'Früher war´s nicht da und heute hast du das Geld nicht' - Zum Wandel von Einkaufs- und Essgewohnheiten am Beispiel eines ostdeutschen Dorfes


Magisterarbeit, 2005

86 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Kapitel I
Einleitung
1. Forschungsvorhaben
2. Fragestellung
3. Zur Anlage der Studie – Die Methode

Kapitel II
Eigenheiten des DDR-Konsumalltags
1. Aspekte des rasanten Untergangs der DDR-Konsumkultur
2. Zur Erfassung von Gewohnheiten
3 Die Beschreibung des Wandels anhand von Kategorien
4. Relevante Kategorien des DDR-Konsumalltags

Kapitel III
Zum Wandel von Einkaufs- und Essgewohnheiten am Beispiel eines ostdeutschen Dorfes
1. Einkaufsmuster
1.1 Der Alltagseinkauf in der DDR
1.2 Einkaufen als Konsum-Erlebnis – Der Alltagseinkauf nach der Wende
1.3 Der Alltagseinkauf in der Gegenwart
1.4 Was gibt es? – Was will ich? – Was kann ich mir leisten? – Zum Wandel von Einkaufsmustern
2. Eigenversorgung
2.1 „Hast halt keine Konserven zu kaufen gekriegt.“ - Eigenversorgung im Kontext des DDR-Konsumalltags.
2.2 „Hast dir auch nicht mehr die Zeit dafür genommen.“ - Eigenversorgung nach der Wende
2.3 „Da weiß man was man hat.“ - Eigenversorgungsleistungen als Beitrag zur Lebensqualität
2.4 Zum Wandel von Eigenversorgungsleistungen im Untersuchungskontext – Von der Notwendigkeit zum Selbstzweck.
3. Das „Besondere“
3.1 „Mensch ich hab Ananas gekriegt!“ - Das „Besondere“ im Kontext des DDR-Konsumalltags.
3.2 Zum Wandel der Kategorie nach dem Systemumbruch
3.3 Das „Besondere“ heute - Ausdruck individueller Lebensentwürfe
3.4 Abwechslung zur Normalität - Das „Besondere“ vor dem Hintergrund von Mangel und Überfluss
4. Die westliche Warenwelt
4.1 Die Bedeutung von Westprodukten im Kontext des DDR-Konsumalltags
4.2 Die westliche Warenwelt als Projektionsfläche der eigenen Bedürfnisse.
4.3 Die Wende – Es ist nicht alles Gold was glänzt
4.4 Zum Wandel von Sehnsuchtsstrukturen

Kapitel IV
Fazit
1. Zusammenfassung der Ergebnisse
2. Zur Charakteristik des Wandels von Einkaufs- und Essgewohnheiten nach dem Systemumbruch
3. Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Kapitel I

Einleitung

1. Forschungsvorhaben

Mit der Wende 1989 sind die DDR-Bürger aus ihren gewohnten gesellschaftlichen Zusammenhängen heraus gerissen worden. Nach der Auflösung und Zerstörung fast des gesamten institutionellen Gefüges und der Sozialstruktur fanden sich die Ostdeutschen in einer gänzlich anderen Gesellschaft wieder.

In vielen Sphären des Lebens wurde der Übergang von einer Gesellschaft in eine andere als konfliktreich - zumindest schwierig empfunden. Man denke nur an den Lebensbereich der Arbeit oder der sozialen Sicherheit, wo Entwertung, Unüberschaubarkeit und Unsicherheit der eigenen Existenz eine Rolle spielte.

Diese Arbeit unternimmt den Versuch den Umbruch im Bereich der Konsumkultur[1] zu beleuchten. Es geht um den Übergang von einer durch planwirtschaftlichen Mangel gekennzeichneten Versorgungskultur zur Konsumkultur westlichen Typus, dabei vor allem um die Analyse der alltagskulturellen Muster des Wandels.

Empirische Studien zur Transformationsforschung haben diesen Bereich der Alltagswelt bisher vernachlässigt, wohl mitunter deshalb, weil der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft auf der Alltagsebene vergleichsweise unproblematisch ablief, sich die Ostdeutschen schnell in die neue Verbraucherrolle fügten.

Die Relevanz der Betrachtung des Wandels in diesem Bereich ergibt sich meiner Meinung nach aus folgenden Faktoren:

Für die DDR-Bürger waren gerade die gegensätzlichen Konsumkulturen die sich über 40 Jahre dies- und jenseits des Eisernen Vorhangs entwickelt hatten, zumindest auf der Ebene der Alltagswelt, Inbegriff für die Verschiedenheit, das Trennende zwischen DDR und BRD. Was Deutschland über vierzig Jahre lang trennte waren nicht nur politisch gegensätzliche Ideologien, sondern auch völlig verschiedene Warenwelten.

Zudem gehörten Defizite in der Konsumkultur, der chronische Mangel, zu den am heftigsten beklagten Missständen und sie trugen damit in entscheidender Weise zur tiefen Legitimationskrise des sozialistischen Regimes bei. Deutlicher als irgendwo sonst trat in der Konsumkultur der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit sozialistischer Planwirtschaft zutage. Drittens wäre anzubringen, dass sich in keinem anderen Bereich die Phasen dieses historisch einmaligen Übergangs vom Sozialismus zum Kapitalismus besser verfolgen lassen, als in dem rasanten Untergang der DDR-Konsumkultur.

Die Entwicklung des Konsums[2] in Ostdeutschland gehört zu den positiven Erfahrungen des Vereinigungsprozesses. Neben der raschen Implementierung einer westlichen Konsumkultur zählt die kulturelle Aneignung einer Verkaufskultur zu den schnellsten kulturellen Wandlungsprozessen des Transformationsgeschehens. Die Zunahme von Optionen und eine Reihe begünstigender Faktoren in der Anfangszeit (steigende Löhne bei noch niedrigen Preisen für Mieten, Kaufkraftüberhang), führten sehr schnell zu nachhaltigen Verbesserungen der materiellen Lebensbedingungen. Besonders auf dem Gebiet des Konsums erfuhren die Ostdeutschen dadurch eines der tiefgreifendsten Erlebnisse der Modernisierung ihres Alltags.

Probleme und Schwierigkeiten, die mit dem raschen Umbruch einhergingen, sind insbesondere dort aufgetreten, wo jahrzehntelang gewachsene Routinen und Gewohnheiten zur Bewältigung des Konsumalltags ihre Bedeutsamkeit und ihren Sinn verloren haben. Beispielsweise haben die unter der Planwirtschaft immer lebhafte Schattenwirtschaft, die Improvisationstalente, die Beschaffungsprofessionalität und die Versorgungsbeziehungen der Menschen mit der Wende ihre Sinnhaftigkeit verloren. So sind es nicht nur die subjektiven Gewinn – sondern auch die Verlusterfahrungen die die Verankerung des einzelnen im heutigen Konsumalltag nachhaltig geprägt haben.

Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, zu untersuchen wie sich vor dem Hintergrund des Umbruchs der Konsumkultur, alltägliche Handlungsmuster[3] der Menschen im Bereich „Einkaufen und Essen“ verändert haben. Es geht um die Frage, wann welche Güter unter welchen Umständen, unter Mobilisierung welcher Motive erstrebenswert sind.

Der Wandel von Einkaufs- und Essgewohnheiten wird als zentraler Prozess gesellschaftlichen Wandels zum Gegenstand der folgenden Studie gemacht.

Die Analyse bezieht sich dabei ausschließlich auf den Wandel im Bereich der alltäglichen Konsumgüter – so Nahrungs- und Genussmittel und alle diesbezüglichen alltagskulturellen Handlungsweisen. Die gesamte Konsumgütersphäre unter Einbeziehung des non-food-Bereichs zu untersuchen, hätte schlichtweg den Rahmen der Arbeit gesprengt.

Da die vorliegende Arbeit den Wandel von Routinen und Situationen im Alltag zu erfassen versucht, schienen qualitative Verfahren der Datenerhebung und –interpretation unumgänglich. Denn nur qualitative Forschungsansätze sind geeignet, alltägliche Handlungsmuster in ihrer Struktur zu erfassen

Empirisch stützt sich die Studie auf qualitativ geführte Interviews, in denen Menschen berichten wie sie ihren Konsumalltag in der DDR organisiert haben, was sich mit der Wende in diesem Bereich des Alltags verändert hat und welche alltagskulturellen Muster sich in der Gegenwart herausgebildet haben..

Ich gehe davon aus, dass die Prägungen durch die Vergangenheit (Handlungsmuster im Bereich „Einkaufen und Essen“ unter den Bedingungen des Sozialismus) und das Niveau der Ausgangsbedingungen (Erfahrung chronische Mangel, niedrige (Fest)Preise für Grundnahrungsmittel etc.) in den Prozess des Wandels von Einkaufs- und Essgewohnheiten eingebracht werden.

2. Fragestellung

Das Ziel ist es, den Wandel von Einkaufs- und Essgewohnheiten von Menschen in einem ausgewählten Untersuchungskontext in einer spezifischen Weise zu beschreiben. Dazu werde ich – ausgehend vom DDR-Konsumalltag - Kategorien entwickeln, anhand derer sich Wandlungsprozesse besonders deutlich aufzeigen lassen.

Für die vorliegende Arbeit lautet die Fragestellung: Wie lässt sich vor dem Hintergrund des mit dem Systemumbruch einhergehenden Wandels der Konsumkultur, der Wandel von Einkaufs- und Essgewohnheiten beschreiben?

Es wird zu klären sein, in welcher Art und Weise sich Menschen alltagspraktisch mit den sich verändernden objektiven Bedingungen im Bereich „Einkaufen und Essen“ arrangiert haben. Ich behaupte, dass diese langfristige Betrachtung von Einkaufs- und Essgewohnheiten (bzw. relevanter Kategorien dieses Alltagsbereichs) vor allem aufschlussreiche Einsichten in Prozesse gesamtgesellschaftlichen Wandels liefert.

Häufig wird davon gesprochen, dass der Wandel im Alltagsbereich Konsum besonders rasch und nachhaltig statt gefunden hat. Aber war es wirklich so?

Es wird zu klären sein, inwieweit neue, auf den Bereich „Einkaufen und Essen“ bezogene, Verhaltensregeln und Wertmuster Züge dessen tragen was einmal in diesem Alltagsbereich war. Ziel der Arbeit ist es nicht, DDR-spezifische Mentalitäten und Handlungsmuster zu eruieren. Es geht um die Analyse von Alltagshandeln in einer spezifischen Umbruchsituation.

3. Zur Anlage der Studie – Die Methode

Wie bereits erwähnt ist eine qualitative Methodologie am ehesten dazu geeignet Alltagshandeln zu erfassen. Die qualitativen Interviews habe ich mit Menschen aus einem kleinen Dorf[4] in Thüringen, nahe der Grenze zu Bayern gemacht.

Das Dorf hat eine überschaubare Einwohnerzahl, eine hohe Eigenheimquote und es weist Spuren agrarischer Wirtschaftsformen auf.[5] Während der Zeit der deutschen Teilung befand sich Thaldorf im so genannten „Sperrgebiet“[6].

Zu Beginn meiner Forschungen schien mir dieser Umstand von besonderem Interesse, da er für den Bereich „Einkaufen und Essen“ Besonderheiten vermuten ließ. So las ich, dass zu DDR-Zeiten insbesondere Ost-Berlin, Bezirksstädte, Arbeiterzentren und Orte in der Sperrzone von einer bevorzugten Belieferung mit Konsumgütern profitieren sollten, um das Leben für die Bewohner attraktiver zu gestalten. Dass es tatsächlich so war, konnte mir allerdings kaum ein Interviewpartner oder Dorfbewohner bestätigen. Nach der Wende eröffnete die Grenznähe die Möglichkeit schnell und unkompliziert an der westdeutschen Konsumwelt teilzuhaben.

Die Lebenswelt[7] Dorf wird im Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand einige Besonderheiten aufwerfen, die ich jedoch bewusst in Kauf genommen habe. Diese resultieren sowohl aus strukturellen Besonderheiten (Sozial-, Wirtschafts-, und Infrastruktur), die ländlichen Räumen innewohnen, als auch aus der Spezifität subjektiver Befindlichkeiten und individueller Bewältigungsmuster der Menschen, die wiederum aus den Besonderheiten der Siedlungs- und Wohnsituation erwachsen. So wird das alltägliche Leben im Dorf häufig mit Traditionen und fest gefügten, sozialen Gemeinschaften in Verbindung gebracht.[8]

Die Erhebung der qualitativen Daten erfolgte durch, von mir persönlich, geführte Interviews mit fünf Gesprächspartnern (4 Frauen, 1 Mann). Sie alle gehören den Jahrgängen 1958 bis 1965 an, sind somit im „realen Sozialismus“ geboren und in ihm aufgewachsen.[9] Alle sind Anfang der achtziger Jahre nach Thaldorf gezogen, haben Kinder bekommen, waren berufstätig. Trotz einer großen LPG im benachbarten Herda[10] war keiner der Befragten in der Landwirtschaft tätig.

Mein Datenmaterial besteht jedoch nicht nur aus empirisch gewonnen Interviewdaten, sondern darüber hinaus aus vielfältigen Kontextmaterial.

Ausgangspunkt meiner Untersuchung war der Konsumalltag der Befragten in der DDR. Literarische Verarbeitungen der Thematik sind rar, meist beschränken sie sich auf spezifische Momente der ostdeutschen Konsumkultur, wie etwa den Versandhandel, das Westpaket oder das Produktdesign.[11] Als äußerst hilfreich beim Erwerb von Kontextwissen, erwies sich das Buch zur DDR-Konsumgeschichte von Ina Merkel.[12] Es diente als hilfreicher Überblick über die Konsumkultur der DDR, ihre Institutionen, ihre Modernisierungsansätze, ihre Krisen. Gleichwohl eröffnete es erste tiefe Einblicke in die Mentalität und Lebenswelt der ostdeutschen Verbraucher.

