Die Deckungsbeitragsrechnung im industriellen Fertigungsprozess und ihre Bedeutung für Unternehmungen der Informationsgesellschaft


Hausarbeit, 2000

27 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

2 Erkenntnis-Objekt, -Methodik und -Ziel
2.1 Erkenntnis-Objekt
2.2 Erkenntnis-Ziel
2.3 Erkenntnis-Methodik

3 Begriffsabgrenzungen
3.1 Güter der herkömmlichen Fertigungsindustrie
3.2 Informationen
3.3 Die Informationsgesellschaft

4 Die Notwendigkeit der Kostenrechnung als Teil des betrieblichen Rechnungswesens
4.1 Die Problemstellung
4.2 Einordnung der Deckungsbeitragsrechnung in das betriebliche Rechnungswesen
4.2.1 Die Betriebsabrechnung auf Vollkostenbasis
4.2.2 Die Betriebsabrechnung auf Teilkostenbasis
4.3 Der Kostenbegriff
4.3.1 Einzelkosten
4.3.2 Gemeinkosten
4.3.3 Fixe Kosten
4.3.4 Variable Kosten

5 Die Entwicklung von der Voll- zur Teilkostenrechnung
5.1 Kritikpunkte an der Vollkostenrechnung
5.1.1 Preispolitik
5.1.2 Produktwahl
5.1.3 Programmentscheidungen
5.1.4 Gewinnschwellenermittlung
5.1.5 Weitere Kritikpunkte
5.2 Der Teilkostenrechnungsansatz
5.3 Die Deckungsbeitragsrechnung

6 Formen der Deckungsbeitragsrechnung
6.1 Deckungsbeitragsrechnung (einstufige Deckungsbeitragsrechnung)
6.1.1 Programmoptimierung
6.1.1.1 Darstellung der Programmoptimierung
6.1.1.2 Prämissen der Programmoptimierung
6.1.1.3 Anwendung auf Unternehmungen der Informationsgesellschaft
6.1.2 Verfahrenswahl (Wahl des optimalen Produktionsverfahrens)
6.1.2.1 Darstellung der Verfahrenswahl
6.1.2.2 Prämissen der Verfahrenswahl
6.1.2.3 Anwendung auf Unternehmungen der Informationsgesellschaft
6.1.3 Eigenfertigung oder Fremdbezug (Make or Buy)
6.1.3.1 Darstellung der Make-or-Buy-Entscheidung
6.1.3.2 Anwendung auf Unternehmungen der Informationswirtschaft
6.2 Deckungsbeitragsrechnung mit stufenweiser Fixkostendeckung (mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung)
6.2.1 Der Ansatz
6.2.2 Die stufenweise Fixkostendeckung
6.2.3 Die Prämissen der stufenweisen Fixkostendeckung
6.2.4 Die Übertragbarkeit auf Unternehmungen der Informationsgesellschaft

7 Die grundlegende Problematik des E-Business (für allgemeine Aussagen in Hinsicht auf die Nutzung der Deckungsbeitragsrechnung)

8 Quellennachweis
8.1 Literaturverzeichnis
8.2 Verzeichnis sonstiger Quellen

9 Abbildungsverzeichnis

10 Erklärung gem. § 13 Abs. 2 DPO vom 5.12.

2 Erkenntnis-Objekt, -Methodik und -Ziel

2.1 Erkenntnis-Objekt

In den vergangenen fünfzehn Jahren hat sich in der Informationstechnik viel verändert. Sie ist bis heute zu einer von nahezu jedermann nutzbaren Massenware avanciert. In Verbindung mit einem in zunehmendem Maße weltumspannenden Kommunikationsnetz, werden sich die modernen Gesellschaften grundlegenden Veränderungen unterziehen müssen.

