Das städtische Handwerk der tunesischen Souks im Umbruch


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungs- & Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Begriff „Handwerk“

3. Der Begriff „Souk“ - das städtische Wirtschaftszentrum
3.1 Wichtige Merkmale von Bazaren

4. Räumliche Ordnungsmuster von Handel und Handwerk
4.1. die Moscheezone
4.2. die weniger zentral gelegene Souks
4.3. der äußere Ring von Handwerk und Gewerbe

5. Funktionswandel / Umbruch der Souks im Bereich Handwerk
5.1. das Handwerk vor dem Umbruch
5.2. das Handwerk nach dem Umbruch

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

Abbildungs- & Tabellenverzeichnis

Abbildung 1 Gerberei

Abbildung 2 räumliches Ordnungsmuster der Wochenmärkte in Tunesien

Abbildung 3 Tunis Funktionalräumliche Gliederung

Abbildung 4 Die Souks in der Medina von Tunis

Abbildung 5 Untersuchung der Textilbranche in der Medina von Tunis

1. Einleitung

Die Wirtschaft der islamischen Altstädte des Vorderen Orients und Nordafrikas war während der zurückliegenden drei Jahrzehnte vielfältige Veränderungen ausgesetzt. Große Teile der traditionellen Branchen von Handwerk und Handel verloren mangels innerer Wandlungsfähigkeiten, unter dem Einfluss industrieller Konkurrenz, wegen veränderter Konsumgewohnheiten und Nachfrage ihre Existenzgrundlage. Aus diesen Gründen ergaben sich Umstellungen im Bereich Angebot und Nachfrage in den verschiedenen Zonen des tunesischen Souks.

In meiner Arbeit mit dem Titel „Das städtische Handwerk der tunesischen Souks im Umbruch“ werde ich die Situation in dem Land Tunesien näher erläutern. Die Ergebnisse dieser Arbeit beruhen auf Informationen, die per Literaturrecherche aus Monographien, Sammelwerken, Internet und Fachzeitschriften gewonnen werden konnten. Im weiteren Verlauf der Arbeit soll es zunächst um die begriffliche Abgrenzung der Wörter „Handwerk“ und „Souks“ gehen. Die Begriffe werden dabei definiert. Des Weiteren werden dann die verschiedenen Zonen innerhalb der Souks für den Handel und das Handwerk näher betrachtet. Anschließend folgt das Kapitel über den Funktionswandel in den Souks sowie die Erläuterung an zwei Beispielen. Am Ende der Arbeit werden in einem gesonderten Kapitel noch einmal alle Ergebnisse zusammengefasst.

2. Der Begriff „Handwerk“

Für den Begriff „Handwerk“ gibt es in den arabischen Ländern und auch in der westlichen Welt keine einheitliche Auffassung[1]. Während man im Deutschen Begriffe wie Handwerk, Kunsthandwerk, Heimindustrie, Heimgewerbe, im Englischen handicraft, trade, home-industry verwendet, benutzt man in der arabischen Sprache Begriffe, die wörtlich ungefähr mit „Gewerbe“, „Handindustrie“ oder „traditionelle Industrie“ zu übersetzen sind. In der deutschen Handwerksforschung gilt die Bezeichnung „Handwerk“ für Gewerbe und Erwerbstätigkeiten in den Bereichen der Be- und Verarbeitung von Stoffen sowie der Reparaturdienstleistungen, die in Betrieben geringer Größe oder von selbständigen Einzelunternehmern traditionell mit der Hand unter beschränktem Einsatz von maschinellen Hilfsmitteln ausgeführt werden[2]. Im gewerblichen Bereich wird unterschieden zwischen Handwerk und Manufaktur, da im Bereich der Manufaktur die ökonomische und soziale Selbständigkeit des Handwerks nicht berücksichtigt wird[3]. In Tunesien würde der Ausschluss der Manufaktur in einer Behandlung des Handwerks eine Unvollständigkeit ausdrücken, so dass zum Beispiel der größte Teil der Teppichherstellung unberücksichtig bliebe. Dazu kommt noch das Faktum, dass das tunesische Amt für Handwerk „Office National de l’Artisanat“ keinen Unterschied zwischen Handwerk und Manufaktur macht.