Soziologische Untersuchungen zum Thema operieren überwiegend mit quantitativem Material. Elvir Ebert vermochte es zwar nützliche Einblicke in alle drei Phasen ostdeutscher Konsumkultur zu geben, schlussendlich jedoch berücksichtigte die Ausarbeitung in starkem Maße Indikatoren verbesserten Lebensstandards (Pro-Kopf-Verbrauch, Ausstattungsgrad, Einkommen etc.) und zielte weniger auf die Herausstellung des im Zuge des Transformationsprozesses stattgefundenen Wandels von Gewohnheiten und kulturellen Praktiken.

Einblicke in die Vielfalt der Probleme ostdeutschen Konsumalltags konnten auch Materialien zeitgenössischer, politischer Satire geben. Die Mangelproblematik und die damit verbundenen Phänomene waren zuhauf Inhalt von DDR-typischen Versorgungswitzen.[13]

Durch Archivrecherchen, im Gemeinde- und im Kreisarchiv, war es möglich sich Kontextwissen zur Versorgungssituation im Untersuchungskontext anzueignen. Mein Hauptinteresse lag dabei auf Protokollen der Gemeindevertreterversammlungen und der Sichtung von Eingaben weil sie die Diskrepanzen, zwischen individuellen Vorstellungen von Normalität und der erlebten Umwelt, deutlich werden lassen.

Mein qualitatives Forschungsdesign lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Da ein tiefgründiges Verstehen eines Wandels typischer Merkmale und Strukturen des Phänomens „Einkaufen und Essen“ im Untersuchungskontext noch ausstand, erarbeitete ich Erklärungszusammenhänge und Hypothesen auf Grundlage der Triangulation[14] meiner empirischen Befunde mit dem Kontextwissen.

Dabei entstanden Leitfadeninterviews[15], die mit der Frage eingeleitet wurden: „Denken Sie an die DDR-Zeit. Erzählen Sie mir doch mal, wie für Sie ein normaler Lebensmitteleinkauf für ihre Familie von statten ging. Also: Wo haben sie ihre Lebensmittel eingekauft, wie und wann haben Sie die Einkäufe erledigt und wie oft haben Sie eingekauft?“

Diese Frage erwies sich als Anlass sehr gehaltvoller Erzählungen und Beschreibungen von Ereignissen und deren interpretativer Verarbeitung.

Weiteres Nachfragen ergab sich aufgrund der Klärung von den in den Interviews vorkommenden undeutlichen Beschreibungen und Erlebnisdarstellungen. Da es das Ziel der Arbeit ist den Wandel von Routinen und Situationen im Konsumalltag zu beschreiben, war es notwendig durch einen Leitfaden, konkrete Situationen (DDR, Zeit der Wende, Gegenwart) vorzugeben, vor deren Hintergrund die Interviewpartner von Erfahrungen und ihren alltäglichen Handlungsmustern im Bereich „Einkaufen und Essen“ erzählen sollten. Die Verwendung eines Leitfadens diente somit der Erhebung und Analyse von Handlungsmustern und Erfahrungen unterschiedlicher Personen, zu vorab bestimmten Themenbereichen. Die konkrete Abfolge der Fragen habe ich situationsabhängig gestaltet um einerseits den Erzählfluss nicht zu stören, andererseits aber auch um interessante Aspekte die im Gesprächsverlauf auftauchen an entsprechender Stelle spontan einfließen zu lassen.

Auch über die Interviewtätigkeit hinaus kam ich mit Dorfbewohnern und Leuten aus dem Nachbarort ins Gespräch, die von meinem Forschungsvorhaben erfuhren, an einem Interview jedoch kein Interesse hatten. Trotzdem konnten sie mir wertvolle Einblicke in den Wandel von Einkaufs- und Essgewohnheiten geben. In Form von Gedächtnisprotokollen fließen diese Ergebnisse in die Arbeit ein.

An dieser Stelle muss jedoch noch auf die Probleme der Methode verwiesen werden. Da ich die Forschungen in meinem Heimatort betrieben habe, war ich mir darüber bewusst, dass ein notwendiges Maß an Distanz zu bewahren ist, was freilich nicht heißt das Distanz auch tatsächlich erreicht wurde. Eine Art „falsche Distanz“ erzeugte ich bei der Konzeption des Interviewleitfadens. Alle Fragen waren mit den Anredepronomen „Sie“, „Ihre“, „Ihr“ etc. formuliert. Bereits im ersten Interview fand ich es befremdlich die mir bekannten Interviewpartner so anzusprechen. Zweifellos entstanden durch den Wechsel vom „Sie“ zum „Du“ sehr persönliche und vertraute Interviews, was Vor- und Nachteile hat.

So konnte ich mir nie sicher sein inwieweit die Interviewten das eigene Handeln unter dem Aspekt der Selbstverständlichkeit oder der vermeintlichen Bedeutungslosigkeit geschildert haben. Emotionale Verbundenheit zum Untersuchungskontext, Ortskenntnis und das Empfinden von Selbstverständlichkeit bestimmter Alltagssituationen und –handlungen, machen es auch für mich als Forscher schwierig, bezüglich der Fragestellung, ein für Außenstehende verständliches, objektives Bild vom Untersuchungskontext zu vermitteln. Den Dorfbewohnern und vor allem den Interviewpartnern dabei nicht zu nahe zu treten, war erklärtes Ziel meines Vorhabens.

Als positiv würde ich die Authentizität der so entstandenen Interviews bewerten. Einerseits fällt es den Befragten durch die vertraute Atmosphäre leichter, persönliche – zuweilen pikante - Angaben und Informationen preis zu geben, andererseits reduzieren sich verfälschte Aussagen.

Da es das Ziel der Arbeit ist einen Wandel der Einkaufs- und Essgewohnheiten zu beschreiben, war es notwendig die Interviewten retrospektiv zu Einstellungen und Verhaltensweisen in der DDR zu befragen. Dabei besteht die Gefahr die damalige Versorgungslage und dementsprechende Handlungsmuster im „sanften Licht der Vergebung“[16] zu sehen. Wahrnehmungen und Bewertungen sind selbst einem starken Wandel unterworfen und je größer die Distanz wird, desto mehr stößt man auf die Prägung der Erinnerungen an die DDR durch die Ereignisse der letzten Jahre.

