Der aktuelle Konflikt in der Ituri-Region


Hausarbeit, 2005

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hintergrund

3. Akteure
3.1 Akteursebenen
3.2 Ethnien
3.3 Direkt am Krieg beteiligte Staaten
3.3.1 Demokratische Republik Kongo
3.3.2 Uganda
3.3.3 Ruanda
3.4 Rebellengruppen
3.5 Andere Akteure

4. Ituri – Tummelplatz für Goldgräber

5. Die Übergangsphase

6. Aussichten

7. Karten
7.1 Region der Großen Seen
7.2 Provinz Ituri
7.3 Ethnische Verteilung im Nordwesten der DRK

8. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Der kongolesische Bürgerkrieg endete offiziell im Juni 2003. Doch die nordöstlich gelegene Region Ituri[1] blieb weiterhin Knotenpunkt des regionalen Konflikts zwischen Uganda, Ruanda, der Übergangsregierung der Demokratischen Republik Kongo (DRK)[2] und kongolesischen Rebellengruppen. Laut Human Rights Watch sind seit Kriegsanfang 1998 ca. 3,5 Millionen[3] Menschen getötet worden, davon allein 60 000 in Ituri[4]. Hinzu kommen geschätzte 500 000 Vertriebene[5], wobei die tatsächliche Anzahl wohl deutlich darüber liegen dürfte. Wann es zu einem Ende der Dauerkrise kommen wird, ist nicht abzusehen, kleine Schritte in Richtung Frieden konnten aber bereits unternommen werden. Viel wird auch vom Verhalten Ugandas abhängen, da es mit dem endgültigen Rückzug aus der DRK eine wichtige Finanzquelle verlieren würde. Die durch Kriege gebeutelte DRK und deren Bürger hätten dadurch jedoch endlich die Möglichkeit zur Selbstverwaltung ihrer Ressourcen und könnten damit einen Grundstein in Richtung wirtschaftlichem Aufschwung legen.

Die vorliegende Arbeit wird sich mit den Hintergründen des Konflikts, den beteiligten Akteuren, den Vorgängen seit den Massakern von Bunia im Jahr 2003 und dem angestrebten Friedensprozess beschäftigen.

2. Hintergrund

Seit 1998 herrscht Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo, den auch verschiedene Friedens- und Waffenstillstandsabkommen bis heute nicht beenden konnten.

Direkten Einfluss auf Ituri nahm der Krieg 1999, als Uganda und Ruanda sich in der Region kongolesische Verbündete suchten, um ihren Einfluss dort zu verstärken. Dies ging einher mit der Bildung, Stärkung und regionalen Ausbreitung zahlreicher Rebellengruppen, wie der RCD (Rassemblement Congolais pour la Démocratie) und MLC (Mouvement pour la Libération du Congo). Die 1998 von Uganda und Ruanda unterstützte Militärrevolte gegen Laurent Kabila, der wiederum militärische Unterstützung von Angola, Simbabwe und Namibia erhielt, konnte im Juli/August 1999 mit dem Lusaka-Friedensabkommen teilweise beendet werden. Vereinbart wurden der Rückzug aller ausländischen Truppen und eine Übergangsregierung, doch keiner wollte den ersten Schritt machen. Auch die Stationierung der UN-Truppe MONUC im Jahr 2000 konnte den Friedensprozess sowie den Abzug der Truppen nicht vorantreiben, sodass es in der Provinz Orientale zwischen Uganda und Ruanda, aufgrund von Meinungsverschiedenheiten, zu kriegerischen Auseinandersetzungen kam. Am 21.08.2000 nahm ein von Kabila eingesetztes Übergangsparlament seine Arbeit auf, wurde jedoch aufgrund seiner Konstituierung allseits kritisiert. Sein Sohn Joseph Kabila übernahm nach einem tödlichen Attentat auf seinen Vater, am 26.01.2001 das Präsidentenamt. So konnte die seit Februar 2000 stationierte MONUC (United Nations Observer Mission to the Democratic Republic of Congo) im November 2001 mit ihrem DDRRR-Prozess (Disarmament, Demobilization, Repatriation, Reintegration, Resettlement) beginnen. Die ersten Friedensgespräche im März/April 2002 im südafrikanischen Sun City scheiterten, doch schon im Juli 2002 wurde ein Friedensvertrag zwischen der DRK und Ruanda mit südafrikanischer Vermittlung geschlossen und in Luanda folgte am 06.09.2002 ein Friedensabkommen mit Uganda. Beide Staaten verpflichteten sich darin zum Rückzug ihrer im Kongo stationierten Truppen. Das Luanda Abkommen war gleichzeitig die Voraussetzung für die Gründung einer Interimstruktur namens Ituri Pacification Commission (IPC), die ihre Arbeit im April 2003 aufnahm. Auch die wichtigsten einheimischen Rebellenbewegungen unterzeichneten am 17.12.2002 mit der Regierung ein Friedensabkommen in Pretoria, welches u.a. eine Beteiligung der großen Rebellengruppen MLC und RCD-ML (Rassemblement Congolais pour la Démocratie–Mouvement de Libération, Splittergruppe der RCD[6] ) an einer neuen Übergangsregierung der nationalen Einheit und freie Wahlen vorsieht. In einem weiteren Vertrag wurden diese Regelungen am 02.04.2003 in Sun City bekräftigt und des weiteren eine neue Verfassung und die Integration der Rebellen in eine neu aufzubauende Armee beschlossen.

