'Sanuki no suke nikki' von Fujiwara no Nagako


Seminararbeit, 2005

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sanuki no suke nikki - Das Werk
2.1 Die Autorin
2.2 Der Inhalt

3. Mittel der Selbstdarstellung
3.1 Form/Methodik
3.2 Technik der Selbstdarstellung
3.2.1 Direktes Selbstzeugnis
3.2.2 Indirektes Selbstzeugnis

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Werk Sanuki no suke nikki, geschrieben von Fujiwara no Nagako, wird zur Tagebuchliteratur (nikki bungaku)[1] des japanischen Mittelalters, hier der späten Heian-Zeit (794-1185), gezählt, doch hat es zum Hauptthema nicht primär, wie man vermuten würde, die Person und die Empfindungen der Autorin selbst, sondern eher den Kaiser Horikawa, über den ohne dieses Werk so gut wie keine Informationen bekannt wären.[2] Doch gerade dies macht die Fragestellung dieser Arbeit interessant, die lautet: „Mit welchen Techniken schafft es Fujiwara no Nagako im Sanuki no suke nikki Selbstzeugnis abzulegen, obwohl das primäre Thema ihres Werkes Kaiser Horikawa ist?“. Denn obwohl Fujiwara no Nagako hauptsächlich über den Kaiser und die Erlebnisse im Zusammenhang mit ihm schreibt, kristallisiert sich doch auch der Charakter und die Art der Protagonistin[3] heraus, was auch schon im Prolog ihres Buches deutlich wird, als sie schreibt: „It is an attempt to console myself that I am writing down these various memories as they come to my mind.“[4] und gerade deshalb soll in dieser Arbeit dargestellt werden mit welchen Mitteln ihr dies gelingt. Dabei soll jedoch nicht die Frage behandelt werden, in wie fern dieses Tagebuch fiktional oder real ist, denn dies würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen.

Dazu sollen hier in einem ersten Teil vorerst die Autorin und das Werk vorgestellt werden, um es in seinen historischen Rahmen einzuordnen. Es soll zuerst ein allgemeiner Überblick über das Werk gegeben werden, um damit im analysierenden zweiten Teil der Arbeit besser umgehen zu können.

Im zweiten Teil soll dann mit Hilfe von Passagen aus dem Buch direkt am Text erarbeitet werden, mit welchen Techniken die Autorin es schafft sich selbst darzustellen.

Auf Grund dieses nahen Arbeitens am Text besteht die verwendete Literatur aus dem Werk selbst, und zwar in der Übersetzung von Jennifer Brewster unter dem Titel The Emperor Horikawa Diary, und der dazugehörigen Einleitung derselbigen Autorin. Diese Einleitung sowie Katô Shuichis Geschichte der japanischen Literatur und das Japan-Handbuch von Horst Hammitzsch[5] dienen den erwähnten Hintergrundinformationen zu Autorin, Werk und Epoche.

2. Sanuki no suke nikki - Das Werk

Da es in dieser Arbeit darum geht, zu analysieren, wie die Autorin es schafft Selbstzeugnis abzulegen, obwohl sie nicht viel über sich direkt preisgibt, sollen hier erst einmal allgemeine Informationen zur Autorin angegeben werden, um sich mit der Person vertraut machen zu können und damit besser eventuelle indirekte Hinweise in bestimmten Textpassagen auf ihren Charakter und ihre Ambitionen erkennen und verstehen zu können.

2.1 Die Autorin

Fujiwara no Nagako, im Werk Sanuki no Suke beziehungsweise Lady Sanuki genannt, war Stellvertretende Gesellschafterin (naishi no suke) im Kaiserpalast während der Regierungszeit des Kaisers Horikawa (1086-1107) und seines Sohnes Toba (1107-1123).[6] Acht Jahre war Fujiwara no Nagako im Dienste des Kaisers Horikawa.

Sie war die jüngste Tochter des Fujiwara no Akitsuna, ein Poet und niederer Bürokrat, seinerseits der Enkel von Fujiwara no Michitsuna, dessen Mutter die Schreiberin des

berühmten Kagerô nikki[7] war. Akitsunas Mutter war die Dichterin Ben no menoto.[8]

Fujiwara no Nagako wurde jedoch nicht in die Stammbaumaufzeichnungen Sompi Bummyaku ihrer Familie aufgenommen. Dies resultierte wahrscheinlich daraus, dass sie ein sehr spätes Kind Akitsunas war. Ihr Geburtsdatum ist jedoch nicht bekannt, aber es wird vermutet, dass sie, genauso wie der Kaiser Horikawa 1079 geboren wurde. Diese Vermutung entstand, da sie im Werk vom Kindermädchen des Kaisers Toba als onmenotogo bezeichnet wird, was soviel bedeutet wie, dass sie zu der gleichen Zeit aufgezogen wurde, zu der ihre Mutter auch als Kindermädchen, ein anderes Kind aufzog, hier also das Kindermädchen Horikawas war.[9] Solche Kinder hatten oft eine enge Verbindung zu einander, was auch die enge Beziehung zwischen Nagako und Horikawa erklären würde und damit auch, warum sie ihn und ihre Gefühle zu ihm zum primären Thema ihres Werkes gemacht hat.

Die Beziehung der Beiden ist schwer zu bestimmen, da Fujiwara no Nagako sich in dieser Hinsicht eher bedeckt hält, doch wird die Sympathie des Kaisers zu ihr ersichtlich, wenn er sie anderen Hofdamen vorzieht, wie zum Beispiel beim Chrysanthemen-Fest.[10] Außerdem versteckt Horikawa sie vor dem Regenten[11] und unterweist sie in buddhistischen Sutren.[12] Ihre Beziehung war scheinbar mehr eine Bruder-Schwester-Beziehung.[13]

Über Fujiwara no Nagakos Kindheit ist ebenfalls nichts bekannt und es kann nur vermutet werden, dass sie, wie die anderen Mädchen ihrer Zeit sehr belesen war. Zu diesem Eindruck gelangt man, da sie flüchtige und abfällige Bemerkungen über Liebesromane in ihrem Werk macht. Aber auch zustimmende Anmerkungen zu der historischen Erzählung Eiga Monogatari[14] sind zu finden, sowie Anspielungen auf Gedichte aus kaiserlichen und privaten Anthologien.[15]

Ihre Position am Hof hat Fujiwara no Nagako wahrscheinlich durch ihre Schwester Kaneko bekommen, die eine von Horikawas Kindermädchen war[16] und im Sanuki no suke nikki unter dem Namen Tôzammi[17] Erwähnung findet.

Es ist ebenfalls nicht bekannt , ob Nagako verheiratet war, doch ihre Familie schien sie in die Hofgesellschaft integrieren zu wollen, wo sie vielleicht einen Unterstützer oder Beschützer finden sollte. Sie selbst war eher ungewillt zum Hofe zu gehen und wollte scheinbar nur dem Wunsch ihrer Eltern und ihrer älteren Schwester nachkommen.[18] Bekannt ist jedoch, dass sie im Jahre 1107 ihre Hauptunterstützer verlor, denn in diesem Jahr starben Kaiser Horikawa und Nagakos Vater und ihre Schwester Kaneko wurde nach dem Tod des Kaisers Nonne.[19] Auf Grund des Verlustes ihrer Hauptunterstützer, war es für den Ex-Kaiser Shirakawa leichter Nagako zu überreden zum Hof zurückzukehren, da ihr nun auch bewußt wurde, dass ein Beschützer notwendig war.[20]

Nach dem Jahre 1108, welches das letzterwähnte Datum in ihrem Werk ist, tritt sie nicht mehr in Erscheinung. Erst 1119 wurde sie vom Hof verwiesen, nachdem sie geistig krank geworden war. Die Krankheit äußerte sich, indem sie behauptete der Geist Horikawas würde sie heimsuchen, und sie verbreitete etliche Geschichten in seinem Namen.[21] Hierauf findet sie keine Erwähnung mehr.

Fujiwara no Nagako schien das poetische Talent ihres Vaters nicht geerbt zu haben, was die wenigen Gedichte in ihrem Tagebuch wohl auch nicht entkräften. Ihr Name erscheint auch weder in den Horikawa-in Ensho Awase (1102) noch im Gedichtwettbewerb von Toshitada (1104), bei dem sieben Frauen, darunter auch Nagakos Schwester Kaneko, Erwähnung finden.[22] Jedoch wurde eines ihrer Gedichte aus dem Tagebuch in abgewandelter Form in das Shin chokusenshû[23] aufgenommen, und zwar vermutlich von Toshitadas Enkel Sadaie, des Zusammenträgers der Anthologie. Allerdings tat er dies wahrscheinlich eher aus Mitleid für das untalentierte Mitglied der Familie. Er versuchte daher eines ihrer Gedichte zu verbessern, um es in die Anthologie aufnehmen zu können.[24]

Die Vermutung liegt auch nahe, dass Nagako sich dieses Mangels an poetischem Talent bewußt war und sich daher mit diesem Tagebuch in der sich entwickelnden Prosaschreibung beweisen wollte.[25]

[...]


[1] „Das Tagebuch (nikki) ist vom 10. bis in unser Jhd. als ästhetisch gestaltete Mitteilung persönlicher Erfahrung und individuellen Erlebens ein reich differenzierter Bestandteil der japanischen Literaturgeschichte. Der in seiner gesamten Entwicklung hohe Anteil lyrischer Formen lässt in vielen Fällen die Grenze zur chronologisch geordneten Anthologie kaum noch erkennen; einige Texte gewinnen durch epische Geschlossenheit und nachlässigen Umgang mit zeitlichen Daten Erzählungscharakter[...].“; Hammitzsch, Horst (Hrsg.): Japan-Handbuch. Land und Leute, Kultur- und Geistesleben. Stuttgart 1990; S. 1084

[2] Vgl. Brewster, Jennifer (Übers.): The Emperor Horikawa Diary. Honolulu 1977; S. 15

[3] In der vorliegenden Arbeit wird der Einfachheit halber, ohne dies extra zu beweisen, davon ausgegangen, dass die Protagonistin Sanuki no Suke und die Autorin Fujiwara no Nagako auch tatsächlich dieselbe Person sind, da Fiktion schon in der Heian-Zeit in der japanischen Literatur abgelehnt wurde. Vgl. Hammitzsch 1990: S. 873/874

[4] Brewster, Jennifer (Übers.): The Emperor Horikawa Diary. Honolulu 1977; S. 57

[5] siehe Literaturverzeichnis

[6] Vgl. Brewster 1977: S. vii

[7] Das Kagerô nikki wurde etwa zwischen 974 und 978 verfasst. Der Name der Autorin ist unbekannt. Im Kagerô nikki geht es um die Psyche einer Frau, die trotz ungleicher Herkunft den großen Fürsten Fujiwara Kaneie (929-990) heiratet und einen Sohn namens Michitsuna gebiert. Ihr Mann stößt sie immer wieder zurück doch sie sehnt sich trotzdem nach ihm. Letzten Endes entdeckt sie, dass er sie betrügt und sie kann nichts mehr für ihn empfinden, bis schließlich ein Brief von ihm eintrifft der sie wieder hoffen lässt. Es ist ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Vgl. Katô, Shuichi: Geschichte der japanischen Literatur. Bern, München, Wien 1990; S.143f.

[8] Vgl. Brewster 1977: S. 33

[9] Vgl. Brewster 1977: S. 34

[10] Vgl. Brewster 1977: S. 36

[11] Vgl. Brewster 1977: S. 100

[12] Vgl. Brewster 1977: S. 6

[13] Vgl. Brewster 1977: S. 34

[14] Das Eiga monogatari („Die Erzählung von Glanz und Pracht“), dessen Autor unbekannt ist, besteht aus 40 Bänden. Die ersten 30 Bände entstanden wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, die letzten 10 Bände in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Es beschreibt die Regierungszeit von fünfzehn japanischen Kaisern (887-1092). Gegenstand der Erzählung sind Leben und Ereignisse am Hofe, hierbei spielt die Geschichte des Adelsgeschlechtes Fujiwara und Erinnerungen an dessen Glanzeit die Hauptrolle. Vgl. Katô 1990: S. 151 und Hammitzsch 1990: S. 962

[15] Vgl. Brewster 1977: S. 34

[16] Vgl. Brewster 1977: S. 37

[17] Vgl. Brewster 1977: S. 38

[18] Vgl. Brewster 1977: S. 37

[19] Vgl. Brewster 1977: S. 38

[20] Vgl. Brewster 1977: S. 38

[21] Vgl. Brewster 1977: S. 40

[22] Vgl. Brewster 1977: S. 41f.

[23] Gedicht Nr. 18 im Sanuki no suke nikki korrespondiert mit Gedicht Nr. 1224; Vgl. Brewster 1977: S.53

[24] Vgl. Brewster 1977: S. 42

[25] Vgl. Brewster 1977: S. 42

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
'Sanuki no suke nikki' von Fujiwara no Nagako
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Ostasiatisches Seminar)
Veranstaltung
PS: Literarische Selbstzeugnisse im japanischen Mittelalter
Note
2,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
17
Katalognummer
V58421
ISBN (eBook)
9783638526180
ISBN (Buch)
9783656791133
Dateigröße
520 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sanuki, Fujiwara, Nagako, Literarische, Selbstzeugnisse, Mittelalter
Arbeit zitieren
Sabrina Anton (Autor:in), 2005, 'Sanuki no suke nikki' von Fujiwara no Nagako, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58421

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