Das Lernportal "Socrative". Bewertung für den Einsatz digitaler Medien im DaF-Unterricht


Hausarbeit, 2020

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Beschreibung von Socrative
2.1 Didaktische Einordnung
2.2 Stärken
2.3 Schwächen

3. Zusammenfassende Bewertung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Heutzutage werden verschiedene digitale Anwendungen für den Fremd-sprachunterricht angeboten. Digitale Lern- / Lehrarrangements bereichern den herkömmlichen Unterricht und haben anerkanntes Potenzial. Es stellt jedoch eine große Herausforderung dar, eine passende Anwendung für gegebene Rahmen-bedingungen und didaktische Zwecke auszuwählen.

In dieser Arbeit wird eine webbasierte Anwendung, Socrative, vorgestellt, beschrieben und bewertet, die als Hilfsmittel im DaF-Unterricht einsetzbar ist. Im Rahmen dieser Arbeit sollen Stärken und Schwächen der Anwendung erläutert werden. Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, Interessenten die Entscheidung zu erleichtern, ob und inwiefern Socrative im jeweiligen DaF-Unterricht zum Einsatz kommen kann.

Socrative stellt ein multifunktionales Tool dar, mit dem sich vorwiegend quizbasiert Fragen an die Lernenden erstellen lassen. Es bietet computergestütztes Testen an, das von Relevanz ist, denn es soll zur Entlastung von Lehrenden und zur Steigerung der Qualität der Tests führen. Außerdem soll die Auswertung von Massenprüfungen durch automatisierte Bearbeitung erleichtert werden (vgl. Arnold 2011: 230). Digitale Lern- und Lehrarrangements sind auch aus dem Grund aktuell, weil sie die allgemeine Medienkompetenz der Lernenden fördern, die für das (zukünftige) Berufsleben von Bedeutung ist. Als Ergänzung soll erwähnt werden, dass die Arbeit mit Socrative auch analog möglich ist. Das wird in diesem Beitrag weiterhin ausführlicher beschrieben.

Im Hauptteil der Arbeit (Kapitel 2) wird die Anwendung Socrative in ihrer didaktischen Einordnung dargestellt (Unterkapitel 2.1), nachfolgend werden ihre Stärken (Unterkapitel 2.2) und Schwächen (Unterkapitel 2.3) analysiert und schließlich das Fazit gezogen.

In der Arbeit werden drei Anglizismen eingeführt: Blended Learning, Inverted Classroom und Tool. Viele Fachtermini können nicht trennscharf definiert werden und Definitionsversuche unterscheiden sich bei verschiedenen Autoren. In dieser Arbeit wird unter Blended Learning eine Mischung von Präsenzunterricht und Online-Phasen verstanden. Der Begriff Inverted Classroom wird hier folgender-maßen verstanden: Inhalte werden von Lernenden nicht im Unterricht erworben, sondern zu Hause; Präsenzstunden werden für Diskussionen genutzt (vgl. Arnold et al. 2015: 142f.) Mit Tool ist ein Lernwerkzeug gemeint, welches das Erstellen und die Arbeit mit digitalen Medien unterstützt. Die Abkürzung DaF steht für Deutsch als Fremdsprache.

2. Beschreibung von Socrative

2.1 Didaktische Einordnung

Socrative ist eine englischsprachige Anwendung für digitales Lernen und Lehren. Laut Informationen auf der Website des Anbieters haben sich ca. 3 Mil-lionen Nutzer seit der Einführung auf dem Markt im Jahr 2010 auf der Homepage www.socrative.com angemeldet. Socrative existiert in einer kostenpflichtigen und einer kostenlosen Version und bietet Möglichkeiten der Übersicht über den Lern-stand der Lernenden. Mit dieser Anwendung kann das vorhandene Wissen über-prüft werden; Wissenslücken, Defizite, Kompetenzdiskrepanz in der Lerngruppe können festgestellt werden. Als Lehrkraft kann man anhand der Ergebnisse weitere Lernschritte bestimmen, planen, durchführen und kontrollieren.