Doch mit dem Abzug der letzten ugandischen Truppen im Mai 2003, welcher auf massiven internationalen Druck erfolgte, eskalierte die Situation in der Ituri–Region. Der ethnische Konflikt zwischen den Hema (nomadisierende Viehhirten) und Lendu (sesshafte Ackerbauern) „köchelte“ schon seit 1999 und erreichte mit den Kämpfen und Massakern in Bunia seinen Höhepunkt. Wie bei etlichen anderen ethnischen Konflikten auch, handelte es sich um einen Streit um Landbesitz, der 1999 damit begann, dass eine kleine Gruppe der Hema versuchte, die Landbesitzregistrierungen zu modifizieren, indem sie lokale Beamte bestachen. Diese Urkunden wurden dazu benutzt, die eingesessenen Lendu aus ihren Häusern und von ihren Ländereien zu vertreiben[7], was zu starken Reaktionen der Lendu ihrerseits führte. Diesen Konflikt hatte Uganda schon seit 1998 als Vorwand für seine Besetzung der Ituri–Region benutzt, obwohl der eigentliche Hauptgrund die Einnahme und Ausbeutung rohstoffreicher Gebiete, besonders die mit Goldvorkommen war. In den Vordergrund wurde der ethnische Konflikt zwischen den Hema und Lendu geschoben, der sicherlich zu den tragenden Auslösern zählt, jedoch allein nie ein solch katastrophales Ausmaß hätte annehmen können, wie er es durch das Eingreifen ugandischer Truppen

getan hat.

3. Akteure

3.1 Akteursebenen

Die Ituri–Krise unterliegt genau wie der Gesamtkongolesische Konflikt einem stetigen Wandel. Die einstigen Auslöser wurden ersetzt durch neue treibende Kräfte. Bemerkbar macht sich das vor allem in immer neuen Bündnissen und der Ausbreitung vorhandener Kräfte. Stand am Anfang des Konflikts der Disput zwischen Hema und Lendu, so ist dieser ersetzt worden durch Machtansprüche Einzelner oder ganzer Gruppen, auch wenn es weiter unter dem Deckmantel des ethnischen Konflikts läuft. So ergibt sich eine Vielzahl an Akteuren, die teils gemeinsame, teils unterschiedliche Interessen haben. Um diese zu erreichen, gehen sie ständig wechselnde Bündnisse ein und machen das stark verwobene Netzwerk noch komplexer. Die Akteure stammen sowohl aus der Politik, Gesellschaft, als auch der Wirtschaft und können in lokale, nationale, regionale und internationale Ebene eingeteilt werden.

3.2 Ethnien

Wie schon erwähnt, war der lokale Konflikt zwischen den Hema und Lendu einer der Hauptgründe für den Ausbruch der Krise. Interessant dabei ist, dass diese Animositäten zwischen den beiden Ethnien erst ab der Kolonialzeit auftraten, sprich von den Belgiern geschürt wurden. Fakt ist auch, dass beide nach Ituri migriert sind, wobei die Lendu sich eher als die Hema in der Region um Djugu und Irumu niedergelassen haben. Das war Grund genug für die Belgier, die Hema für die damalige lokale Administration zu bevorzugen. Unter Mobutu wurden sie als eine Art Elite behandelt und konnten so ihre ökonomische und politische Dominanz in der Region ausbauen. Ab 1990 wurden diese Spannungen von lokalen Politikern genutzt, um verschiedenen Ethnien zu politisieren und sie gegeneinander auszuspielen, um sich eigenen Machtbasen schaffen zu können. Mit Ausbruch des Bürgerkriegs wurden diese ethnischen Spannungen auf den gesamten Kongokonflikt ausgeweitet und dienten lokalen als auch regionalen Akteuren als Grund zur Einmischung.

Die Hema und die ihnen verwandten Gegere sowie die Lendu mit den ihnen verwandten Ngiti machen in Ituri zusammen nur ca. 40% der Einwohner aus[8]. Andere lokale Ethnien[9], die zusammen die Mehrheit in diesem Gebiet bilden, wurden in diesen Konflikt ungewollt mit hineingezogen und dazu gezwungen, sich zu einer Seite zu bekennen. Das verschärfte den Konflikt zusätzlich und führte zur steigenden Zahl ethnisch-basierter Milizen.

[...]


[1] siehe Karte 7.2

[2] siehe Karte 7.1

[3] HRW: The Curse of Gold. Juni 2005

[4] http://www.kongo-kinshasa.de/taz/taz2005/taz_050129.php (02.08.2005)

[5] a.a.O

[6] RCD: 1998 von Uganda und Ruanda gemeinsam gegründet Rebellenbewegung, Reaktion auf den

Bruch der Kabila-Regierung mit den beiden Staaten; Vlassenroot, Koen & Raeymaekers, Timothy:

The Formation of New Political Complexes: Dynamics of Conflict in Ituri - D emocratic R epublic of

C ongo -. Occassional Paper, Centre of African Studies, University of Copenhagen, Oktober 2003

[7] ISS: Is Ituri on the Road to Stability?An update on the current security situation in the district, 2005

[8] HRW: Ituri – “Covered in Blood” – Ethnically Targeted Violence In Northeastern DR Congo.

Juli 2003, Vol. 15, No. 11 (A)

[9] z.B. Alur, Bira, Kakwa, Lese, Lugbara; siehe Karte 7.3

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der aktuelle Konflikt in der Ituri-Region
Hochschule
Universität Leipzig
Veranstaltung
Seminar: Aktuelle Konflikte in Afrika - zwischen greed und grievance
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V58663
ISBN (eBook)
9783638527965
ISBN (Buch)
9783656529996
Dateigröße
1134 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konflikt, Ituri-Region, Seminar, Aktuelle, Konflikte, Afrika
Arbeit zitieren
Astrid Gruner (Autor:in), 2005, Der aktuelle Konflikt in der Ituri-Region, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58663

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