Stress im Grundschulalter


Term Paper (Advanced seminar), 2005

12 Pages, Grade: 1,6


Excerpt


1 Einleitung

“Stress ist unser ständiger Begleiter, solange wir leben. Er sitzt mit uns am Tisch, er geht mit uns schlafen, er ist dabei, wenn leidenschaftliche Küsse ausgetauscht werden. Manchmal geht uns seine Anhänglichkeit auf die Nerven; dennoch verdanken wir ihm jeden persönlichen Fortschritt und erreichen durch ihn immer höhere Stufen geistiger und körperlicher Weiterentwicklung. Er ist die Würze des Lebens.”[1] (Hans Selye)

Andererseits wies der Begründer der medizinisch-biologischen Stresstheorie Hans Selye frühzeitig darauf hin, “dass Stress unser Immunsystem schwächt und verschiedene Krankheiten auslösen kann”[2].

Kinder im Stress! Sagt man diesen Satz, stößt man oftmals auf Unverständnis. Zu weit ist der Gedanke verbreitet, es gäbe nur Erwachsene, die Stress empfinden. Doch schon ein Großteil der Kinder im Grundschulalter erleben ein hohes Ausmaß an Stress und weisen zum Teil starke Belastungssymptome, wie Kopf- und Bauchschmerzen, Unkonzentriertheit, Schlafprobleme Fingernägelkauen und Lustlosigkeit, auf. 20% der bundesdeutschen Schulkinder leider unter schwerwiegenden, weitere 55% unter mäßigen oder leichten Lern- und Verhaltensstörungen. Nur jedes vierte Kind kann gänzlich frei von Verhaltensauffälligkeiten gelten.[3] Nie zuvor wurde von den Kindern mehr verlangt als heute. Viele von ihnen stehen unter höchster Anspannung. Selektion und Leistungsforderung beherrschen den schulischen Alltag. Kinder sind in dem Zwang, Bedürfnisse der Schule und des Elternhauses zu befriedigen. Das führt zum Stress. Allerdings wissen die Kinder wenig über die Auslöser von Stress und Möglichkeiten der Bewältigung. Stresspräventionsprogramme sollen Kindern helfen, Stressreaktionen frühzeitig wahrzunehmen und angemessene Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

Im ersten Teil der Arbeit werden zentrale Ursachen, Symptome, Folgen und Befunde zu Stress beschrieben. Im zweiten Teil werden die Konzeption und Wirksamkeit von Stresspräventionstrainings und -maßnahmen für Kinder im Grundschulalter vorgestellt. Die Arbeit basiert grundlegend auf folgenden Fragestellungen:

- Woher kommt Stress?
- Was sind Ursachen für Stress bei Kindern?
- Was sind mögliche Folgen von Stress, und wie kann man sich schützen?

2 Stress im Kindesalter

2.1 Ursachen

Stress bei Kindern tritt überwiegend im schul- und leistungsbezogenen Kontext auf. Am häufigsten sind hierbei Unterschiede zwischen gestellter Anforderung und der momentanen Bewältigungsmöglichkeiten. Immer mehr Auswirkungen hat jedoch auch der Stress im sozialen Bereich („Freizeitstress“) wie z.B. unterschiedliche Hobbys bzw. Interessen (Erlernen eines Musikinstrumentes, Sportaktivitäten, Freunde treffen etc.) zu vereinbaren. Dauerhafte Belastungen für Kinder können außerdem folgende Faktoren darstellen:

- die Veränderung der familiären Lebensformen,
- Umweltverschmutzung,
- unsere konsumorientierte Freizeitwelt (Die Kinder streben z.B. ständig danach, was andere Kinder haben, können es sich aber nicht leisten. Das führt ggf. zu einem andauernden Anerkennungswunsch/-druck und somit zu Stress),
- zu wenig Raum für freies Spiel und für die Entdeckung einer natürlichen Umwelt usw.[4]

Dies sind u.a. Merkmale einer veränderten Kindheit, wie sie heutzutage an Grundschulen deutlich und manchmal auch zum Problem werden.

Dauert der Druck, der durch bestimmte Lebenssituationen ausgelöst wird zu lange, verlernt der Körper sich zu entspannen.[5] Man muss sich bewusst machen, dass der Stress, der Kinder auf Dauer krank macht, nicht auf momentanen Problemen wie z.B. einer schweren Mathearbeit beruht, sondern ein Folge von Dauerbelastung oder permanent zu hohen Anforderungen ist. Beispiele hierfür sind ernsthafte und langfristige Probleme zu Hause (z.B. andauernde Streitigkeiten zwischen den Eltern bzw. eine Scheidung)oder die ständige Überforderung in der Schule.

