Finanzierungsstrategien für Entrepreneure in Entwicklungsländern. Mit Crowdfunding zum erfolgreichen Entrepreneurship-Projekt


Fachbuch, 2021

260 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation und Problemstellung
1.2 Zielsetzung der Arbeit
1.3 Methodische Vorgehensweise
1.4 Aufbau der Arbeit

2 Finanzierungsalternativen für Entrepreneurship-Projekte
2.1 Die Begriffe des Entrepreneurships und Social Entrepreneurships
2.2 Finanzierungsalternativen für Entrepreneurship-Projekte

3 Finanzierungsalternativen für Entrepreneure in Entwicklungsländern
3.1 Definition des Begriffes Entwicklungsland
3.2 Entrepreneurship in Entwicklungsländern
3.3 Die finanzielle Ausgangssituation für Entrepreneure
3.4 Relevanz der Finanzierungsalternativen in Entwicklungsländern

4 Erfolgreiches Crowdfunding
4.1 Genereller Ablauf einer Crowdfunding-Kampagne
4.2 Die Motivation der Geldgeber
4.3 Psychologische Effekte im Verlauf einer Kampagne
4.4 Vorbereitung und Durchführung einer Crowdfunding-Kampagne

5 Die Crowdfunding-Kampagne
5.1 #DiakGoesTansania – Verbesserung der medizinischen Versorgung in Tansania
5.2 Planung, Durchführung und Kontrolle der Kampagne

6 Schlussbetrachtung
6.1 Erkenntnisse der Crowdfunding-Kampagne
6.2 Implikationen für die Praxis
6.3 Implikationen für die Forschung
6.4 Limitationen der Arbeit
6.5 Fazit

7 Literaturverzeichnis

Anhang
Anhang 1 – Vorbereitungs-Phase der Crowdfunding-Kampagne
Anhang 2 Durchführung der Crowdfunding-Kampagne und Marketingaktivitäten
Anhang 3 Auswertung der Spenden

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Impressum:

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Ein Imprint der GRIN Publishing GmbH, München

Druck und Bindung: Books on Demand GmbH, Norderstedt, Germany

Covergestaltung: GRIN Publishing GmbH

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Price of Giving der Kampagne

Abbildung 2: Ergebnisse der Werbekampagnen

Abbildung 3: Spenden im Kampagnenverlauf

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Finanzierungsphasen einer Unternehmensgründung

Tabelle 2: Kontaktierte Unternehmen mit der Bitte um finanzielle Unterstützung

Tabelle 3: Auswertung der kontaktierten Unternehmen

Tabelle 4: Ausgestaltung und Ergebnisse der veröffentlichten Beiträge auf Instagram

Tabelle 5: Auswertung der Instagram-Beiträge in Bezug auf das erreichte soziale Engagement

Tabelle 6: Werbekampagnen auf Facebook und Instagram

Tabelle 7: Facebook-Gruppen in denen die Kampagne geteilt wurde

Tabelle 8: Kontaktierte Prominente mit der Bitte um werbliche Unterstützung

Tabelle 9: Ergebnisse der Anfrage an die Prominenten

Tabelle 10: Kontaktierte Facebook-Seiten

Tabelle 11: Ergebnisse der kontaktierten Facebook-Seiten

Tabelle 12: Zeitungen und Websiten

Tabelle 13: Auswertung der Zeitungen und Websiten

Tabelle 14: Kontaktierte Radio-Sender

Tabelle 15: Ergebnisse der kontaktierten Radio-Sender

Tabelle 16: Orte, an denen ein Flyer aufgehangen wurde

Tabelle 17: Bisherige Spender

Tabelle 18: Auswertung der bisherigen Spender

Abkürzungsverzeichnis

AGET African German Expert-Knowledge Transfer

BA Business Angel

BIP Bruttoinlandsprodukt

BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

BRQ Business Research Quarterly

FAQ Frequently Asked Questions

HTML Hypertext Markup Language

IMF International Monetary Fund

IW Institut der deutschen Wirtschaft

OECD Organisation for Economic Co-operation and Development

SEM Search Engine Marketing

UNDP United Nations Development Programme

URL Uniform Resource Locator

VC Venture Capital

WHO World Health Organization

1 Einleitung

1.1 Ausgangssituation und Problemstellung

Die Entwicklungsländer dieser Welt versuchen bereits seit Jahren sich in die globale Wirtschaft zu integrieren. Durch zahlreiche Wirtschaftsreformen und politische Programme soll Raum für Entrepreneurship geschaffen werden, um das Wachstum dieser Länder voranzutreiben. Dieses Wachstum hilft dabei nicht nur den Entwicklungsländern selbst, indem es ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten verbessert, sondern auch der industrialisierten Welt durch expandierende Märkte, stärkere Handelspartner und ein stabileres internationales Wirtschaftssystem (vgl. Ahmed/Nwankwo 2013, S. 85). Einen entscheidenden Faktor im Rahmen des Entrepreneurships stellt dabei die finanzielle Entwicklung innerhalb der Entwicklungsländer dar (vgl. Ayyagari/Demirguc-Kunt/Maksimovic 2012, S. 2). Der Zugang von Entrepreneuren zu Finanzkapital zur Finanzierung der Gründung und des Wachstums ihrer Entrepreneurship-Projekte variiert stark unter verschiedenen Ländern (vgl. Ayyagari/Demirguc-Kunt/Maksimovic 2012, S. 22 f.). Die Wahl eines Finanzierungsinstruments hängt vorwiegend von der Ausgereiftheit der nationalen Finanzmärkte ab (vgl. Agrawal/Mohtadi 2004, S. 68). In Entwicklungsländern stellt üblicherweise ein unzureichender Zugang zu Finanzkapital eine der größten Herausforderungen für Entrepreneure dar (vgl. Dinh/Mavridis/Nguyen 2010, S. 16 f.). Eine Vielzahl der klassischen Finanzierungsalternativen ist für Entrepreneure schlichtweg nicht zugänglich.

Das vergleichsweise junge Finanzierungsinstrument des Crowdfundings kann durch seine internetbasierte Funktionsweise diese Finanzierungslücke schließen. Durch Veröffentlichung des Kapitalbedarfs auf einer Crowdfunding-Plattform ermöglicht es das Crowdfunding den Entrepreneuren, eine globale Masse an potenziellen Geldgebern anzusprechen und auf diese Weise ihre Abhängigkeit von den nationalen Finanzmärkten zu überwinden. Das innovative Finanzierungsinstrument des Crowdfundings stellt jedoch grundlegend andere Ansprüche an einen Entrepreneur als die klassischen Instrumente. Besonders in Entwicklungsländern, die oft durch mangelhafte Bildungssysteme, insbesondere im Hinblick auf das Fördern unternehmerischen Handelns und Denkens sowie den Zugang zu neuem Wissen gekennzeichnet sind, kann dies ein Hindernis für Entrepreneure darstellen (vgl. Acs/Szerb/Jackson 2013, S. 17 f.; Eze/Nwali 2012, S. 407; Stefanović et al. 2018, S. 25 f.). Angesichts einer ohnehin mageren Erfolgsrate für Crowdfunding-Kampagnen von ca. 50 Prozent weltweit (vgl. Fundly, o. J.), stellt sich für Entrepreneure die Frage, wie eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne auszugestalten ist.

1.2 Zielsetzung der Arbeit

Vor dem Hintergrund der beschriebenen Problemstellung soll im Rahmen dieser Arbeit zunächst die Eignung klassischer Instrumente zur Finanzierung der Gründung von Entrepreneurship-Projekten für eine Anwendung in Entwicklungsländern untersucht werden. Diesbezüglich sind zum einen die spezifischen Charakteristika der Instrumente als auch zum anderen die jeweiligen Rahmenbedingungen innerhalb der Entwicklungsländer zu berücksichtigen. Einen besonderen Fokus legt diese Arbeit dabei auf das Finanzierungsinstrument des Crowdfundings. Im Hinblick auf die geringe globale Erfolgsrate von Crowdfunding-Kampagnen sollen Kriterien herausgearbeitet werden, die sich auf den Erfolg dieses Instrumentes auswirken. Darauf aufbauend sollen Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden, auf welche Art und Weise eine Crowdfunding-Kampagne zu planen sowie durchzuführen ist, um letztlich den Erfolg der Kampagne größtmöglich positiv zu beeinflussen.

1.3 Methodische Vorgehensweise

Um die Problematik der mangelhaften Finanzierungsmöglichkeiten für Entrepreneure in Entwicklungsländern, das Finanzierungsinstrument des Crowdfundings als eine mögliche Lösung dieser Problematik sowie die optimale Gestaltung einer Crowdfunding-Kampagne herauszuarbeiten, erfolgten im Rahmen dieser Arbeit eine umfassende Recherche, Auswertung und Zusammenfassung einschlägiger Literatur. Dabei wurden in dieser Arbeit die theoretischen Erkenntnisse aus der Literatur auf das spezifische Untersuchungsobjekt abgewandelt und angepasst. In diesem Zusammenhang wurden auch persönlichen Ansichten, Meinungen und Vorstellungen des Autors mit einbezogen. Darüber hinaus wurden eigene, gänzlich neue Inhalte, wie beispielsweise eine umfassende Analyse potenzieller Crowdfunding-Plattformen, erstellt. Um die theoretischen Erkenntnisse über eine optimale Crowdfunding-Kampagne in der Praxis zu testen, wurde anschließend eigenständig eine Crowdfunding-Kampagne geplant, durchgeführt und ausgewertet.

1.4 Aufbau der Arbeit

Diese Arbeit ist in sieben Kapitel unterteilt und orientiert sich dabei an ihrer Zielsetzung. Im Anschluss an diese Einleitung wird das zweite Kapitel eine Einführung in die Finanzierung von Entrepreneurship-Projekten enthalten. Zunächst werden die Begriffe Entrepreneurship und Social Entrepreneurship erläutert (2.1). Dabei werden sowohl Definitionen präsentiert als auch der Einfluss dieser Entrepreneurship-Arten auf die Gesellschaft erläutert (2.1.1, 2.1.2). Anschließend wird der idealtypische Verlauf einer Unternehmensgründung vorgestellt (2.1.3). Nachfolgend wird das Konzept des Erfolgs von Unternehmensgründungen vorgestellt und welche Rolle ihre Finanzierung dabei spielt (2.1.4). Hierbei wird der Erfolg als Zielerreichungsgrad verstanden (2.1.4.1). Dementsprechend werden sowohl die vorrangigen Ziele auf Ebene der Organisation (2.1.4.2) als auch auf Ebene des Entrepreneurs (2.1.4.3) vorgestellt, gefolgt von den Besonderheiten des vorrangigen Ziels innerhalb des Social Entrepreneurships (2.1.4.4). Danach wird aufgezeigt, welche Problematiken für Entrepreneure im Rahmen der Finanzierung ihrer Projekte bestehen (2.1.5). Im folgenden Abschnitt werden ausgewählte Finanzierungsalternativen vorgestellt, die Entrepreneuren zur Finanzierung ihrer Projekte zur Verfügung stehen (2.2), unterteilt in Instrumente der Innenfinanzierung (2.2.1) und Außenfinanzierung (2.2.2).

Im dritten Kapitel werden die Charakteristika des Entrepreneurship und der Finanzierungsmöglichkeiten für Entrepreneure in Entwicklungsländern behandelt. Zunächst werden in diesem Zusammenhang die begrifflichen Grundlagen des Entwicklungslandes erläutert (3.1). Im Anschluss werden Bedeutung und Ausgestaltung des Entrepreneurship in Entwicklungsländern vorgestellt (3.2). Die Ausgestaltung des Entrepreneurships hängt dabei jeweils von den politisch-rechtlichen (3.2.1), ökonomischen (3.2.2) sowie kulturellen (3.2.3) Rahmenbedingungen innerhalb des Entwicklungslandes ab. Als Bestandteil der ökonomischen Rahmenbedingungen werden nachfolgend die Spezifika der Finanzierungsmöglichkeiten in Entwicklungsländern gesondert aufgeführt (3.3). Der letzte Absatz beinhaltet die Eignung der vorgestellten Finanzierungsinstrumente für eine Anwendung in Entwicklungsländern (3.4). In diesem Rahmen werden die verschiedenen Instrumente untersucht, wiederum unterteilt in Formen der Innenfinanzierung (3.4.1) und Außenfinanzierung (3.4.2).

Als erwiesenermaßen vielversprechende Alternative, wird im vierten Kapitel die erfolgreiche Ausgestaltung einer Crowdfunding-Kampagne herausgearbeitet. In diesem Zusammenhang wird zunächst der Ablauf einer Crowdfunding-Kampagne dargestellt (4.1). Anschließend werden verschiedene Motivatoren vorgestellt, die Geldgeber zu der Finanzierung eines Crowdfunding-Projekts bewegen (4.2), sowie verschiedene psychologische Effekte, die einen Einfluss auf das Verhalten der Geldgeber und den Verlauf einer Kampagne ausüben (4.3). Abschließend werden die optimale Vorbereitung und Durchführung einer Crowdfunding-Kampagne aufgezeigt (4.4). Im Rahmen der Vorbereitungs-Phase einer Kampagne (4.4.1) gilt es für Initiatoren, diverse Kriterien zu berücksichtigen, wie beispielsweise die Wahl eines Crowdfunding-Modells (4.4.1.1). Zudem müssen das Kapitalziel (4.4.1.2), die Laufzeit sowie der Startzeitpunkt (4.4.1.3) festgelegt werden. Darüber hinaus gilt es, eine angemessene Projektbeschreibung zu erstellen (4.4.1.4) und um Foto- sowie Videomaterial zu ergänzen (4.4.1.5). Darüber hinaus müssen die entsprechende Zielgruppe definiert (4.4.1.6) und eine geeignete Crowdfunding-Plattform ausgewählt werden (4.4.1.7). In der auf die Vorbereitungs-Phase folgenden Veröffentlichungs-Phase (4.4.2) gilt es, die Kampagne durch angemessene Marketingaktivitäten zu unterstützen. Eine enorm wichtige Rolle spielt hierbei die Nutzung der Social Media (4.4.2.1). Weitere Marketingmaßnahmen umfassen das E-Mail-Marketing (4.4.2.2), die Presse- und Medienarbeit (4.4.2.3), die eigene Webseite des Initiators (4.4.2.4), das Veröffentlichen von Projekt-Updates (4.4.2.5) sowie weitere Marketingmaßnahmen (4.4.2.6).

Das fünfte Kapital umfasst den praktischen Bestandteil dieser Arbeit, nämlich die Durchführung einer Crowdfunding-Kampagne. In diesem Rahmen wird zunächst das zu finanzierende Projekt vorgestellt (5.1). Neben den Projektpartnern aus der Praxis (5.1.1) und den Charakteristika des Projektes (5.1.2) werden diesbezüglich die Besonderheiten des Landes Tansania präsentiert (5.1.3), in welchem ein Großteil des Projektes umgesetzt wird. Im nächsten Abschnitt erfolgt die Dokumentation sowohl der Planung, als auch Durchführung und Kontrolle der Kampagne (5.2). Im Anschluss an die Tätigkeiten innerhalb der Vorbereitungs- (5.2.1) und Veröffentlichungs-Phase (5.2.2) werden die bisherigen Ergebnisse der Kampagne vorgestellt (5.2.3).

Abschließend wird dann im sechsten Kapitel die Schlussbetrachtung vorgenommen. Es werden erste Erkenntnisse der Kampagne präsentiert (6.1), Implikation sowohl für die Praxis (6.2) als auch die Forschung (6.3) ausgesprochen, die Limitationen dieser Arbeit erläutert (6.4) sowie ein abschließendes Fazit gezogen (6.5).

2 Finanzierungsalternativen für Entrepreneurship-Projekte

2.1 Die Begriffe des Entrepreneurships und Social Entrepreneurships

2.1.1 Entrepreneurship

2.1.1.1 Definition

Der Ursprung des Begriffes Entrepreneurship liegt in dem französischen Wort „entreprendre“, was so viel wie „etwas unternehmen“ bedeutet (vgl. Postler et al. 2018, S. 111). Eine einheitliche und allgemeingültige Definition des Begriffes ist jedoch kaum möglich. So wurde der Begriff in der Literatur und Wissenschaft bereits auf diverse Arten definiert und verwendet (vgl. Postler et al. 2018, S. 111; Glancey/McQuaid 2000, S. 3 f.). Die Definitionsansätze charakterisieren den Begriff Entrepreneurship dabei aus verschiedenen Perspektiven. Hierbei werden zumeist die Funktion des Entrepreneurships innerhalb der Wirtschaft, die Verhaltensweisen sowie Charakteristika des Entrepreneurs, der Zusammenhang zwischen Entrepreneurship und bestimmten Ereignissen, wie beispielsweise einer Unternehmensneugründung, sowie die Ansicht des Entrepreneurs als geschäftsführender Inhaber eines Unternehmens, als Definitionsgrundlage genutzt (vgl. Glancey/McQuaid 2000, S. 5 ff.). Als Essenz gängiger und häufig rezensierter Definitionen kann Entrepreneurship als ein Prozess der Wahrnehmung, Bewertung und Umsetzung neuer unternehmerischer Gelegenheiten in die Markteinführung neuer und innovativer Produkte oder Dienstleistungen definiert werden (vgl. Fueglistaller et al. 2016, S. 2; Dorado 2006, S. 2; Ács/Szerb/Lloyd 2017, S. 17). Die unternehmerische Gelegenheit stellt dabei einen gewünschten zukünftigen Zustand dar, welcher sich von dem aktuellen Zustand unterscheidet und dessen Erreichen als möglich angesehen wird. Der Entrepreneur investiert dabei knappe Ressourcen in der Hoffnung, den gewünschten Zustand zu erreichen und wirtschaftliche Erträge bzw. volkswirtschaftliche Wertschöpfung zu erzielen (vgl. Austin/Stevenson/Wei-Skillern 2012, S. 373 f.; Zeyen/Beckmann/Akhavan 2014, S. 113). Diese Definition fokussiert sich dabei auf das „Opportunity Entrepreneurship“, welches die aktive Entscheidung hin zum Entrepreneurship auf Basis der Wahrnehmung einer bestehenden Gelegenheit umfasst und lässt das „Necessity Entrepreneurship“, in dessen Rahmen Individuen aufgrund mangelnder Alternativen den Weg des Entrepreneurs wählen, außer Acht (vgl. Ács/Szerb/Lloyd 2017, S. 17; Acs 2006, S. 97). Da insbesondere in Entwicklungsländern auch das Necessity Entrepreneurship stark ausgeprägt ist (vgl. Müller/Rammer 2012, S. 33), werden im Rahmen dieser Arbeit beide Arten des Entrepreneurships berücksichtigt. Der Begriff Projekt zielt dabei auf eine unternehmerische Initiative im Rahmen des Entrepreneurships ab. Entrepreneurship-Projekte werden im Rahmen dieser Arbeit folglich als unternehmerische Initiativen wie vorrangig das Gründen eines Unternehmens bzw. Start-ups aufgefasst.

2.1.1.2 Nationaler Einfluss des Entrepreneurships

Es existiert die weit verbreitete Annahme, dass Entrepreneurship allgemein einen positiven Einfluss auf das Wirtschaftswachstum und den ökonomischen Wohlstand innerhalb eines Landes ausübt (vgl. Beaugrand 2004, S. 14; Hoogendoorn/van der Zwan/Thurik 2011, S. 16). So führt Entrepreneurship zu neu gegründeten Unternehmen und schafft Arbeitsplätze, verschärft den Marktwettbewerb und fördert so effizientere Produktionsprozesse, und kann durch Innovationen sowie neue Technologien die Produktivität des Landes erhöhen, neue Lösungen für bestehende Probleme hervorbringen und folglich die Entwicklung sowie internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft vorantreiben (vgl. Ács/Szerb/Lloyd 2017, S. 3; Acs 2006, S. 97; Müller/Rammer 2012, S. 8 f.). Dieser Effekt tritt langfristig jedoch nur bei dem Opportunity Entrepreneurship bzw. einem hohen Verhältnis von Opportunity zu Necessity Entrepreneurship ein (vgl. Acs 2006, S. 102).

2.1.2 Social Entrepreneurship

2.1.2.1 Definition

Auch der Begriff des Social Entrepreneurships gilt als umstritten. Es konnte sich bislang keine einheitliche Definition herausbilden und es bestehen wiederum diverse Perspektiven von Definitionsansätzen (vgl. Postler et al. 2018, S. 111; Jansen 2013, S. 39 ff.; Alegre/Kislenko/Berbegal-Mirabent 2017, S. 258 ff.; Bacq/Janssen 2011, S. 388; Choi/Majumdar 2014, S. 372; Hervieux/Gedajlovic/Turcotte 2010, S. 59). Mit Blick auf die zugrunde liegende Fragestellung sowie erneut häufig rezensierte Definitionsansätze wird das Social Entrepreneurship im Rahmen dieser Arbeit jedoch wie folgt definiert: Social Entrepreneurship, oder auch sozial orientiertes Unternehmertum, umfasst, genauso wie das klassische Entrepreneurship, den Prozess der Wahrnehmung, Bewertung und Umsetzung neuer unternehmerischer Gelegenheiten in die Markteinführung neuer und innovativer Produkte oder Dienstleistungen. Die unternehmerischen Tätigkeiten setzen sich dabei jedoch langfristig für einen positiven Wandel einer Gesellschaft ein, indem sie auf die nachhaltige Lösung überindividueller sozialer oder ökologischer Probleme abzielen, beispielsweise in den Bereichen Gesundheit, Entwicklungszusammenarbeit, Bildung, Umweltschutz oder Armutsbekämpfung (vgl. Postler et al. 2018, S. 111; Jansen 2013, S. 37; Alegre/Kislenko/Berbegal-Mirabent 2017, S. 261; Bacq/Janssen 2011, S. 388; Hervieux/Gedajlovic/Turcotte 2010, S. 59 f.; Kehl et al. 2018, S. 276; Alvord/Brown/Letts 2004, S. 262). Das Erkennen einer unternehmerischen Gelegenheit basiert hier auf der Möglichkeit, eine unerwünschte Situation positiv zu verändern und somit ein stabiles Gleichgewicht und gesellschaftlichen Nutzen zu erzeugen (vgl. Jansen 2013, S. 37; Alegre/Kislenko/Berbegal-Mirabent 2017, S. 261; Bacq/Janssen 2011, S. 388; Steinerowski/Jack/Farmer 2008, S. 12). Im Gegensatz zum kommerziellen Entrepreneurship liegt der Fokus beim Social Entrepreneurship somit auf dem Erzielen sozialer Erträge bzw. der gesellschaftlichen Wertschöpfung, für dessen Erreichen die volkswirtschaftliche Wertschöpfung als Mittel genutzt wird (vgl. Austin/Stevenson/Wei-Skillern 2012, S. 373 f.; Zeyen/Beckmann/Akhavan 2014, S. 113). Innovationen zielen hier i.d.R. darauf ab, das Befriedigen von Grundbedürfnissen effektiver zu gestalten (vgl. Austin/Stevenson/Wei-Skillern 2012, S. 373 f.).

Soziale Unternehmen sind gewissermaßen eine Hybridform aus Unternehmensgründung und gemeinnütziger Organisation (vgl. Röhl 2018, S. 3). Sie können dabei als kommerzielle und gewinnorientierte Unternehmen agieren, welche neben dem Verfolgen des sozialen Zweckes, auch auf das Erlangen von Erlösen abzielen, oder als Non-Profit-Organisationen, welche das Erreichen ihrer sozialen Zwecke über Spenden oder öffentliche Mittel finanzieren (vgl. Dorado 2006, S. 1; Röhl 2018, S. 2). Social Entrepreneurship wird somit nicht durch die gewählte Rechtsform der Organisation definiert. Soziale Unternehmen wählen vielmehr die Rechtsform, welche am besten geeignet ist, um das jeweils zugrunde liegende soziale oder ökologische Problem zu lösen (vgl. Scarlata/Alemany 2008, S. 4; Schneiders 2018, S. 347 f.).

2.1.2.2 Nationaler Einfluss des Social Entrepreneurships

Der Nutzen von Social Entrepreneurship wird zumeist in der Förderung von gesellschaftlichem Wohlstand für einen Großteil der Gesellschaft angesehen (vgl. Hoogendoorn/van der Zwan/Thurik 2011, S. 16). Durch ihre Tätigkeit unterstützen Social Entrepreneure staatliche Institutionen bei der Lösung sozialer Probleme. Dabei können sie sich auch in Bereichen engagieren, die sich außerhalb des Fokus der staatlichen Sozialpolitik befinden und vollkommen neuartige Methoden erproben, welche im Erfolgsfall von staatlichen Institutionen übernommen werden können (vgl. Postler et al. 2018, S. 110; El Ebrashi 2013, S. 203; Borgaza/Depedri/Galera 2012, S. 407). Für kommerzielle Entrepreneure sind die Zielbereiche des Social Entrepreneurships i.d.R. uninteressant. Die Gründe dafür sind beispielsweise die Unfähigkeit der Nachfrager, Marktpreise für die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse zu zahlen, die schwierige Festlegung von Preisen sowie die Gefahr der Trittbrettfahrer-Problematik, d.h. die Nutzung der, i.d.R. öffentlichen, Güter, ohne für diese zu bezahlen (vgl. El Ebrashi 2013, S. 203; Borgaza/Depedri/Galera 2012, S. 403). Was im kommerziellen Entrepreneurship somit generell als ungünstige Gelegenheit angesehen wird, kann im Social Entrepreneurship eine Gelegenheit darstellen, soziale Bedürfnisse zu befriedigen, die durch Marktversagen entstehen (vgl. vgl. Austin/Stevenson/Wei-Skillern 2012, S. 380).

2.1.3 Idealtypischer Unternehmenslebenszyklus einer Unternehmensgründung

Die Einteilung der Entwicklungsstufen einer kommerziellen Unternehmensgründung kann anhand verschiedener Kriterien erfolgen (vgl. Schulz 2000, S. 7). Diese Arbeit konzentriert sich diesbezüglich auf die Einteilung des Unternehmenslebenszyklus in verschiedene Finanzierungsphasen (vgl. Pott/Pott 2015, S. 237 ff.; Hahn 2014, S. 27 ff.; Nathusius 2001, S. 55 ff.), wie sie in Tabelle 1 darsgestellt sind.

Tabelle 1: Finanzierungsphasen einer Unternehmensgründung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: in Anlehnung an Pott/Pott (2015), S. 237

2.1.3.1 Early Stages (Frühphase)

Die Frühphase des Unternehmenslebenszyklus wird im Allgemeinen in die Seed- und Start-up-Phase unterteilt. In dieser Phase der Unnternehmung wird zunächst die Ideengenerierung durchgeführt. Zudem ist ein Businessplan zu erstellen, welcher u.a. die Ideenformulierung und das Unternehmenskonzept umfasst (vgl. Pott/Pott 2015, S. 237). Die Seed-Finanzierung setzt sich dabei vorrangig mit der Erstellung eines Unternehmenskonzeptes, der Durchführung von Marktanalysen und der Entwicklung von Produkten und Leistungen auseinander (vgl. Nathusius 2001, S. 57). Anschließend wird innerhalb der Start-up-Finanzierung die eigentliche Gründung finanziert, d.h. die Vertriebsgestaltung, notwendige Produktionskapazitäten und Geschäftsräume (vgl. Pott/Pott 2015, S. 237). Neben dem Aufbau der notwendigen Strukturen muss zudem das Marketing für die angebotene Leistung bzw. das angebotene Produkt finanziert werden (vgl. Nathusius 2001, S. 58).

2.1.3.2 Expansion Stages (Wachstumsphase)

Die Start-up-Phase wird durch die Markteinführung des Produktes bzw. der Dienstleistung abgeschlossen. Der Übergang in die Wachstumsphase ist dabei nicht eindeutig abzugrenzen. In dieser zweiten Phase strebt das Unternehmen eine Erweiterung des Wirkungsbereiches und die Generierung eines positiven Cashflows, also das Erzielen von finanziellen Gewinnen, an (vgl. Hahn 2014, S. 29). Die Wachstums-Finanzierung fokussiert sich auf das angestrebte nationale und internationale Wachstum. In dessen Rahmen sind Produktinnovationen, weitere Markteintritte und ein progressiver Vertriebsausbau zu finanzieren (vgl. Pott/Pott 2015, S. 238). Ein steigender Wettbewerbsdruck kann weitere Investitionen erfordern, um Wachstumsraten beizubehalten und eine erschwerte Marktdurchdringung zu erreichen (vgl. Nathusius 2001, S. 59). Eine Bridge-Finanzierung wird bei einem nicht durch Eigenmittel finanzierbaren Börsengangs erforderlich (vgl. Pott/Pott 2015, S. 238), insbesondere zur Restrukturierung der Passivposten der Bilanz und Bereinigung von Gesellschaftereinlagen (vgl. Nathusius 2001, S. 60).

2.1.3.3 Later Stages (Spätphase)

In dieser letzten Phase, auch Übernahmephase genannt, sind die Märkte bereits gesättigt und die Entwicklung des Unternehmens weit fortgeschritten. Zu diesem Zeitpunkt ist entweder die weitere Existenz des Unternehmens zu finanzieren oder dessen Auflösung abzuwickeln. Im Falle einer Sanierungs-Finanzierung wird eine Restrukturierung des Unternehmens angestrebt, bei einer Management-buyout- oder Management-buyin-Finanzierung die Nachfolgesicherung des Unternehmens (vgl. Pott/Pott 2015, S. 238 f.).

Da im Rahmen dieser Arbeit unter einem Entrepreneurship-Projekt eine Unternehmensneugründung verstanden wird, welche i.d.R. noch nicht am Markt etabliert ist, liegt ihr Fokus im Folgenden auf der Seed-, Start-up- und Wachstumsphase. Zudem erweist sich die Finanzierungsproblematik insbesondere in den Frühphasen als schwerwiegend für Entrepreneure (vgl. Mac an Bhaird 2010, S. 21). Aus diesem Grund kann folglich auch die Finanzierungsform des Börsengangs vernachlässigt werden.

2.1.4 Erfolgsdimensionen im Entrepreneurship

2.1.4.1 Erfolg als „Grad der Zielerreichung“

Erfolg lässt sich generell, sowohl im kommerziellen als auch Social Entrepreneurship, als „Grad der Zielerreichung“ verstehen (vgl. Kehl et al. 2018, S. 276; El Ebrashi 2013, S. 199; Jacobsen 2006, S. 37; Pärenson 2011, S. 46). Um den Erfolg von unternehmerischen Initiativen bewerten zu können, müssen somit zunächst ihre Ziele eindeutig abgegrenzt werden, anhand derer sich der Erfolg anschließend ermitteln lässt (vgl. Brüderl/Preisendörfer/Ziegler 2009, S. 91; Roder 2011, S. 86). Zu unterscheiden sind hier Ziele des Unternehmens einerseits sowie persönliche Ziele des Entrepreneurs, sprich individueller, teilweise psychologischer Erfolg andererseits (vgl. Jacobsen 2006, S. 37 f.; Hering/Vincenti 2005, S. 42). Die spezifischen Ziele des Entrepreneurs sind dabei an seine Persönlichkeit gebunden und können sich somit individuell stark unterscheiden (vgl. Jacobsen 2006, S. 39). Entrepreneure interpretieren einzelne Erfolgskriterien zudem stets unterschiedlich, basierend auf ihrem zugrundeliegenden Verständnis von Erfolg im Allgemeinen (vgl. Angel/Jenkins/Stephens 2018, S. 23). Eine universale Betrachtung der persönlichen Ziele ist daher nicht möglich sondern muss je nach unternehmerischer Initiative individuell analysiert werden. Die im Folgenden betrachteten Ziele sind daher nicht allgemeingültig für jegliche unternehmerische Initiative zutreffend. Da im Rahmen des Social Entrepreneurships ebenfalls monetäre Ziele angestrebt werden können, lassen sich viele Ziele des kommerziellen Entrepreneurships auf das Social Entrepreneurship übertragen.

2.1.4.2 Ziele auf Ebene der Organisation

2.1.4.2.1 Fortbestand

Der Fortbestand eines Unternehmens kann als dessen Fähigkeit angesehen werden, über eine bestimmte Zeitdauer hinweg überleben zu können, und gilt als „Minimalkriterium“ unternehmerischen Erfolgs (vgl. Brüderl/Preisendörfer/Ziegler 2009, S. 91). Eine Auflösung des Betriebs verhindert das Verfolgen sonstiger Ziele und entzieht das Unternehmen somit jeglicher weiterer Erfolgsbewertung. Auszunehmen sind in diesem Zusammenhang gewinnbringende Veräußerungen von Unternehmen, welche im Gegensatz zu einer Insolvenz keinen Misserfolg darstellen (vgl. Jacobsen 2006, S. 37 f.; Hering/Vincenti 2005, S. 42). Die Langlebigkeit der unternehmerischen Aktivitäten gilt dabei auch innerhalb des Social Entrepreneurships als eines der vorrangigen Ziele (vgl. Moray/Stevens 2009, S. 10). Entrepreneure können im Rahmen des Fortbestandes diverse Finanzierungsformen nutzen, welche Kapital zur Verfügung stellen und somit den Fortbestand aus Sicht der Liquidität unterstützen. Im Allgemeinen wird daher erwartet, dass die Verfügbarkeit von mehr Kapital das Unternehmen zu einer erhöhten Überlebenswahrscheinlichkeit befähigt (vgl. Fritsch 2016, S. 113 ff.).

2.1.4.2.2 Rentabilität

Der finanzielle Gewinn ist die gebräuchlichste Erfolgsgröße innerhalb des kommerziellen Entrepreneurships (vgl. Kehl et al. 2018, S. 275 f.; Jacobsen 2006, S. 37). Die Gewinnerzielungsabsicht bzw. -maximierung ist einem kommerziellen Unternehmen zudem immanent. Allerdings kann es im Rahmen der Steueroptimierung auch sinnvoll sein, Gewinn zu vermeiden und so die Steuerschuld zu verringern (vgl. Jacobsen 2006, S. 40). Darüber hinaus handelt es sich bei der Gewinnerzielungsabsicht um ein eher langfristiges Ziel, da in den Frühphasen einer Unternehmensgründung i.d.R. noch keine Gewinne erzielt werden (vgl. Merz 2008, S. 48). Daraus lässt sich schließen, dass in den Frühphasen einer Unternehmensgründung dem Gewinn ein geringerer Stellenwert beigemessen wird als beispielsweise Wachstumskennziffern (vgl. Schroeter 2007, S. 59). Auch innerhalb des Social Entrepreneurships sind die sozialen Zielsetzungen stets in einen Konsens mit der finanziellen Performance zu bringen, wobei das Erwirtschaften von Gewinnen jedoch nur ein nachrangiges Ziel darstellt (vgl. Postler et al. 2018, S. 111; Alegre/Kislenko/Berbegal-Mirabent 2017, S. 261; Schneiders 2018, S. 348; Roder 2011, S. 87). Im kommerziellen Entrepreneurship hingegen kann die Verfolgung der Gewinnmaximierung selbst unter Inkaufnahme negativer Auswirkungen auf die Gesellschaft oder Umwelt verfolgt werden (vgl. Kehl et al. 2018, S. 275 f.).

2.1.4.2.3 Innovativität

Start-ups verfolgen generell das Ziel, mittels Innovativität Alleinstellungsmerkmale zu erlangen und damit den Markterfolg positiv zu beeinflussen (vgl. Fritsch 2016, S. 116). Innovative Güter helfen, sich in späteren Phasen mittels Differenzierung im Wettbewerb durchsetzen zu können (vgl. Pott/Pott 2015, S. 238). Die aus einem Innovationspotential resultierenden, überdurchschnittlichen Wachstums- und Renditepotentiale sind zudem oftmals eine Voraussetzung, Kapitalgeber für sich gewinnen zu können (vgl. Hahn 2014, S. 4). Dabei lässt sich annehmen, dass die Innovativität des Vorhabens durch vorhandenes Know-how potenzieller Kapitalgeber erhöht werden kann (vgl. Fueglistaller et al. 2016, S. 122 f.). Auch im Rahmen des Social Entrepreneurships ist Innovativität von Bedeutung (vgl. Röhl 2018, S. 1). Soziale Innovationen zielen in diesem Zusammenhang vorrangig auf eine wirksamere Bereitstellung des angestrebten sozialen Nutzens ab (vgl. Kehl et al. 2018, S. 276). Auch hier berücksichtigen potenzielle Kapitalgeber die Innovativität des Vorhabens in ihrem Entscheidungsprozess (vgl. Albert/Dean/Baron 2016, S. 304).

2.1.4.2.4 Wachstum

Ein angemessenes Wachstum verhilft einem Start-up, Marktpotenziale abzuschöpfen, sich gegen einen starken Wettbewerbsdruck durchzusetzen und so das Unternehmen langfristig abzusichern und seine Überlebensfähigkeit zu steigern (vgl. Pott/Pott 2015, S. 103 f.,307). Zusätzlich fördert das Wachstum, Investitionen und potenzielle Verluste der Frühphasen durch einen erhöhten Umsatz auszugleichen, und den Break-Even-Point zu erreichen (vgl. Pott/Pott 2015, S. 277). Besonders verlässliche Schlüsselgrößen der Wachstumsbewertung stellen die Entwicklung der Umsätze und die Beschäftigtenzahl dar (vgl. Brüderl/Preisendörfer/Ziegler 2009, S. 92). Die Zahl der Beschäftigten lässt dabei vor allem indirekt über positive erwartete Umsatz- und Gewinnentwicklungen, welche die Grundlage zur Bewältigung steigender Mitarbeiteraufwendungen darstellen, auf den Erfolg schließen (vgl. Jacobsen 2006, S. 40; Brüderl/Preisendörfer/Ziegler 2009, S. 92). Auch der Umsatz stellt eher einen indirekten Indikator dar, bildet jedoch die Grundlage für eine Vielzahl betriebswirtschaftlicher Kennzahlen und lässt sich im Gegensatz zum Gewinn für jede Rechtsform auf gleiche Art ermitteln (vgl. Brüderl/Preisendörfer/Ziegler 2009, S. 92). Daneben lässt sich zudem das Marktanteilswachstum als Nachweis der Wettbewerbsfähigkeit und somit als Erfolgskennzahl identifizieren. Die notwendige Voraussetzung hierfür ist jedoch die Abgrenzung des relevanten Marktes (vgl. Fritsch 2016, S. 111 f.). Auch im Rahmen des Social Entrepreneurships stellt das Unternehmenswachstum ein bedeutendes Ziel dar (vgl. Austin/Stevenson/Wei-Skillern 2012, S. 380). Insbesondere bei gegebener Gewinnerzielungsabsicht finden diese wachstumsbezogenen Größen oftmals Anwendung (vgl. Chmelik/Musteen/Ahsan 2016, S. 97).

Wachstum ist dabei im Allgemeinen nur durch Investitionen möglich und führt somit zu einem erhöhten Kapitalbedarf (vgl. Pott/Pott 2015, S. 104,289). Da die Wachstumsstrategie eines Unternehmens unmittelbar von dessem zur Verfügung stehenden Kapital restringiert wird, kann geschlussfolgert werden, dass eine höhere Kapitalbasis auch ein erhöhtes Wachstumspotenzial birgt (vgl. Fueglistaller et al. 2016, S. 326). Zu berücksichtigen ist dabei allerdings der mit der Kapitalgewinnung verbundene Aufwand. Die Zeit, die in die Planung und Durchführung der Finanzierung investiert wird, fehlt demnach für die Weiterentwicklung des Unternehmens (vgl. Weitnauer 2016, S. 143). Speziell im Social Entrepreneurship kann die Sicherstellung des Kapitalbedarfes Kapazitäten binden und dadurch das Anwachsen gesellschaftlichen Nutzens verringern (vgl. Austin/Stevenson/Wei-Skillern 2012, S. 380).

2.1.4.2.5 Time-to-Market

Die „Time-to-Market“ beschreibt die Zeitdauer der Entwicklung eines Produktes oder einer Leistung bis hin zur Markteinführung (vgl. Reichwald/Piller 2009, S. 173). Im Rahmen des Markteintrittszeitpunktes kann grundsätzlich zwischen Pionier- und Folgerstrategie unterschieden werden (vgl. Kollmann 2014, S. 422). Bei der Analyse des Markteintrittszeitpunkts ist dabei stets die Wettbewerbsintensität zu berücksichtigen. Diese wird von fünf grundlegenden Wettbewerbskräften, auch als Marktbarrieren zu verstehen, bestimmt (vgl. Burggraf 2012, S. 28 ff.). Innerhalb der eher imitativen Folgerstrategie sind diese Marktbarrieren zu überwinden, in der innovativen Pionierstrategie sind sie aufzubauen (vgl. Burggraf 2012, S. 33). Insbesondere für innovative Entrepreneure ist ein beschleunigter Markteintritt in Zeiten sich stetig verkürzender Produktlebenszyklen als Reaktion darauf wie auch für den Aufbau von Markteintrittsbarrieren von hoher Bedeutung (vgl. Reichwald/Piller 2009, S. 173). Zudem können hier Vorteile im Rahmen einer zeitweisen Monopolstellung, einem frühzeitigen Sammeln von Erfahrungen und stärkerer Skaleneffekte genutzt werden (vgl. Emes/Gruber 2015, S. 311).

Grundsätzlich übt finanzielles Kapital zwar zunächst keinen Einfluss auf die Time-to-Market aus (vgl. Borgmann 2012, S. 78), allerdings kann sich die non-finanzielle Unterstützung von Investoren mittels Kontaktnetzwerken und Know-how positiv auf einen beschleunigten Innovationsprozess und somit eine kürzere Time-to-Market auswirken (vgl. Borgmann 2012, S. 177).

2.1.4.3 Ziele auf Ebene des Entrepreneurs

2.1.4.3.1 Monetäre Ziele

Entrepreneure sind durch ihre wirtschaftliche Tätigkeit einem höheren Risiko ausgesetzt als abhängig Beschäftigte, wofür sie zum Ausgleich oftmals ein höheres Einkommen anstreben (vgl. Fritsch 2016, S. 109 f.). Daneben sollte das Einkommen die Opportunitätskosten ggü. einer Beschäftigung als Angestellter, die Kosten der persönlichen in das Start-up investierten Ressourcen und das Unsicherheitspremium für potenzielle negative Ereignisse decken (vgl. Fueglistaller et al. 2016, S. 87 ff.). Je nach Entrepreneur kann dabei die Zielsetzung sein, sein Start-up möglichst bald gewinnbringend zu verkaufen oder langfristig einen stetigen Gewinn zu erwirtschaften (vgl. Jacobsen 2006, S. 39). Auch im Rahmen des Social Entrepreneurships können monetäre Ziele eine Rolle spielen (vgl. Boluk/Mottiar 2014, S. 64).

2.1.4.3.2 Selbstverwirklichung

Oftmals messen sowohl soziale als auch kommerzielle Entrepreneure ihren Erfolg an dem Grad der Selbstverwirklichung (vgl. Voigt/Brem 2007, S. 362; Fisher/Maritz/Lobo 2014, S. 487; Germak/Robinson 2014, S. 18). Sie beabsichtigen, durch die Gründung eines eigenen Unternehmens ihre Ziele und Träume zu verwirklichen, Herausforderungen zu meistern und letztlich als Person zu wachsen bzw. sich durch die Wahl einer spezifischen Tätigkeit selbst zu entfalten (vgl. Fueglistaller et al. 2016, S. 70; Hahn 2014, S. 3; Benz 2009, S. 42). Dieses Bedürfnis der Selbstverwirklichung kann als eines der bedeutendsten Bedürfnisse des Menschen angesehen werden. Obgleich das Streben nach Unabhängigkeit in einem unmittelbaren Zusammenhang mit diesem Bedürfnis steht (vgl. Hack 2011, S. 31), wird es im Folgenden als separate Erfolgsdimension aufgeführt.

2.1.4.3.3 Unabhängigkeit

Das Streben nach Unabhängigkeit ist eine weit verbreitete Charaktereigenschaft von Entrepreneuren (vgl. Fritsch 2016, S. 84; Fisher/Maritz/Lobo 2014, S. 487; Benz 2009, S. 42). Sie streben u.a. nach der eigenständigen Bestimmung von Arbeitszeit und –ort (vgl. Fueglistaller et al. 2016, S. 70). Von zentraler Bedeutung ist hierbei die Machtposition des Entrepreneurs, d.h. das Mitbestimmungsrecht innerhalb seines Unternehmens. Viele Entrepreneure sind diesbezüglich bereit, auf externe Kapitalbeteiligungen oder einen Teil ihres Gewinnes zu verzichten, sofern sie im Gegenzug nicht in ihrer Unabhängigkeit eingeschränkt werden (vgl. Fueglistaller et al. 2016, S. 222; Jacobsen 2006, S. 64).

Zum Erreichen zufriedenstellender unternehmerischer Freiheiten sind suffiziente Finanzmittel notwendig, um eine aufgezwungene strategiebestimmende Finanzierung und somit potenzielle Einschränkung des Unternehmenskonzeptes zu vermeiden (vgl. Kollmann 2014, S. 202). Werden diese notwendigen Finanzmittel mittels Eigenkapital aufgenommen, kann dies ebenfalls zu einer Einschränkung der Unabhängigkeit und oftmals auch der Selbstverwirklichung führen, da im Gegenzug für das Kapital Mitbestimmungsrechte abgetreten werden (vgl. Wunderlich 2007, S. 80).

2.1.4.3.4 Arbeitszufriedenheit

Die persönliche Zufriedenheit ist ein weiteres wichtiges Ziel und für Entrepreneure oftmals von höherem Stellenwert als monetäre Erfolge (vgl. Jacobsen 2006, S. 38 f.; Fisher/Maritz/Lobo 2014, S. 487). Die Zufriedenheit korrespondiert dabei mit dem Grad der individuellen Zielerreichung (vgl. Jacobsen 2006, S. 38 f.). Sie wird erreicht, wenn Bedürfnisse und Erwartungen an sich selbst erfüllt oder sogar übertroffen werden (vgl. Steuer/Lange 2010, S. 13). Die Aspekte der Selbstverwirklichung und Unabhängigkeit spielen dabei eine bedeutende Rolle (vgl. Fritsch 2016, S. 110,120). Eine positive Zielerreichung innerhalb dieser Dimensionen hat einen unmittelbaren positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit (vgl. Jacobsen 2006, S. 38).

2.1.4.4 Besonderheiten im Social Entrepreneurship

Kommerzielle Entrepreneurship-Projekte können durch finanzielle Kennzahlen bewertet werden, soziale Unternehmen hingegen nicht (vgl. Dorado 2006, S. 9). Im Social Entrepreneurship besteht das übergeordnete Ziel neben den bereits aufgeführten potenziellen Unterzielen eines nachhaltigen und positiven Wandels innerhalb der Gesellschaft, d.h. dem Generieren einer spezifischen sozialen Wirkung (vgl. El Ebrashi 2013, S. 199; Pärenson 2011, S. 46; Roder 2011, S. 88; Germak/Robinson 2014, S. 18). Da somit vorrangig nichtmonetäre Ziele verfolgt werden, gestaltet sich die Definition und Messung des Erfolges in diesem Zusammenhang äußerst schwierig (vgl. Austin/Stevenson/Wei-Skillern 2012, S. 379; Kehl et al. 2018, S. 276; Roder 2011, S. 97). Eine Möglichkeit, den Grad der Zielerreichung zu überprüfen, bildet dabei die Analyse der durch die Organisation erzeugten Wirkung (vgl. Kehl et al. 2018, S. 288 f.). Zur Erreichung ihrer Ziele führen soziale Unternehmen, ebenso wie ihr kommerzielles Pendant, unternehmerische Tätigkeiten durch. Dabei werden unterschiedliche Leistungen erstellt, welche im Idealfall zur Entfaltung der angestrebten Wirkungen führen (vgl. Kehl et al. 2018, S. 276).

Eine Möglichkeit zur Messung dieser Wirkungen besteht in dem Wirkungsmodell, welches die Handlungen der Organisation und deren Folgen in einen kausalen Zusammenhang setzt, sogenannte Wirkungsketten (vgl. Kehl et al. 2018, S. 281 f.). Diese Wirkungsketten setzen sich aus Input, Aktivitäten, Output, Outcome sowie Impact zusammen. Der Input umfasst sämtliche eingesetzte Ressourcen wie beispielsweise finanzielles Kapital, Sachleistungen oder auch personelle Kapazitäten. Diese werden in Form von spezifischen Aktivitäten zur Erreichung der Organisationsziele eingesetzt. Die Outputs bilden das Resultat der Aktivitäten und geben diese in messbaren Einheiten wieder. Die Outcomes umfassen anschließend die langfristigen Veränderungen, welche die Outputs bei den Leistungsempfängern und weiteren Stakeholdern bewirken, also die Wirkungen. Dabei sind sowohl beabsichtigte als auch unbeabsichtigte Wirkungen zu berücksichtigen. Zudem ist der sogenannte „Deadweight“ einzukalkulieren, d.h. diejenigen Wirkungen, die auch ohne Eingreifen der Organisation eingetreten wären. Der Impact ist letztlich die Differenz des Outcomes und des Deadweights. Er beinhaltet jene Wirkungen, welche alleinig auf die Aktivitäten der Organisation zurückzuführen sind (vgl. Kehl et al. 2018, S. 282 f.).

Es bedarf im Rahmen dieser Wirkungsmessung somit einer umfassenden Analyse aller Stakeholder, welche durch die Aktivitäten der Organisation betroffen sind, sei es beabsichtigt oder nicht, und der Formulierung spezifischer Wirkungsketten für diese Stakeholder, welche in ihrer Gesamtheit das Wirkungsmodell bilden. Zudem sind sowohl kurz-, mittel- als auch langfristige Wirkungen auf individueller, institutioneller sowie gesellschaftlicher Ebene zu berücksichtigen (vgl. Kehl et al. 2018, S. 284; Pärenson 2011, S. 46). Da sich die Wirkung jedoch nicht immer unmittelbar in numerischen Einheiten ausdrücken lässt, sondern oftmals auf psychischen sowie psychologischen Ebenen entsteht und darüber hinaus indirekt andere Wirkungsdimensionen beeinflussen kann, können soziale Wirkungen nicht immer detailliert quantitativ gemessen oder monetarisiert werden (vgl. Kehl et al. 2018, S. 289 ff.). Viele Kapitalgeber lassen allerdings die erreichte Wirkung in ihre Finanzierungsentscheidung einfließen. Sie benötigen Messgrößen, um die relativen Auswirkungen ihrer Investitionen auf Gesellschaft und Umwelt bewerten zu können (vgl. Chong/Kleemann 2011, S. 11). Eine Analyse, ob die Ziele und Aufgaben, für welche die Organisation gegründet wurde, erreicht werden, ist daher oftmals unumgänglich (vgl. Arogyaswamy 2017, S. 606).

2.1.5 Die Ausgangssituation der Entrepreneure

Sowohl für kommerzielle als auch soziale Unternehmen stellt die Akquise von Finanzkapital ein wichtiges Kriterium dar, um ihre unternehmerischen Tätigkeiten zu finanzieren sowie den Fortbestand und Erfolg ihrer unternehmerischen Initiativen zu gewährleisten (vgl. Austin/Stevenson/Wei-Skillern 2012, S. 377; Hoogendoorn/van der Zwan/Thurik 2011, S. 17; Albert/Dean/Baron 2016, S. 304). Das Social Entrepreneurship ist dabei teilweise vom kommerziellen Entrepreneurship abhängig, da ein Großteil des philanthropischen Kapitals aus der kommerziellen Wirtschaft stammt. Im kommerziellen Entrepreneurship sind Kapitalgeber typischerweise an dem Aufbau eines profitablen Unternehmens und somit hohen finanziellen Erträgen interessiert. Es besteht eine breite Masse von potenziellen Finanzierungsinstrumenten, um die unterschiedlichen Bedürfnisse in unterschiedlichen Unternehmensphasen zu befriedigen. Das jeweilige Geschäftsmodell des Entrepreneurs, aber auch der Entrepreneur selbst, können dabei stets geändert werden, um den Ansprüchen verschiedener Kapitalgeber gerecht zu werden (vgl. Austin/Stevenson/Wei-Skillern 2012, S. 377).

Im Rahmen des Social Entrepreneurships kann das „Geschäftsmodell“ nicht so leicht abgeändert werden, da die Fähigkeit, Menschen zu motivieren, und finanziert zu werden, an das spezifische soziale Problem bzw. Bedürfnis gebunden ist (vgl. Austin/Stevenson/Wei-Skillern 2012, S. 377). Soziale Unternehmen erzielen i.d.R. keine oder lediglich geringe finanzielle Renditen (vgl. Postler et al. 2018, S. 110), was die nachhaltige Finanzierung der unternehmerischen Tätigkeiten erschwert (vgl. Postler et al. 2018, S. 109 f.; Achleitner/Mayer/Spiess-Knafl 2013, S. 153; Albert/Dean/Baron 2016, S. 304). Um eine externe Finanzierung sicherzustellen, muss ihre soziale Mission oftmals derart ausgestaltet werden, dass sie die Kapitalgeber, auch bei ausbleibenden finanziellen Renditen, zu einer Finanzierung überzeugt (vgl. Albert/Dean/Baron 2016, S. 304). Auch wenn sozialen Unternehmen generell eine breitere Auswahl potenzieller Geldgeber zur Verfügung steht (vgl. Achleitner/Spiess-Knafl/Volk 2011, S. 269), werden sie gegenüber ihrem kommerziellen Pendant von traditionellen Finanzinstitutionen eindeutig benachteiligt (vgl. Calic/Mosakowski 2016, S. 758). Veranlasst durch ihre Hybridform aus gemeinnütziger Organisation und klassischem Unternehmen und ihren vergleichsweise geringen finanziellen Renditen, eignen sie sich oftmals nicht für die klassischen privaten oder öffentlichen Finanzierungsinstrumente, welche sich entweder auf klassische, kommerzielle Unternehmensgründungen mit angemessenen Renditeaussichten oder rein gemeinnützige Organisationen beschränken (vgl. Postler et al. 2018, S. 114; Achleitner/Mayer/Spiess-Knafl 2013, S. 153; Achleitner/Spiess-Knafl/Volk 2011, S. 269; Schober 2018, S. 175). Ein weiteres Problem, welches die Finanzierung von sozialen Unternehmen einschränkt, ist der Mangel an allgemein anerkannten Leistungskennzahlen. Die resultierenden Schwierigkeiten in der Bewertung und dem Benchmarking sozialer Unternehmen führen zu höheren Transaktionskosten seitens der Kapitalgeber und belasten somit den Finanzmarkt für soziale Unternehmen (vgl. Chong/Kleemann 2011, S. 11).

2.2 Finanzierungsalternativen für Entrepreneurship-Projekte

Die Finanzierung eines Unternehmens lässt sich allgemein als Deckung des aufkommenden Kapitalbedarfes verstehen (vgl. Schefczyk/Pankotsch 2003, S. 223). Diese ist in allen Unternehmensphasen Voraussetzung zur Aufrechterhaltung der Überlebensfähigkeit (vgl. Hahn 2014, S. 5). Grundsätzlich lassen sich die Finanzierungsquellen nach der Mittelherkunft in Innen- und Außenfinanzierung klassifizieren (vgl. Achleitner/Mayer/Spiess-Knafl 2013, S. 154; Hahn 2014, S. 34; Reichle 2010, S. 43). Im Rahmen der Innenfinanzierung werden Geldmittel innerhalb des Unternehmens generiert, die anschließend in Form von Eigenkapital genutzt werden können (vgl. Pott/Pott 2015, S. 239,251). Für Unternehmensgründungen sind diesbezüglich grundsätzlich die Finanzierungsformen Selbstfinanzierung und Bootstrapping von Relevanz (vgl. Hahn 2014, S. 34). Die Außenfinanzierung hingegen umfasst einen Kapitalzufluss von außerhalb des Unternehmens (vgl. Pott/Pott 2015, S. 243). Dies kann über Eigenfinanzierung, d.h. die Zufuhr von Eigenkapital, Fremdfinanzierung bzw. die Zufuhr von Fremdkapital oder auch Mezzanine-Kapital, einer Mischform aus Eigen- und Fremdkapital, geschehen (vgl. Brettel/Rudolf/Witt 2005, S. 26 f.). Diesen Finanzierungsformen untergeordnet stehen Unternehmen jeweils verschiedene Finanzierungsinstrumente zur Verfügung (vgl. Postler et al. 2018, S. 115).

Eigenkapital wird allgemein über Beteiligungen neuer oder vorhandener Kapitalgeber beigetragen (vgl. Pott/Pott 2015, S. 243). Eigenkapitalanteile verleihen ihrem Inhaber sowohl Mitbestimmungsrechte, Anspruch an einem ausgeschütteten, potenziellen Unternehmensgewinn als auch Anspruch am Unternehmensvermögen im Falle der Auflösung des Unternehmens. Das Eigenkapital muss dabei von dem Entrepreneur weder verzinst noch getilgt werden (vgl. Brettel/Rudolf/Witt 2005, S. 23 f.,40). Die anteiligen Gewinnauszahlungen sind allerdings in ihrer Höhe unbegrenzt (vgl. Brettel/Rudolf/Witt 2005, S. 24). Die Dauer der Mittelüberlassung ist zeitlich unbegrenzt (vgl. Nathusius 2001, S. 20). Eine typische Form der Eigenkapitalfinanzierung stellt das Venture Capital (VC) dar, auch Wagnis- oder Risikokapital genannt (vgl. Nathusius 2001, S. 18). In diesem Fall stellt ein VC-Geber dem Entrepreneur ohne Vorhandensein von Sicherheiten Eigenkapital langfristig zur Verfügung (vgl. Weitnauer 2016, S. 3 f.). Innerhalb der VC-Finanzierung existieren verschiedene Untergruppen von VC-Investoren, wie beispielsweise unabhängige VC-Gesellschaften, Business Angels (BAs), Equity-basiertes Crowdfunding, Inkubatoren oder auch sogenannte „Captive VC Fonds“ (vgl. Weitnauer 2016, S. 5 ff.; Block/Cumming/Vismara 2017, S. 20).

Im Rahmen der Fremdkapitalfinanzierung agieren Kapitalgeber als Gläubiger und stellen dem Entrepreneur Fremdkapital zur Verfügung, i.d.R. über Kredite oder Anleihen (vgl. Pott/Pott 2015, S. 243; Brettel/Rudolf/Witt 2005, S. 23). Die Bereitstellung des Kapitals ist dabei zeitlich begrenzt, üblicherweise zu verzinsen und anschließend zurückzuzahlen. Der Kapitalgeber erhält hier weder Mitspracherechte am Unternehmen noch einen Anspruch auf erwirtschaftete Gewinne. Potenzielle Verluste des Unternehmens werden zunächst durch Eigenkapital und nachrangig durch Fremdkapital beglichen. Ein Ausfall der Kreditforderung ist jedoch möglich (vgl. Brettel/Rudolf/Witt 2005, S. 23 f.).

Bei Mezzanine-Kapital handelt es sich um eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital. Ökonomisch ist es zwar stets als Eigenkapital zu betrachten, bilanziell kann es allerdings beiden Formen zugeordnet werden. Bei einer Zuordnung zum Eigenkapital wird es auch „Equity Mezzanine Capital“ genannt, bei einer Zuordnung zum Fremdkapital „Debt Mezzanine Capital“ (vgl. Pott/Pott 2015, S. 258 f.). Dem Debt Mezzanine Capital werden partiarische Nachrangdarlehen und stille Beteiligungen zugeordnet, welche oft innerhalb des Equity-basierten Crowdfundings Anwendung finden. Typischerweise wird Mezzanine-Kapital erst in späteren Wachstumsphasen oder Spätphasen zur Finanzierung verwendet (vgl. Pott/Pott 2015, S. 258 f.), kann aber im Rahmen des Equity-basierten Crowdfundings bereits früher eingesetzt werden. Diese Form der Finanzierung wird somit im Folgenden lediglich in Form des Equity-basierten Crowdfundings berücksichtigt.

Die Zielsetzung dieser Arbeit ist es, Finanzierungsalternativen für Entrepreneurship-Projekte in Entwicklungsländern zu analysieren. Dies legt den Fokus auf unternehmerische Initiativen mit der vorrangigen Zielsetzung des Erwirtschaftens einer finanziellen Rendite. Die Finanzierungsform des externen Eigenkapitals wäre für die Organisationen andernfalls kaum möglich (vgl. Achleitner/Heister/Spiess-Knafl 2015, S. 125). Es werden daher vorwiegend Finanzierungsinstrumente berücksichtigt, in deren Rahmen die Kapitalgeber finanzielle Renditen verfolgen und nicht ausschließlich eine soziale Zielsetzung. Kapitalgeber wie beispielsweise Spender und Stiftungen werden aus diesem Grund nicht weiter berücksichtigt (vgl. Achleitner/Spiess-Knafl/Volk 2011, S. 274). Die gewählten Instrumente sind im Rahmen des Social Entrepreneurships folglich vornehmlich für Initiativen relevant, welche neben ihrer sozialen Zielsetzung auch das Erzielen finanzieller Renditen anstreben, um auch die klassischen Kapitalgeber näher in Betracht ziehen zu können (vgl. Postler et al. 2018, S. 117). Da es darüber hinaus eine Vielzahl potenzieller Alternativen gibt, fokussiert sich diese Arbeit auf einige wenige Alternativen, die vom Autor als besonders relevant angesehen werden.

2.2.1 Formen der Innenfinanzierung

2.2.1.1 Selbstfinanzierung

Bei der Selbstfinanzierung finanziert sich ein Unternehmen über die Gewinnthesaurierung, also die Einbehaltung erzielter Gewinne und somit Bildung von Gewinnrücklagen (vgl. Pott/Pott 2015, S. 251). Je nach Ausweis der einbehaltenen Gewinne in der Bilanz lassen sich die stille und die offene Selbstfinanzierung unterscheiden (vgl. Pott/Pott 2015, S. 252). Voraussetzung ist in beiden Fällen das Erzielen von Umsätzen bzw. eines positiven Cashflows. Da dieser in den Frühphasen einer Unternehmensneugründung üblicherweise noch nicht möglich ist (vgl. Pott/Pott 2015, S. 237; Hahn 2014, S. 35), ist die oftmals einzige Form der bereits zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Innenfinanzierung das Bootstrapping.

2.2.1.2 Bootstrapping

Bootstrapping beschreibt die Eigenfinanzierung durch die Ersparnisse des Entrepreneurs sowie Finanzmittel ihm nahestehender Personen wie Familie, Freunde und Bekannte (vgl. Hahn 2014, S. 43; Schefczyk/Pankotsch 2003, S. 231 f.). Das Beschaffen von Kapital über das persönliche Netzwerk des Entrepreneurs bringt zwar eine i.d.R. relativ geringe Kapitalsumme auf, allerdings kann das Kapital, aufgrund der persönlichen Beziehung zu den Kapitalgebern, zu relativ geringen Kosten aufgenommen werden (vgl. Brettel/Rudolf/Witt 2005, S. 43; Achleitner/Braun 2018, S. 328). Neben der Zuwendung eigener Mittel zahlen sich die Entrepreneure zudem oftmals nur einen Bruchteil des marktüblichen Gehaltes aus und führen ihrer Unternehmung auf diese Weise sogenanntes „sweat equity“ zu (vgl. Brettel/Rudolf/Witt 2005, S. 43). Durch das Ausreizen von Kreditlinien ggü. Kunden und Lieferanten kann hier weiteres Kapital freigesetzt werden (vgl. Kollmann 2014, S. 190). Die metaphorische Bedeutung des Bootstrappings lässt sich durch die Ressourcenknappheit erklären. Da im Rahmen dieses Finanzierungsinstrumentes i.d.R. nur wenig Kapital zur Verfügung steht, sollte eine „festgezurrte“ (vgl. Nathusius 2001, S. 36), also zielstrebige Planung und Realisierung des Unternehmensneugründung angestrebt werden. Für den Entrepreneur empfiehlt es sich, frühzeitig mit dem operativen Geschäft zu beginnen, um hierdurch einen baldigen positiven Cashflow zu erwirtschaften und die weitere Selbstfinanzierung des Unternehmens sicherzustellen (vgl. Nathusius 2001, S. 37; Kollmann 2014, S. 189 f.). Das Finanzierungsinstrument des Bootstrappings findet dabei oftmals Anwendung bei Projekten, deren Entwicklung äußerst kostengünstig vorangetrieben werden kann (vgl. Kollmann 2014, S. 190).

2.2.2 Formen der Außenfinanzierung

2.2.2.1 Business Angels

Bei einem BA handelt es sich um einen privaten, typischerweise unternehmerisch erfahrenen Investor, der Unternehmensneugründungen vor allem in deren Frühphasen unterstützt (vgl. Hahn 2014, S. 55). Als Gegenleistung für seine Unterstützung erhält er Anteile an dem Unternehmen. Der Umfang der Unterstützung kann neben einer finanziellen Unterstützung durch i.d.R. Eigenkapital auch hilfreiches Know-how oder ausschließlich eine Beraterrolle ohne finanzielle Unterstützung umfassen (vgl. Weitnauer 2016, S. 8). Diese monetäre sowie auch nicht-monetäre Unterstützung stellt die beiden „Flügel“ des BAs dar (vgl. Kollmann 2014, S. 332).

Obgleich in diesem Zusammenhang auch eine Finanzierung mittels Mezzanine-Kapital möglich ist (vgl. Hahn 2014, S. 47), werden BAs im Rahmen dieser Arbeit als Privatinvestoren verstanden, welche dem Entrepreneur Eigenkapital und zusätzliche Unterstützung mittels Know-how zukommen lassen. Ihr Know-how, auch „Added Value“ genannt (vgl. Lübke 2004, S. 33), umfasst neben langjähriger Erfahrung i.d.R. ein Netzwerk an Kontakten, möglicherweise auch weiterer potenzieller Kapitalgeber (vgl. Weitnauer 2016, S. 8). Ein BA agiert nicht stets finanzorientiert, sondern kann einen Entrepreneur auch aufgrund seiner persönlichen Überzeugung unterstützen (vgl. Kollmann 2014, S. 333).

2.2.2.2 Venture Capital

Die Finanzierung mittels Venture Capital, auch Wagniskapital genannt, umfasst verschiedene Formen. Zum einen existieren unabhängige VC-Gesellschaften, welche als Intermediäre zwischen verschiedenen Investoren und Entrepreneuren fungieren. Zum anderen gibt es Captive VC Fonds, welche sich stets durch einen wesentlichen Kapitalgeber finanzieren. Dabei kann es sich um ein Industrieunternehmen (Corporate VC), eine Finanzinstitution oder den Staat handeln (vgl. Block/Cumming/Vismara 2017, S. 20). Im weiteren Verlauf dieser Arbeit wird der Fokus diesbezüglich ausschließlich auf unabhängige VC-Gesellschaften gelegt, da es sich hierbei um die VC-Geber im eigentlichen Sinne handelt (vgl. Weitnauer 2016, S. 6). Unabhängige VC-Gesellschaften beteiligen sich mit relativ hohen Beträgen vorrangig an jungen und innovativen Unternehmensneugründungen. Im Gegenzug für ihre Beteiligung erhalten sie vertraglich vereinbarte Informations-, Kontroll- und Mitspracherechte, i.d.R. von größerem Umfang, als es die Anzahl der erworbenen Anteile rechtfertigen würde (vgl. Hartmann-Wendels 2005, S. 215; Pott/Pott 2015, S. 256). Die Beteiligungen kennzeichnen sich typischerweise durch einen hohen Risikograd und im Gegenzug hohe Ertragschancen aus (vgl. Börner 2005, S. 90). VC-Gesellschaften tätigen ihre Investitionen dabei durch in Fonds gesammeltes Kapital privater und institutioneller Anleger (vgl. Börner 2005, S. 91; Weitnauer 2016, S. 6). Da sie somit lediglich Vermittler zwischen Entrepreneur und Anleger sind (vgl. Hahn 2014, S. 58), handelt es sich bei diesem Finanzierungsinstrument um eine indirekte Form der Beteiligung (vgl. Boué 2007, S. 26). VC-Gesellschaften agieren, insbesondere da sie Kapital Dritter investieren, rein renditeorientiert (vgl. Burggraf 2012, S. 101). Die Rendite erzielen sie dabei durch spätere Veräußerungen ihrer Unternehmensanteile. Neben der Unterstützung durch finanzielle Mittel gewähren daher VC-Gesellschaften dem Entrepreneur auch Unterstützung durch Beratungsleistungen, um letztlich von einer möglichst hohen Wertsteigerung seines Unternehmens zu profitieren (vgl. Hartmann-Wendels 2005, S. 215; Pott/Pott 2015, S. 256). VC-Gesellschaften fokussieren sich i.d.R. sowohl auf bestimmte Phasen des Unternehmens-Lebenszyklus (vgl. Hahn 2014, S. 59) als auch auf spezifische Wirtschaftszweige (vgl. Pott/Pott 2015, S. 256). Allgemein ist dabei ein Trend der VC-Gesellschaften zur Konzentration auf spätere Unternehmensphasen im Anschluss an die Gründungsphase zu erkennen (vgl. Fueglistaller et al. 2016, S. 231).

2.2.2.3 Venture-Philanthropie

Die Venture-Philanthropie wendet Strategien und Techniken des Venture Capitals an, um Unternehmen, welche soziale Zwecke verfolgen, zu finanzieren (vgl. Scarlata/Alemany 2008, S. 3; Hafenmayer 2011, S. 277 f.). Die Venture-Philanthropie-Investoren, oder auch Venture-Philanthropen, bewerten nicht ausschließlich den zukünftigen finanziellen Ertrag des Unternehmens, sondern zusätzlich den potenziellen sozialen oder ökologischen Mehrwert, welchen das Unternehmen anstrebt (vgl. Hafenmayer 2011, S. 278; Ingstad/Knockaert/Fassin 2014, S. 372). Im Gegensatz zu klassischen VC-Gebern verfolgen sie stets das Ziel, die soziale bzw. ökologische Rendite zu optimieren. Das Streben nach zusätzlichen finanziellen Renditen kann dabei unter den Philanthropen stark variieren (vgl. Alberg-Seberich/Wolf 2011, S. 289; Scarlata/Alemany 2008, S. 3; Hafenmayer 2011, S. 282). Mit dem Ziel der sorgfältigen Analyse und umfassenden Betreuung der Entrepreneure konzentrieren sich Philanthropen i.d.R. nur auf einige wenige Organisationen, welche sie unterstützen (vgl. Hafenmayer 2011, S. 278 ff.). Die letztliche Finanzierungsform hängt insbesondere von der Fähigkeit des Kapitalnehmers ab, eigenständig Erträge zu erzielen und folglich Kapital zurückzuzahlen (vgl. Hafenmayer 2011, S. 280). Ist die Organisation dazu nicht in der Lage, erfolgt die Finanzierung i.d.R. in Form einer Spende. Andernfalls erfolgt die Finanzierung mittels eines unbesicherten Darlehens oder, sofern sich Anteile an der Organisation in naher Zukunft veräußern lassen, einer Eigenkapitalbeteiligung (vgl. Hafenmayer 2011, S. 280). Die Kapitalquelle bilden diverse Spenden von Einzelpersonen, Unternehmen oder Stiftungen (vgl. Scarlata/Alemany 2008, S. 3). Um die soziale Rendite der Organisation zu maximieren, unterstützen Philanthropen, vergleichbar der klassischen VC-Finanzierung, den Entrepreneur neben Finanzkapital ebenfalls durch intellektuelles und soziales Kapital (vgl. Scarlata/Alemany 2008, S. 3; Achleitner/Heister/Spiess-Knafl 2015, S. 129 f.; Hafenmayer 2011, S. 281; Ingstad/Knockaert/Fassin 2014, S. 372). Ebenfalls vergleichbar einer VC-Finanzierung überwachen auch die Venture-Philanthropen stets die Entwicklung der Organisation, hier allerdings gemessen in der erreichten sozialen Wirkung, um ggf. Anpassungen vorzunehmen und den Erfolg sicherzustellen (vgl. Scarlata/Alemany 2008, S. 14; Hafenmayer 2011, S. 282).

2.2.2.4 Crowdfunding

Das Crowdfunding beschreibt sinngemäß das gemeinsame Streben einer Vielzahl von Individuen, die sich zusammenfinden, um vergleichsweise kleine Kapitalbeträge in Projekte anderer Individuen bzw. Organisationen zu investieren. Üblicherweise werden die Kapitalgeber und -nehmer dabei auf internetbasierten Crowdfunding-Plattformen zusammengebracht, wobei Crowdfunding-Projekte auch auf den eigenen Webseiten der Initiatoren durchgeführt werden können (vgl. Schramm/Carstens 2014, S. 5 f.; Robano 2015, S. 10; Kuti/Madarász 2014, S. 356; Adhikary/Kutsuna/Hoda 2018, S. 1). In dieser Funktion als Intermediär hilft Crowdfunding, die für Unternehmensneugründungen bestehende Finanzierungslücke zu schließen (vgl. Schramm/Carstens 2014, S. 16). Durch zahlreiche kleine Beiträge können auf diese Weise genügend finanzielle Ressourcen für ein Projekt, wie beispielsweise die Finanzierung eines Unternehmens, gesammelt werden (vgl. Robano 2015, S. 10; Sixt 2014, S. 28). Im Regelfall ist dabei eine Provision an die Plattform zu entrichten, sofern das angestrebte Kapitalziel erreicht wird (vgl. Sixt 2014, S. 61 f.).