Dieser durch Informations- und Kommunikationstechnik ausgelöste Wandel kann nicht ohne Auswirkung auf die Unternehmungen bleiben. „Unzähligen Marktuntersuchungen zufolge scheint kein Weg an der total vernetzten Geschäftswelt vorbeizuführen. Das Internet mit der Speerspitze E-Commerce [wird] ... in den Unternehmen das unterste nach oben kehren. Ohne eine runderneuerte Organisation und IT-Technik [werden] ... die sich stark verändernden Geschäftsprozesse und Kundenbeziehungen nicht mehr zu beherrschen [sein].“[1]

Solche Unternehmungen, die Informationen mittel- oder unmittelbar ‘produzieren’ (in Form von Software, Musik, digitaler Spiele, Web-Shops, usw.), werden als Gewinner hervorgehen - genauso wie es die Produzenten industrieller Güter in den vergangenen zweihundert Jahren taten. Aber nicht allein der Wandel hin zu einer Informationsgesellschaft erfordert ein betriebswirtschaftliches Umdenken. So zwingen auch die heutigen Käufermärkte der herkömmlichen Hochindustriegesellschaften, mit ihrem ausgeprägten Wettbewerb und weitgehender Sättigung, neue Strategieansätze. Spricht man im Marketingbereich vom Paradigmawechsel in Bezug auf die Konsumentenbedürfnisse, so ist man in der Produktions- und Kostentheorie vom Maximal- zum Minimalprinzip gelangt. Durch den einschneidenden Wandlungsprozess der Gesellschaft wird die bereits durch bestehende Käufermärkte in den Focus gerückte Kostenrechnung, weiterhin bzw. zunehmend von Bedeutung sein - auch wenn sie heute teilweise in Aggregationen mit angelsächsischen Bezeichnungen wie z. B. der Enterprise Ressource Planning oder des Data Warehousing zu versinken scheint.

2.2 Erkenntnis-Ziel

Die Deckungsbeitragsrechnung soll zuerst in ihrer ‘klassischen’ Ausprägung dargestellt werden; hierzu zählt auch die Vermittlung von Ursprung und Entwicklung.

Mit der Darstellung von Anwendungsbeispielen soll kritisch hinterfragt werden, welche Prämissen dieser Rechnungsart zu Grunde liegen und dadurch beurteilt werden, inwieweit sich die Deckungsbeitragsrechnung sinnvoll auf Unternehmungen übertragen lässt, deren Geschäftstätigkeit nicht in der Herstellung oder Verarbeitung von klassischen Industriegütern besteht.

2.3 Erkenntnis-Methodik

Mit der vorliegenden Hausarbeit soll die Deckungsbeitragsrechnung, als eine Gestaltungsform der Kostenrechnung, erörtert werden. Neben einer allgemeinen Annäherung an das Thema Kostenrechnung - in Hinblick auf ihre Notwendigkeit - und ihrer Platzierung im betrieblichen Rechnungswesen, soll ein kurzer Überblick über die Entstehung der Deckungsbeitragsrechnung gegeben werden. Im Mittelpunkt der Erörterung steht der praktische Anwendungsbezug für Unternehmungen der herkömmlichen Fertigungsindustrie sowie die Übertragbarkeit auf solche der modernen Informationsgesellschaft.

Betrachtet man die einschlägige Literatur zu dem Themenkomplex Kostenrechnung, so findet man umfangreiche theoretische bzw. wissenschaftliche und eine Reihe von praxisbezogenen Ansätzen - die sich jedoch überwiegend im Bereich der industriellen Fertigung bewegen. Die folgende Erörterung der Deckungsbeitragsrechnung erfolgt zusammen mit den Anwendungsbeispielen im wesentlichen auf der Grundlage dieser einschlägigen Literatur.

Allgemeine Entwicklungsprognosen und Einschätzungen bezüglich des ‘E-Business-Developments’ sind den Print- und Online-Ausgaben von IT-Magazinen entnommen.

3 Begriffsabgrenzungen

Da Begriffe wie z. B. Fertigungsindustrie, Informationen und Informationsgesellschaft - wie auch der Begriff der Deckungsbeitragsrechnung - in unterschiedlichen Ausprägungen verwendet werden, soll im folgenden die für diese Hausarbeit zu Grunde gelegten Inhalte kurz dargestellt werden.

3.1 Güter der herkömmlichen Fertigungsindustrie

Hierunter wird der für die Absatzmärkte bestimmte Output solcher Unternehmungen verstanden, deren Produktionsprozess i. w. S. einer ingenieurwissenschaftlichen Planung unterliegt, und deren Geschäftsbetrieb in der Schaffung oder Weiterverarbeitung (Value Added Reseller) von Sachgütern besteht[2].

