Neuere Forschung zur Sklaverei im Merowingerreich


Seminararbeit, 2006

16 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Tätigkeitsfelder und Funktionen der Sklaven

3. Auswirkungen der Kirche auf die Sklaverei im frühen Mittelalter

4. Freilassungen von Sklaven

5. Schluss

6. Literaturliste

1. Einleitung

Die Sklaverei habe auch über das 5. Jahrhundert als wichtige Gesellschaftsinstitution weiterbestanden, so Vittinghoff (1961). Andererseits seien die Sklaven für den Übergang von der Antike ins abendländische Mittelalter unter Betrachtung von Marx Auffassung nicht von großer Bedeutung gewesen.[1] Seyfarth (1967) kommt sechs Jahre später zu der Erkenntnis, dass „zwischen Antike und Mittelalter (…) eine eigenständige Zeit, eine jahrhundertelange Übergangszeit mit ihren eigenen Gesetzen und Gegebenheiten, [liegt]“[2]. Diese Übergangszeit setzt er auf Anfang des 2. bis zum 5./6. Jahrhundert fest. Dies bedeute, dass etwa ab 500 n. Chr. sich die Sklaverei in Feudalbeziehungen gewandelt habe.[3]

Der Stand der Forschung hat sich aber in den letzten 40 Jahren gewandelt. Bekanntlich wird die Antike zwar als „Sklavenhaltergesellschaft“ bezeichnet und das Mittelalter dagegen als Zeitalter des „Feudalismus“. Die Forschung ist aber mittlerweile zu dem Ergebnis gekommen, dass im frühen Mittelalter sehr wohl von Sklaverei gesprochen werden kann.[4] Diese Diskussion ist aber nicht Gegenstand dieser Hausarbeit, da sich diese mit der Neueren Forschung beschäftigt.

„Das Christentum entsteht und wächst in einer von der Sklaverei geprägten Gesellschaft.“[5] Besonders in der Zeit des Übergangs von der Spätantike zum Frühmittelalter, sprich in einer Phase des Wandels, erhalte die Kirche weitere Aufgaben und müsse sich in einem ganz neuen Umfeld behaupten. Diese Betrachtungsweise ist erst in den letzten Jahren von der Forschung aufgegriffen worden[6], so dass der Einfluss der Kirche auf die vom römischen Recht geprägte Sklaverei im frühen Mittelalter in dieser Arbeit behandelt wird.

Eingegangen wird dabei auf die servi ecclesiae, die direkten Auswirkungen der Kirche auf die Sklaverei und die verschiedenen Freilassungsarten im frühen Mittelalter. Doch es wird sich auch mit den Tätigkeitsfeldern und den möglichen Freilassungen von Privatsklaven, dessen Eigentümer nicht dem Klerus angehören, beschäftigt, um beides zu vergleichen.

Ein Problem beim Anfertigen der Hausarbeit war, dass die Literatur hauptsächlich allgemein das frühe Mittelalter behandelt und nur wenige Textstellen zu finden sind, die sich explizit mit den Merowingern beschäftigen. In der Hausarbeit werden zum Teil auch Aspekte aufgegriffen, die zeitlich bei den Karolingern anzusetzen sind, um eventuelle Fortschritte darzustellen.

Auf die Fragen, welche Rechte die Sklaven in der Merowingerzeit hatten und wie man überhaupt zum Sklaven wurde, werden in der Hausarbeit nicht eingegangen, da sich dies im frühen Mittelalter nicht groß zur Antike unterscheidet. Zwar wären beide Aspekte wichtig gewesen, aber dies hätte auch den Rahmen dieser Arbeit gesprengt.

2. Tätigkeitsfelder und Funktionen der Sklaven

Die klassischen Aufgabenbereiche der Sklaven lassen sich anhand von Quellen in Haushalt und Landwirtschaft zweiteilen. Häusliche Sklaven stellten frisches Wasser bereit, waren für die Besorgung von Nahrungsmitteln und deren Zubereitung zuständig und servierten die Mahlzeiten. Servi und ancillae[7] reinigten Kleidung und Schuhe und halfen beim Ankleiden. Des Weiteren standen sie ihren Herren beim Baden hilfreich zur Seite. Aber auch die Erziehung beziehungsweise Betreuung der Kinder und das Pflegen von Alten, Hilfsbedürftigen und Kranken gehörten zu den Pflichten der Sklaven im Haushalt.[8]

Außerhalb des Hauses waren Sklaven zuständig für das Bewässern von Gärten, Feldern und Weinbergen. Auch die Betreuung vom Vieh, „die Verarbeitung der Wolle, das Mahlen des Getreides, angeln und die Jagd bilden weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit“[9]. Ebenso übernahmen Sklaven Stellungen als Brief-, Nachrichten- und Sachüberbringer.[10]

Für andere Berufsausübungen wie Musiker, Lehrer, Schreiber und medici setzten eine umfangreiche Ausbildung voraus. Aber auch die Sklaven, die eine verwaltende und beaufsichtigende Stellung im Haushalt einnahmen oder Geschäfte für ihren Herrn tätigten, mussten entsprechende Bestimmungen vorweisen.[11]

Beim Bereich der Landwirtschaft dagegen „ist die Organisation der Bestellung der Ländereien aus den (…) zur Verfügung stehenden christlichen Quellen nur schwer zu erschließen“[12]. Aber auch in anderen Texten sieht es nicht anders aus. Problematisch sei weiter, dass die Termini wie res, locus, fundus, ager und curtis nicht genau erläutert werden. Aufgrund dessen nimmt die Forschung für die Bewirtschaftung der Landwirtschaft im Merowingerreich verschiedene Organisationsmodelle an. Weitgehend „besteht (…) [dabei der] Konsens (…), dass das zweigeteilte Domänensystem[13] selbst im 7. Jahrhundert eher eine Ausnhame“[14] dargestellt hat.[15] Trotzallerdem kann aufgrund der wenigen Quellen keine deutlich vorherrschende Form der Bewirtschaftung festgemacht werden.[16]


[...]

[1] Vgl.: Vittinghoff, Friedrich: Die Bedeutung der Sklaven für den Übergang von der Antike ins abendländische Mittelalter, in: Historische Zeitschrift 192 (1961), S. 265-271.

[2] Seyfarth, Wolfgang: Die Spätantike als Übergangszeit zwischen zwei Gesellschaftssystemen. Eigenständigkeit und Besonderheiten der Jahrhunderte zwischen Sklavenhalterordnung und Feudalsystem, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 15 (1967) 1, S. 282.

[3] Vgl.: Seyfarth [Anm. 1], S. 282.

[4] Vgl.: Hoffmann, Hartmut: Kirche und Sklaverei im frühen Mittelalter, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 42 (1986), S. 5.

[5] Grieser, Heike: Sklaverei im spätantiken und frühmittelalterlichen Gallien (5.-7. Jh.). Das Zeugnis der christlichen Quellen (= Forschungen zur Antiken Sklaverei, Bd. 28), Stuttgart 1997, S. 1.

[6] Vgl.: Grieser [Anm. 4], S. 1.

[7] Synonym zu serva

[8] Vgl.:Grieser [Anm. 4], S. 68-70.

[9] Grieser [Anm. 4], S. 71.

[10] Vgl.: Grieser [Anm. 4], S. 70f.

[11] Vgl.: Grieser [Anm. 4], S. 71f.

[12] Grieser [Anm. 4], S. 72.

[13] Gutsbetrieb bestehend aus Herrenbesitz und Parzellen abhängiger Bauern, die Abgaben entrichteten und Arbeitsleistungen erbrachten

[14] Grieser [Anm. 4], S. 73.

[15] Vgl.: Grieser [Anm. 4], S. 72f.

[16] Vgl.: Grieser [Anm. 4], S. 77.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Neuere Forschung zur Sklaverei im Merowingerreich
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Institut für Geschichte - Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters)
Veranstaltung
Das Merowingerreich
Note
2
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V58100
ISBN (eBook)
9783638523875
ISBN (Buch)
9783656793632
Dateigröße
517 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Neuere, Forschung, Sklaverei, Merowingerreich
Arbeit zitieren
Ragna Iser (Autor:in), 2006, Neuere Forschung zur Sklaverei im Merowingerreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58100

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