Die Tücke des Objekts - Kasus im Deutschen


Seminararbeit, 1998

27 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsübersicht

Vorbemerkung

1. Die Begriffe „Kasus“ und „Subjekt-Objekt“
1.1. „Kasus“ - eine erste Klassifizierung
1.1.0. Vorbemerkungen
1.1.1. Nominativ
1.1.2. Genitiv
1.1.3. Dativ
1.1.4. Akkusativ
1.2. Die Begriffe „Subjekt“ und „Objekt“
1.2.1. Subjekt
1.2.2. Objekt

2. Die sematischen Funktionen des Kasus
2.1. Nominativ
2.2. Genitiv
2.3. Dativ
2.4. Akkusativ

3. Die ontologischen Funktionen der Kasus
3.1. Nominativ
3.2. Genitiv
3.2.1. beim Substantiv
3.2.2. beim Adjektiv
3.2.3. beim Verb
3.3. Dativ
3.4. Akkusativ

4. Die Rolle des Dialekts in der Kasusverwendung

5. Verzeichnis über benutzte und zitierte Literatur sowie Forschungsliteratur zur weiteren Vertiefung

Vorbemerkung

Der Titel dieses Essays „Die Tücke des Objekts - Kasus im Deutschen“ beinhaltet schon die beiden Kernpunkte, welche hier näher beleuchtet werden sollen. Zum einen soll ein Einblick in den Zusammenhang zwischen Flexion und Kasus gegeben werden, zum anderen soll die Komplexität der verschiedenen Ergänzungen, die ein Subjekt in einem Satzgefüge mit sich führen kann aufgezeigt werden. Abschließend soll noch ein Verweis auf die dialektalen Aspekte im mündlichen Sprachgebrauch, insbesondere des „Problemfalls“ Dativ gemacht werden.

Der Verfasser möchte gleich zu Beginn der Arbeit darauf hinweisen, da er sich des Umfangs der Thematik bewusst ist, dass er über eine Einführung und einen Überblick nicht hinaus kommen wird. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik würde dem Rahmen dieser Ausführungen bei weitem sprengen. Für eine Vertiefung steht eine Übersicht über Forschungsliteratur zur Verfügung, das wertvolle Anreize zur Weiterarbeit bieten kann. Ferner soll hingewiesen werden, dass der Verfasser sich keiner bestimmten Grammatik verschrieben sieht, sondern vielmehr sich den verschiedenen Theorien und Methoden der unterschiedlichen Grammatik-Schulen bedient.

1. Die Begriffe „Kasus“ und „Subjekt - Objekt“

1.1. „Kasus“ - eine erste Klassifizierung

1.1.0. Vorbemerkungen

Grundsätzlich gilt es festzuhalten, dass sich entsprechend dem flexematischen Verfahren Wörter in die Kategorien veränderlich und unveränderlich einteilen lassen. Der Hauptnachteil dieses Verfahrens ist darin zu sehen, dass viele Aspekte bei den nichtflektierbaren Wörtern, insbesondere den Partikeln, weitgehend unberücksichtigt bleiben. Doch dies stellt für die hier zu analysierende Thematik kein Problem dar. Denn die Untersuchung der Kasus und der Objektergänzungen steht nur im Zusammenhang mit flektierbaren Wortarten. Im wesentlichen bedeutet Flexion die regelmäßige Veränderung von Wörtern mit Hilfe von Endungen, zu welchen in bestimmten Fällen dann auch ein Umlaut treten kann. Die deutsche Sprache hat Flexeme für Kasus, Numerus, Genus, Person, Komparation und auch für Verbformen. Immer tritt ein Flexem an einen Wortstamm und erweitert oder verändert diesen zur Wortform:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab.1: Flexionsbeispiele. (Quelle: eigener Entwurf)