3.2 Informationen

Informationen sind eine Folge von Signalen, deren Abfolge bzw. Auftreten nach einer expliziten - oder auch nur impliziten - Vereinbarung und in einer maschinell verwertbaren Form vorliegen. Informationen stellen Angaben über Sachverhalte, Vorgänge, etc. dar, die beim Empfänger regelmäßig ein bestimmtes (Denk-) Verhalten auslösen.[3]

3.3 Die Informationsgesellschaft

Die Entwicklung zur Industriegesellschaft zeichnete sich durch die signifikante Zunahme der gewerblichen Massenfertigung aus. Wesentliche Merkmale der Industrialisierung sind Arbeitsteilung, Spezialisierung und Mechanisierung.

Im Wandel zu einer Dienstleistungsgesellschaft (‘tertiäre Revolution’) erfolgt der größte Anteil an der Wertschöpfung, der größte Produktivitätszuwachs sowie die Mehrzahl der Erwerbstätigkeit im tertiären Sektor. In der ‘Informationalisierung’ der ‘tertiären Revolution’ kommt es nicht nur zu einer subtilen Neuabbildung vorhandener Geschäftsprozesse aufgrund neuerer IT-Techniken (Online-Banking, -Brokerige, -Shopping, usw.); ganze arbeitsteilige Prozesse einer Volkswirtschaft werden reengineered (z. B. Supply Chain Management - heute schon in der Automobil- und Zulieferindustrie stark ausgeprägt). Es entstehen ferner zahlreiche neue Märkte mit Unternehmungen, die neben IT-Gütern keine weiteren Sachgüter herstellen und deren Service-Providing ohne moderne Informationstechnik keine Nachfrage fände: Mobilfunk-, Internet-, Storage-, Portal- und Application-Service-Provider, etc. Es kann also von einer Dominanz der Informationstechnik über das ‘subtile’ Dienstleistungsangebot gesprochen werden.

4 Die Notwendigkeit der Kostenrechnung als Teil des betrieblichen Rechnungswesens

4.1 Die Problemstellung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. (4-1): Das Prinzip der Wirtschaftlichkeit: Heute i. d. R. das Minimalprinzip

Jede Unternehmung produziert Wirtschaftsgüter und veräußert diese auf den Absatzmärkten. Zur Erfüllung der betrieblichen Aufgaben ist je nach Unternehmung ein unterschiedlich hoher Faktoreinsatz (Betriebsmittel, Werkstoffe und menschliche Arbeitsleistung) erforderlich. Im Rahmen des innerbetrieblichen Kombinationsprozesses wird dieser Faktoreinsatz in betriebliche Leistungen (Produkte) transformiert.[4]

Das ‘Prinzip der Wirtschaftlichkeit’ ist in nahezu allen Unternehmenszielen implizit enthalten. Dementsprechend soll der Betriebsablauf so gesteuert werden, dass eine (feste) betriebliche Aufgabenerfüllung mit dem geringsten Mitteleinsatz realisierbar ist (Minimalprinzip). Dieses Verhalten der Inputminimierung bei festem Output kann im wesentlichen unterstellt werden, da bei den derzeitigen Marktsituationen die Preise für eine angebotene Leistung vom Markt determiniert werden. Will eine Unternehmung (z. B.) ihre Gewinne maximieren, so kann sie dies bei derartigen Verhältnissen nur durch die Minimierung ihres Inputs (will sie Qualität und Funktionsumfang des ‘Gutes’ erhalten).[5]

Um eine Transparenz der Wirtschaftlichkeit und eine Fundierung unternehmenspolitischer Entscheidungen zu ermöglichen, ist die Dokumentation aller Betriebsprozesse nötig. Um das Betriebsgeschehen in seiner Gesamtheit rechnerisch überschauen zu können, werden alle Geschäftsvorfälle, die in der Unternehmung Mengen- oder Wertänderungen auslösen, im betrieblichen Rechnungswesen belegmäßig erfasst.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. (4-2): Einordnung der Deckungsbeitragsrechnung in das betriebliche Rechnungswesen

4.2 Einordnung der Deckungsbeitragsrechnung in das betriebliche Rechnungswesen

Das betriebliche Rechnungswesen kann grundsätzlich (grob) in die folgenden drei Teilbereiche gegliedert werden: Finanzbuchhaltung (und Bilanzierung), Betriebswirtschaftliche Statistik (und Vergleichsrechnung) und Kostenrechnung.

Aufgabe der Kostenrechnung ist die Erfassung, Verteilung und Zurechnung der Kosten, die bei der betrieblichen Leistungserstellung und -verwertung entstehen. Durch ihre Umsetzung soll die Kontrolle der Wirtschaftlichkeit und die Fundierung unternehmenspolitischer Entscheidungen geschaffen werden.

Die Erfassung und Verteilung der Kosten eines Unternehmens wird in einer periodenbezogenen Betriebsabrechnung (Kostenar­ten- und Kostenstellenrechnung) vorgenom­men. Die Durchführung der Betriebsabrechnung kann auf Vollkosten- oder auf Teilkostenbasis erfolgen.

4.2.1 Die Betriebsabrechnung auf Vollkostenbasis

Bei einer Betriebsabrechnung auf Vollkostenbasis werden alle in der Unternehmung angefallenen Kosten (Einzel- und Gemeinkosten bzw. fixe und variable) auf die einzelnen Kostenträger und deren Einheiten verteilt.

In einem ersten Schritt werden die Kosten in der Kostenartenrechnung gesammelt und nach Einzel- und Gemeinkosten unterschieden. Der zweite Schritt besteht in der Kostenstellenrechnung, in der die Zuordnung der Gemeinkosten zu den sie verursachenden Kostenstellen sowie die Weiterverrechnung auf die Endkostenstellen (innerbetriebliche Leistungsverrechnung) erfolgt. Zuletzt werden den Kostenträgern die entsprechenden Einzelkosten der Kostenartenrechnung sowie die anteiligen Gemeinkosten der Kostenstellenrechnung zugeordnet (Kostenträgerrechnung).

4.2.2 Die Betriebsabrechnung auf Teilkostenbasis

Im Rahmen der Teilkostenrechnung werden nur die direkt zurechenbaren Einzel- bzw. variablen Kosten auf die Kostenträger verteilt. Die gesamten Gemein- bzw. fixen Kosten werden von der Verteilung ausgeschlossen - es erfolgt keine Schlüsselung.

Verknüpft man die Teilkostenrechnung mit der Erlösrechnung, so erhält man eine Ergebnisrechnung, die schließlich die Deckungsbeitragsrechnung darstellt.[6]

4.3 Der Kostenbegriff

Neben den grundsätzlichen Merkmalen des betriebswirtschaftlichen Kostenbegriffs - mengenmäßiger Güterverbrauch, Sachzielbezogenheit und Bewertung, ist auch die Differenzierung nach dem Zeit- sowie dem Verursachungsbezug von Bedeutung. Im Rahmen dieser Betrachtung werden die Begriffe Einzel- und variable Kosten sowie Gemein- und fixe Kosten jeweils häufig synonym verwendet. Das diese Entsprechung nicht grundsätzlich vorliegt, aber häufig so anzutreffen ist, soll im folgenden kurz dargestellt werden.

4.3.1 Einzelkosten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. (4-3): Der Kostenbegriff in Hinsicht auf Verursachung und Zeithorizont

Alle Kosten, die einem einzelnen Kalkulationsobjekt (Kostenträger) aufgrund nachprüfbarer und eindeutig quantitativ messbarer Zusammenhänge zugeordnet werden können, werden als Einzelkosten bezeichnet.

4.3.2 Gemeinkosten

Die Kosten, die keine Einzelkosten sind, können dementsprechend nicht unmittelbar einem Kostenträger zugeordnet werden - man spricht hier von Gemeinkosten. Charakteristisch für die Gemeinkosten ist die Zuordnungsproblematik des jeweiligen Beteiligungsgrades.

4.3.3 Fixe Kosten

Variieren Kosten bei der Änderung einer Einflussgröße nicht bzw. erst bei Erreichen bestimmter Grenzwerte, so liegen fixe Kosten vor (genauer: intervallfixe Kosten).

4.3.4 Variable Kosten

Ändern sich die Kosten dagegen bei der Variation von Einflussgrößen (z. B. Änderung der Produktionsmenge eines Gutes) kontinuierlich, handelt es sich um variable Kosten. Da diese Änderungen in der Praxis häufig in linearer Form auftreten, spricht man auch von proportionalen Kosten.

Bei den heutigen Unternehmungen handelt es sich in der Vielzahl um Mehrprodukt-Unternehmungen. In solchen Unternehmungen besteht der Umstand, dass die beschäftigungsfixen Kosten den einzelnen Produkten nicht direkt zugeordnet werden können - die fixen Kosten verhalten sich also in Bezug auf ihre Verursachung wie Gemeinkosten. Umgekehrt verhalten sich die Gemeinkosten i. d. R. periodenfix. Für die Einzel- und variablen Kosten gilt die gleiche Konvergenz. Aus diesem Grunde findet man in der Praxis, wie auch in der Literatur, die beiden Begriffspaare jeweils häufig synonym verwendet.