Um den Wandel im Bereich „Einkaufen und Essen“ zu analysieren, schien es von Vorteil Kategorien zu entwickeln, anhand derer Wandlungstendenzen beobachtet werden können, die mit den Systemumbruch in Zusammenhang stehen.[17]

Nach der Durchführung der Interviews begann ich mit der inhaltsanalytischen Auswertung. Die Datenanalyse erfolgte in einem Prozess der Kodifizierung, der folgendermaßen verstanden werden kann: „Vorgehensweise, durch die die Daten aufgebrochen, konzeptualisiert und auf eine neue Art zusammengesetzt werden.“[18]

Dabei bin ich wie folgt vorgegangen: Die erste Frage die sich an das transkribierte Interviewmaterial richten musste, lautete: Worüber wird in diesem Interview berichtet? Und was bedeutet das? Für jedes Interview entstand so eine Liste von beschriebenen Themen. Anhand dieser Liste erfolgte dann der Vergleich mit den anderen Interviews.[19] Das Ziel bestand darin, definitiv wichtige Dimensionen und deren Ausprägungen aus dem Material heraus zu entwickeln. Dafür erschienen bestimmte, von den Interviewten sehr dicht beschriebene Phänomenbereiche, als viel versprechend für eine Betrachtung des Wandels von Einkaufs- und Essgewohnheiten. Da ich am Anfang zweifelte, wie sich die Schilderungen der Befragten strukturieren lassen, habe ich die für den Wandel von Einkaufs- und Essgewohnheiten relevanten Kategorien nicht a-priori festgelegt. Mithilfe des Leitfadens wurden bestimmte Phänomene zunächst möglichst weitgehend differenziert, um daraus erst später Kategorien im engeren Sinne zu entwickeln.

Obwohl jede, der von mir konstruierten Kategorien eine relative Unabhängigkeit von jeder anderen besitzt, enthält die Ausarbeitung in ihrer Gesamtheit eine einheitliche Struktur, die im Zusammenspiel zweier Faktoren begründet ist: Der Zeit (DDR-Zeit, Wendezeit und Gegenwart) und der Art von Einkaufs- und Essgewohnheiten. Anhand dieser beiden Faktoren schildern und deuten die von mir Befragten ihre Erfahrungen und Orientierungen im Konsumalltag.

Kapitel II

Eigenheiten des DDR-Konsumalltags

1. Aspekte des rasanten Untergangs der DDR-Konsumkultur

Als im November 1989 die Grenzen nach Westdeutschland öffneten, erlebten die Ostdeutschen die neuen Verhältnisse zunächst als Öffnung eines unüberschaubaren Marktes mit überwältigender Vielfalt und sie boten das Schauspiel einer naiven Freude an der westlichen Warenwelt.

So freute sich „Zonengabi“[20] über ihre erste Banane, die eigentlich eine Gurke war und Hunderte Menschen jubelten Bananen-Berti[21] zu, weil der - jeglichen Feingefühls beraubt - das lang erwartete gelbe Obst in die Menge der tobenden Affen warf.

Die neu gewonnene Freiheit war vor allem essbar, sie schmeckte, roch gut und sie sah nach etwas aus. Es schien, dass das was Deutschland über vierzig Jahre lang trennte, nicht nur politisch gegensätzliche Ideologien waren, sondern vor allem völlig verschiedene Warenwelten.

Alles „Ostdeutsche“ wurde nun kategorisch abgelehnt, was als Ausdruck innere Blockierungen aufzubrechen, Hemmungen zu überwinden und Befreiung zu ermöglichen verstanden werden kann. Die Abkehr von DDR-Produkte kann symbolisch als das „Werfen“ von Gegenständen interpretiert werden. Das demonstrative „Werfen“ von Gegenständen, deren Glorifizierung bzw. symbolisierende Vernichtung, ist bei Umbrüchen und an Übergängen ein Phänomen, das häufig affektiv aufgeladen ist und von archaischen Ritualen begleitet wird.[22] Das „Werfen“ von Gegenständen, welches seinen Ausdruck in dem fast vollständigen Boykott der DDR-Konsumkultur und der blinden, unkritischen Bevorzugung von West-Produkten fand, war soziale Handlung, die Distanz und Identifikation symbolisch vermittelt. Ostprodukte galten als fremde Symbole einer längst entrückten Zeit.[23]

Der Drang nach Freiheit und Wohlstand erschöpfte sich für die aus der „Mangelgesellschaft“[24] kommenden DDR-Bürger, in einem starken Warenbezug. Möglichst rasch sollten nun 40 Jahre DDR, gegen die sinnlich so greifbare Erfolgsgeschichte der Bundesrepublik eingetauscht werden.[25] Die begehrlichen Rufe nach der Konsumwelt des Westens waren nicht zu stoppen und sie mündeten im Juli 1990 in den fast lückenlosen Anschluss der DDR an den westdeutschen Warenmarkt.[26]

Hofmann sieht in diesem Datum (01.07/02.07.1990) das für die DDR-Bürger wichtigste Erlebnis der Leistungsfähigkeit der westlichen Warengesellschaft. „Quasi über Nacht veränderte sich das Warenangebot in der DDR grundlegend, besonders die Lebensmittelgeschäfte enthielten fast nur noch Waren aus dem Westen.“[27] Für die DDR-Bürger hieß es nun sich in der neuen Warenwelt neu zu orientieren.

Heute haben sich die Ostdeutschen satt gegessen an Bananen, an Ananas und Kiwis. Statt zu „Milka“, greift man nun im Schokoladenregal häufiger zu „Zetti“ oder zu „Schlager Süßtafel“. Zahlreiche Marken aus DDR-Zeiten (Rondo, Vita-Cola[28], Burger-Knäcke etc.)feierten einige Jahre nach der Wiedervereinigung ein erstaunliches Revival.[29]

Mit Blick auf die Zeit unmittelbar nach der Wende, hat sich das Kaufverhalten grundlegend gewandelt. In den Haushalten wird sparsamer und überlegter eingekauft. Mäßigung ist eingetreten. So lag der Pro-Kopf-Verbrauch an Bananen in den neuen Ländern nach der Wiedervereinigung bis zu sieben Kilo über dem Westniveau. Gegenwärtig hat er sich in Ost wie West auf 19,3 Kilo eingepegelt.

In Kapitel III, dem empirischen Teil der Arbeit, möchte ich genauer betrachten wie sich der eben angedeutete Untergang der DDR-Konsumkultur auf der alltagsweltlichen Ebene beschreiben lässt. Dazu waren noch einige Vorüberlegungen nötig, um den Untersuchungsgegenstand zu konkretisieren.

Der im Zuge des Systemumbruchs statt findende Wandel von einer „Versorgungskultur“(Hofmann) zur Konsumkultur, stellt sich auf der Alltagsebene als relativ breiter Prozess dar. Mit der Fokussierung auf den Bereich „Einkaufen und Essen“ wurden bereits erste Einschränkungen vorgenommen.

Es stellte sich mir die Frage, in welcher Form sich ein Wandel der Alltagspraxis und der damit verbundenen Wertmuster im Bereich „Einkaufen und Essen“ adäquat erfassen, bzw. messen lässt. Den Wandel von Gewohnheitshandlungen zu betrachten erschien angemessen.

