Ausbildung und Beschäftigung in der Risikogesellschaft


Seminararbeit, 2001

20 Seiten, Note: 1-


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Einführung

2) Das Modell der Risikogesellschaft

3) Zur Zukunft von Ausbildung und Beschäftigung
3.1) Erwerbsarbeit
3.2) Bildung
3.3) Das Verhältnis von Bildung und Beschäftigung

4) Zusammenfassung und Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

1) Einführung in die Thematik

Die folgende Arbeit setzt sich mit dem Buch „Risikogesellschaft – Auf dem Weg in eine andere Moderne“ des Münchner Soziologen Prof. Ulrich Beck aus dem Jahre 1986 auseinander. Den Schwerpunkt in diesem Rahmen lege ich auf das VI. Kapitel, welches die Entwicklung von Ausbildung und Beschäftigung analysiert und interpretiert.

Die Idee der Risikogesellschaft bildet den Kern der wissenschaftlichen Forschung Becks und das oben genannte Buch stellt sein bekanntestes Werk dar. Es folgten noch zahlreiche andere Bücher, die sich mit den Themen Risikogesellschaft und reflexive Modernisierung auf verschiedenen Ebenen auseinandersetzen. Bis heute beschäftigt sich Beck, zum Beispiel in seiner Eigenschaft als Mitglied der Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Sachen und Bayern, noch immer mit dieser Thematik und entwickelte sie in den letzten Jahren zur Möglichkeitsgesellschaft weiter.

Ausbildung und Beschäftigung sind nur ein Teil der zahlreichen soziologischen, politischen, ökonomischen und kulturellen Themen, mit denen sich Beck in seinem Werk beschäftigt. Dennoch können gerade an diesem Punkt das grundlegende Dilemma, aber auch die Möglichkeiten der Risikogesellschaft besonders deutlich aufgezeigt werden.

Zunächst werde ich grob skizzieren, welche Theorien der Risikogesellschaft zu Grunde liegen und wie sich diese auf verschiedene Lebensbereiche auswirken. Danach werde ich detaillierter auf Becks Vorstellungen zu Arbeit und Ausbildung, ihre Wechselbeziehungen und Zukunftsprognosen eingehen. Zum Schluss werde ich letztendlich noch die behandelten Themenschwerpunkte zusammenfassen und – besonders auch im Hinblick auf das Gesamtwerk und die heutige Arbeit Ulrich Becks – ein abschließendes Fazit ziehen.

2) Das Modell der Risikogesellschaft

Ulrich Beck hat mit seiner Risikogesellschaft ein vieldiskutiertes soziologisches Modell entworfen, das bis heute nur wenig von seiner Aktualität verloren hat. Zum

besseren Verständnis eine kurze Anmerkung vorweg: Becks Theorien beziehen sich

auf westliche Industrienationen, und dort im besonderen auf die der Bundesrepublik Deutschland. Zwar zieht der Autor auch vielfältige Beispiele aus anderen Ländern heran, doch wenn es um Detailfragen geht, vor allem wenn er auf Institutionen eingeht, beschränkt er sich auf die Situation in Deutschland.

Seine Grundannahmen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Beck zeigt das Bild einer postindustriellen Gesellschaft auf, die von Individualisierung und der Auflösung traditioneller Strukturen gekennzeichnet ist. Diese Gesellschaft schafft sich Risiken, die sie mit ihren überkommenen Kategorien, Denkweisen und Mechanismen weder fassen, noch kontrollieren kann und der sie mit zunehmender Ratlosigkeit gegenübersteht.

Zum einen ist der Mensch herkömmlichen Katastrofen, seien sie natürlich oder von Menschen geschaffen, nicht länger hilflos ausgeliefert, sondern kann Vorkehrungen gegen sie treffen, sich gegen sie versichern. Andererseits entstehen neue Arten der Risiken, vor denen man sich nicht mehr schützen kann.

Als Beispiel hierfür dienen die Atomkraft, die chemische Industrie, Gentechnologie und Produktionsverfahren, die erhebliche ökologische Beeinträchtigungen oder Zerstörungen, sowie gesundheitliche Schädigungen zur Folge haben.

