Entwicklung und Etablierung des Radios bis 1933 in den USA und Deutschland


Hausarbeit, 2017

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vom Funk zum Radio - Geschichte in den USA und Deutschland bis 1933
2.1 USA
2.1.1 Lee de Forest und der erste Rundfunksender der Welt
2.1.2 Die Struktur des US Radios
2.1.3 Exkurs: War of the Worlds
2.2 Deutschland
2.2.1 Funk
2.2.2 Nach dem Ersten W eltkrieg
2.2.3 Radio im Dritten Reich
2.3 Detektor und Rohrenempfanger

3. Medium ohne Zukunft?

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Verbreitung aktueller Inhalte, Ruckblicke auf Vergangenes, Musik, wichtige Informatio- nen fur die Bevolkerung, Unterhaltung, Nutzung fast uberall. All diese Eigenschaften vereint das Radio in sich. Als erstes elektronisches Massenmedium wurde das Radio in den 1920er Jahren eingefuhrt und ist heute aus dem Leben kaum wegzudenken, obwohl es mittlerweile viele weitere Moglichkeiten gibt, Inhalte uber elektronische Medien wie Fernsehen und Com­puter zu verbreiten. (vgl. Hausermann 1998: 1).

Das eigentliche Radio wurde 1920 in den USA und 1923 in Deutschland eingefuhrt und hat „wie kein anderes Medium Menschen, Gesellschaften und Geschichte im 20. Jahrhundert gepragt“ (Hall in ARD/ZDF-Arbeitsgruppe Marketing 1997: 17).

Wahrend der Nutzen fur die Allgemeinheit in den Anfangen noch nicht hinterfragt wurde und die gesendeten Informationen nur den beteiligten Kommunikationspartnern gefallen mussten, lasst sich das Radio heute klar als Medium der offentlichen Kommunikation bestimmen, was bedeutet, „dass ein offentliches Interesse an den Inhalten geltend gemacht wird“ (Hausermann 1998: 2).

Sprechen wir heute von Rundfunk sind sowohl der Horfunk als auch das Fernsehen gemeint. Vor Einfuhrung des Fernsehens waren Rundfunk und Horfunk jedoch gleichbedeutend, sodass in der vorliegenden Arbeit, wenn von Rundfunk gesprochen wird, nur der Horfunk gemeint ist. Der Staatvertrag uber den Rundfunk im vereinten Deutschland von 1991 bestimmt den Begriff des Rundfunks wie folgt: „Rundfunk ist die fur die Allgemeinheit bestimmte Veranstaltung und Verbreitung von Darbietungen aller Art in Wort, in Ton und in Bild unter Benutzung elektrischer Schwingungen ohne Verbindungsleitung oder langs oder mittels eines Leiters“ (Hausermann 1998: 2).

Das Radio ermoglicht es den Menschen, auch uber weite Distanzen die gleichen Inhalte zu horen und das sogar in groBen Personengruppen. Die Informationen mussen nicht mehr via Buch, Film oder Zeitung exportiert werden, sondern gelangen unmittelbar zum Horer, im Idealfall ohne von Landesgrenzen aufgehalten zu werden (vgl. Arnheim 1979: 134ff.).

So verringert sich die Moglichkeit der Lander, dem Volk wichtige Informationen vorzuenthal- ten oder Unwahrheiten uber andere Lander zu verbreiten, da es den Horern moglich ist, die Nachrichten aus anderen Landern uber ihre Radiogerate zu empfangen und sich so aus den verschiedenen Sendungen eine eigene Meinung zu bilden (vgl. Arnheim 1979: 137).

Dabei wendet sich der Rundfunk an alle Gesellschaftsklassen und spricht mit seinen Inhalten sowohl Gebildete, als auch Ungebildete an und „drangt auf Vereinheitlichung der Volkskul- tur, wirkt zentralistisch, kollektivistisch, standardisierend“ (Arnheim 1979: 140).

In der vorliegenden Arbeit soll das Medium Rundfunk von seinen fruhen Anfangen bis zum Gebrauch im Nationalsozialismus in Deutschland betrachtet werden. Die Entwicklungen in den USA und in Deutschland werden dabei getrennt betrachtet, um eine bessere Ubersicht- lichkeit zu gewahrleisten. Zuletzt soll es um die Frage, ob das Radio in seiner jetzigen Form noch zukunftsfahig ist, oder ob andere Medien langst die fruheren Alleinstellungsmerkmale ubernommen haben und das Radio somit ersetzbar machen, gehen.

2. Vom Funk zum Radio - Geschichte in den USA und Deutschland bis 1933

Als zu Beginn der 1920er Jahre das Radio eingefuhrt wurde, sorgten sich vor allem die Zei- tungsverleger vor der neuen Konkurrenz. Sie furchteten, „dass ihren Produkten eine starke Konkurrenz als Meinungsbilder und Werbetrager erwachsen wurde“ (Hausermann 1998: 1). Auf der anderen Seite stand die Elektroindustrie, die sich einen neuen Absatzzweig erhoffte - schlieBlich wurden sowohl die Elektroteile fur den Bau der Radiostationen gebraucht, als auch fur den Bau der Radiogerate - zunachst in groBeren Einrichtungen, spater in den Haushalten (vgl. Hausermann 1998: 1).

Bevor jedoch das Radio fur den Hausgebrauch angeboten wurde oder uberhaupt fur Unterhal- tungszwecke genutzt werden konnte brauchte es mehrere Jahrzehnte der Entwicklung, ange- fangen mit dem Funk im 19. Jahrhundert.

Im Jahr 1887 hat der deutsche Physiker Heinrich Hertz (1857-1894) „erstmals das Bestehen elektromagnetischer Schwingungen nach[gewiesen], die sich unsichtbar mit sehr groBer Geschwindigkeit in der Luft ausbreiten. Damit setzte er einen Meilenstein, auf dem alle Erfindungen zur Verbesserung der „drahtlosen Brucke von Mensch zu Mensch“ bis zur heutigen weltweiten Kommunikation uber Satellit aufbauten“ (Diller in ARD/ZDF- Arbeitsgruppe Marketing 1997: 313). Aus der von Hertz nachgewiesenen „Rundwirkung elektrischer Wellen“ (Lerg 1970: 19) entstand der Begriff des Rundfunks, der spater auch das Fernsehen mit einschloss.

1898 stellte der italienische Techniker Guglielmo Marconi (1874-1937) „die erste funkentele- grafische Verbindung zwischen England und Irland her“ (Diller in ARD/ZDF-Arbeitsgruppe Marketing 1997: 313) und experimentierte im darauffolgenden Jahr mit deutlich weiteren Strecken der drahtlosen Telegrafie. Zu dieser Zeit wurden auch in Deutschland Experimente zu funkentelegrafischer Verbindung durchgefuhrt, die allerdings nur wenige Kilometer uber- brucken konnte (vgl. Diller in ARD/ZDF-Arbeitsgruppe Marketing 1997: 313). Marconi war es auch, der als Erster die Anwendungsmoglichkeiten der von Hertz „nachgewiesenen elekt- ronmagnetischen Schwingungen erkannte“ (Ketterer 2003: 21) und seine Experimente in der industriellen Produktion umsetzte.

Der 1906 vom Danen Valdemar Poulsen konstruierte Lichtbogensender brachte den entschei- denden Ubergang vom Telegrafieren zum Telefonieren, also von Morsezeichen zur Ubertra- gung von Sprache. Der Sender machte die ununterbrochene Ausstrahlung von Wellen auf nur einer Frequenz moglich. Poulsens Konstruktion „funktionierte im Vergleich zum bisherigen Funksender, der das Gerausch von Geschutzlarm verursachte, nahezu lautlos und ubermittelte dem Empfanger eine gleichbleibende Tonqualitat“ (Diller in ARD/ZDF-Arbeitsgruppe Mar­keting 1997: 313). In den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts wurde die Technik weiter ver- feinert und verbessert, sodass immer groBere Entfernungen erreicht werden konnten. 1920 gab es in den USA, und damit weltweit, die erste regulare Rundfunksendung, Deutschland folgte 1923 mit regelmaBigen Sonntagskonzerten, die aber noch nicht mit einem spateren Radio- sendungen vergleichbar waren (vgl. Diller in ARD/ZDF-Arbeitsgruppe Marketing 1997: 314).

