Die Proskriptionen. Notwendiges Übel oder willkürlicher Mord?

Eine vergleichende Betrachtung der Umstände und Konsequenzen der Proskriptionen des L. C. Sulla und der Proskriptionen der Triumviri um Octavian


Hausarbeit, 2019

16 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil

III. Fazit

IV. Selbststandigkeitserklarung

V. Liste der verwendeten Quellen und Literatur

I. Einleitung

Die Proskriptionen, die vor ca. 2000 Jahren im romischen Reich, primar in Rom selbst, von verschiedenen Personen zu verschiedenen Zeiten mit verschiedenen Intentionen veranlasst wurden, gelten vielfach bis heute als Beispiel fur die kalte Willkiir, mit der die damaligen Machthaber in Rom ihre eigene politische Agenda durchsetzen konnten; kaum ein anderer Begriff wird in solchem MaGe mit der Spatphase der romischen Republik in Verbindung gebracht. Die wohl bekannteste Person der antiken Welt, die immer wieder mit den Proskriptionen genannt wird, ist Lucius Cornelius Sulla, der sich vermutlich selbst spater durch den romischen Senat den Beinamen Felix hat geben lassen1. Obwohl auch nach ihm noch Proskriptionen durchgefuhrt worden sind, so z. B. unter den Triumvirn urn Octavian2, war Sulla der erste romische Politiker, der Kopfgelder auf politische Feinde aussetzen lieB. Die Quellen zur konkreten Zahl der Opfer divergieren zwar mitunter stark, jedoch lasst sich bei verschiedenen antiken Autoren zweifelsfrei erkennen, dass es sich bei den Handlungen, die der damalige Diktator Sulla verrichten lieB, urn die kalkulierte Ausschaltung von politisch Andersdenkenden handelte. Im Verlauf dieser Arbeit soil jedoch weniger die Anzahl der Opfer oder die Art der Totung Gegenstand der Betrachtung sein, sondern vielmehr, unter welchen Umstanden die beiden Phasen der Proskriptionen- unter Sulla im fruhen ersten Jahrhundert v. Chr., unter den Triumvirn Octavian Caesar, Marcus Antonius und Marcus Lepidus in der zweiten Halfte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts- stattfanden und welche Konsequenzen sich daraus ergaben. Soweit es sich aus den erhaltenen antiken Quellen noch erahnen lasst, sollen auch, wenn vorhanden, personliche Begrundungen bzw. Rechtfertigungen fur die Morde dargestellt werden. Zu den Proskriptionen der Triumvirn kann auch der eigene Tatenbericht des Augustus3 als Quelle herangezogen werden, deren Inhalt jedoch mit einer sachlichen Berichterstattung, ahnlich der meisten anderen antiken Historien, nichtgleichgestellt werden kann.

II. Hauptteil

Die Proskriptionen sind ein Forschungsgebiet, das bereits in der Antike eine grofce Faszination auf die Menschen ausubte4, und bis in die Gegenwart hinein viele Personen beschaftigt5. Obwohl sich seit der eigentlichen Durchfuhrung, die nun ca. 2000 Jahre zuruckliegt, die auBeren Umstande, unter denen Betrachtungen und insbesondere auch Bewertungen der Proskriptionen vorgenommen wurden, stark gewandelt haben, soil zunachst ein kurzer Uberblick geboten werden uber die noch erhaltenen Quellen, die von den Proskriptionen berichten oder sie in einem anderen Sinne erwahnen:

Bei den biografischen Darstellungen der Ereignisse zu Lebzeiten der ersten Kaiser Roms, verfasst von Sueton, wird sowohl in der Biografie des G. I. Caesar, der nur bedingt als Kaiser im eigentlichen Sinne betrachtet werden kann6, als auch vor allem in der Biografie des spateren Augustus von den Umstanden der Proskriptionen berichtet; insbesondere das personliche Verhalten des Augustus gegenuber den Proskribierten wird in seiner Biografie beschrieben, wahrend sich in der Darstellung zum Leben Caesars bereits zu Beginn einige Informationen zu den ersten Proskriptionen finden lassen. Hierbei ist anzumerken, dass Suetons Werk vermutlich primar auf damals vorhandenen schriftlichen Quellen basiert, nicht auf rein mundlichen Erzahlungen7 ; somit sind seine Schriften als besonders relevant zu erachten.

In dem romischen Geschichtswerk des Cassius Dio, das nur fragmentarisch erhalten ist, lasst sich zudem ein direkter Vergleich zwischen den beiden Wellen der Proskriptionen nachlesen, auf den im weiteren Verlauf der Arbeit noch genauer eingegangen werden soil; trotz teils fehlerhafter und ungenauer Darstellungen gilt das Werk in seinen erhaltenen Teilen als eine der wichtigsten Quellen der spaten Republik Roms und des fruhen Prinzipats und gilt als weitestgehend zuverlassig8.

Weitere Informationen zu den Proskriptionen unter Sulla liefern die Parallelbiografien des Plutarch, in denen Jewells zwei bekannte Personlichkeiten aus dem romischen bzw. griechischen Kulturraum miteinander verglichen werden; insbesondere seine Abhandlung uber das Leben des Sulla bietet weitere Informationen, die zum Verstandnis der Proskriptionen und ihrer Umstande essenziell sind. Nichtsdestotrotz sollte bedacht werden, dass es sich bei den biografischen Darstellungen weniger um Geschichtsschreibung im modemen Sinne handelt, sondem vielmehr um Charakterstudien, die dem Leser Beispiele fur moralisches und unmoralisches Verhalten bieten sollen9 und oftmals rudimentar auf schriftlichen Quellen basieren, jedoch vielfach von Plutarch modifiziert wurden. Weiterhin sind das umfangreiche Geschichtswerk des Velleius Paterculus sowie die Abhandlungen uber die Burgerkriege des Appian als wichtige Quellen zu nennen.

Da neben den eigentlichen Proskriptionen auch die Umstande untersucht werden sollen, unter denen sie stattfanden, sollten die entsprechenden vorangegangenen Entwicklungen kurz umrissen werden: Vor der Diktatur Sullas, die zwischen 82- 79 v. Chr. das politische Geschehen Roms pragte, hatte sich der Cornelier als Feldherr in verschiedenen Bereichen ein gewisses militarisches Ansehen erworben, so z. B. wahrend des Krieges mit Jugurtha10. Seine politische Einflussnahme manifestierte sich jedoch erst nach dem Bundesgenossenkrieg, in dem Sulla primar gegen das aufstandische Klientelvolk der Samniten kampfte und schliefclich auch einige Erfolge erzielen konnte, als er im Jahre 88 v. Chr. zum Konsul gewahlt wurde11, um Krieg gegen Mithridates VI. von Pontos zu fuhren; nach einer Eskalation um die Frage nach der politischen Eingliederung der neu hinzugewonnen romischen Burger aus den aufstandischen Stadten Italiens forderte der Populare Publius Sulpicius Rufus, die neuen Burger mit vollem Wahlrecht zu integrieren und zudem alle verschuldeten Senatsmitglieder von politischen Entscheidungen auszuschliefcen; zuletzt schlug er vor, Sulla das Kommando uber die Truppen gegen Mithridates zu entziehen, um es einem popularen Feldherrn zu ubertragen12. Letztendlich war Sulla gezwungen, den neuen Bestimmungen zuzustimmen, jedoch soil er kurz darauf zu seinem Heer, das aufcerhalb Roms lagerte, zuruckgekehrt sein; trotz der offiziellen und legalen Grundlage, auf der sein Heer aufgefordert wurde, sich dem Befehl des Marius zu unterstellen, habe man die Gesandten des Senatsgesteinigt13. Darauf folgte der erste Marsch auf Rom, in dessen Folge Sulpicius getotet wurde; aufcerdem wurden alle von ihm durchgesetzten Gesetze wieder annulliert und vor seiner Abreise, um gegen Mithridates zu kampfen, liefc Sulla neue Konsuln fur das Jahr 87 wahlen, von denen jedoch nur einer seiner politischen Ideologie anhing, wahrend Lucius Cornelius Cinna, der andere Konsul, erklarter Populist und Anhanger des Marius war; kurz darauf wurde der optimatische Konsul, Gaius Octavius, von Cinna und den ihm unterstellten Truppen getotet, nachdem er mit seinen Verbundeten, primar den neuen romischen Burgern aus anderen italienischen Siedlungsgebieten, Rom eingenommen hatte14. Nach dem Krieg gegen Mithridates kehrte Sulla nach Rom zuruck, das zwischen 87 und 84 von Cinna als Konsul regiert worden war, und begann den Kampf um Rom mit den popularen Feldherren, an dessen Ende der Sieg Sullas stand; Cinna selbst wurde 84 in einer Meuterei getotet, die seine eigenen Soldaten begonnen hatten. Seine Nachfolge traten Gaius Norbanus und Lucius Cornelius Scipio Asiagenus an, die den Truppen Sullas zunachst keinen Widerstand leisteten und dem stetig durch Uberlaufer wachsenden15 Heer zunachst nichts entgegensetzten; beide Kosuln wurden von Sulla besiegt, jedoch mit Milde behandelt. Konsul des folgenden Jahres war neben Gaius Marius dem Jungeren auch Papirius Carbo; beide wurden ebenfalls geschlagen, jedoch liefcen sie wahrend der Kampfe Freunde und Bekannte Sullas toten16. Nachdem die Unruhen durch den Sieg Sullas beigelegt worden waren, liefc Sulla sich durch den interrex, der durch die Abwesenheit beider Konsuln ins Amt erhoben wurde, zum Diktator ernennen; seine Kompetenzen sowie die Lange der Diktatur waren unbeschrankt17. Nach der Festigung seiner Machtposition in Rom begann Sulla rasch, sich politischer Feinde zu entledigen, obwohl bereits vor der offiziellen Emennung zum Diktator erste Personen proskribiert worden sein sollen18. Die weitaus bekannteren Proskriptionen Sullas, die erst nach der Emennung zum Diktator stattfanden, werden unterschiedlich genau von verschiedenen Autoren beschrieben: Bei Cassius Dio werden die Proskriptionen als Gipfel der Grausamkeit beschrieben, als Taten, deren Boshaftigkeit sogar die Handlungen Cinnas und Marius uberschatten19. Velleius Paterculus schreibt in seiner romischen Geschichte:

„[...] imperio, quo priores ad vindicandam maximis periculis rem publicam olim usi erant, eo in inmodicae crudelitatis licentiam usus est."20 („Die Befehlsmacht, die zuvor genutzt worden war, urn die Republik vor den grbRten Bedrohungen zu schiitzen, wurde von ihm genutzt, urn seine unmaBigen Grausamkeiten ausuben zu kbnnen.")

Er fiigt daraufhin noch hinzu, dass dies das erste, nicht aber das letzte Mai gewesen sei, dass die Proskriptionen genutzt worden waren und beschreibt genauer, wie die Proskriptionen funktionieren sollten, so z. B. die Zahlungsmodalitaten nach Totung der Proskribierten21. Weiterhin bedauert Paterculus noch, in welchem MaGe die Proskriptionen Unrecht in Rom verbreiteten:

„Adiectum etiam, ut bona proscriptorum venirent exclusique paternis opibus liberi etiam petendorum honorum iure prohiberentur simulque, quod indignissimum est, senatorum filii et onera ordinis sustinerent et iura perderent."22 („ Zu erganzen ist, dass die Giiter der Proskribierten verkauft wurden und ihre Kinder das Recht auf ein Erbe verloren, sowie, dass den Kindern der Proskribierten untersagt wurde, die Amterlaufbahn einzuschlagen, und, was am ungerechtesten ist, dass die Sbhne der Senatoren zwar die Hindernisse ihres Standes zu ertragen hatten, die Privilegien des Standes jedoch verloren.")

Plutarch berichtet zudem von seiner Abdankung; er erklart, dass Sulla so von seinem Gluck uberzeugt gewesen sei, dass er wagte, das Amt des Diktators freiwillig abzulegen und sogar danach wie ein normaler Burger uber das Forum geschritten sein soil23. Obwohl nun eine weitere, intensivere Betrachtung der Proskriptionen des Sulla stattfinden konnte, sollte zunachst kurz zusammengefasst werden, welche Folgen die Proskriptionen des Sulla laut antiken Autoren hatten: Eine der wohl wichtigsten, aber in gewisser Weise uberraschende Folge der Diktatur Sullas war die Starkung der senatorischen Macht in der Republik, die Sulla ebenfalls starken wollte; er soil die Anzahl der dauerhaft im Senat vertretenen Politiker wahrend seiner Regierung von 300 auf insgesamt 600 verdoppelt haben; zudem schien es ihm von enormer Wichtigkeit, den Anschein einer Demokratie zu wahren, indem er beispielsweise weiterhin Konsuln wahlen liefc und, trotz einer erheblichen Schwachung der politischen Position, das Amt des Volkstribuns beibehielt24. Zuletzt legte Sulla aus freien Stucken das Amt des Diktators ab; aus welchen Grunden genau, diirfte er in seinen Memoiren erklart haben, die nur in weiteren Quellen als Titel erwahnt werden, so z. B. bei Sueton oder Cicero. Deutlich erkennen lasst sich jedoch in den bis heute erhaltenen Quellen, dass der Tod des als durch und durch grausam beschriebenen ehemaligen Diktators von vielen Burgern unterschiedlich aufgenommen wurde; Appian erlautert, dass die Parteianhanger Sullas sich durchsetzen konnten und einer offentlichen Prozession durch Rom nicht mehr im Weg gestanden habe; wahrend der Feierlichkeiten sollen dem toten Diktator eine Vielzahl von Geschenken gemacht worden sein, teils aus Anerkennung, teils aus Furcht25.

Wenn nun in Abgrenzung zu den Proskriptionen des Sulla, die von einer einzigen Person geplant und durchgefuhrt worden waren, auch die spateren Proskriptionen im Kontext ihrer Durchfuhrung betrachtet werden sollen, muss ein kurzer historischer Uberblick geboten werden:

Nach der Ermordung des G. I. Caesar, die laut verschiedenen Quellen mit einiger Sicherheit auf die Iden des Marz datiert werden kann, wurde der GroGneffe des verstorbenen Imperators durch Verlesung des Testaments zum alleinigen Erben bestimmt; trotz Protest seiner Eltern entschloss er sich mit 19 Jahren, das Erbe anzunehmen:

„Ceterum urbe repetita hereditatem adiit, dubitante matre, vitrico vero Marcio Philippo consulari multum dissuadente."26 (Er suchte die Stadt erneut auf und trat die Erbschaft an, den Zweifeln der Mutter zum Trotze und gegen das vielfache Abraten seines Stiefvaters, des Konsulars Marcus Philippus.").

Nach Antritt des Erbes beschloss er, nach dem Vorbild seines toten Onkels, sich mit zwei anderen Mannern aus dem Umkreis des verschiedenen Caesars zu verbunden; Marcus Antonius und Marcus Lepidus waren die zwei Manner, die aus dem jungen Octavian einen Triumvim machten und mit denen er spater noch ein weiteres Mai ein politisches Bundnis eingehen sollte27, nachdem sich Octavian und Antonius zu Beginn noch feindselig gegenubergestanden hatten. Die genaue Darstellung der Beteiligung Octavians an den Proskriptionen variiert bei verschiedenen antiken Autoren stark: Bei Sueton heifct es:

„ln quo restitit quidem aliqaumdiu collegis nequa fieret proscriptio, sed inceptam utroque aceribus exercuit"28 ( „ Hierbei widersetzte er sich seinen Amtskollegen, die die Proskriptionen auszufiihren wiinschten, zwar eine Weile, jedoch ubte er sie noch harter als die anderen aus, nachdem sie begonnen hatten.")

Velleius Paterculus hingegen weiR zu berichten, dass Octavian nur durch den Zwang der anderen beiden Triumvim uberhaupt an den Proskriptionen beteiligt gewesen sein soil29.

Eine besonders relevante Darstellung der Proskriptionen unter den Triumvim bietet die Darstellung bei Cassius Dio: Bei ihm wird deutlich geurteilt uber die Art und Weise, auf die die Morde in Rom durchgefuhrt wurden; so soil z. B. unter Sulla das Morden ein spontanes, vom Schicksal diktiertes und ohne bose Absicht verrichtetes Werk gewesen sein, wahrend es unter den Triumvim zu grofcerem Schrecken unter der Bevolkerung gekommen sein soil, weil viele Burger noch urn die Erfahrungen der Proskriptionen unter Sulla wussten und sich somit mental selbst mehr qualten, als es bei den ersten Proskriptionen noch der Fall gewesen sein soil, die ohne Ankundigung und unmittelbar stattfanden30. Eine durchaus hartere Bewertung erfahren auch die ersten Proskriptionen in den vorherigen Buchern des Dio: So habe es auch bei den Proskriptionen des Sulla grausame Szenen gegeben haben, bei denen GliedmaGen der getoteten Feinde auf offentlichen Platzen in der Stadt aufgestellt worden sein sollen31. Dio beklagt weiterhin vor allem, dass unter Sulla nur die tatsachlich an der Politik beteiligten Personen zu furchten brauchten, wahrend es unter den Triumvim jede Person treffen konnte, und bemangelt auGerdem, dass Antonius sogar eigene Familienmitglieder proskribiert habe32. Auch er stellt Octavian als den gutigsten und am wenigsten blutrunstigen Triumvim da, dessen Milde und Zuruckhaltung auf die Erziehung seines verstorbenen Onkels zuruckzufuhren sei; er relativiert die dargestellte Giite des jungen Caesar aber auch, indem er erinnert, dass Octavian durch sein geringes Alter und mangelnde politische Erfahrung bei weitem nicht so viele Feinde und so viel Anlass zum Morden gehabt habe, wie es bei seinen Amtskollegen der Fall war33. Appian erklart in seiner Beschreibung der Burgerkriege, dass die Triumvim bereits im Lager nahe Mutina begonnen haben sollen, ihre personlichen Feinde auf Todeslisten zu setzen; als Begrundung gibt er an, dass die Triumvirn sich aller inneren Feinde in Rom selbst entledigen wollten, urn von ihnen wahrend ihrer auGenpolitischen Handlungen nicht gestort zu werden34. Im weiteren Verlauf behauptet er jedoch, ahnlich wie es Paterculus uber die Proskriptionen Sullas schrieb, dass auch Personen, die grofcen Reichtum besafcen, Opfer der Proskriptionen wurden, um die Kriegskasse zu fullen35. Ahnlich berichtet auch Plutarch in seiner Sulla-Biographie von einem gewissen Quintus Aurelius, der auf dem Forum seinen eigenen Namen auf der Liste der Proskribierten gelesen haben soil und darauf, kurz vor seiner Ermordung, ausgerufen habe, sein Landgut habe ihn wohl getotet36. Sueton relativiert seine vorangegangene Meinung zur Milde und der generellen Abneigung des Octavian gegenuber den Proskriptionen, indem er den personlichen Umgang Octavians mit den Proskribierten darstellt, den er selbst wiederum aus den Berichten eines gewissen lulius Satumius kennen will: So soil sich Marcus Lepidus nach der Beendung der Proskriptionen offentlich entschuldigt haben und eine Zukunft der Milde in Aussicht gestellt haben, dem Octavian eine geradezu aggressive AuGerung entgegengesetzt habe, laut der er selbst alle Regulationen zu den Morden so gesetzt habe, dass es ihm weiterhin jederzeit moglich sei, frei uber die Schicksale der Burger zu entscheiden37. Direkt im Anschluss an ebendiese Ausfuhrung erklart Sueton, wie Octavian verschiedene Personen wegen des Verdachts auf Verschworung toten und foltern liefc; angeblich habe Augustus dem Prator Quintus Gallius eigenhandig die Augen ausgestochen, eine Art der Bestrafung, die sonst nur fur Sklaven verwendet wurde38. Eine Eigenart des Augustus und seiner spateren Herrschaft als Princeps war die gezielte Vernichtung bestimmterSchriften; ersoll viele verschiedene religiose sowie historiografische Werke verbrannt haben, um sicherzustellen, dass der Nachwelt ein Bild vom ersten Kaiser ubermittelt werden wurde, das seinen Vorstellungen entsprache. Daher ist der grofcte Teil der Quellen, die von zeitgenossischen Autoren verfasst wurden, als gewissermafcen zensiert zu verstehen; die Quellen, die sich auch negativ uber Augustus und sein Handeln aufcern, sind meist jungeren Ursprungs uns basieren oft auf mundlichen Uberlieferungen oder Rekonstruktionen der Ereignisse.

[...]


1 Plutarch: Sulla, 34, 2.

2 Sueon: Augustus, 13, 1-2.

3 R. Gest. div. Aug.

4 Vgl. z. B.App. Civ.

5 Vgl. z. B. Eckert, Alexandra: Lucius Cornelius Sulla in der antiken Erinnerung, Berlin 2016.

6 Levick, Barbara: Caesar' s Political and Military legacy to the Roman Emperors, in: Griifin, Miriam (Hrsg.): A Companian to Julius Caesar, Oxford 2009, S. 217- 220.

7 De Coninck, Luc: Suetonius en de arcivalia, Brussel 1983, S. 32-33.

8 Vgl. z. B. Millar, Fergus: A study of Cassius Dio, Oxford 1964.

9 Vgl. Insbesondere Plut. Alex. 1, 2-3.

10 Plut. Sull. 3. nPlut.Sull.6.

11 Plut. Sull. 3. nPlut.Sull.6.

12 App. Civ. 1.59.

13 Plut. Sull. 8-9.

14 Veil. Historia Romana 2, 18-19.

15 Veil. Historia Romana 25, 1-2.

16 Veil. Historia Romana 26, 1.

17 Plut. Sull. 33.

18 App. Civ.95, 1.

19 Cass. Dio: Historia Romana 33, 108.

20 Veil. Historia Romana 28, 2.

21 Veil. Historia Romana 28, 3.

22 Veil. Historia Romana 28, 4.

23 Plut. Sull. 34.

24 App. Civ. 100, 1.

25 App. Civ. 105-106, 1.

26 Suet. Aug. 8, 2.

27 "Veil. Historia Romana 65, 1.

28 Suet, Aug, 27, 1.

29 "Veil. Historia Romana 66,1.

30 Cass. Dio: Historia Romana 47, 3.

31 Cass. Dio: Historia Romana 33.

32 Cass. Dio: Historia Romana 47, 6.

33 Cass. Dio: Historia Romana 47, 7.

34 App. Civ.4,3.

35 App. Civ. 4, 5.

36 Plut.Sull.31,6.

37 Suet.Aug.27, 2.

38 Suet. Aug. 27,4.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Proskriptionen. Notwendiges Übel oder willkürlicher Mord?
Untertitel
Eine vergleichende Betrachtung der Umstände und Konsequenzen der Proskriptionen des L. C. Sulla und der Proskriptionen der Triumviri um Octavian
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Institut für Geschichtswissenschaft)
Veranstaltung
Übung: Geschichte als Ressource in der Politik Roms
Note
2,0
Jahr
2019
Seiten
16
Katalognummer
V593645
ISBN (eBook)
9783346193490
ISBN (Buch)
9783346193506
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Proskriptionen; Octavian; Augustus; Marcus Antonius; Spätrepublik; Sulla;
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Die Proskriptionen. Notwendiges Übel oder willkürlicher Mord?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/593645

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