Viele moderne Technologien und Verfahrensweisen beinhalten ein sogenanntes Restrisiko. Dieses Restrisiko lässt sich nicht mehr mit Geld oder sonstigen Vorsichtsmaßnahmen kompensieren und es muss auch nicht länger räumlich oder zeitlich begrenzt sein.[1]

Dieses Faktum löst die bisherige Klassengesellschaft auf, da Bedrohungen sowohl undurchschaubar, als vor allem auch universell geworden sind, daher klassenunabhängig. Ironisch zusammengefasst heißt das: „Not ist hierarchisch, Smog ist demokratisch.“[2]

Dennoch sind auch in der Risikogesellschaft die sozialen Unterschiede nicht völlig aufgehoben. Je höher der Status, desto leichter kann man sich von Risiken „freikaufen“[3]. Diese Möglichkeiten werden jedoch geringer und in vielen Fällen,

denkt man beispielsweise an Schadstoffe in der Luft oder in Lebensmitteln, ist ein Entkommen kaum noch möglich. Dennoch ziehen sich extreme Armut und extreme Risiken gegenseitig an, ist materielle Armut sogar oft verbunden mit Risikoblindheit. Mit dem Satz „Reichtümer sammeln sich oben, Risiken unten“ wird die egalisierende Wirkung der Risiken eingeschränkt, aber nicht grundsätzlich in Frage gestellt.

Ein weiterer wichtiger begriff ist die reflexive Modernisierung. Dieser beschreibt eine zweite, differenzierte Moderne, die im Konflikt mit der der industriellen Moderne steht, die im wesentlichen auf eine positive Fortschrittsbeschreibung beschränkt ist. Eine zweite Moderne, in der Fortschritt zur Selbstvernichtung führen kann, „Modernisierung die Modernisierung untergräbt.“[4]

Die Unüberschaubarkeit und Nichtberechenbarkeit der Risiken, die Eigendynamik der gesellschaftlichen Veränderungen und fehlende Lösungskonzepte verursachen bei den Menschen einen Vertrauensverlust gegenüber dem bestehenden System. Welches soziale Bedrohungspotential daraus entsteht, ist noch nicht abzusehen. „Irrationalismus, Extremismus, Fanatismus“[5] sind aber einige der möglichen Folgen, die der Autor nennt.

Die Individualisierung ist ein bedeutender Aspekt der Risikogesellschaft. Individualisierung darf in dem Zusammenhang aber keinesfalls mit einer gelungenen Emanzipation gleichgesetzt werden.[6] Es ist vielmehr eine Herauslösung des Einzelnen aus sozialen Bindungen und eine Verteilung der gesellschaftlichen Ungleichheiten, aber auch Verantwortungen auf das Individuum.

Durch das hohe Niveau des wissenschaftlich-technischen Fortschritts entsteht ein Selbstbedrohungspotential, wie es in diesem Maße bisher nicht bekannt und wohl auch nicht vorstellbar war.

Auch können diese Risiken nur bedingt instrumentalisiert werden, ja sie sind teilweise sogar paradox. Einerseits profitiert die Industrie von selbst geschaffenen Risiken, da viele ihrer Zweige davon leben, Gegenmittel gegen selbstverschuldete Probleme zu entwickeln. Andererseits sind durch den sog. „Bumerangeffekt“[7] auch Verursacher betroffen, da sie sich den Risiken nicht entziehen können und bestimmte, vor allem ökologische, Entwertungen auch den marktwirtschaftlichen Interessen widersprechen.

[...]


[1] Korte/Schäfers (Hrsg.): Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie, Opladen 2000, S. 246

2 Beck, Ulrich: Risikogesellschaft – Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt 1986, S. 46

[3] Vgl. Beck, Ulrich: a.a.O., S.46

[4] Korte/Schäfers (Hrsg.): Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie, Opladen 2000, S. 247

[5] Beck, Ulrich: Risikogesellschaft – Auf dem Weg in eine andere Moderne, Frankfurt 1986, S. 66

[6] Vgl. Beck, Ulrich: a.a.O., S.207

[7] Beck, Ulrich: a.a.O., S. 48

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Ausbildung und Beschäftigung in der Risikogesellschaft
Hochschule
Universität Münster  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Orientierungskurs
Note
1-
Autor
Jahr
2001
Seiten
20
Katalognummer
V6003
ISBN (eBook)
9783638137027
Dateigröße
526 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Arbeit und Bildung
Arbeit zitieren
Christian Hesse (Autor:in), 2001, Ausbildung und Beschäftigung in der Risikogesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6003

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Ausbildung und Beschäftigung in der Risikogesellschaft



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden