Das Königreich Pattani und seine Beziehung zu Siam/Thailand


Hausarbeit, 2005

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Gründung von Pattani und politische Rahmenbedingungen

2. Beziehung Pattanis zu Ayutthaya

3. Verwaltungsreform zu Beginn der Chakri Dynastie

4. Grenzziehung 1909

5. Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit

6. Personen Pattanis im 20. Jahrhundert und das Hikayat Pattani
6.1. Haji Salong
6.2. Tengku Mahmud Mahyudding
6.3. Tengku Abdul Kadir
6.4. Hikayat Pattani

7. Quellen

1. Gründung von Pattani und politische Rahmenbedingungen

Die Entstehung eines Reiches in der Region Pattanis reicht bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. zurück. Damals konnte sich erstmals eine staatliche Organisation mit dem Namen Langkasuka etablieren. Langkasuka wurde im frühen 7.Jahrhundert ein wichtiges buddhistisch-hinduistisches Zentrum und etablierte sich während des 11. Jahrhunderts zu einem wichtigen Handelsplatz in der Region (Vergl. Hikayat Patani S.2). Dies galt vor allem für chinesische und lokale Händler, die zwischen dem Golf von Siam und dem chinesischen Meer hin und her pendelten und dabei in Langkasuka halt machten. Wann dabei die als Langkasuka bekannte Region der Entstehung des islamischen Königreiches von Pattani weichen musste, ist bis heute unklar. Nach Nik Anuar Nik Mahmud hat der Portugiese Tome Pires im Jahre 1511 die ebenfalls wichtige Handelsstadt Malakka im Süden der malaiischen Halbinsel passiert und in seinen Aufzeichnungen von Pattani gesprochen. Demnach soll das Königreich Pattani schon vor 1370 existiert haben. Dagegen spricht, dass chinesische Händler die Region 1403 immer noch als Langkasuka identifizierten (Vergl. Nik Anuar Nik Mahmud, S.1).

Im Norden Pattanis befindet sich seit dem Jahre 1238 das erste siamesische Großreich, Sukhothai (1238-1350), mit dem bis in die heutige Zeit bekannten König Ramkhamhaeng (reg.1279-1298). Sukhothai hat Ambitionen sich auszubreiten und zwingt Ende des 13. Jahrhunderts dem damaligen Langkasuka ein tributäres Verhältnis auf und macht es zum Vasallen-Staat. Auch die Machtverlagerung von Sukhothai zur neuen Hauptstadt und Dynastie von Ayutthaya (1350- 1767) ändert an diesem Status weitesgehend nichts.

Im Süden Pattanis befinden sich das Sultanat von Malakka (1402 – 1511), gegründet von dem fliehenden Paramesvara (1344-1424). Einst Adliger am Hofe des buddhistischen Sri Vijaya Reiches (5. Jahrhundert- ca. 1400) entzog er sich der Unterwerfung des aufkommenden hinduistischen Reiches Majapahit (1293- ca.1500) auf Java, das Ende des 14. Jahrhunderts die Hauptstadt Sri Vijayas in Südsumatra Palembang eroberte. Mit der Eroberung Palembangs verschwand das Reich Sri Vijaya und mit ihm der buddhistische Einfluss im Gebiet des heutigen Indonesien und Malaysia. Durch die günstige Lage Malakkas an der Straße von Malakka avancierte das ehemals kleine Fischerdorf schnell zur Anlaufstelle für Händler aus Indien, Arabien und China, die es verstanden, den Monsun für ihre Segelschiffe zu nutzen.

Westlich von Pattani lag das islamische Reich von Pasai, gelegen an der Nordspitze Sumatras im heutigen Aceh. Wichtig hierbei ist, das Pasai schon 1202 islamisch wurde und somit den Beginn des islamischen Einflusses in Südostasien darstellt. Ähnlich wie Majapahit auf Java hat sich Pasai im Schatten des Sri Vijaya Reiches mehr und mehr unabhängig machen und vom langsamen Untergang Sri Vijaya profitieren können. Der islamische Einfluss Pasais fand weitere Verbreitung durch die Hochzeit des alternden Paramesvaras mit der Tochter des Sultans von Pasai im Jahre 1414. Paramesvara konvertierte zugleich zum Islam. Er wurde folglich Sultan von Malakka und änderte seinen Namen in Megat Iskandar Shah. Somit entstand ein Bündnis zwischen Pasai und Malakka, das sich dem hinduistischen Einfluss des Majapahit Reiches aus Java widersetzen konnte und dafür sorgte, dass Malakka folgend das wichtigste Zentrum des Islam wurde.

Die politischen Umstände des aufkommenden Königreiches Pattani waren demnach zusammengefasst wie folgt: Von Norden her breitete sich das thailändische Königreich aus und zwang Pattani den Vasallen-Status auf. Im Süden lag das Sultanat von Malakka, das sich einerseits versuchte, gegen die nach Süden vordringenden buddhistischen Siamesen zu wehren, und sich andererseits dem hinduistischen Königreich Majapahit auf Java im Süden erfolgreich entgegensetzte. Westlich von Pattani lag das islamische Sultanat von Pasai, das versuchte, seinen islamischen Einfluss geltend zu machen und dies letztendlich auch schaffte.

Der Islam kam somit entweder über das neu entstandene Zentrum in Malakka Mitte des 15. Jahrhunderts nach Pattani oder wurde von Händlern aus Pasai schon früher eingeführt. Nach Nik Anuar Nik Mahmud liegt die Vermutung nahe, dass Pattani noch vor Malakka zum Islam konvertiert wurde. Er begründet dies damit, dass das Königreich Trengganu schon 1386 islamisiert wurde und es keinen Grund gäbe, warum der Islam das naheliegende Pattani nicht auch hätte erreichen sollen (Vergl. Nik Anuar Nik Mahmud S.2).

2. Beziehung Pattanis zu Ayutthaya

Während des folgenden Jahrhunderts entsandte das islamische Königreich von Pattani Tribute in Form der Goldenen Blume (Bunga Mas) an das siamesische Königshaus, blieb aber als Vasallen-Staat, wie damals üblich, ansonsten administrativ unabhängig. Dies galt ebenso für die anderen umliegenden malaiischen Sultanate, namentlich Kedah, Kelantan, Trengganu. Im Unterschied zu den letztgenannten Sultanaten musste Pattani als nördlichstes Sultanat jedoch auch militärische Unterstützung leisten, wenn das siamesische Königreich dies anforderte. Dies geschah bei der ersten Eroberung von Ayutthaya 1564 durch die Birmanen. Pattani schickte auf Bitte Ayutthayas ca. 200 Schiffe zu Unterstützung Siams Richtung Norden (Vergl. Teeuw u. Wyatt, S.8). Nach der siamesischen Niederlage und dem vorübergehenden Niedergang Ayutthayas hatten die ehemaligen Vasallen-Staaten zwei Möglichkeiten zur Auswahl. Entweder, trotz des geschwächten Reiches, ihre weitere Unterstützung zu zuzusagen, oder sämtliche Beziehungen abzubrechen. Pattani entschied sich für letzteres, stellte seine Tributzahlungen ein und erlebte dadurch eine zeitweilige Epoche der Unabhängigkeit (Vergl. Teeuw u. Wyatt, S.8). Diese sollte aber nicht allzu lang andauern, da sich das Ayutthaya Reich schnell wieder erholte und mit Hilfe des späteren Königs Naresuan die Birmanen und auch die Khmer von sich fernhalten konnte. Dennoch folgte nun die Blütezeit des Reiches von Pattani, die bis zum Ende des 17. Jahrhunderts andauern sollte. Diese Blütezeit Pattanis, die „in der gegenwärtigen nationalistischen Ideologie und Propaganda (...) immer wieder als das Goldene Zeitalter verherrlicht wird, als Pattani reich, unabhängig und islamisch war“ (Vergl. Draguhn, S.112), wurde von 1584 bis 1688 nacheinander von vier Frauen regiert. Dabei stellt die Regierungszeit der beiden ersten Herrscherinnen Raja Ijau und Raja Biru (1584-1624) den Höhepunkt der Macht Pattanis dar (Vergl. Draguhn, S.111).

Der kurzfristige Wegfall Ayutthayas hatte nicht nur positive Konsequenzen für das Sultanat Pattani. Denn mit dem Wegfall des siamesischen Reiches im Norden verschwand auch die Sicherheit eines politischen und im Zweifelsfall militärischen Bündnisses, das zuvor Pattani verhalf, sich gegen die umliegenden Gebiete ökonomisch und politisch durchzusetzen.

„Patani`s trading position in the earlier half of the (16.) century may have been assured by its political relationship with Ayudha. Patani could engage in conflict with her neighbours- as she did with Johore, Pahang, and perhaps Kelantan in the 1530s and 1540s- with the understanding that Thai power could be relied upon to preserve her position should it be seriously threatened.“ (Vergl. Teeuw u. Wyatt, S.8)

Dies zeigt uns, dass Pattani in der Geschichte eine durchaus ambivalente Beziehung zu Siam hatte.

Die Beziehungen zu Ayutthaya wurden also folglich wieder aufgenommen, sobald sich das Reich wieder erholt hatte. Während der Regierungszeit der ersten beiden Königinnen Raja Ijau und Raja Biru (reg. 1584-1624) etablierte sich Pattani als das Handelszentrum in Südostasien, das den Schutz Ayutthayas benötigte.

„Patani certainly did have enemies to worry about and fear. Acheh, Johore, and Pahang were embroiled with each other, as well as with the portugese, and their seperate attacks northwards along the east coast of the peninsula are attested in both European and Thai accounts.“ (Vergl. Teeuw u. Wyatt, S.14)

Die enge Verbindung zwischen Pattani und Ayutthaya wird durch die Tatsache unterstrichen, dass die beiden Königinnen regional und überregional unter dem siamesischen Titel Phracao bekannt waren, was deutlich auf eine Beziehung zwischen Pattani und Ayutthaya hinweist (Vergl. Teeuw u. Wyatt, S.13). Die dritte der vier Königinnen von Pattani, Raja Ungu (reg. 1624-1635), lehnte dagegen den Titel des Phracao ab und geriet in Konflikt mit Ayutthaya. Dieser wurde erst durch ihre Nachfolgerin und gleichzeitig letzte Königin von Pattani, Raja Kuning (reg.1635-1688), beigelegt. Bezeichnenderweise akzeptierte diese wieder den Titel des Phracao und schickte wiederum die Goldene Blume (Bunga Mas) als Zeichen des Tributs nach Ayutthaya. Die Regierungszeit von Raja Kuning ist gekennzeichnet durch Konflikte mit dem Nachbarkönigreich von Songkhla - wie zum Beispiel bei einem Konflikt im Jahre 1671, der mit Hilfe von Ayutthaya beigelegt wurde (Vergl. Teeuw u. Wyatt, S. 19). Nach 1688 folgte der wirtschaftliche und politische Einbruch Pattanis. Die Gründe liegen hier zum einen in einem allgemeinen Rückgang der internen Handelsbeziehungen in Südostasien aufgrund geringer Nachfrage nach Produkten aus der Region der malaiischen Halbinsel. Als Handelstadt hatte dies direkten Einfluss auf die Pattani (Vergl. Teeuw u. Wyatt, S. 20). Zum Anderen, und wahrscheinlich schwerwiegender, waren interne politische Ereignisse, die dazu führten, dass Pattani für die folgenden 41 Jahre (1688-1729) von dem südlich liegendem Sultanat Kelantan regiert wurde.

Hierbei sei zu erwähnen, dass bis heute eine enge Beziehung zwischen diesen beide Regionen vorhanden ist. Der Grund sind enge verwandtschaftliche Beziehungen aufgrund von Hochzeiten von Menschen aus der Pattani Region (heute die südthailändischen Provinzen: Pattani, Yala, Narathiwit) und der malaiischen Provinz Kelantan.

In der Zeit der Kelantan Regierung gab es 14 verschiedene Anführer, die vergeblich versuchten, die Geschicke des ehemalig starken Königreiches Pattani zu lenken. Dass Siam keine eindeutige Stellung bezog, lag wohl an dem sich abzeichnenden endgültigen Niedergang des Königshauses von Ayutthaya.

[...]

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Details

Titel
Das Königreich Pattani und seine Beziehung zu Siam/Thailand
Hochschule
Universität Hamburg  (Asien-Afrika-Institut)
Veranstaltung
Islam in Südostasien
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
13
Katalognummer
V58403
ISBN (eBook)
9783638526067
ISBN (Buch)
9783638775564
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit behandelt das ehemalige islamische Königreich Pattani. Dabei geht es um die geschichtlichen Zusammenhänge und die Entstehung des Königreiches. Heute ist das Gebiet um Pattani ein politischer Krisenherd in Südthailand.
Schlagworte
Königreich, Pattani, Beziehung, Siam/Thailand, Islam, Südostasien
Arbeit zitieren
Joscha Hekele (Autor:in), 2005, Das Königreich Pattani und seine Beziehung zu Siam/Thailand, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58403

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