Inwieweit müssen Charles Manson und seine Verbrechen als prägend für die Popkultur angesehen werden?


Facharbeit (Schule), 2020

12 Seiten, Note: 15

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Person Charles Manson
2.1 Die „Manson Family“
2.2 Die Morde der „Manson Family”

3. Popkultur zurzeit von Charles Manson

4. Einfluss von Charles Manson auf die Popkultur

5. Wie die Popkultur Charles Manson prägte

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Popkultur war Mansons wahrer Verbündeter“1, mit diesen Worten beschreibt Karina Longworth2 die Beziehung von Charles Manson zur Popkultur.

Auf den ersten Blick scheint diese Aussage ein wenig verblüffend, da Charles Manson eher bekannt war als charismatischer, manipulativer und rassistischer Psychopath, der für eine Vielzahl an Morden und Verbrechen verantwortlich war.3

Allerdings war Manson auch ein durchaus begabter Musiker, der mit seiner Musik Gleichgesinnte ansprach, seine Weltanschauung verbreitete und eine Verbindung zur Popkultur aufbaute.4

Welche Rolle spielte seine Beziehung zur Popkultur bei seinen Verbrechen? Und wie prägte Manson selbst die Popkultur und im Gegenzug die Popkultur ihn?

In der folgenden Arbeit soll diskutiert werden, inwieweit Charles Manson und seine Verbrechen als prägend für die Popkultur angesehen werden müssen bzw. können.

Mein Interesse an diesem Thema wurde dadurch geweckt, dass ich mich in der Vergangenheit bereits mit Pablo Escobar und seinen Verbrechen auseinandergesetzt habe. Dadurch habe ich mich ausführlich mit Serienmördern beschäftigt und bin auf weitere ähnliche Fälle gestoßen, die mich letztendlich zu Charles Manson geführt haben.

Außerdem interessieren mich die Abgründe der menschlichen Psyche und deren Taten, zu denen Menschen in der Lage sind.

2. Die Person Charles Manson

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Charles Milles Manson, der am 12. November 1934 in Cincinnati als unehelicher Sohn einer sechzehnjährigen Prostituierten geboren wurde, ist aufgrund der Verbrechen mit der „Manson Family“ (siehe. S.2, Kap. 2.1) und den damit in Verbindung stehenden Morden als einer der berüchtigtsten Kriminellen der Geschichte bekannt.5

Manson wurde stark von Kulten wie „Scientology“, „The Process Church of The Final Judgement“ und außerdem von seiner Interpretation des „Harmagedon“ der biblischen Offenbarung des Johannes angetrieben.6 Darüber hinaus gelten aber auch die Beatles und die damalige Hippiekultur als große Inspiration für Manson.

Abgesehen davon war Manson ein überzeugter Rassist, Hitlerfanatiker und von der Überlegenheit seiner „Family” überzeugt.7

Dies bestätigt auch die Tatsache, dass er sich nach seiner Inhaftierung ein Hakenkreuz auf die Stirn geritzt hat.

Des Weiteren konsumierte er regelmäßig Drogen wie LSD, die seine Taten und Ansichten stark beeinflussten.

Demgegenüber gelten die Künste und die Musik der 60er und 70er als großer Einfluss. Besonders das Lied „Helter Skelter“ von den Beatles aus dem Jahr 1968 vom „White Album“ soll er als einen Aufruf zum Rassenkrieg interpretiert haben, indem er unter anderem Kriegsgeräusche im Hintergrund hörte.8

1971 wurde er ursprünglich zum Tode verurteilt, da er ca. 35 Morde zu verantworten hatte und zwei Morde sogar selbst verübt haben soll. Diese Strafe wurde jedoch in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt, da alle Todesstrafen, die vor dem Jahre 1972 ausgesprochen wurden, vom Obersten Kalifornischen Gericht in eine lebenslange Haftstrafe konvertiert wurden.9

Letztendlich verstarb Charles Milles Manson am 19.11.2017 im Alter von 83 Jahren, nach fast fünfzig Jahren im Gefängnis an den Folgen von Krebs.10

2.1 Die „Manson Family“

Die „Manson Family“ war die von Charles Manson gegründete Hippiekommune.11 Sie umfasste circa einhundert junge Frauen und Männer, die Manson als ihren Anführer und Heilsbringer sahen. Manson selbst inszenierte sich als Guru und gab sich innerhalb der „Family“ den Namen „Jesus Christ“. 1969 begangen Mitglieder der „Family“ auf Geheiß ihres Oberhauptes mehrere Morde in Kalifornien.12 Nach Ergebnissen der darauffolgenden Gerichtsverhandlung nutzte Manson Drogen, seine charismatische Persönlichkeit und sexuelle Gewalt, um seine Anhänger zu manipulieren und gefügig zu machen.13