Das Finanzierungsinstrument Crowdfunding kann verschiedene Formen annehmen, die sich nach der Gegenleistung für die erfolgte Finanzierung differenzieren lassen (vgl. Schramm/Carstens 2014, S. 6 ff.; Sixt 2014, S. 56 f.). Möglich sind dabei Formen mit und ohne finanzielle Gegenleistung seitens des Entrepreneurs (vgl. Robano 2015, S. 11; Sixt 2014, S. 57). Allgemein lässt sich Crowdfunding dabei in Donation-, Reward-, Lending- und Equity-basiertes Crowdfunding unterteilen (vgl. Kuti/Madarász 2014, S. 355; Sixt 2014, S. 57).

Im Rahmen des Donation- oder auch Spenden-basierten Crowdfundings unterstützen Kapitalgeber, in diesem Fall Spender, ein Projekt, ohne dafür eine entsprechende Gegenleistung zu erwarten (vgl. Sixt 2014, S. 57). Dem Entrepreneur obliegen bei dieser Form des Crowdfundings keinerlei Verpflichtungen gegenüber seinen Kapitalgebern (vgl. Kuti/Madarász 2014, S. 356). Das Reward-basierte Crowdfunding zeichnet sich durch nicht finanzielle Gegenleistungen aus, welche die Kapitalgeber im Gegenzug für eine finanzielle Unterstützung erhalten (vgl. Sixt 2014, S. 57). Die zu unterstützenden Projekte können dabei sowohl kommerziell als auch gemeinwohlorientiert und die Gegenleistungen sowohl in Gütern als auch Dienstleistungen bestehen. Innerhalb des Lending-basierten Crowdfundings, auch Crowdlending genannt, vergeben die Kapitalgeber einen i.d.R. relativ kurzfristigen Kredit an den Entrepreneur. Dieser Kredit ist nach einer im Vorhinein festgelegten Laufzeit zuzüglich festgelegter Zinsen zurückzuzahlen. Im Rahmen dieses Finanzierungsinstrumentes nimmt der Entrepreneur dementsprechend Fremdkapital zur Finanzierung seiner unternehmerischen Tätigkeiten auf. Bei dem Equity-basierten Crowdfunding, oder auch Crowdinvesting, handelt es sich um eine Crowdfunding-Art, bei der die Investoren im Gegenzug für ihr investiertes Kapital eine entsprechende Beteiligung am Eigenkapital bzw. Erfolg des Unternehmens erhalten (vgl. Sixt 2014, S. 57). Häufig wird hier Mezzanine-Kapital aufgenommen, z.B. mittels stiller Beteiligungen oder partiarischen Nachrangdarlehen (vgl. Sixt 2014, S. 178). Der Entrepreneur erhält in diesem Fall wirtschaftliches Eigenkapital (vgl. Pott/Pott 2015, S. 259), muss den Investoren im Gegenzug jedoch keine Mitspracherechte erteilen (vgl. Sixt 2014, S. 137). Durch partiarische Nachrangdarlehen können im Vergleich zu stillen Beteiligungen größere Kapitalsummen eingeworben werden, ohne ein entsprechendes Wertpapierprospekt erstellen zu müssen (vgl. Schramm/Carstens 2014, S. 36 f.). Dem Kapitalgeber wird hier neben einer Beteiligung am Ergebnis des Unternehmens zusätzlich eine Verzinsung des Kapitals zugestanden (vgl. Sixt 2014, S. 179).

2.2.2.5 Bankkredite

Eine Finanzierung durch Banken erfolgt grundsätzlich über Kredite und somit Fremdkapital (vgl. Hahn 2014, S. 77 f.). Ein Problem für Entrepreneure im Rahmen dieser Finanzierungsform stellt die weltweite Banken- und Finanzkrise von 2007 dar (vgl. Sixt 2014, S. 40 f.). Als Folge darauf wurden im Finanzsektor internationale Vereinbarungen in Form von Basel I, II und III getroffen (vgl. Pott/Pott 2015, S. 245; Sixt 2014, S. 41 f.,245,311; Küsell 2006, S. 267), um Banken resistenter gegen zukünftige Finanzkrisen zu gestalten (vgl. Sixt 2014, S. 41 f.). Riskante Kredite sollen demzufolge kaum noch vergeben werden (vgl. Pott/Pott 2015, S. 245). Gemäß den neuen Vorschriften müssen kreditnachfragende Unternehmen nun ein dem jeweiligen Risikoniveau des Kredites entsprechendes Eigenkapital gegenüberstellen, um sich für die Kredite zu qualifizieren (vgl. Pott/Pott 2015, S. 246; Küsell 2006, S. 267). Die Rahmenbedingungen der Kreditvergabe durch Banken wird somit verschärft (vgl. Nagl 2015, S. 266). Der Bankensektor hat sich daher zu großen Teilen aus dem Risikokapitalbereich zurückgezogen (vgl. Sixt 2014, S. 45). Da Kredite für Unternehmensgründungen in den Frühphasen als besonders riskant gelten und die Kosten eines Kredites infolge der Regelungen seinem Risiko entsprechend steigen (vgl. Küsell 2006, S. 267 f.), sind Bankkredite i.d.R. frühestens in der Wachstumsphase für Start-ups interessant. Zu diesem Zeitpunkt sollten ausreichende Sicherheiten erbracht werden können, sodass der Kredit an Risiko verliert (vgl. Hahn 2014, S. 79).

2.2.2.6 Mikrokredite

Mikrokredite stellen ein Instrument der Mikrofinanzierung dar (vgl. Schirmeister/Paeßens 2005, S. 105). Sie bezeichnen Kleinkredite von sogenannten Mikrofinanzinstitutionen, welche überwiegend an unterprivilegierte Individuen unterer Einkommensschichten vergeben werden (vgl. Schirmeister/Paeßens 2005, S. 105; Adhikary/Kutsuna/Hoda 2018, S. 6; Amarnani/Amarnani 2008, S. 4; Ashta 2013, S. 2 f.). Das vorrangige Ziel ist es dabei, den Individuen zur Gründung bzw. Weiterentwicklung eines Kleinstunternehmens und daraus resultierenden eigenen Einkommens zu verhelfen (vgl. Schirmeister/Paeßens 2005, S. 105; Adhikary/Kutsuna/Hoda 2018, S. 7; Amarnani/Amarnani 2008, S. 4). Potenzielle Kreditnehmer werden dabei stets hinsichtlich ihrer Bereitschaft und Fähigkeit zur Rückzahlung des Kredites und seiner Zinsen geprüft (vgl. Schirmeister/Paeßens 2005, S. 106). Mikrokredite sind im Allgemeinen durch relativ kleine Kapitalbeträge sowie kurze Laufzeiten gekennzeichnet (vgl. Schirmeister/Paeßens 2005, S. 105; Ashta 2013, S. 2 f.). Mikrofinanzinstitutionen können dabei unterschiedliche Rechtsformen annehmen und oftmals selbst als soziale Unternehmen angesehen werden (vgl. Martin 2011, S. 7). Im Allgemeinen können Mikrofinanzinstitutionen zwei Ansätze verfolgen; zum einen den minimalistischen Ansatz, bei welchem ausschließlich das Finanzkapital zur Verfügung gestellt wird, zum anderen den maximalistischen Ansatz, in dessen Rahmen die Entrepreneure, neben Finanzkapital, zusätzlich durch verschiedene Programme, wie beispielsweise unternehmerische Trainings und Weiterbildungen, bei dem Aufbau der notwendigen Kapazitäten unterstützt werden (vgl. Basargekar 2009, S. 67).

2.2.2.7 Asset Based Finance

Die Asset Based Finance umfasst Finanzierungsmöglichkeiten, welche nicht die Bonität, sondern die bilanziellen Aktivposten eines Unternehmens als Finanzierungsgrundlage verwenden. Dem Kapitalgeber dienen hier die Aktiva, dessen Wert von der Bonität des Kapitalnehmers nicht berührt wird, als Sicherheit. Die populärsten Techniken bilden dabei das Factoring und das Leasing (vgl. Cusmano/Thompson 2013, S. 26 f.).

Im Rahmen des Factorings veräußern Unternehmen offene Forderungen an ein Finanzierungsinstitut, das sogenannte Factoring-Unternehmen, um auf diese Weise ihre Liquidität unmittelbar zu steigern. Die Factoring-Unternehmen kaufen dabei die Forderungen zu einem geringeren Kurs auf als dem in der Bilanz aufgeführtem und i.d.R. lediglich solche, deren Schuldnern eine angemessene Bonität aufweisen. Die eigene Bonität des veräußernden Unternehmens hingegen spielt keine Rolle (vgl. Cusmano/Thompson 2013, S. 26).

Innerhalb der Finanzierungsform des Leasings ist, im Gegensatz zum Factoring, stets Sachkapital involviert. Hier wird ein Investitionsgut vom Finanzierungsinstitut, auch Leasinggeber genannt, erworben und anschließend dem Unternehmen bzw. Leasingnehmer gegen die Zahlung von Leasingraten zur Verfügung gestellt. Das Investitionsgut verbleibt dabei Eigentum des Leasinggebers, weshalb auch hier die Bonität des Leasingnehmers nur von geringer Bedeutung ist. Im Falle ausbleibender Leasingraten geht das Investitionsgut nach Ablauf der Grundmietzeit in den Besitz des Leasinggebers über, welcher es anschließend zur Tilgung des offenen Betrages veräußern kann (vgl. Mayer-Friedrich 2005, S. 510; Cusmano/Thompson 2013, S. 26). Da ein hoher Werteverlust der Güter dazu führen kann, dass ihre Veräußerung die ausfallenden Leasing-Ratenzahlungen nicht kompensiert, kann das Leasing auch in Form von „Venture Leasing“ angeboten werden. Um das Risiko der Investition zu decken, wird dem Leasinggeber in diesem Fall ein Optionsrecht zum Erwerb von Unternehmensanteilen eingeräumt (vgl. Mayer-Friedrich 2005, S. 508).

3 Finanzierungsalternativen für Entrepreneure in Entwicklungsländern

Diese Arbeit konzentriert sich auf Finanzierungsalternativen für Entrepreneurship-Projekte in Entwicklungsländern. In diesem Zusammenhang muss daher zunächst veranschaulicht werden, was unter einem Entwicklungsland zu verstehen ist und welche Eigenheiten Entwicklungsländer in Bezug auf Entrepreneurship und insbesondere auf Finanzierungsmöglichkeiten aufweisen.

3.1 Definition des Begriffes Entwicklungsland

Klassifizierungen sind generell ein wichtiger Bestandteil eines gemeinsamen Verständnisses von einzelnen Bausteinen eines Forschungsgebietes. Im Rahmen der Klassifizierung von Ländern nach ihrem Entwicklungsstand überwiegt jedoch kein allgemein anerkanntes Kriterium zur Unterscheidung der Länder in beispielsweise Entwicklungs- und Industrieländer (vgl. Nielsen 2011, S. 3). Unterschiedliche internationale Organisationen, wie das United Nations Development Programme (UNDP), die World Bank Group und der International Monetary Fund (IMF), nutzen jeweils spezifische Klassifizierungsansätze. Dabei werden nicht nur verschiedene Kriterien der Klassifizierung, sondern auch eine abweichende Anzahl und Bezeichnung an Klassen genutzt, um Länder entsprechend ihres Entwicklungsstandes zu klassifizieren. Diese konträren Ansätze führen letztlich zu abweichenden Einstufungen der Länder (vgl. Nielsen 2011, S. 18 f.). Zudem werden die Entwicklungsländer je nach Ansatz in weitere Untergruppen eingeteilt (vgl. Nielsen 2011, S. 41).

Eine Vielzahl der gemeinsamen Klassifizierungskriterien berücksichtigend werden Entwicklungsländer im Rahmen dieser Arbeit wie folgt definiert: Ein Entwicklungsland ist gekennzeichnet durch eine mangelhafte Versorgung großer Bevölkerungsgruppen mit Nahrungsmitteln, ein Pro-Kopf-Bruttonationaleinkommen von weniger als 12.235,00 US-Dollar, fehlende bzw. mangelhafte Gesundheitsversorgung und folglich geringe Lebenserwartung der Bevölkerung, durch mangelhafte und dadurch zu einer hohen Analphabetenquote führende Bildungsmöglichkeiten, sowie eine hohe Arbeitslosenquote und einen niedrigen Lebensstandard (vgl. BMZ, o. J.; OECD, o. J.a; OECD, o. J.b).

3.2 Entrepreneurship in Entwicklungsländern

Entrepreneurship kann allgemein als wichtiger Faktor für sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt von Entwicklungsländern angesehen werden (vgl. Adusei 2016, S. 209; Lilischkis/Halbfas/Liszt 2017, S. 11). Die Gründe hierfür sind vergleichbar mit denen in Industrieländern (vgl. Schirmeister/Paeßens 2005, S. 104; Lilischkis/Halbfas/Liszt 2017, S. 11; Ács/Virgill 2009, S. 66). Entrepreneure stellen allgemein einen großen Teil der Erwerbsbevölkerung in Entwicklungsländern, wobei die Mehrheit von ihnen innerhalb des informellen Sektors tätig ist (vgl. Müller/Rammer 2012, S. 33; Igwe/Newbery/Icha-Ituma 2018, S. 91; Edoho 2015, S. 10). Von Relevanz sind hier insbesondere Unternehmensgründungen im Allgemeinen, da sie neue Arbeitsplätze sowie neue Märkte schaffen können (vgl. Acs 2006, S. 104). Auch Entrepreneure, welche bereits bestehende Geschäftsmodelle bzw. Produkte und Dienstleistungen imitieren, können hier das wirtschaftliche Wachstum des Landes fördern (vgl. Adusei 2016, S. 209). Mit steigendem BIP gewinnen allerdings neue und innovative Technologien an Bedeutung, da sie eine effizientere Leistungserstellung und somit das Befriedigen steigender Bedarfe ermöglichen (vgl. Acs 2006, S. 104). Das wirtschaftliche Wachstum in Entwicklungsländern ist überwiegend imitativen Geschäftsmodellen innerhalb des Necessity Entrepreneurship und weniger dem innovativem Opportunity Entrepreneurship zuzuschreiben (vgl. Müller/Rammer 2012, S. 33; Schirmeister/Paeßens 2005, S. 114 f.; Edoho 2015, S. 10). Folglich stagniert die Schaffung qualifizierter Arbeitsplätze, trotz wirtschaftlichen Wachstums, oftmals auf einem geringen Level (vgl. Edoho 2015, S. 10). Da Necessity Entrepreneurship einen geringeren Einfluss auf das wirtschaftliche Wachstum eines Landes ausübt als Opportunity Entrepreneurship, ist der Zusammenhang zwischen Entrepreneurship und wirtschaftlichem Wachstum in Entwicklungsländern zudem weniger stark ausgeprägt als in Industrieländern (vgl. Stefanović et al. 2018, S. 25).

Entwicklungsländer verfügen i.d.R. über eine nur geringe Anzahl besonders erfolgreicher Entrepreneure, da diese das Land schnell aus der Armut führen würden und es folglich nicht länger den Entwicklungsländern zuzuordnen wäre. Sie verfügen jedoch über eine große Anzahl potenzieller Entrepreneure, die sich allerdings aufgrund ungünstiger Bedingungen nicht entfalten können. Vielversprechende Entrepreneure verlassen folglich oftmals ihr Heimatland, da in anderen Ländern bessere Bedingungen herrschen (vgl. Beaugrand 2004, S. 14 f.). Die Entscheidung potenzieller Entrepreneure, unternehmerisch aktiv zu werden, wie auch die Qualität ihrer unternehmerischen Aktivitäten, differenziert in Opportunity und Necessity Entrepreneurship, sowie folglich auch der positive Effekt des Entrepreneurship auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Entwicklungslandes, werden somit stets von diversen Kriterien innerhalb der nationalen Rahmenbedingungen, den sogenannten „Entrepreneurial Framework Conditions“, beeinflusst (vgl. Acs 2006, S. 103; Crecente-Romero/Giménez-Baldazo/Rivera-Galicia 2016, S. 5161; Sheriff/Muffatto 2015, S. 46; Fuentelsaz et al. 2015, S. 255 f.). Unterschieden werden müssen daher sowohl die zugrunde liegenden Ausgangssituationen als auch die jeweiligen Rahmen- und Umweltbedingungen in Entwicklungsländern, was beides enorme Herausforderungen für das Entrepreneurship darstellen kann (vgl. Acs 2006, S. 104; Lilischkis/Halbfas/Liszt 2017, S. 11). Anzumerken ist hierbei, dass sich die Rahmenbedingungen nicht für sämtliche Entwicklungsländer verallgemeinern lassen. Jedes Land weist spezifische Charakteristika und Hindernisse auf, auch im Hinblick auf das Entrepreneurship (vgl. Dinh/Mavridis/Nguyen 2010, S. 17; Acs/Szerb/Jackson 2013, S. 14 ff.). Im Folgenden genannte beispielhafte Herausforderungen müssen daher nicht auf alle Entwicklungsländer gleichermaßen zutreffen, können jedoch als weit verbreitet unter ihnen und daher äußerst relevant angesehen werden.

3.2.1 Politisch-rechtliche Rahmenbedingungen

Zunächst sind stets die politischen und rechtlichen Gegebenheiten des Landes zu berücksichtigen. In deren Rahmen können sich beispielsweise Terror, Korruption sowie weitere institutionelle, bürokratische und rechtliche Hindernisse hemmend auf innovative, unternehmerische Tätigkeiten auswirken (vgl. Lilischkis/Halbfas/Liszt 2017, S. 102; Beecroft/Osabuohien/Olurinola 2018, S. 136 f.; Avnimelech/Zelekha/Sharabi 2014, S. 256; Barasa et al. 2017, S. 288; Effah 2016, S. 216). Die rechtlichen und behördlichen Hindernisse führen u.a. dazu, dass viele Entrepreneure eine Tätigkeit im informellen Sektor vorziehen (vgl. Müller/Rammer 2012, S. 33). Oftmals fehlt es Entwicklungsländern an einer angemessenen sowie stabilen Politik und auch an Strategien zur Förderung von unternehmerischen Initiativen (vgl. Sheriff/Muffatto 2015, S. 45; Hisrich et al. 2016, S. 311). Eine stabile, demokratische Regierungsführung und ein starkes Rechtssystem, speziell der Schutz von Eigentumsrechten zur Förderung der Entwicklung des Entrepreneurships sowohl direkt über die Sicherung persönlicher Renditen der Entrepreneure als auch indirekt über die Entwicklung effektiver Kapitalmärkte sind oftmals nur bedingt vorhanden (vgl. Fuentelsaz et al. 2015, S. 256; Atiase et al. 2018, S. 657 f.; Baughn/Neupert 2003, S. 327; Estrin/Mickiewicz/Stephan 2016, S. 463). Spezifische Investitionen, welche einen Schutz vor Imitation darstellen können, sind daher oftmals nicht möglich (vgl. Mensah-Bonsu/Jell 2011, S. 16 f.). Ein weit verbreitetes Hindernis sind zudem die Bildungssysteme der Entwicklungsländer. Oftmals mangelt es diesbezüglich sowohl aufgrund einer unzureichenden Ressourcenausstattung als auch eines mangelhaften Zugangs zu neuem Wissen an der Entwicklung sowie Einbindung angemessener Maßnahmen, die unternehmerische Fähigkeiten und unternehmerisches Denken und Handeln fördern (vgl. Acs/Szerb/Jackson 2013, S. 17 f.; Eze/Nwali 2012, S. 407; Stefanović et al. 2018, S. 25 f.; Knüppel/Groß 2011, S. 242 f.; Sheriff/Muffatto 2015, S. 45; Fuentelsaz et al. 2015, S. 256; Aerni 2006, S. 30). Die Folgen sind vorrangig imitative anstatt innovative Entrepreneurship-Projekte sowie eine erschwerte Suche nach qualifizierten Arbeitskräften für Entrepreneure (vgl. Acs/Szerb/Jackson 2013, S. 17 f.). Darüber hinaus können sich auch gewaltsame Konflikte innerhalb der Entwicklungsländer auf das Entrepreneurship auswirken. Speziell für Entrepreneure in ländlichen Gebieten erschweren sie den Zugang zu einer gesicherten Materialversorgung und Fachkräften. Für Entrepreneure in urbanen Regionen können sich die Konflikte hingegen durch einen erhöhten Zustrom aus ländlichen Regionen vertriebener Arbeitskräfte positiv auswirken (vgl. Brück/Naudé/Verwimp 2012, S. 15).

3.2.2 Ökonomische Rahmenbedingungen

Auch die ökonomischen Rahmenbedingungen beeinflussen die unternehmerischen Aktivitäten innerhalb eines Landes (vgl. Abe/Troilo/Batsaikhan 2015, S. 21). Entwicklungsländer unterscheiden sich dabei stark in der Geschichte ihrer wirtschaftlichen Entwicklung und den Charakteristika ihrer Ökonomien (vgl. Szirmai/Laperre 2001, S. 1). I.d.R. wirken sich hier allerdings unausgereifte Finanzsysteme und folglich ein Mangel an Kapitalgebern, knappe natürliche Ressourcen, ein starker Wettbewerb bei gleichzeitig geringer Nachfrage, oder auch mangelhafte Infrastrukturen negativ auf das Entrepreneurship aus (vgl. Dinh/Mavridis/Nguyen 2010, S. 16 f.; Müller/Rammer 2012, S. 33,38; Lilischkis/Halbfas/Liszt 2017, S. 102; Crecente-Romero/Giménez-Baldazo/Rivera-Galicia 2016, S. 5161; Sheriff/Muffatto 2015, S. 45; Fuentelsaz et al. 2015, S. 256; Abe/Troilo/Batsaikhan 2015, S. 21). Das Fördern einer das Entrepreneurship angemessen unterstützenden Infrastruktur kann die ökonomische Entwicklung eines Landes stets antreiben, so auch in Entwicklungsländern (vgl. Biswas 2016, S. 2). In diesem Rahmen können beispielsweise die nationale Verbreitung der Informations- und Kommunikationstechnologie des mobilen Breitbands, sowie der grundlegende Zugang zur Stromversorgung die Entrepreneurship-Aktivitäten signifikant positiv beeinflussen (vgl. Atiase et al. 2018, S. 657 f.; Alderete 2017, S. 265 f.). Mobiles Breitband eröffnet potenziellen Entrepreneuren, speziell in Entwicklungsländern, oftmals den ersten und einzigen Zugang zu Internet und seinen umfangreichen Möglichkeiten (vgl. Alderete 2017, S. 265 f.; Jagongo/Kinyua 2013, S. 224 f.). Üblicherweise sind mobiles Breitband sowie generell Zugang zum Internet jedoch nicht ausreichend verbreitet (vgl. Aubert 2005, S. 9). Neben der Telekommunikation können sich zudem auch schlechte Infrastrukturen im Rahmen des Verkehrsnetzes sowie der sanitären Einrichtungen negativ auswirken (vgl. Aubert 2005, S. 9). Die Charakteristika von Entwicklungsländern in Bezug auf ihre Finanzsysteme und folglich die Finanzierungsmöglichkeiten für Entrepreneure werden in Kapitel 3.3 gesondert vorgestellt.

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Ende der Leseprobe aus 260 Seiten

Details

Titel
Finanzierungsstrategien für Entrepreneure in Entwicklungsländern. Mit Crowdfunding zum erfolgreichen Entrepreneurship-Projekt
Autor
Jahr
2021
Seiten
260
Katalognummer
V594879
ISBN (eBook)
9783963561122
ISBN (Buch)
9783963561139
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Crowdfunding, Crowddonation, Fundraising, Spenden, Entwicklungsland, Entwicklungsländer, Entrepreneur, Entrepreneurship, Finanzierung, Finanzierungsstrategien, Financing, Unternehmer, Unternehmertum, Strategie, Strategien, Projekt, Developing Country, Developing Countries, Entwicklung, Entwicklungszusammenarbeit, Guide, Guidelines, Ratgeber, Anleitung, Healthcare, Tansania, Tanzania, Gesundheitswesen, Nonprofit, NGO, Afrika, Africa, Kapitalbedarf, Social Entrepreneurship, Investitionsrisiko, Finanzsystem, Herdenverhalten, Zahlungsinstrumente, Sozialunternehmertum, Startup, Gründungsfinanzierung, Sozialunternehmen, Startups, Innovation, Gründerszene, Entrepreneure, Finanzierungsstrategie, Social Media, Marketing, Charity, Wohltätigkeit, Philanthropie, Spendenbasiertes Crowdfunding, Crowddonating, Kapital, BWL, Betriebswirtschaftslehre, Startup-Finanzierung
Arbeit zitieren
Jonas Potthast (Autor:in), 2021, Finanzierungsstrategien für Entrepreneure in Entwicklungsländern. Mit Crowdfunding zum erfolgreichen Entrepreneurship-Projekt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/594879

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