Anmerkung der Redaktion: Abbildung 1 wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

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Abb. 1: Hauptarbeitsfläche (aus: https://b.socrative.com/teacher/#launch)

Es stehen verschiedene Formen der Wissens- oder Meinungsabfrage zur Verfügung. Mit den Quick Questions können kurzerhand einzelne Multiple Choice-, Ja/Nein- oder offene Fragen gestellt werden. Bei Bedarf können die Fragen von Lernenden anonym beantwortet werden. Zudem eignet es sich für die Durchführung von Umfragen und Feedbacks. Einzelne Fragen können zu einem Quiz zusammen-gefügt werden. Diese kann man kopieren, herunterladen (als PDF-Datei) und mit jemandem teilen (über eine generierte Quiz-URL). Das bedeutet, dass die Fragen auch mit Kollegen und Kolleginnen, aber auch mit weiteren Nutzern von Socrative zusammen benutzt werden können.

Anmerkung der Redaktion: Abbildung 2 wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

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Abb. 2: Möglichkeiten des Quizmanagements

Zum Einloggen ins System gibt es zwei Varianten: für die Lehrenden (Socrative Teacher) und für die Lernenden (Socrative Student). Das Einloggen für die Lernenden ist unkompliziert und ohne Anmeldung möglich. Damit sind die Fragen der Speicherung und Verwendung von persönlichen Daten unerheblich. Über einen sogenannten „Room Name“ (von der Lehrkraft kreiert) ist das Einloggen sichergestellt.

Anmerkung der Redaktion: Abbildung 3 wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

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Abb. 3: Einloggen für die Lernenden (aus: www.socrative.com)

Für die Lehrkraft ist ein separates Benutzerkonto einzurichten. Es ist auch möglich, die Anwendung mit einem Google-Account in vollem Maße zu nutzen. Was die technischen Voraussetzungen angeht, teilen die Anbieter auf der Web-Seite mit, dass Socrative mit verschiedenen Plattformen - Android, iOS, Mac OS, Windows, Web-App - kompatibel ist.

Wie bereits oben erwähnt, werden zwei Versionen angeboten: die Basis-version ist kostenlos und in vielen Fällen ausreichend; sie bietet die Möglichkeit, mit 50 Teilnehmenden zu arbeiten und ermöglicht nur eine Aktivität zu gleicher Zeit.

Die kostenpflichtige Version bietet mehr Möglichkeiten, zum Beispiel gleichzeitiges kooperatives Arbeiten in einem privaten „Room“, der unzugänglich für andere ist. Dort kann man leicht die Liste der Lernenden bearbeiten und E-Mails der Teilnehmenden hinzufügen. Aus diesem Raum kann man gleichzeitig verschiedene Quiz in einer Klasse durchführen, indem man diese zum Beispiel abhängig vom jeweiligen Wissensstand der Lernenden konzipiert. Außerdem können sich die Lernenden virtuell melden ("Hand Raise"), wenn die Fragestellung unverständlich ist. Die kostenpflichtige Version ist mit der Option ausgestattet, eine große Count-down-Uhr für die Klasse zu präsentieren, was für Durchführung von Tests oder Wettspiele sehr günstig sein kann. Das Programm ermöglicht automatisches Versenden von Quizergebnissen an die Lernenden. Die Kapazitäten der kosten-pflichtigen Version sind wie folgt: bis 150 Teilnehmer, bis 20 gleichzeitig laufende Aktivitäten, bis 20 private Räume. Bei einem solchem Umfang ist die Systema-tisierung wichtig und die Quiz lassen sich, etwa thematisch, in verschiedene Folder einordnen. Dies kann hilfreich sein, wenn mit Socrative aktiv gearbeitet wird und man bereits über viele Quiz verfügt. Im Bereich von kostenpflichtigen Versionen kann man eine passende Arbeitsfläche entweder für Kindergärten, Hochschulen oder Unternehmen wählen. Der Fokus der Anwendung liegt jedoch auf Studierenden.

Zur Durchführung der Quiz gibt es mehrere Optionen:

1) Instant Feedback: die Lernenden beantworten Fragen in der angege-benen Reihenfolge, es ist technisch nicht erlaubt, die Antworten zu korrigieren. Bei Erledigung von Aufgaben können Lernende Rückmeldung in Echtzeit interaktiv erhalten, ob ihre Antwort korrekt war. Außerdem können die Lehrkräfte den Ler-nenden die Möglichkeit geben, sich korrekte Antworten nach der Bearbeitung jeder einzelnen Frage anzusehen, unter der Prämisse, dass die richtigen Antworten von der Lehrkraft vorab im System eingegeben wurden.

Anmerkung der Redaktion: Abbildung 4 wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

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Abb. 4: Einstellungen bei Quizdurchlauf

2) Open Navigation: die Lernenden beantworten Fragen in der beliebigen Reihenfolge und können jederzeit Änderungen in Antworten vornehmen.
3) Teacher Paced: die Lehrenden können einige Fragen überspringen und die Reihenfolge der Fragen bestimmen. In allen drei Fällen bekommen die Lehrenden unmittelbar alle Antworten, sobald sie angegeben sind, in einer Tabelle angezeigt und sehen in Prozenten, wie viele Lernende bereits eine jeweilige Frage beantwortet haben und wie viele davon richtig beantwortet worden sind.

Weitere Einstellungen können abhängig von drei Hauptoptionen (Abb. 4, linke Spalte) vorgenommen werden: Namen angeben / nicht angeben, Fragen mischen / nicht mischen, Antworten mischen / nicht mischen, Feedback zeigen / nicht zeigen, finales Ergebnis zeigen / nicht zeigen (Abb. 4, rechte Spalte). Die Funktion "One Attempt " ("Ein Versuch") ist nur in der kostenpflichtigen Version zugänglich. Am Ende des Durchlaufs bekommt man eine Übersichtstabelle.

Anmerkung der Redaktion: Abbildung 5 wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

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Abb. 5: Beispiel einer finalen Übersichtstabelle

Anhand der Tabelle kann man schlussfolgern, welche Fragen für wen am schwierigsten waren und somit als Lehrkraft entsprechende weitere Schritte planen. Für die Lernenden kann sie auch zur Orientierung des eigenen Wissens beitragen. Die Lernenden können auch für sich entscheiden, welche Themen Anlass zur Wiederholung bieten. Unter Umständen kann die Lernerautonomie gefördert werden und zur kritischen Auseinandersetzung über eigene Kompetenzen und deren weiteren individualisierten Entwicklung oder zur Korrektur der Lernziele beitragen. Hier werden zwei Unterrichtsprinzipien erfüllt: Das Prinzip der Erfolgssicherung (bzw. Prinzip der Festigung) und das Prinzip der Erfolgsbestätigung. Standop und Jürgens vertreten die folgende Ansicht:

Notwendig für eine erfolgreiche Sicherung des Gelernten ist jedoch auch eine weitgehend objektive Lernstanderhebung, orientiert an den ursprünglichen Zielvorgaben. Erst auf Grundlage der Versicherung, dass die bisherigen Zielsetzungen wirklich erreicht wurden, kann das weitere unterrichtliche Vorgehen zielführend geplant werden. (2015: 172)

In anderen Worten: Bevor man sich neue Kenntnisse aneignet, muss man sicher sein, dass alle bisherigen Informationen erfolgreich abgearbeitet sind.

Das Prinzip der Erfolgsbestätigung besagt, dass dem Lernenden "ein Feed-back über den Erfolg oder Misserfolg seiner Lernbemühungen vermittelt werden [sollte]" (ebd.: 172) und Socrative bietet dafür konkrete Möglichkeiten.

Mit Socrative ist nicht nur Einzelarbeit im Unterricht möglich, sondern auch der Einsatz weiterer Sozialformen. Komplette Quiz kann man in Gruppenarbeit lösen und zum Beispiel als Space Races (animiertes Wettrennen) durchspielen. Es können bis zu 20 Teams organisiert werden, die ihre Farbe und Icons wählen können (zum Beispiel, ein Fahrrad oder eine Rakete). Fragen sind von Team-mitgliedern möglichst schnell und korrekt zu beatworten. Das Team gewinnt, wessen Symbol (Icon) als erstes das Ziel erreicht.

Anmerkung der Redaktion: Abbildung 6 wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

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Abb. 6: Space Race Teams

Die spielerische Konkurrenzsituation kann die Lernenden motivieren und gleichzeitig den Druck eines Tests mindern. Lernmotivation ist üblicherweise nicht statisch, sie kann sinken und steigen. Es lässt sich hoffen, dass solche Aktivitäten wie diese zumindest einen kleinen Beitrag zur Motivationssteigerung liefern können. Außerdem ist das Space Race in sozialer Hinsicht wichtig, denn die Lernenden haben einen konkreten Anlass, sich als Team zu identifizieren, zusammen Freude am Unterricht zu haben und dabei Neues kollaborativ kennenzulernen.