2.2 Die Morde der „Manson Family”

In der Nacht zum 9. August 1969 töteten Mitglieder der „Manson Family“ die hochschwangere Schauspielerin Sharon Tate, drei Freunde der Ehefrau von Regisseur Roman Polanski und einen zufällig auf dem Grundstück anwesenden Studenten.14

Einen Tag darauf ermordeten die Jünger Mansons das Ehepaar LaBianca, indem sie ins Haus einstiegen und sie erst fesselten und daraufhin brutal ermordeten.

Vor allem die Brutalität der Morde sticht hierbei hervor. Rosemary erlitt laut Gerichtsmedizin einundvierzig Stichwunden, ihr Mann zwölf.

Außerdem ritzten die Täter Leno LaBianca das Wort „War” in die Brust.15

Sie schrieben mit dem Blut der Opfer Wörter wie „Pig“, „Death to Pigs“ und „Helter Skelter“ an die Wände der Villa.16

Diese Morde gingen in die Geschichte ein und werden als Tate-LaBianca Morde bezeichnet.17

Sieben Menschen starben damals bei der Mordserie Mansons und seiner Anhänger in Kalifornien.

Sein Leben lang leugnete Manson jede Tatbeteiligung oder auch nur Mitschuld, ebenso zeigte er keine Reue für die grausamen Morde seiner Anhänger. Tatsächlich war Manson selbst bei den Taten nicht anwesend, trotz dessen stellte der Staatsanwalt Bugliosi Manson als Drahtzieher dar, dem seine Anhänger bedingungslos gefolgt seien, nachdem er sie manipulierte und mit Drogen von seiner Ideologie überzeugt hatte.18

Die drei jungen Frauen, die neben einem Mann an den Morden an Sharon Tate und dem Ehepaar LaBianca beteiligt waren, sollen während des Prozesses ruhig, arrogant lächelnd im Gerichtssaal gesessen haben und ebenfalls keinerlei Reue oder Verantwortungsbewusstsein gezeigt haben. Sie seien von der Notwendigkeit dieser Morde überzeugt gewesen.

Während einige der Täter im Laufe ihrer Strafe bereits verstorben sind, sitzen andere bis heute in Haft.19

Bereut haben ihre Taten inzwischen alle Beteiligten, entlassen wurde bisher trotzdem niemand.

3. Popkultur zurzeit von Charles Manson

Die 60er Jahre waren in den Vereinigten Staaten durch große Umbrüche geprägt. Es war vor allem das Verwerfen des Traditionellen, was insbesondere durch die Hippiebewegung geprägt wurde.20

Parallel dazu wütete in Vietnam der Krieg, der das Land innen- sowie außenpolitisch spaltete und dadurch die Spannungen zwischen Staatsmacht und der rebellischen Bewegung immer weiter zuspitzte.

Diese rebellische Gegenbewegung war vor allem gekennzeichnet durch lange Haare, Rockmusik, Konsum von Drogen wie LSD, freie Liebe und die Ablehnung der Konsumgesellschaft.21

Die Hippiebewegung organisierte sich meist in Kommunen, die Charles Manson nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis 1967 ebenfalls als Lebensmittelpunkt wählte. Zentrum dieser Bewegung war Kalifornien, insbesondere San Francisco, welches auch Manson in seinen Bann zog.22 Nach außen hin ähnelte Charles Manson mit seiner Erscheinung deutlich den Anhängern der Hippiebewegung, ideologisch vertrat er jedoch extrem gegensätzliche Einstellungen. Sein Rassismus und die Überzeugung der Überlegenheit der „weißen Rasse“ sowie das Bevorstehen eines Rassenkrieges stehen in klarem Kontrast zu den Überzeugungen der Hippies und grenzen ihn und seine „Family“ auch deutlich von der eigentlichen Hippiebewegung ab.

Darüber hinaus spielten die Beatles eine große Rolle in der Popkultur der 60er und 70er Jahre. Die Band eroberte während Mansons Haftzeit Amerika, sodass Manson selbst großer Fan der Gruppierung wurde. Außerdem wollte er selbst Popstar werden und begann mit dem Gitarrespielen und Songwriting.23

Abgesehen von dem musikalischen Einfluss, den die Beatles auf Manson hatten, sah er in ihnen auch „die vier Engel der Apokalypse“, welche seiner Auffassung nach einen Rassenkrieg vorhersagten und dies in ihrem Song „Helter Skelter“ als versteckte Botschaft übermitteln wollten.

