Solidarische Ökonomie und die Ökonomie des Teilens. Überwindung von Wachstumsgrenzen


Hausarbeit, 2020

13 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. DieGrenzenundProblemeunsererWirtschafts-undLebensweise

2. DasKonzeptderSolidarischenOkonomie
2.1 SolidarischeLandwirtschaft e.V. -EinBeispiel

3.DieGemeinwohl-Okonomie:EinKonzeptfurUnternehmen

4. Kritische Betrachtung - 1st eine Umsetzung tatsachlich moglich?

5.BeantwortungderLeitfrageundFazit

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis

Internetquellen

Abbildungsverzeichnis

Einleitung

Bereits seit vielen Jahren dominiert der Kapitalismus das Weltwirtschaftsgeschehen und tragt zu einem nachweislich kontinuierlich steigenden Wirtschaftswachstum bei (vgl. IMF 2019, Statista). Trotzdem steht die Menschheit momentan vor den groBten Problemen und Krisen ihrer Geschichte, herbeigefuhrt durch eine vollig einseitige und alternativlosdenkende neoklassische Wirtschaftsausrichtung. Der Missbrauch von Macht, Kartellbildung, soziale Polarisierung und Angst, die Nichtbefriedigung von Grundbedurfnissen und Hunger, sowie die gravierende okologische Zerstorung gelten als nur einige der Krisen des Kapitalismus, hervorgerufen durch Gewinnstreben und Konkurrenz (vgl. Felber 2012, S. 30ff.). Der einzig denkbare Ausweg scheint eine gesellschaftliche Neuordnung und dariiber hinaus die Umsetzung eines neuen Wirtschaftssystems, denn der Kapitalismus ist, wegen seines Zwangs zum Wachstums, in unserer endlichen Welt nicht zukunftsfahig (vgl. Groll 2013, S. 13). Alternativen konnten die Solidarische Okonomie und die Okonomie des Teilens, eng verbunden mit der Gemeinwohl-Okonomie, darstellen. Aber gibt es gegenwartig eine Autoritat, die den Menschen Mut machen kann, diese grundsatzlichen Veranderungen herbeizufuhren? Und konnen diese Wirtschaftsmodelle tatsachlich die Moglichkeit eines innovativen und gesellschaftlichen Wandels darstellen? Oder sind sie womoglich nur utopische Ideologien, die zu sehr an den gescheiterten Sozialismus anlehnen? Diese Fragen sollen im folgenden Papier anhand einer ausfuhrlichen Analyse beantwortet werden. Urn zunachst die Kernprobleme unserer Wirtschafts- und Lebensweise zu verstehen, werden diese direkt zu Beginn der Hausarbeit betrachtet und erlautert. Folgend werden die Theorien der Wirtschaftsalternativformen vorgestellt und anhand von bewusst ausgewahlten Beispielen naher beschrieben und veranschaulicht. Die Arbeit wird mit einer kritischen Betrachtung und der Beantwortung der Leitfragen, sowie einem Fazit abgerundet und abgeschlossen.

1. Die Grenzen und Probleme unserer Wirtschafts- und Lebensweise

Wie bereits in der Einleitung angedeutet, weist die vom neoliberalen Kapitalismus gepragte Weltwirtschaft seit vielen Jahren ein standiges Wirtschaftswachstum auf. So soil das weltweite reale Bruttoinlandsprodukt auch bis 2020 urn weitere 3,4 Prozent gegenuber dem Vorjahr steigen (vgl. IMF 2019, Statista). Vor allem Deutschland gilt als eines der reichsten Lander weltweit und kann derzeit aufgrund der boomenden Konjunktur und der hohen Arbeitskraftenachfrage einen starken Ruckgang der Arbeitslosenquote aufweisen (vgl. Bundesagentur fur Arbeit 2020, Statista). Der seit den 1970er Jahren stark verbreitete neoklassische beziehungsweise neoliberale Monetarismus hat unsere Gesellschaftskonzeption und Lebensverhaltnisse jedoch nachweislich grundlegend verandert (vgl. Groll 2013, S. 18).

Es konnte davon ausgegangen werden, dass sich durch das Wirtschaftswachstum die Lebensqualitat der Menschen positiv entwickelt haben sollte, jedoch ist das Gegenteil die Realitat. Die Kernmotivation des Kapitalismus, namlich Gewinnstreben und Konkurrenz, fordert Egoismus und Rucksichtslosigkeit und lasst zwischenmenschliche Beziehungen scheitern (vgl. Felber 2012, S. 18). Standiges Wirtschaftswachstum kann folglich nicht der Schlussel zur Zufriedenheit der Burger sein (vgl. Jensen 2011, S. 10). Die Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich steigt enorm an, durch Hartz-Gesetze und der Leiharbeitsausweitung wurde ganz bewusst der Niedriglohnbereich erschaffen, bei gleichzeitig stattfmdender Mega-Entlohnung fur zum Beispiel Konzernchefs, Finanzspekulanten, Entertainer und Spitzensportler (vgl. Groll 2013, S.19). Die von der bestehenden Wirtschaftsordnung erwarteten oder verlangten Effizienz- und sozialen Ausgleichsprozesse bieten immer weniger Sicherheit im Lebensalltag und in der Lebensplanung und kann geradezu als vernichtendes Urteil iiber die okonomische und politische Entwicklung gesehen werden (vgl. Bischoff et al. 2010, S. 120).

Diese negative Entwicklung verdeutlicht sich stark in einer bereits Ende 2014 erhobenen Statistik. So gilt Deutschland als eines nach BIP gemessenen reichsten Lander der Welt und trotzdem wunschen sich fast 90 Prozent der befragten Deutschen eine Reform fur die Zukunft. Ganze 39 Prozent stimmen voll und ganz dafur, dass Deutschland in der Zukunft eine Reform benotigt, urn aufkommende beziehungsweise bereits bestehende soziale und okologische Probleme meistern zu konnen (vgl. Abb. 1).

Inwieweit stimmen Sie der Aussage zu, dass Deutschland Reformen braucht, urn fur die Zukunft geriistet zu sein?

Abb. 1: Reformbereitschaft der Deutschen im Jahr 2014 (Eigene Uberarbeitung/Statista).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dass diese Bereitschaft und zukunftige Reformen von Noten sind, bestatigt sich vor allem mit Blick auf den aktuell so schnell wie noch nie wachsenden und anthropogen verursachten Klimawandel, der ein langfristiges Problem der Zukunft darstellt. Durch unsere Wirtschafts-und Konsumweise wird die Bewohnbarkeit der Erde zerstort (vgl. Groll 2013, S. 20) und gleichzeitig werden die wichtigsten Rohstoffe der Welt, wie Erdol, Erdgas und Eisenerz erschopft, bis es irgendwann nicht mehr genugend Ersatzstoffe gibt. Aber bereits im Jahre 1972 wurde eine Studie mit dem Titel „Die Grenzen des Wachstums" von Dennis L. Meadows (* 1942) und mehreren wissenschaftlichen Mitarbeitern publiziert, die bis 2050 weiteres Bevolkerungswachstum, eine beschleunigte Umweltzerstorung und die Erschopfung der wichtigsten Rohstoffe prognostizierte. Bereits zu dieser Zeit hatte man die Entwicklung kritischer betrachten und durch Investitionen entgegenwirken mussen (vgl. Groll 2013, S.22). Weiterhin bleibt die Frage bestehen, wie diesen Krisen noch rechtzeitig entgegengewirkt werden kann. Konzepte zu einer Umstrukturierung konnen die Solidarische Okonomie und die Okonomie des Teilens darstellen. Wie diese Wirtschaftsalternativen funktionieren und wie sie sich bereits bemerkbar machen, wird im Folgenden naher erlautert.