Am Ende einer Lernsession kann in Socrative über Exit Tickets dargestellt werden, welche Leistungen erbracht worden sind (anonym oder nach Eingabe des Namens). Diese Berichte können als Excel- oder PDF-Dateien heruntergeladen und gespeichert werden oder unmittelbar nach dem Testende per E-Mail an die Adresse der Lehrkraft geschickt werden. PDF-Dateien kann man mit Fokus auf gestellte Fragen generieren lassen oder auf Ergebnisse einzelnen Lernenden. Bei Bedarf lassen sich die Berichte leicht ausdrucken und können in Papierform zu Kontrollzwecken aufbewahrt werden.

Anmerkung der Redaktion: Abbildung 7 wurde aus urheberrechtlichen Gründen entfernt.

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Abb. 7: Möglichkeiten der Ergebniserfassung

Ein Beispiel der PDF-Datei, die die gesamten Ergebnisse eines Tests zum grammatischen Thema Konjunktiv II Vergangenheit zeigt, findet man im Anhang 1. Mit Grün sind richtige Antworten gekennzeichnet, mit Rot falsche.

Bevor die Stärken und Schwächen der Anwendung zusammengefasst werden, soll folgendes nicht außer Acht gelassen werden: In Anlehnung an das Berliner Modell (vgl. Standop/Jürgens 2015: 90) gehören die Zielgruppe von Lernenden und die konkrete Lernsituation zu den Bedingungsfeldern, die den Unterricht bewirken. Da heißt, dass man bei der Auswahl der Hilfsmittel zuerst diese beiden vorgegebenen Parameter zu berücksichtigen hat. Weiterhin werden Über-legungen über den Inhalt, Intentionen sowie Methoden zugrunde gelegt, die von der Zielgruppe und der Lernsituation beeinflusst sind. Die drei Entscheidungsfelder (Inhalt, Intentionen, Methoden) beeinflussen sich ebenfalls gegenseitig. Damit der DaF-Unterricht erfolgreich wird, müssen alle Komponenten dieses Schemas in Harmonie sein und zur Auswahl des passenden technischen Hilfsmittels beitragen. Eine andere Konstellation soll vermieden werden, wenn ein scheinbar günstiges Tool eingesetzt wird, das allerdings zu den gegebenen Lernverhältnissen nicht passt. Dadurch kann der Lernprozess erheblich erschwert werden.

Lehrkräfte können entscheiden, welche Aufgaben verfasst werden sollen in Bezug darauf, welche Kompetenzen trainiert werden sollen, in welcher Sozialform sie bearbeitet werden sollen, wie steil die Progression in der Komplexität der Auf-gaben sein soll und welche Funktion die Aufgaben haben: Aktivierung des Vorwissens, Lernkontrolle etc. (vgl. Arnold et al. 2015: 136).

Die vorliegende Analyse richtet sich auf einen studienbegleitenden DaF-Kurs an der Universität auf dem Niveau B1 à 56 Unterrichtseinheiten. Dieser Kurs um-fasst das Trainieren aller Teilkompetenzen (Leseverstehen, Hörverstehen, Sprechen, Schreiben, Grammatik, Phonetik, Wortschatz) und ermöglicht den Er-werb der wissenschaftssprachlichen Kommunikationskompetenz. Im Kurs wird mit gängigen Lehrwerken gearbeitet sowie mit digitalen Medien. Am Ende des Kurses ist eine Klausur vorgesehen. Bei Bestehen der Prüfungsleistung werden Credits im Bereich Schlüsselkompetenzen vergeben. Das Ziel des Socrative-Einsatzes in dem Fall ist das Überprüfen von Wissen im Bereich der Grammatik - Konjunktiv II Ver-gangenheit. Technisch gesehen wird das Quiz unter dem Motto "Bring your own device (BYOD)" durchgeführt, ohne dass technische Voraussetzungen seitens der Lerneinrichtung erwartet werden.

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Lernportal "Socrative". Bewertung für den Einsatz digitaler Medien im DaF-Unterricht
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Note
1,7
Autor
Jahr
2020
Seiten
14
Katalognummer
V591677
ISBN (eBook)
9783346202475
ISBN (Buch)
9783346202482
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Digitale Medien, Deutsch als Fremdsprache
Arbeit zitieren
Veronika Kostiunina (Autor:in), 2020, Das Lernportal "Socrative". Bewertung für den Einsatz digitaler Medien im DaF-Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/591677

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