2. Zur Erfassung von Gewohnheiten

Einkaufen und Essen ereignen sich im Alltag. Ernährung nimmt den ersten Platz in der Reihenfolge der Bedürfniskomplexe[30] ein, demzufolge handelt es sich bei Lebensmitteln um Haushaltsbedarf den man periodisch wiederkehrend erwerben muss. Damit verbundene, sich wiederholende Abläufe der Nahrungsbeschaffung und –verarbeitung, bis hin zum Verzehr, bilden dabei Gewohnheiten heraus.[31]

Gewohnheiten sollen hier verstanden werden, als „durch Nachahmung, Wiederholung oder äußeren Druck (Sozialisation, Erziehung) gelernte und weitgehend verfestigte Verhaltensweisen, die in bestimmten wiederkehrenden Situationen routinemäßig, gleichsam automatisch-reflexartig praktiziert werden. (...) Gewohnheiten entlasten das Individuum von übermäßigen Entscheidungsdruck und tragen zur Stabilisierung sozialer Beziehungen und Strukturen bei, begünstigen aber die Unterwerfung unter verbesserungswürdige Herrschaftsverhältnisse und hemmen den sozialen Wandel.“[32]

Der Definition zufolge entstehen Gewohnheiten also stets vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Regeln und Ressourcen. Sofern sich weder die Ziele, noch die verfügbaren Mittel oder die Umweltbedingungen ändern, laufen Gewohnheiten instinktiv ab.

Ausgangspunkt meiner Untersuchung ist der Bereich „Einkaufen und Essen“ in der DDR. Gewohnheiten im Bereich „Einkaufen und Essen“ haben sich somit vor dem Hintergrund der DDR-Konsumkultur herausgebildet, was – aufgrund der vielfach als „Mangelgesellschaft“[33] betitelten DDR – einige Spezifika vermuten lässt.

Das Interesse richtet sich darauf, zu beschreiben, wie und in welcher Form, im Zuge des Systemumbruchs von derart verfestigten, stabilen und stabilisierenden Verhaltensweisen abgerückt wurde.

Die nächste Frage die sich stellte war, in welcher Form sich Gewohnheiten im Rahmen der Untersuchung überhaupt erfassen lassen. Schwierigkeiten können dort auftreten wo unreflektierte, einstellungsgesteuerte Handlungen – also Gewohnheiten - plötzlich verbalisiert werden sollen. Bei gewohnheitsmäßigen Handlungen ist weder die kognitive, noch die emotionale Involviertheit hoch; sie werden in immer wiederkehrenden Entscheidungssituationen nahezu instinktiv getroffen. Warum etwas gewohnheitsmäßig genau so und nicht anders gemacht wird, kann häufig nicht begründet werden. Tatsächlich jedoch wissen die Handelnden mehr, als sie zu sagen imstande sind.

Hinzu kommt, dass Gewohnheiten im Bereich „Einkaufen und Essen“ zwar zu den stabilsten Verhaltensweisen der Menschen zählen, sie sich jedoch aufgrund ihrer Leibnähe verhältnismäßig stark in individuellen Vorlieben und Abneigungen äußern. Folglich galt es, bei der Betrachtung eines Wandels von Einkaufs- und Essgewohnheiten, von der Ebene individueller Gewohnheiten[34] zu abstrahieren.

Dies versuchte ich damit zu erreichen, dass ich das mittels eines Leitfadens erstellte Material, nach relativ allgemeinen Wertmustern durchsuchte, die DDR-spezifische Einkaufs- und Essgewohnheiten zu steuern schienen. Diese Wertmuster werden in der Arbeit als Kategorien behandelt und auf ihre, mit dem Systemumbruch im Zusammenhang stehenden, Wandlungstendenzen untersucht.

3. Die Beschreibung des Wandels anhand von Kategorien

Die Alltagsgewohnheiten im Bereich „Einkaufen und Essen“ werden mittels Kategorien erfasst. An die Festlegung des Kategorienschemas sind zwei grundsätzliche Forderungen gerichtet: Es soll die kognitiven Strukturen der Untersuchten möglichst adäquat abbilden und eine Reduktion der außerordentlich komplexen potentiellen Informationen auf die im Hinblick auf die Forschungsfrage relevanten Merkmalsausprägungen erlauben.[35]

Folglich werden bestimmte Elemente der Konsumkultur von mir als soziale Gegenstände behandelt, zu Kategorien abstrahiert und durch qualitative Methoden untersucht. Kategorien lassen sich als künstlich geschaffene Einteilungsbegriffe verstehen, die als denktechnische Mittel dienen, um bestimmte für den Untersuchungsgegenstand relevante Verhaltensweisen und Empfindungen, unter Dach und Fach zu bringen.

Jede Kategorie besitzt ihre Bedeutung, ihre Struktur und Veränderung. Diese drei Aspekte eines sozialen Gegenstandes „sind Grundbegriffe, weil sie die Vermittlung psychischer und sozialer Gehalte beschreiben (Bedeutung), den Aufbau oder die Gliederung sozialer Gegenstände (Struktur) und deren Entwicklung (Bewegung oder Veränderung). “[36] Da also Strukturen nicht ein für allemal gegeben und stabil sind, sondern geworden und bewegt, macht es Sinn Strukturen eines sozialen Gegenstandes in ihrem Zeitablauf zu betrachten.

4. Relevante Kategorien des DDR-Konsumalltags

Wie bereits erwähnt, habe ich für die Konstruktion der Kategorien folgende Richtlinien heran gezogen: Auf der Grundlage, der durch den Leitfaden angesprochenen Themenbereiche, wurde der am dichtesten[37] beschriebene Ausschnitt ausgewählt, um ein Phänomen zu thematisieren. Da es erklärtes Ziel der Arbeit ist, den Wandel von Einkaufs- und Essgewohnheiten ausgehend vom DDR-Konsumalltag zu beschreiben, hielt ich mich bei der Entdeckung relevanter Kategorien an die auf die DDR-Zeit bezogenen Schilderungen.

Dabei dominierten vier Bereiche die Darstellungen der Befragten. Sie betrafen: 1. den Lebensmitteleinkauf an sich, 2. die Bedeutung der Eigenversorgung, 3. das „Besondere“ im Konsumalltag, 4. Faszination Westwaren.

Auf der Grundlage der Schilderungen synthetisierte ich vier Wertmuster, von denen ich glaube, dass sie einen bedeutenden Rang für die Konstitution DDR-typischer Einkaufs- und Essgewohnheiten einnahmen. In den Kategorien spiegeln sich grundlegenden Elemente der DDR-Konsumkultur.

Einkaufsmuster: Der Lebensmitteleinkauf war in der DDR durch die objektiven Bedingungen der Konsumsphäre geprägt. Die Struktur des Einzelhandels und die Angebots- und Preisstruktur, gaben den Rahmen für den Alltagseinkauf vor.

Aufgrund fehlender Investitionen im Einzelhandelssektor wurde in der DDR ein eher traditionelles Modell des Einkaufens konserviert. Die Struktur des Einzelhandels lässt sich als überkommen und kleinteilig beschreiben.[38] Die vergleichsweise „kleinen“ Versorgungseinrichtungen waren fußläufig erreichbar; es gab sie in jedem größeren Dorf.