4. Einfluss von Charles Manson auf die Popkultur

Der Musikproduzent Neil Young sagte einst über Manson: „Der Junge ist gut, wissen sie, er ist nur ein bisschen außer Kontrolle“.24

Sehr bald war Manson frustriert, da er es nicht zum erfolgreichen Musiker brachte und viele in der Musikbranche ihm falsche Versprechungen machten. Diese Frustration mündete in einem Hass auf die Musiker und ferner auch in einem Hass gegenüber der gesamten Gesellschaft.

Da Manson es trotz guter Voraussetzungen nicht zum anerkannten Musiker schaffte, versuchte er sich fortan als Sektenführer.

Manson war davon überzeugt, dass die junge Generation von dem System ausgebeutet werden würde und die alte Ordnung dementsprechend abgeschafft werden müsse.25

Die Jugend, die zu dieser Zeit derselben Meinung war, sah in Manson einen Vater, Liebhaber und Gott sowie ein spirituelles Vorbild, weshalb sie sich in seiner „Family“ auf ihn einließen und in seine Kommune zogen.26

Unter Drogeneinfluss proklamierte er seiner „Family“ seine Ideologie und stiftete sie 1969 zu mehreren Morden an. Unter anderem ermordeten sie die hochschwangere Sharon Tate, Verlobte des Regisseurs Roman Polanski und das Kaufmann-Ehepaar LaBianca.27

Mit dem Blut der Opfer schrieben sie dann Botschaften an die Wände, die die Morde wie einen motivierten Ideologiemord der Black Panthers aussehen lassen sollten. Zudem war auffällig, dass die Mitglieder von Mansons „Family“ keine kriminelle Vorgeschichte hatten, sondern Kinder aus der Mittelschicht waren, die dem „Übervater“ im Drogenrausch quasi blind folgten. Er sei ihre „spirituelle Ikone, der Hohepriester des Anti-Establishment-Hasses“ gewesen.28

Als Manson daraufhin zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, publizierte er sein erstes Album „LIE“, was unter anderem von den Beach Boys veröffentlicht wurde.

Darüber hinaus spielte Guns n‘ Roses eines seiner Lieder, andere Bands coverten seine Songs.

Auch U2 mischte sich in den Trend ein. Sie coverten „Helter Skelter“ von den Beatles auf ihrem Album „Rattle and hum“, der Frontman Bono führte das mit dem Satz ein: „Diesen Song hat Charles Manson von den Beatles geklaut. Wir klauen ihn zurück.“ Durch diese Beispiele wird klar, wie diskutiert und kontrovers Manson und seine Musik zur Zeit seiner Inhaftierung waren.29

Außerdem wurden zahlreiche Bücher, Musicals, Theaterstücke, Ausstellungen, Dokus und Filme über Manson veröffentlicht.

Die britische Popband „Kasabian“ benannte sich nach Linda Kasabian, einem Mitglied der „Family“.

Einer der bekanntesten Namensvetter ist jedoch der US-Sänger Bryan Hugh Warner, besser bekannt als Marilyn Manson, der mit diesem Namen das Gute mit dem Bösen zu vereinen mochte: Marilyn Monroe und Charles Manson.30

Alle diese Künstler, die in jedweder Form von Mansons Status und Popularität profitierten, würden sich sehr wahrscheinlich von der geringsten Verbindung zu Mansons Überzeugung, dem unabwendbaren Rassenkrieg, seiner Hitler-Wertschätzung und Nazi-Gedankengut sowie der Gewissheit, auserwählt zu sein, für ihn und seine „Family“ distanzieren. Manson wurde zur Pop-Ikone begnadigt und war somit trotz seiner menschenverachtenden Attitude und Taten zur Ausbeutung freigegeben.31

Während seiner Haftzeit zählte Manson zu den populärsten Stars in ganz Amerika. Dies zeigt sich unter anderem durch seine Fanpost. Er erhielt nach Angaben der Justizbehörden circa 60.000 Briefe und E-Mails pro Jahr. Außerdem seien Mädchen zu ihm ins Gefängnis gekommen, um ihm zu huldigen, ihm ihre Treue zu schwören und sogar, um ihm zu versprechen, ihre Kinder nach seinem Vorbild zu erziehen.32

Manson genoss diese Art der Aufmerksamkeit: „Solche Besuche machen mir Spaß, und ich weiß, dass das krank ist; ich weiß, dass ich krank bin. Aber wie krank ist die Welt da draußen?“.33

Auch heute beeinflusst Manson die Popkultur bzw. ist er bis heute Gegenstand dieser. In Quentin Tarantinos neuem Film “Once Upon a Time in Hollywood” beispielsweise wurden die Tate-LaBianca Morde als Teil der Nebenhandlung verfilmt. Seit dem der Film im Kino läuft, wurde der Schauplatz der Morde eine neue Pilgerstätte für Mansons Fans und anderweitig Interessierte.34

Dadurch wird noch einmal deutlich, wie präsent die Taten der „Family” bis heute sind und dass sie selbst fünfzig Jahre später noch immer als Handlung für ein Hollywood-Schwergewicht dienen können.