2.2 Symptome

Sowohl im Grundschulbereich als auch schon in den Kindertagesstätten werden in den letzten Jahren immer mehr unruhige, aggressive, unkonzentrierte und leicht ablenkbare Kinder beobachtet. Auswirkungen sind im Lernverhalten, im sozialen Miteinander, in der Ausdauer beim Spielen, Malen und Zuhören zu beobachten. Laut einer Studie von 638 befragten Dritt- und Viertklässlern gaben 29,7% an, mehrmals in der Woche nicht gut schlafen zu können, hatten 17,5% mehrmals in der Woche keinen Appetit und klagten 17,1%/11,1% über Kopf- und Bauchschmerzen.[6] (Im Anhang befindet sich eine entsprechende Visualisierung der Studie.) Außerdem blockiert Stress Unbeschwertheit und die ganzheitliche Wahrnehmung, was dazu führt, dass die Kinder schon im frühen Alter an Symptomen von Stress leiden können. Physische und psychische Gesundheit sind immer an ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Leistung und Erholung sowie Anspannung und Entspannung gebunden. Kinder haben heute jedoch, durch die gegenwärtige Lebensumwelt der Gesellschaft, nur noch wenige Möglichkeiten, Ruhe und Stille zu finden und diese auch zu genießen. Oft sind sie auch nicht in der Lage, diese Bedürfnisse zu äußern, da sie noch zu jung sind, um zu verstehen, was ihnen fehlt bzw. was sie brauchen, um Stress abbauen zu können. So haben 36% der Kinder zwischen sieben und elf Jahren keine Vorstellung über die Entstehung, geschweige denn den Abbau von Stress.[7] Damit bei Kindern der Wunsch nach Ruhe und Entspannung überhaupt geweckt wird, müssen sie heute ganz bewusst an ruhige und reizärmere Situationen herangeführt werden. Es ist demnach notwendig, Ruhesituationen, Entspannungsübungen sowie Körperwahrnehmungs- und Massagespiele in den (schulischen) Tagesablauf der Kinder zu integrieren.

2.3 Folgen

Repräsentative Studien kommen zu dem Ergebnis, dass durchschnittlich ca. 72% der Kinder im Grundschulalter, mehr oder weniger ausgeprägte, stressbedingte Auffälligkeiten zeigen. Wahrnehmungs- und Leistungsstörungen (4-7% der Kinder), Verhaltensauffälligkeiten (10-12%), körperliche, auch chronische Krankheiten (14,1%), psychosomatische Erkrankungen oder Medikamenten- und Drogenkonsum können Folgen von Stress sein.[8]

In der BRD sind mindestens 100 000 Kinder und Jugendliche alkoholabhängig. Etwa 13% der Kinder und Jugendlichen greifen noch vor dem 16. Lebensjahr zur Zigarette.[9] Nicht wenige davon sind Kinder im Grundschulalter. Des Weiteren sind viele Kinder medikamentensüchtig. Dies resultiert jedoch häufig aus Fehlentscheidungen der Eltern. So bekommen Kinder mit „Verhaltensauffälligkeiten“ wie Zappeligkeit, Konzentrationsschwäche, Kopf- und Magenschmerzen oder Schlafstörungen regelmäßig Medikamente. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass Studien ergaben, dass Medikamentenmissbrauch häufig im Zusammenhang mit Leistungserwartungen an die Kinder steht. So heißt es bei Bornhaupt und Hurrelmann:

„ Während 1978 bereits 18% der Eltern der Meinung waren, Schulprobleme könne man gut mit Medikamenten angehen, waren es 1982 schon 36% der Eltern, die diese Ansicht teilten“[10].

Heute nimmt jedes fünfte Grundschulkind Leistungsförderer.[11]

[...]


[1] Vgl. Seefeldt: Stress, 1989, S. 9.

[2] Vgl. Hecht: Gesund im Stress, 1994 S. 15.

[3] Vgl. Rosemann: Kinder im Schulstress, Berlin, 1976.

[4] Vgl. Drews: Einführung in die Grundschulpädagogik, Weinheim; Basel 2000. S. 14ff.

[5] Vgl. Bornhaupt; Hurrelmann: Kinder im Streß?!, Weinheim; Basel 1991, S. 12ff.

[6] http://www.psychologie.uni-greifswald.de/ ~entpsycho/downloads_mv/stress/Literatur.pdf

[7] Ebd.

[8] Vgl. Bornhaupt; Hurrelmann: Kinder im Streß?!, Weinheim; Basel 1991, S. 24ff.

[9] http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/news/74773/

[10] zitiert nach: Bornhaupt; Hurrelmann: Kinder im Stress?!, Weinheim; Basel 1991, S. 42.

[11] http://www.lexonline.info/lexonline2/live/professional/index_0.php?lid=90&productActiveArtnr=293129&xid=1798&link=ar

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Details

Title
Stress im Grundschulalter
College
University of Potsdam
Grade
1,6
Author
Year
2005
Pages
12
Catalog Number
V58459
ISBN (eBook)
9783638526456
ISBN (Book)
9783640366613
File size
467 KB
Language
German
Keywords
Stress, Grundschulalter
Quote paper
Monique Schwertfeger (Author), 2005, Stress im Grundschulalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58459

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Title: Stress im Grundschulalter



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