2. Das Konzept der Solidarischen Okonomie

Fur ein bestmogliches Verstandnis der Theorie der Solidarischen Okonomie bietet es sich an, das Konzept anhand des Wortursprungs der Solidarity zu erlautern. GemaB Duden baut eine „solidarisch(e)" Gesellschaft auf einen Zusammenschluss von Menschen auf, die fureinander einstehen, beziehungsweise fureinander eintreten, gemeinsam verantwortlich fur ihre Handlungen sind und sich dadurch gegenseitig verpflichten (vgl. Duden 2020). Die Solidarische Okonomie mochte die „Entbettung" des Marktes (Karl Polanyi (1978)) aus der Gesellschaft umkehren, indem sie versucht eine Prioritat der Gesellschaft gegenuber der kapitalistischen Marktwirtschaft und der sie dominierenden Handlungslogik herzustellen. Dabei beruht eine Solidarische Okonomie auf einem gesellschaftlichen Kollektiv, entgegen Individuen. Probleme und Krisen, wie Arbeitslosigkeit, Armut und Rechtslosigkeit werden gemeinsam gelost (vgl. Altvater/Sekler 2006, S. 17). Das groBte Anliegen der Solidarischen Okonomie stellt die Abwendung von Privatisierungen dar, denn vor allem durch die Privatisierung offentlicher Guter wird bewirkt, dass die Burger mit Rechten nur noch als Konsumenten mit Kaufkraft gelten, wie es zum Beispiel die Privatisierung der Wasserversorgung in Johannesburg in Sudafrika verdeutlicht (vgl. Altvater/Sekler 2006, S. 13). Infolge Privatisierungen werden die Lohne haufig gesenkt und Arbeitszeiten verlangert. Vielmehr sollte von einem gemeinsamen Naturverhaltnis ausgegangen werden, das eine global gefuhrte Kampagne der Enteignung ablehnt und dafur sorgt, die Bedurfnisse aller zu befriedigen (vgl. Altvater/Sekler 2006, S. 18ff.). Jedoch darf Solidarity aber in keinem Falle mit Wohltatigkeit verwechselt werden (vgl. Altvater/Sekler 2006, S. 20). Dass Formen der Solidarischen Okonomie schon iiber viele Jahre in unserer Gesellschaft verankert sind, beweist die Existenz von selbstverwalteten Betrieben, Betriebsbesetzungen, Genossenschaften, fairer Handel oder aber auch landwirtschaftliche Direktvermarktung (vgl. Altvater/Sekler 2006, S. 7). Dass solche landwirtschaftlichen Direktvermarktungen funktionieren und immer starker an Zuwachs gewinnen, wird im nachsten Abschnitt dieser Hausarbeit ausfuhrlicher erortert.

2.1 Solidarische Landwirtschaft e.V. - Ein Beispiel

Ein Beispiel einer weit entwickelten landwirtschaftlichen Direktvermarktung stellt die Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) dar, deren Grundidee darin besteht, dass eine Gruppe von Verbrauchern die Landwirte finanziell unterstutzt und die Ertrage, die im Laufe eines Jahres produziert wurden, durch alle Unterstutzer geteilt werden. Die Landwirte und die Verbraucher bilden also eine Wirtschaftsgemeinschaft. Die Landwirte passen ihre Erzeugnisse den Bedurfnissen ihrer Unterstutzer an und besprechen mit ihnen die jahrliche Jahresproduktion an Gemusen und anderen Produkten. So kann individuell auf die Bedurfnisse der Verbraucher eingegangen werden und verhindert die ubermaBige Produktion von Nahrungsmitteln. (vgl. KOMMUNENIEDERKAUFUNGEN2014, S. 199ff).

Ein Beispiel einer solchen SoLaWi bildet die SoLaWi e.V. Kassel, bestehend aus einem Verbund zweier Bioland-Gartnereien. Seit 2009 stellen sie inzwischen 170 Ernteanteile fur ihre Mitglieder in insgesamt zehn Abholstellen bereit und sind dabei in der Lage bis zu 240 Menschen mit frischem Gemuse zu versorgen (Stand 2014). Das gesamte Konzept beruht auf dem Vertrauensgedanken. Es existieren keine juristisch abgesicherten Kooperationsvertrage zwischen den Gartnereien, die sich zum Beispiel Maschinen oder Saatgut teilen. Kommt es zu Unstimmigkeiten oder Beschadigungen der Gerate, werden diese nach dem Verursacherprinzip oder durch Kommunikation gelost. In Zukunft streben sie eine Einbindung weiterer landwirtschaftlicher Betriebe an, urn eine hohere Wertschopfung sowie eine Intensivierung von regionalen Wirtschaftskreislaufen und in diesem Sinne eine praktizierte Regionalentwicklung zu erreichen (vgl. Kommune Niederkaufungen 2014, S. 200f). Da Solidarische Okonomie bisher zumeist auf regionaler Ebene umgesetzt wurde, wird im Folgenden ein Konzept erlautert, welches nicht auf die Handlungen von Privatpersonen, sondern ausschlieBlich auf die Handlungsweisen von juristischen Personen, also Unternehmen, einwirken (vgl. Felber 2012, S. 14).

3. Die Gemeinwohl-Okonomie: Ein Konzept fur Unternehmen

Die Gemeinwohl-Okonomie ist ein weiteres Konzept, welches auf einer nicht-profitorientierten Gesellschaft basiert und diverse Ahnlichkeiten zur Solidarischen Okonomie aufweist, diese aber in vieler Hinsicht erweitert (vgl. Felber 2012, S. 14). Unter dem Begriff „Gemeinwohl" wird klar definiert, dass das Wohl aller Menschen gleich wertvoll ist (vgl. Felber 2012, S. 11). Dass unsere neoklassische Wirtschaftsfuhrung jedoch nicht den Nutzen aller stiftet, lasst sich offensichtlich an der wachsenden Ungleichverteilung zwischen Arm und Reich belegen (vgl. Groll 2013, S. 19). Die Gemeinwohl-Okonomie mochte den Fokus nicht nur vom Wettbewerb auf Kooperation schwenken, sondern dariiber hinaus eine okologischere, nachhaltigere, regionalere, sozialere und vor allem gerechtere und demokratischere Wirtschaft formen, in der alle Menschen ein Mitbestimmungsrecht erhalten. Die Werte unserer Verfassung sollen wieder vertreten und Nutzwertindikatoren wieder in den Mittelpunkt der wirtschaftlichen Erfolgsmessung geriickt werden (vgl. Felber 2012, S. 10).

BIP und Finanzgewinn sollen durch die Gemeinwohl-Bilanz, einer neu entwickelten Messskala, ersetzt werden (vgl. Felber 2012, S. 12f.). Sie mochte Kapitalvermehrung nicht verbieten, sondern Kapitalvermehrung durch den groBtmoglichen Beitrag zum Gemeinwohl erreichen. Wie genau „Gemeinwohl" gemessen werden kann, wird mittels der neusten Uberarbeitung der „Gemeinwohl-Matrix 5.0" dargestellt (vgl. Abb. 3). Es werden die zentralen Verfassungswerte, Menschenwurde, Solidarity, Gerechtigkeit, okologischeNachhaltigkeitund Demokratie gemessen. Dabei wird genauer analysiert, wie diese Verfassungswerte gegenuber den Beriihrungsgruppen eines Unternehmens gelebt werden (vgl. Felber 2012, S. 39f). Die Unternehmen sammeln Gemeinwohl-Punkte von 0 (schlecht) bis 1000 (sehr gut) und sollen im Gegenzug mit rechtlichen Vorteilen, wie Steuersenkungen belohnt werden. Diese wurden den Gemeinwohlorientierten dabei helfen, ihre hoheren (Gemeinwohl-)Kosten zu decken (vgl. Felber 2012, S. 47f).

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Details

Titel
Solidarische Ökonomie und die Ökonomie des Teilens. Überwindung von Wachstumsgrenzen
Hochschule
Universität Hamburg
Note
1,7
Jahr
2020
Seiten
13
Katalognummer
V588053
ISBN (eBook)
9783346198112
ISBN (Buch)
9783346198129
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ökonomie, überwindung, solidarische, teilens, wachstumsgrenzen, Kapitalismus, Krisen, Alternativen, Solidarische Ökonomie, Gemeinwohl-Ökonomie
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Solidarische Ökonomie und die Ökonomie des Teilens. Überwindung von Wachstumsgrenzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/588053

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