Aus dieser kleinen Übersicht lässt sich bereits sehr deutlich ablesen, dass sich eine getrennte Behandlung von rein flexionsmorphologischen Elementen und der Kasusbestimmung nicht durchführen lässt. Denn Kähne kann sowohl Nominativ, Genitiv und Akkusativ Plural sein. Man muss zur Kasusbestimmung also die Umgebung des Wortes, also sein Vor- und Nachfeld zur Analyse mit heranziehen. Außerdem muss man nach den verschiedenen Flexionsklassen unterscheiden. Die Flexion von Nomina und Adjektiven erfolgt aber nach dem gleichen Prinzip. Es wird nach den vier Kasus (Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ) und den beiden Numeri (Singular und Plural) flektiert. Die Kasus-Numerus-Flexion bezeichnet man dabei als Deklination. Numerus und Kasus werden meistens durch bestimmte Endungen markiert, wobei aber im Deutschen der Gegenwart die Kasusmarkierungen beim Nomen verlorengegangen sind. Viele Kasusendungen sind obendrein zusammengefallen. Die Funktion einer präzisen Kasusmarkierung übernimmt in diesen Fällen ein Adjektiv oder „vorausgehendes Determinativ“ (Engel, 1988: 505). Am deutlichsten sind in der Gegenwartssprache Genitiv Singular und Dativ Plural markiert. Die Pluralmarkierung ist dagegen weitgehend eindeutig, nur wenige Substantive haben in Singular wie Plural analoge Formen.

Wie die Nomen, werden auch die Artikel dekliniert, wobei es zwischen dem bestimmten (der, die, das) und unbestimmten (ein, eine, ein) Artikel zu differenzieren gilt. Ebenso werden Adjektive nach Genus, Kasus und Numerus dekliniert, aber nur bei attributivem Gebrauch.

„Jedes attributive Adjektiv wird nicht direkt vom Nomen, sondern von einem der drei Artikel oder einem anderen Determinativ regiert, und dieses regierende Element steuert auch seine Flexion. Im folgenden sprechen wir vereinfachend von der Deklination nach definitem bzw. indefinitem Artikel bzw. Nullartikel.“

(Engel, 1988: 571).

a) Deklination des Adjektivs nach definitem Artikel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: Deklinationsbeispiele von Adjektiven nach definitem Artikel (Quelle: eigener Entwurf)

b) Deklination des Adjektivs nach indefinitem Artikel

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 3: Deklinationsbeispiele von Adjektiven nach indefinitem Artikel (Quelle: eigener Entwurf)

Wie aus den Tabellen Tab. 1, 2 und 3 hervorgeht, setzt sich die Kasusbestimmung und Numerusmarkierung aus den Elementen definiter bzw. indefiniter Artikel, Flexionsendungen und Umlautung bei Adjektiv und Substantiv zusammen.

Wie sich aus dem bisher Dargestellten ersehen lässt, ist die Frage nach der syntaktischen Funktion des Kasus sehr komplex und bedarf zunächst einmal einer näheren Bestimmung des Begriffs „Kasus“ per se. Kasus, so könnte man definieren, ist eine Form des Substantivs, welche dessen Beziehung zu anderen Satzteilen oder Satzgliedern ausdrückt, also der „Ausdruck der Funktion des Nomens im Satz [...].“ (Helbig, 1973: 52). Generalisiert ausgedrückt beschreibt der Kasus die Beziehung eines Substantivs oder eines vorausgehenden Determinativs zu anderen Wörtern im Satzgefüge. Hadumod Bußman definiert den Kasus als „grammatische Kategorie deklinierbarer Wörter, die [...] zur Kennzeichnung ihrer syntaktischen Funktion im Satz dient und (in Abhängigkeit von dieser Funktion) sich an Rektion und Kongruenz beteiligt. [...] In flektierenden Sprachen erfolgt die Kasusmarkierung durch grammatische Morpheme, die häufig allerdings polyfunktional sind [...]“ (Bußmann, 1990: 367).

Die syntaktische Funktion des Kasus beschreibt also den Satzgliederwert, die Valenz, der einzelnen Fälle.

Im folgenden soll eine Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten der Kasusfunktionen im Deutschen der Gegenwart näher beleuchtet werden.

1.1.1. Nominativ

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab.4: Die syntaktischen Funktionen des Nominativs mit jeweils einem Beispiel

(Quelle: eigene Zusammenstellung in Anlehnung an: Helbig, 1973: 60)

Der Nominativ ist als der Kasus derjenigen grammatischen Bedeutung zu interpretieren, welcher die im allgemeinen den Ansatz einer Satzaussage markiert (vgl. Willems, 1997: 183). Allerdings ist die naheliegende Schlussfolgerung, dass der Nominativ mit dem Subjekt eines Satzes gleichzusetzen wäre, falsch. „Ein solcher Status als grundlegende Größe, den das Satzglied in Subjektfunktion [...] erfüllen soll, ist kasustheoretisch [...] unbegründet [...]“ (Willems, 1997: 183).

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass der Nominativ neben Subjektfunktion, die er haben kann, jedoch nicht inne haben muss, in Form des absoluten, des prädikativen, des extrasententialen und isolierten Nominativ auftreten kann.

1.1.2. Genitiv

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab.5: Die syntaktischen Funktionen des Genitivs mit jeweils einem Beispiel

(Quelle: eigene Zusammenstellung in Ahnlehnung an: Helbig, 1973: 64f.)

Der Genitiv wird in der linguistischen Forschungsliteratur an vielen Stellen „Kasus der adnominalen Bestimmung“ (Willems, 1997: 188, vgl. auch Brinkmann, Admoni u.a.) genannt. Gemeint ist damit die attributive Funktion, die ein Nomen in dieser Flexionsform in einem Satzgefüge ausübt. Die Auffassung Willems, dass viele der o.g. syntaktischen Genitivfunktionen seien „unproduktiv und größtenteils außerdem reliktär“ (Willems, 1997: 189) seien, lässt sich schon durch die zahlreichen oben aufgeführten Beispiele widerlegen. Und die Tatsache, dass insbesondere der präpositionale und attributive Genitiv durch den Dativ im Gegenwartsdeutsch ersetzt werden ist vielleicht in bestimmten Sprachtendenzen festzustellen, was aber noch lange nicht ausreicht, um das gesamte System Helbigs als falsch zu sehen. Es bleibt aber unübersehbar, dass der Genitiv am seltensten in der deutschen Gegenwartssprache verwendet wird, obwohl er über die meisten syntaktischen Anwendungsfälle verfügt.

1.1.3. Dativ

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab.6: Die syntaktische Funktion des Dativs mit jeweils einem Beispiel

(Quelle: eigene Zusammenstellung / Helbig, 1973: 63)

Der Dativ wird als der „Kasus der Inkohärenz“ (Willems, 1997: 203) bezeichnet. Dabei übernimmt er im wesentlichen die Funktion des reinen Flexionskasus, des Ausdrucks eines Verhältnis zwischen einer Präposition mit Doppelrektion und einem Verb sowie der „Ausweichform oder Ersatzform, bei Appositionen und prädikativen Attributen“ (Willems, 1997: 204). Die Hauptgemeinsamkeit sieht Willems hier, dass die im Dativ ausgedrückte Größe von der eigentlich ausgedrückten Handlung frei oder isoliert-abgelöst dargestellt wird. Willems gliedert von der „Inkohärenz als einheitliche[r] grammatische[r] Funktion“ (Willems, 1997: 205) die „lexikalischen Dative“ (Willems, 1997: 205) aus:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine sehr fundierte ergänzende und unbedingt heranzuziehende Klassifizierung des Dativs findet sich bei Schmid, 1988, in welcher der freie Dativ in die Kategorien

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Die Tücke des Objekts - Kasus im Deutschen
Hochschule
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt  (Professur für Sprachwissenschaft)
Veranstaltung
PS Morphologie des Neuhochdeutschen
Note
1
Autor
Jahr
1998
Seiten
27
Katalognummer
V5878
ISBN (eBook)
9783638136068
ISBN (Buch)
9783656230878
Dateigröße
622 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Inhaltlich leicht aktualisiert und an die neue Rechtschreibung angepasst im Juli 2002
Schlagworte
Tücke, Objekts, Kasus, Deutschen, Morphologie, Neuhochdeutschen
Arbeit zitieren
Klaus Ludwig Hohn (Autor:in), 1998, Die Tücke des Objekts - Kasus im Deutschen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5878

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