Das Handwerk in Tunesien kann unter verschiedenen Gesichtspunkten typisiert werden. Ibrahim charakterisiert in seinem Buch das Handwerk nach:

- Erzeugnissen
- Rohstoffen
- Funktionen
- wirtschaftlichen Gesichtspunkten
- Geschlecht
- Betriebsformen
- Kunsthandwerk oder Gebrauchshandwerk
- modernem oder traditionellem Handwerk
- raumrelevanten Ansatz

Die herkömmliche Art, wonach das tunesische Handwerk charakterisiert wird, geschieht nach den Arten der Erzeugnisse, wie zum Beispiel die Tischlerei, die Schmiede oder die Teppichknüpferei. Ein weiterer Unterschied wird nach der Funktion des Handwerks, zum Beispiel produzierendes Handwerk, Reparaturhandwerk und Dienstleistungshandwerk vorgenommen. Nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten unterscheidet man zwischen den Investitionsgüterhandwerk und den Konsumgüterhandwerk. Beim Geschlecht zwischen männlich und weiblich machen die Tunesier einen scharfen unterschied, so arbeiten zum Beispiel Weber an anderen Webstühlen als Weberinnen und stellen auch andere Gewerbe her. Eine weitere Gliederung unterscheidet modernes und traditionelles Handwerk. In Tunesien wurde die traditionelle Herstellung durch das ONA wider ins Bewusstsein gerufen. Und beim raumrelevanten Ansatz wird nach der Reichweite der Versorgungsfunktion, d.h. nach lokalem und überregionalem Absatz charakterisiert.

3. Der Begriff „Souk“ - das städtische Wirtschaftszentrum

Bazar ist ein persisches Wort, das als Sammelbegriff für zentral gelegene, überdachte und meist durch Tore abschließbare Landstraßen benutzt wird[4]. Wirth hat eine umfangreiche Definition des Bazars aufgestellt:

„Bazar ist der meist im Zentrum gelegene traditionelle Geschäftsbezirk der Städte Nordafrikas und Vorderasiens. Er hat einen festen, in erster Linie wirtschaftlichen Bedürfnisse dienenden Baubestand und wird (von Feiertagen abgesehen) täglich betrieben. Seine Struktur und Funktion sowie seine architektonische Gestaltung sind ein Charakteristikum des orientalisch-islamischen Kulturkreises; sie reichen in allen wesentlichen Prägungen in die Zeit vor dem 19. Jahrhundert zurück[5].“

Nur im heutigen Irak und auch zum Teil in der Türkei wird der Begriff Bazar verwendet. In den restlichen Teilen der Türkei gebraucht man die Wendung „Carsi“. Auch hier gibt es Verbindungen zum Souk, der Begriff wird für Handelsplätze ohne Übernachtungsmöglichkeiten genutzt. Der Ausdruck „Souk“ ist die arabische Bezeichnung für Märkte. Die Benutzung des Wortes Souk findet in gesamten arabischen Raum statt. Der Begriff wird seit arabischen Quellen des Mittelalters für Ladenstraßen, Handels- und Gewerbeplätze, egal ob sie einzeln stehen oder zusammen gruppiert sind, gebraucht[6]. Bis heute ist dieser Sprachgebrauch in dieser Form erhalten geblieben. Als Souk bezeichnet man jene Gassen und Viertel in der Altstadt, in denen sich auf engem Raum die Händler und Handwerker niedergelassen haben[7]. Klassische, weitläufige Souk-Viertel findet man in allen größeren Städten in Tunesien. Eine Verkleinerungsform von Souk ist der Begriff „Suwaiqa“[8]. Im Allgemeinen ist der Suwaiqa eine kleine Marktanlage, die zur Versorgung von Stadtquartieren dient. Dieser Ausdruck wurde erfahrungsgemäß im Mittelalter benutzt. Heutzutage wird er nur sporadisch verwendet. In den Bereichen der arabischen Halbinsel, in Ägypten, in Libyen und in den Maghrebstaaten wird der Ausdruck Bazar nicht genutzt, sondern hier der Souk.

Je nach Warengebot und Lage werden die Termini Souk als auch Bazar fast immer mit einer zusätzlichen Bezeichnung versehen. In Tunesien wendet man für den Stoffmarkt „Suq Etoffes“ oder für den Parfümmarkt „Suq Attarine“ an[9].

[...]


[1] Ibrahim 1975, S. 3

[2] Encarta Enzyklopädie 2005

[3] Ibrahim 1975, S. 3

[4] Scharabi 1985, S. 24

[5] Wirth 2000a, S. 104

[6] Scharabi 1985, S. 25

[7] Eckert 2004, S. 142

[8] Scharabi 1985, S. 25

[9] Eckert 2004, S. 194

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Das städtische Handwerk der tunesischen Souks im Umbruch
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Geographisches Institut der RWTH Aachen)
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
23
Katalognummer
V59976
ISBN (eBook)
9783638537582
ISBN (Buch)
9783656777809
Dateigröße
2180 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Handwerk, Souks, Umbruch
Arbeit zitieren
Nicole Lamour (Autor:in), 2006, Das städtische Handwerk der tunesischen Souks im Umbruch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59976

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