Das Angebot an Grundnahrungsmitteln (nahrhaft, bescheiden, viele traditionelle, einheimische Produkte) war stabil; es mangelte an hochwertigen und exotischen Produkten. Nach knappen Waren stand man Schlange; meist gab es sie nur auf Zuteilung. Dies zu umgehen war die Beschaffung von Mangelwaren, häufig in Netzwerken organisiert.

Die Mängel in der Angebots- und Versorgungsstruktur machten den täglichen Lebensmitteleinkauf umständlich und zeitaufwendig – jedoch auch notwendig. Trotz aller Mängel und der Unzufriedenheit vermittelte die Versorgungssituation den Menschen jedoch auch ein gewisses Maß an Zuverlässigkeit und einen festen Planungshorizont.[39]

Die chronischen Mangelerscheinungen, die Kleinteiligkeit der Versorgungsstruktur und die Notwendigkeit des täglichen Einkaufs ließen eine soziale Atmosphäre entstehen, deren genauerer Betrachtung es bedarf.

Mit der Kategorie „Einkaufsmuster“ soll beleuchtet werden wie der Lebensmitteleinkauf, vor dem Hintergrund der Spezifika der DDR-Konsumkultur, organisiert war. Es wird darum gehen zu beschreiben, wie man sich im Untersuchungskontext beim Erwerb von Lebensmitteln mit den chronischen Mangelerscheinungen arrangierte.

Eigenversorgung: Ein Merkmal der DDR-Konsumsphäre war die Unvorhersehbarkeit und Unsicherheit des Warenangebots (abseits des stabilen, aber spärlichen, einheitlichen Angebots an Grundnahrungsmitteln). Chronische Mangelsituationen existierten bei Gütern wie Frischgemüse, Frischobst, sowie Fleisch- und Wurstwaren. Regelmäßige Engpässe in der Warenzuteilung traten im Sommer, im Winter, an der Ostsee und auf dem Land auf.[40]

Nun eröffnete sich durch die Besonderheiten des Untersuchungskontexts die Möglichkeit, sich - abseits der Marktsituation - mit eigens hergestellten Produkten zu versorgen. Welche Grundlage, welche Ausprägungen, welche Bedeutung und welchen Wert die Selbstversorgung als Form einer Privatwirtschaft[41] - abseits der Bedingungen einer Planwirtschaft - hatte, soll analysiert werden.

Mit den Kategorien das „Besondere“ und die westliche Warenwelt sollen bestimmte, über die Konsumsphäre vermittelte, Bedürfnisstrukturen der DDR-Bürger beleuchtet werden.

Das „Besondere“: Die Kategorie des „Besonderen“ wurde konstruiert, weil in den Schilderungen zum DDR-Konsumalltag häufig vom „Besonderen“ die Rede war. Es gab im Leitfaden keine Frage die dergleichen zu beleuchten versuchte. Automatisch wurden bestimmte Einkaufs- und Essgewohnheiten von den Befragten unter dem Aspekt des „Besonderen“ (im Gegensatz zum Normalen, Alltäglichen) geschildert. Die Bezeichnung der Kategorie ist demzufolge als in-vivo-code zu verstehen, da sie von den Befragten selbst verwendet wurde und treffend erschien.

Die Konsumdefinition des Sozialismus basierte insbesondere auf der Vorstellung, dass die breite Auswahl an Konsumgütern den Individuen die Mittel verschaffe, sich von anderen sozial und kulturell zu unterscheiden.[42] Das Warenangebot und die Warenpräsentation im Bereich Lebensmittel, zeugten durchaus von diesem Grundsatz. Die freie Konkurrenz von vielen fast identischen Produkten auf einem freien Markt und die daraus erfolgte Notwendigkeit der Produktdifferenzierung hat es in der DDR nicht gegeben. Die Ausschaltung der Marktmechanismen sorgte zudem dafür, dass Qualität und Produktinnovation kaum eine Rolle spielten.

Die Folge waren ein zwar stabiles, jedoch tristes, standardisiertes Einheitsangebot im Bereich der Grundnahrungsmittel und ein chronisch mangelhaftes Angebot im Bereich hochwertiger Nahrungsmittel.

Die Grundversorgung war also durchaus gesichert, was natürlicherweise[43] dazu führt, dass der Wunsch nach „Luxus“ erwachte. Besonders in den achtziger Jahren wurde deutlich, dass steigende Löhne, stabile staatlich subventionierte Preise für Güter der Grundversorgung und ein ungenügendes Angebot im Bereich hochwertiger Güter, bei zunehmender Kaufkraft das Bedürfnis nach Luxusgütern steigerte.

Hinzu kam, dass die Staats- und Parteiführung in Widerspruch zu den eigenen Idealen agierte. Die Einrichtung „marktförmig, organisierter, auf Distinktion zielender Ladenketten wie HO, Delikat und Intershop“(Merkel) schuf eine dichotome Warenstruktur, die gleichzeitig als Zugeständnis an die Distinktionsbestrebungen der Bevölkerung, interpretiert werden.[44]

Mit der Kategorie das „Besondere“ sollen Bedürfnisstrukturen beleuchtet werden, die den Widerspruch zwischen Anspruch der Bevölkerung und Wirklichkeit ausdrückten.

Zu lange hielt die Staats- und Parteiführung im Bereich der Konsumsphäre an längst überholten Bedürfnissen fest. Wo Zugeständnisse gemacht wurden, konnten sie den Ansprüchen der Bevölkerung nicht genügen.

„Luxus“, oder der „Wunsch nach Distinktion“[45], habe ich die Kategorie deshalb nicht genannt, weil dies – so kommt es in den Interviews zum Ausdruck – nicht die Intention des Wunsches nach hochwertigen Gütern war. Die Intention gegenstandsbezogenen Sozialverhaltens kann eher als Ausdruck von Konvention – im Sinne eines gemeinschaftlichen Wohlstandsniveaus - verstanden werden.

Die westliche Warenwelt: Als Bestandteil der sozialistischen Mangelwirtschaft, war die Produktkultur der DDR vor allem durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet: Mangel an Raffinesse, Phantasie und Professionalität.

Die DDR geriet bei den Konsumbedürfnissen vor allem von außen, durch die große räumliche Nähe zum westdeutschen Markt, unter enormen Druck. Die Unzufriedenheit mit den Konsumbedingungen im eigenen Land[46] entstand zu einem nicht geringen Teil durch den Vergleich mit westdeutschen Verhältnissen. Dieser war auch von der Staats- und Parteiführung geschürt. Das Paradox liegt darin, dass sich die Partei zum einen, das westdeutsche Konsumniveau als Wertemaßstab für ihre Versorgungsziele ausersehen hat[47], andererseits wurde systemkritisch auf die Verwerflichkeit der westlichen Konsumgewohnheiten verwiesen, um damit die Überlegenheit der sozialistischen Verhältnisse nachzuweisen. Zu keinem Zeitpunkt jedoch kann man von der Überlegenheit des ostdeutschen, gegenüber dem westdeutschen Konsumniveau sprechen.

Der Kontakt der DDR-Bürger zur westlichen Warenwelt bestand über die Werbewelt, den Intershop, Westpakete und vereinzelte Westbesuche. Die westliche Gesellschaft wurde also nicht unmittelbar, sondern nur stark verkürzt, vor allem über die Warenwelt wahrgenommen.

Dieser spezifische Kontakt entfachte Vorstellungen darüber wie sich die materielle Kultur in ihrem immateriellen Spektrum zeigt.

„Faszination Westwaren“ stellt die abstrakteste der vier Kategorie dar, mit ihr versuche ich Sehnsuchtsstrukturen der DDR-Bürger zu erfassen.

Die kulturellen Praxen des Umgangs mit dem Mangel waren vielfältig. Das sollen die vier, von mir konstruierten Kategorien deutlich machen. Sie verweisen eben nicht nur auf Schwierigkeiten, Reglementierung und Genügsamkeit, sondern auch auf Selbstverständlichkeit, Genuss und Kreativität.

Das Interesse der Arbeit richtet sich auf die sozial-kulturelle Deutung und Verarbeitung des Wandels von Einkaufs- und Essgewohnheiten bei Befragten eines ostdeutschen Dorfes. In ihrer DDR-spezifischen Ausprägung, sollen die Kategorien Ausgangspunkt der Betrachtung des mit dem Systemumbruch im Zusammenhang stehenden Wandels, von Einkaufs- und Essgewohnheiten sein. Ob und inwieweit gegenwärtige Einkaufs- und Essgewohnheiten in Auseinandersetzung mit alten Gewohnheiten entstanden sind, soll analysiert werden. Es stellt sich die Frage, in welcher Form Bezug auf die DDR-Zeit genommen wird.

[...]


[1] Konsumkultur soll hier im Sinne Ina Merkels verstanden werden, als „das widersprüchliche Verhältnis von Konsumpolitik (...) und Konsumverhalten – begriffen als individuelle Aneignungsweise, in der der Zusammenhang von sozialer Lage, Tradition und Mentalität aufscheint. (...) Konsumkultur umfasst die Formen des Erwerbs von Gegenständen, ebenso wie ihren praktisch aneignenden und symbolisch-kommunikativen Gebrauch.“ (Merkel 1999, 27f.)

[2] In Anlehnung an Wiswede (1972), sollen unter Konsum „jene Verhaltensweisen verstanden werden, die auf die Erlangung und private Nutzung wirtschaftlicher Güter und Dienstleistungen gerichtet sind.“

[3] Handeln soll verstanden werden als Form des menschlichen Verhaltens, das als äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen oder Dulden mit einem subjektiven Sinn des Handelnden verbunden, gleichzeitig sinnhaft auf das Verhalten anderer Personen bezogen ist. Es wird hier von einem sinnorientierten, zielgerichtet-aktivem Handeln des sozialisierten Menschen ausgegangen. Unter Handlungsmuster seien hier strukturierte, normierte, zielorientierte, abgeschlossene Handlungseinheiten verstanden.

[4] Das Dorf wird in der vorliegenden Arbeit unter „Thaldorf“ geführt. Der Ortsname ist aus Datenschutzgründen verfremdet.

[5] Hier ist nicht unbedingt die Zahl aktiv betriebener Höfe gemeint, als vielmehr eine wirtschaftlich geprägte Bausubstanz (vgl.: Born 1977, S.27-28)

[6] In unmittelbarer Nähe von Thaldorf verlief der erste Zaun (Signalzaun); eine Grenzübergangsstelle (GÜSt Zug) befand sich im 5 Kilometer entfernten Probstzella.

[7] Lebenswelt, in Anlehnung an Schütz, als Horizont des Vertrauten und Bekannten, in die ein bestimmtes Alltagswissen eingewoben ist, welches eine bestimmte Handlungsbereitschaft und –optionen bestimmt.

[8] Vgl.: Freis/Jopp 2001, S.327

[9] Anders als ihre Eltern, zählten sie nicht zu der Generation, die die DDR nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut und ideologisch unterstützt hat, jedoch hatten sie sich an das kulturelle Modell der DDR gewöhnt. Sie hatten es zwar nicht geschaffen, aber sie haben es doch reproduziert.

[10] Nachbarort von Thaldorf, dessen hier geführter Name, ebenfalls aus Datenschutzgründen verändert wurde.

[11] Kaminsky 1998, Härtel/Kabus 2000, Gries 2003

[12] Ina Merkel: Utopie und Bedürfnis. Die Geschichte der Konsumkultur in der DDR. Köln 1999

[13] „Was ist wenn die Wüste sozialistisch wird. Da wird der Sand knapp!“; „Entschuldigung, haben Sie keine Handtücher? Nein meine Dame, wir haben keine Bettwäsche, keine Handtücher gibt es nebenan!“; Ein Mann läuft mit einem Sarg durch die Stadt. Fragt ihn der Bekannte: „Mensch was is´n los, ist bei dir jemand gestorben?“ Antwortet der Befragte: „Nein, Särge gabs gerade!“

[14] Unter Triangulation soll folgendes verstanden werden: Einen Untersuchungsgegenstand von mehreren Seiten aus zu betrachten, also mit verschiedenen Methoden zu untersuchen oder bei seiner Untersuchung verschiedene Datenquellen heranzuziehen.

[15] Leitfadengesteuerte Interviews bewirken eine mittlere Strukturierungsqualität. Der Leitfaden besteht aus Fragen, die sicherstellen, dass bestimmte Themenbereiche angesprochen werden, die jedoch so offen gestaltet sind, dass narrative Potentiale nutzbar werden. Zudem gestatten die über den Leitfaden angesprochenen Themenbereiche, eine Vergleichbarkeit mit anderen Interviews.

[16] Wolle 1999. S.18

[17] Beispielsweise ist im Rahmen der Interviewtätigkeit auch ein Wandel der Essensrituale auszumachen gewesen. Dieser allerdings hat seine Ursache nicht in dem mit dem Systemumbruch im Zusammenhang stehenden Wandel der Konsumkultur, sondern er ist schlichtweg die Folge des altersbedingten Ausscheidens der Kinder (Beginn der Ausbildung, Volljährigkeit etc.) aus dem Haushalt der Befragten.

[18] Vgl.: Strauss/Corbin 1996, S.75

[19] Strauss/Corbin bezeichnen diesen Verfahrensabschnitt des Kodierprozesses als „Das Stellen von Fragen“ und das „Anstellen von Vergleichen“. Vgl.: Strauss/Corbin 1996, S.92

[20] Titelbild der westdeutschen Satirezeitschrift Titanic: „Zonen-Gabi (17) im Glück (BRD): Meine erste Banane“

[21] Ein von mir entworfenes Klischeebild. Es bezieht sich auf Marktplatzszenen in allen größeren Städten der DDR in der unmittelbaren Zeit nach der Wende. Die Banane war das Symbol, für Freiheit und Wohlstand.