[...]


1 Gasteiger, Carolin: Wie ein Serienmörder zur Pop-Ikone wurde, Süddeutsche Zeitung, 10.11.2017

2 Karina Longworth ist eine amerikanische Autorin und Journalistin aus Los Angeles. Longworth schreibt, moderiert und produziert einen Podcast über die geheime und vergessene Geschichte des ersten Jahrhunderts in Hollywood

3 Vgl. Gasteiger, Carolin: Wie ein Serienmörder zur Pop-Ikone wurde, Süddeutsche Zeitung, 10.11.2017

4 Ebd.

5 Vgl. Biography: Charles Manson, 15.03.2018

6 Ebd.

7 Vgl. Schmitt, Uwe: Wie Charles Manson zur Pop-Ikone begnadigt wurde, Welt, 20.11.2017

8 Vgl. Heidböhmer, Carsten: Der kalifornische Albtraum - wie Charles Manson die Popkultur beeinflusste, Stern

9 Ebd.

10 Vgl. Brauer, Markus: 50 Jahre nach dem Manson-Blutbad, Stuttgarter Zeitung, 09.08.2019

11 Vgl. Vincent Bugliosi: Helter Skelter, 14.08.2017, S.221-223

12 Ebd.

13 Ebd.

14 Vgl. Brauer, Markus: 50 Jahre nach dem Manson-Blutbad, Stuttgarter Zeitung, 09.08.2019

15 Vgl. Heil, Christiane: Das grausame Ende der sechziger Jahre, Frankfurter Allgemeine, 09.08.2019

16 Vgl. Schmitt, Uwe: Wie Charles Manson zur Pop-Ikone begnadigt wurde, Welt, 20.11.2017

17 Ebd.

18 Vgl. Brauer, Markus: 50 Jahre nach dem Manson-Blutbad, Stuttgarter Zeitung, 09.08.2019

19 Vgl. Schmitt, Uwe: Wie Charles Manson zur Pop-Ikone begnadigt wurde, Welt, 20.11.2017

20 Ebd.

21 Ebd.

22 Ebd.

23 Vgl. Gasteiger, Carolin: Wie ein Serienmörder zur Pop-Ikone wurde, Süddeutsche Zeitung, 20.11.2017

24 Gasteiger, Carolin: Wie ein Serienmörder zur Pop-Ikone wurde, Süddeutsche Zeitung, 20.11.2017

25 Vgl. Heidböhmer, Carsten: Der kalifornische Albtraum - wie Charles Manson die Popkultur beeinflusste, Stern

26 Ebd.

27 Ebd.

28 Vgl. Werner, Hendrik: Die Manson Family verrichtete die Arbeit des Teufels, Weser Kurier, 18.07.2019

29 Vgl. Heidböhmer, Carsten: Der kalifornische Albtraum - wie Charles Manson die Popkultur beeinflusste, Stern

30 Ebd.

31 Vgl. Schmitt, Uwe: Wie Charles Manson zur Pop-Ikone begnadigt wurde, Welt, 20.11.2017

32 Vgl. Werner, Hendrik: Die Manson Family verrichtete die Arbeit des Teufels, Weser Kurier, 18.07.2019

33 Balzer, Jens: Symbol des Bösen, Zeit, 23.11.2017

34 Vgl. Heil, Christiane: Das grausame Ende der sechziger Jahre, Frankfurter Allgemeine, 09.08.2019

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Inwieweit müssen Charles Manson und seine Verbrechen als prägend für die Popkultur angesehen werden?
Note
15
Jahr
2020
Seiten
12
Katalognummer
V593474
ISBN (eBook)
9783346172051
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pop und Kultur, Charles Manson
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Inwieweit müssen Charles Manson und seine Verbrechen als prägend für die Popkultur angesehen werden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/593474

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Inwieweit müssen Charles Manson und seine Verbrechen als prägend für die Popkultur angesehen werden?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden