zeigt, wie Chemnitz damals geraucht haben muss:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Industriestadt Chemnitz am Anfang des 20. Jahrhunderts[21]

Inmitten der Stadt befinden sich qualmende Industrieschornsteine, die den Smog und Nebel auf die Häuser niederlegen.

Der Vergleich mit der englischen Industriemetropole symbolisierte die Vielzahl der Schornsteine der Fabriken und Gießereien, die damit verbundene Rauch- und Schmutzentwicklung und vor allem die miserablen sozialen Verhältnisse.

Anderseits spiegelt der Begriff „Sächsisches Manchester“ auch den Stolz auf die Leistungen der einheimischen Industrie wider. Besonders die Entwicklung im Maschinenbau brach die Vormacht der englischen Konkurrenten zunehmend.[22]

Der Erste Weltkrieg brachte der Stadt zunächst einen industriellen Aufschwung. In den Jahren danach brachen jedoch viele Chemnitzer Unternehmen zusammen und die Arbeitslosenanzahl war nirgendwo anders in Deutschland so hoch, wie in dieser Industriestadt. Erst der Zweite Weltkrieg kurbelte die Wirtschaft wieder an. Chemnitz produzierte verstärkt für die Rüstung.[23]

Das Wettrüsten verlieh der Stadt im Zweiten Weltkrieg eine kriegsrelevante Position, welche 1945 für unzählige Angriffe sorgte. Folglich erklärte das Luftfahrtministerium die Stadt Chemnitz, die zu 95 Prozent zerstört wurde, zur „toten Stadt“ Die in Mitleidenschaft gezogenen Gebäude wurden daraufhin abgerissen. Ab 1953 begann man mit dem Wiederaufbau des Stadtkerns. Einen Neustart erfuhr Chemnitz im gleichen Jahr auch durch die Umbenennung in „Karl-Marx-Stadt“. 1961 beschloss der Parteitag der SED die Neugestaltung der Innenstadt.[24]

Am Rande der Stadt entstanden seit Mitte der 60er Jahre große Wohngebiete.[25] Somit erhielt Karl-Marx-Stadt nach den Grundsätzen der Planung und Gestaltung sozialistischer Stadtzentren und mit Hilfe der industriellen Bauweise ein neues Stadtbild in Form von mehrgeschossigen Wohnblocks in Großplattenbauweise. Der historische Grundriss wurde dabei nicht beachtet und somit auch nicht wieder rekonstruiert.[26] Die Altbausubstanz in den Gründerzeitquartieren wurde vollkommen vernachlässigt.[27] Es entstanden großzügige Freiflächen, Plätze, Parkanlagen in der Innenstadt, die größtenteils mit Karl-Marx-Denkmälern geschmückt wurden.

[...]


[1] Vgl. www[2].

[2] Vgl. www[1].

[3] Vgl. ebenda.

[4] Vgl. ebenda.

[5] Vgl. ebenda.

[6] Die Wettinische Dynastie deutscher Markgrafen, Kurfürsten und Könige regierte das Gebiet des heutigen Sachsen mehr als 800 Jahre. Das Fürstenhaus der Wettiner ist das älteste deutsche Fürstengeschlecht. Der Name stammt von der Burg Wettin bei Halle in Sachsen-Anhalt.

[7] Vgl. www[1].

[8] Vgl. www[1].

[9] Am Ende des 17. Jahrhunderts drehte sich im Großen Nordischen Krieg alles um die Vorherrschaft im Ostseeraum. Letztendlich ist Russland aus diesem Krieg als neue Großmacht in Europa hervorgegangen. Seine neue Hauptstadt entstand an der Ostsee, geschützt durch breite Küstengebiete. Schweden verlor seine Vormachtstellung im Ostseeraum.

[10] Im Siebenjährigen Krieg kämpften Preußen und Großbritannien gegen Österreich, Frankreich und Russland. Für die Bevölkerung der beteiligten Staaten in den Kriegsgebieten hatte der Krieg katastrophale Auswirkungen: zum Einen war der Verlust an Soldaten immens, z.B. Preußen 180.000 Mann, aber auch die Zivilbevölkerung wurde dezimiert, insbesondere in Sachsen oder Pommern.

[11] Vgl. www[1].

[12] Hüttenwesen umfasst alle Vorgänge, die sich mit der Aufbereitung und Verarbeitung des im Bergwerk abgebauten Erzes befassen. In der Hütte (Eisenwerk) wird das Erz gereinigt, von unerwünschten Beimengungen getrennt, zum Metall reduziert und anschließend zu Halbzeug verarbeitet.

[13] Vgl. www[1].

[14] Vgl. www[2].

[15] Ebenda.

[16] Vgl. www[1].

[17] Vgl. www[2].

[18] Vgl. ebenda.

[19] Vgl. www[1].

[20] Vgl. ebenda.

[21] www[3].

[22] Vgl. www[3].

[23] Vgl. www[2].

[24] Vgl. www[1].

[25] Vgl. www[2].

[26] Vgl. www[1].

[27] Vgl. www[2].

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Chemnitz: eine deutsche Stadt im Umbruch – Betreutes Wohnen im Alter in Verbindung mit der (Um)nutzung von Leerständen
Hochschule
Bauhaus-Universität Weimar  (Juniorprofessur Soziologie der Globalisierung)
Veranstaltung
Städte im Umbruch
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
44
Katalognummer
V60130
ISBN (eBook)
9783638538831
ISBN (Buch)
9783638714235
Dateigröße
2104 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Chemnitz, Stadt, Umbruch, Betreutes, Wohnen, Alter, Verbindung, Leerständen, Städte, Umbruch
Arbeit zitieren
Yvonne Barta (Autor:in), 2006, Chemnitz: eine deutsche Stadt im Umbruch – Betreutes Wohnen im Alter in Verbindung mit der (Um)nutzung von Leerständen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60130

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