[22] vgl.: Woderich. In: Reißig/Glaeßner (Hrsg.) 1991, S.342.

[23] vgl.: ebd.

[24] Diesen, aus einer spezifischen Perspektive gebildeten, zweifellos plakativen Begriff, verwende ich hier bewusst, weil er geeignet ist eine oberflächliche Erklärung für das materielle Motiv der DDR-Bürger zu liefern.

[25] Vgl.: Gries 2003, S.14

[26] Zahlreiche DDR-Intellektuelle und Vertreter eines dritten Weges, u.a. Christa Wolf und Stefan Heym („...eine Horde von Wütigen, die, Rücken an Bauch gedrängt, Hertie und Bilka zustrebten auf der Jagd nach dem glitzernden Tinnef.“), verurteilten den Verlauf der Wende und riefen die Bevölkerung zu Besinnung und Mäßigung auf. Rosenlöcher hält in seinem Dresdener Tagebuch fest: „In den Kaufhäusern regelmäßig eine leichte Übelkeit. Ununterscheidbar im Glanz, die Ketten und die Uhren, die Lampen und Pullover. Du aber fährst über den glitzernd schäumenden Unrat hinweg die Rolltreppe empor, um erneut in demselben Lampen- und Pulloverchaos anzukommen, aus dem du soeben aufgestiegen bist. (...) Wieso aber betrittst du diese Konsumverliese wieder und wieder? Auch du badest dich gern in Schick und Glanz. (...)Das Hochgefühl, das Westgeld verleiht, übersteigt noch die Anziehungskraft der Dinge.“ (Rosenlöcher 1990, S.55f)

[27] Hofmann unveröffentlicht, S.11

[28] Die einstige DDR-Marke „Vita Cola“ ist Marktführer in Thüringen und respektabler Zweiter (nach Coca-Cola) in allen anderen Ostländern.

[29] Autoren wie Conrad Lay (1997) oder Rainer Gries (2003) analysieren sehr genau die Bedeutung der Hinwendung zu Ostprodukten einige Jahre nach der Wende.

[30] Der Mensch hat verschiedene Bedürfnisse. Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow, bildete eine 5-stufige Pyramide aus den Bedürfnissen des Menschen. Die Basis dieser Pyramide sind die physiologischen Bedürfnisse wie Essen, Trinken und Schlafen. Auf zweiter Ebene, stehen die Sicherheitsbedürfnisse wie Schutz der Gesundheit, Vorratshaltung und Geborgenheit. Darauf bauen die sozialen Bedürfnisse auf. Zu ihnen gehören beispielsweise Freunde, Akzeptanz in der Gruppe und am Arbeitsplatz. Die vorletzte Stufe ist die Befriedigung der Ich-Bedürfnisse, wie Autonomie und Selbstachtung und an der Spitze steht die Selbstverwirklichung. Sie kann nach Maslow erst erfolgen, wenn alle anderen Bedürfnisse erfüllt sind. Störungen auf einer der „oberen Ebenen“ wirken sich allerdings auf alle darunter liegenden Ebenen aus.

[31] Diese betreffen z.B.: die Entscheidung für bestimmte Lebensmittel, die Wahl des Einkaufsortes, den Einkaufsrhythmus und die Einkaufsmenge.

[32] Hillmann 1994, S.298

[33] Inwieweit der Begriff zutrifft (bspw. als Gegenstück zur Überflussgesellschaft), zu kurz greift (irreführend, plakativ und undifferenziert), oder gänzlich zu verwerfen ist (bspw. sprechen manche von einer Konsumrevolution in der DDR, nach dem 2. Weltkrieg), soll hier nicht diskutiert werden. Dies lässt sich u.a. bei Ina Merke(1999) und bei der Enquete-Kommission nachlesen. In den Ausführungen von Buchannan (1993), Kornai(1995) und Wenzel (2000), geht es vor allem um den Zusammenhang von Planwirtschaft und Mangelwirtschaft, insbesondere um die Frage, ob unter den Bedingungen einer Planwirtschaft, immer von Mangelgesellschaft gesprochen werden kann – der Mangel also systembedingt ist.

[34] Angeborene Körperfunktionen und angeeignete Verhaltensmuster steuern die Gewohnheitsbildung von Präferenz, Auswahl und Mögen.

[35] Vgl.: Kriz/Lisch 1988, S.133

[36] Kleining 1995, S.17

[37] Hierunter verstehe ich, häufig thematisierte, sehr emotional und exakt geschilderte Phänomene.

[38] Vgl.: Hofmann, unveröffentlicht, S.3

[39] Dies soll so verstanden werden: Man wusste was es immer gab. Das Grundnahrungsmittelangebot war stabil. In diesem Sinne war die Versorgungssituation, in gewisser Weise berechenbar.

[40] „Was sind die vier Feinde des Sozialismus? – Frühling, Sommer, Herbst und Winter.“ Damm

[41] Eigener Anbau auf eigenem Grund und Boden, Bearbeitung und Pflege durch Haushaltsmitglieder, eigene Ernte, Verzehr oder Abgabe an den Handel; Eigene Aufzucht von Vieh, Versorgung durch Haushaltsmitglieder, Hausschlachtung, Eigenverzehr oder Tauschobjekte.

[42] Vgl.: Merkel 1999, S.20

[43] Laut der Bedürfnishierarchie von Abraham Maslow, erwachen, sobald der Mensch reichlich und genug zu essen hat, Bedürfnisse, die sich mindestens auf der zweiten Ebene der Bedürfnispyramide bewegen oder sogar noch höher. z.B. gesunde Nahrungsmittel, besonders geschmackvolle Nahrungsmittel etc.

[44] Jedoch war sie ökonomisch notwendig, da die DDR dringenden Bedarf an Devisen und Investitionsmitteln hatte. (vgl.: Merkel: Utopie und Bedürfnis. 1999. S.299)

[45] Distinktion, im Sinne einer extrovertierten Reproduktion des sozialen Status.

[46] Diese richteten sich vor allem auf die Angebots- und Versorgungsstruktur, auf die Beschaffungsmuster und auf die Produktkultur.

[47] „Einholen und Überholen“, später: „Überholen ohne einzuholen“ – Einholen und Überflügeln des westdeutschen Lebensstandards.

Ende der Leseprobe aus 86 Seiten

Details

Titel
'Früher war´s nicht da und heute hast du das Geld nicht' - Zum Wandel von Einkaufs- und Essgewohnheiten am Beispiel eines ostdeutschen Dorfes
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Soziologie)
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
86
Katalognummer
V59251
ISBN (eBook)
9783638532457
ISBN (Buch)
9783656771852
Dateigröße
654 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Früher, Geld, Wandel, Einkaufs-, Essgewohnheiten, Beispiel, Dorfes
Arbeit zitieren
Nicole Kochanek (Autor:in), 2005, 'Früher war´s nicht da und heute hast du das Geld nicht' - Zum Wandel von Einkaufs- und Essgewohnheiten am Beispiel eines ostdeutschen Dorfes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59251

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