Die Moglichkeit, Informationen nicht nur drahtlos, sondern ohne festen Adressaten zu senden, machte den Rundfunk zu einer bis dato einzigartigen Neuerscheinung. Drahtlose Ubertragung war zuvor bereits uber Telegraphie oder das Telefon moglich, doch konnte dort nur ein fester Adressat, beziehungsweise eine feste Adressatengruppe erreicht werden, um die Information weiterzugeben. Dank des Rundfunks fiel dieser Aspekt nun weg und es entstand die Moglich- keit, die Bevolkerung schnell mit wichtigen Neuigkeiten zu versorgen (vgl. Hausermann 1998: 2).

Landesgrenzen stellen fur das Medium Radio keine Hindernisse dar. Anders als beispielswei- se Zeitungen, die nur bis zu einer Landesgrenze oder nur bis sehr kurz hinter der Grenze ver­fugbar sind, hat das Radio keine Grenzen und kann prinzipiell weltweit empfangen werden (vgl. Hausermann 1998: 9).

2.1 USA

Der technische Vorlaufer des Radios waren auf der Empfangerseite „Apparate zum Empfang von zielgerichteten Nachrichten mittels der sogenannten „drahtlosen Telegraphie““ (Ketterer 2003: 21), deren erste Versuche sich bis zur ersten Halfte des 19. Jahrhunderts zuruckverfol- gen lassen. Die wegweisenden Entwicklungen geschahen jedoch erst ein Jahrhundert spater, „die dazu fuhrten, dass die drahtlose Telegraphie auch in die Praxis der industriellen Produk- tion umgesetzt werden konnte“ (Ketterer 2003: 21).

2.1.1 Lee de Forest und der erste Rundfunksender der Welt

Der amerikanische Rundfunkpionier Lee de Forest lieferte 1907 der US Marine Radiogerate, „mit denen Sprechubermittlung moglich war“ (Gethmann 2006: 97). Die gelieferten Gerate wurden fur die Ubertragung von Musik genutzt und fanden groBen Anklang bei den Matro- sen. Kurz darauf erfolgte jedoch ein Nutzungsverbot, da die Matrosen zu sehr von der neuen Spielerei abgelenkt waren. Die eigentlich zur Befehlsubertragung angeschafften Gerate wurden nie zu diesem Zweck genutzt und unmittelbar nach Einfahrt in den Heimathafen wie­der ausgebaut. Nach diesem ersten Versuch verhangte die US-Navy bis 1917 ein Verbot der Nutzung drahtloser Sprechmoglichkeiten auf den Schiffen (vgl. Gethmann 2006: 97).

Um 1907 patentierte Lee de Forest die Audion Rohre, die „eine Radioubertragung von Gerau- schen, Musik und Sprache in einer angenehmen Qualitat moglich[machte]“ (Gethmann 2006: 97). 1912 lieB sich die American Telephone and Telegraph (AT&T) die Technik vorfuhren und erwarb alle Rechte daran. Versuche mit parallel geschalteten Rohren konnten einen Emp- fang von Virginia bis nach Paris und Pearl Harbour erreichen. Um die stetig wachsende An- zahl an Horern zu erreichen, „brachte De Forest ab 1915 uber einen Sender auf dem Dach seiner Fabrik halbstundige Nachtkonzerte mit Schallplattenmusik, im Oktober 1916 ubertrug er ein Football Spiel Yale gegen Harvard“ (Gethmann 2006: 98). Durch die Erfindung der Audion Rohre wurde das Radio, wie es heute existiert, uberhaupt erst moglich, „denn die erweiterte Nutzung des Rundfunks als Medium zur Ubertragung der Stimme beginnt mit der Rohrentechnologie, die es den Sendern erlaubt, immer hohere Frequenzen zu verwenden (Gethmann 2006: 98).

Da de Forest „die planerischen und unternehmerischen Talente, um seine technischen Erfin- dungen auch in neuen Anwendungen durchsetzen [fehlten]“ (Ketterer 2003: 23), nahm sich ein anderer seiner Idee an: David Sarnoff, der leitende Techniker der amerikanischen Toch- tergesellschaft von Guglielmo Marconi, American Marconi. Ihm gelang es „sehr konkret die neue gesellschaftliche Anwendung der bereits bekannten technischen Mittel“ (Ketterer 2003: 23)zu formulieren, die zwar noch nicht den entscheidenden Durchbruch boten, aber die Idee eines Unterhaltungs-Rundfunksystems hatte, „das im Grunde demjenigen entsprach, welches vier Jahre spater zum ersten dieser Art auf der ganzen Welt wurde“ (Ketterer 2003: 23).

Als Sarnoff mit seiner Idee auf Unverstandnis stieB und sie als nicht umsetzbar eingestuft wurde, konnte die Konkurrenzfirma Westinghouse an einem eigenen Konzept arbeiten, dessen entscheidende Initiative von Frank Conrad, einem Ingenieur, ausging, der in seiner Freizeit Funk-Amateur war. „Seine Sendeanlage wurde bei Westinghouse in Pittsburgh als erster Rundfunksender der Welt installiert“ (Ketterer 2003: 23). Von dort aus wurde 1920 der Sendebetrieb eroffnet, dessen Inhalt hauptsachlich von anderen Funk-Amateuren gehort wurde. Um nicht nur die Menschen mit selbstgebauten Geraten zu erreichen, kam die Idee von industriell hergestellten Empfangergeraten auf, „die es prinzipiell allen Interessierten erlaubten, Radiosendungen zu horen“ (Ketterer 2003: 24). Diese Sendeanlage bezeichnet den Start des Unterhaltungsrundfunks. Obwohl sich die weitlaufige Verbreitung des Radios erst rund zwei Jahre spater einstellte, war der Erfolg in den USA AnstoB fur Deutschland und GroBbritannien, das Gebiet des Rundfunks ebenfalls auszubauen und einen Unterhaltungs- rundfunk einzurichten (vgl. Ketterer 2003: 24).

2.1.2 Struktur des US Radios

Von Beginn an hatte das Radio in den USA „die Struktur einer Interkommunikation, die korporative Sorge um Notfalle eingeschlossen“ (Hagen 2005: 188). Dies beruht vor allem auf dem Funkdesaster wahrend des Untergangs der Titanic, bei dem durch Interferenzen die Falschmeldung, dass alle Passagiere sicher seien, dazu fuhrte, dass die Rettung erst drei Stunden nach Absetzen des Notrufs erfolgte und tausende Menschen das Leben kostete. Infolgedessen gab es in den USA den Radio Act, der vorschrieb, dass bei dem Empfang von Notrufen sofort geschwiegen werden musste, um den Notruf in Ganze und ohne Zwischenge- rausche horen zu konnen.

Zudem mussten die Betreiber von Funksendeanlagen in regelmaBigen Abstanden Signale anderer Stationen abhoren, um die Regelung der Interkommunikation zu gewahrleisten und Storungen durch das Senden auf derselben Frequenz zu vermeiden (vgl. Hagen 2005: 188f).

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Entwicklung und Etablierung des Radios bis 1933 in den USA und Deutschland
Hochschule
Universität Siegen
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
19
Katalognummer
V584635
ISBN (eBook)
9783346167309
ISBN (Buch)
9783346167316
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Radio, Radiogeschichte
Arbeit zitieren
Miriam Zaunbrecher (Autor:in), 2017, Entwicklung und Etablierung des Radios bis 1933 in den USA und Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/584635

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