Inwieweit diese Begriffs-Konvergenz jedoch auf E-Business Enterprises übertragbar ist, soll hier zunächst nur als Überlegungsansatz festgestellt werden (weiteres siehe 6.1.1.3 ).

5 Die Entwicklung von der Voll- zur Teilkostenrechnung

5.1 Kritikpunkte an der Vollkostenrechnung

Der strukturelle Kern der auf Vollkosten basierenden Kostenrechnung ist die rechnerische Proportionalisierung der Fix- und/oder Gemeinkosten. Alle Ansatzpunkte der Kritik lassen sich letztlich auf diesen Ansatz zurückführen[7].

5.1.1 Preispolitik

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. (5-1): Verfehlte Preispolitik der Vollkostenrechnung

Die traditionelle Vollkostenrechnung bestimmt den Preis einer Leistungseinheit als Summe aus den Gesamt-Stückkosten und einem (absoluten oder prozentualen) Gewinnaufschlag; d. h. der Preis bzw. ein neuer Preis wird auf der Grundlage der gegenwärtigen Kosten bestimmt. Hierbei bleibt völlig außer Acht, dass sich der gegenwärtige Preis aus einer Funktion auch der Absatzmenge ergibt - und diese Absatzmenge wiederum in Abhängigkeit zum Preis steht.

Kalkuliert eine Unternehmung ihre Preise also aufgrund der durchschnittlichen Selbstkosten zuzüglich eines Gewinnaufschlages, so müsste sie in einer Hochkonjunkturphase - bei hohem Output aufgrund starker Nachfrage und entsprechend niedriger anteiliger Fixkosten je Stück - die Preise senken und in einer Rezession - bei geringem Output und dementsprechend hohen anteiligen Fixkosten je Stück - eine Preiserhöhung vornehmen.

Die Gefahr, sich dadurch geradewegs „aus dem Markt zu kalkulieren“[8], ist offensichtlich.[9] Dieser Kritikpunkt ist jedoch insofern zu relativieren, als das die aufgezeigten Konsequenzen nur bei einem entsprechend stark ausgeprägten Fixkosten-Block signifikant sind.

5.1.2 Produktwahl

Im Rahmen der Produktplanung geht es um Feststellungen, ob z. B. ein Produkt zu einem marktäquivalenten Preis hergestellt werden kann, die Annahme eines Zusatzauftrages rentabel wäre oder ein Produkt aus dem Sortiment zu nehmen ist, da es keinen Gewinnbeitrag leistet (Verlustartikel).

Zieht man als übliches kostenrechnerisches Entscheidungskriterium die Selbstkosten heran, so setzen sich diese in der Vollkostenrechnung (vereinfacht) aus Fertigungsmaterial, Fertigungslöhnen und den (Material-, Fertigungs-, Verwaltungs- und Vertriebs-) Gemeinkostenzuschlägen zusammen. Der zu beurteilende Kostenträger wird mit Gemeinkosten ‘belastet’, die einen Fixkostenanteil darstellen (oder mindestens einen Fixkostenanteil beinhalten). Es wird davon ausgegangen, dass bei Wegfall oder Nichtproduktion, Kosten in Höhe der ermittelten Selbstkosten real eingespart würden. Dies ist jedoch nicht zutreffend - es wird ignoriert, dass die Gemeinkosten üblicherweise mindestens periodenfix sind und die Kosten somit in diesem Bereich erst in der nächsten Periode durch Kapazitätsminimierungen gesenkt werden könnten. Die Gemeinkosten bleiben also in der betrachteten Planungsperiode bestehen und ‘belasten’ kostenrechnerisch die im Sortiment verbliebenen bzw. bestehenden Produkte.

Auch dieser Kritikpunkt verliert mit sinkendem Fixkostenanteil an Signifikanz.

[...]


[1] Witte, Christoph (verantwortl. Chefredakteur), Computerwoche Nr. 3 v. 21.1.2000, München 2000, S. 7 (Kolumne)

[2] vgl. Gabler, Th., Gabler Wirtschafts-Lexikon (elektronische Ausgabe), Wiesbaden 1993, Stichwort: Industrieunternehmung

[3] vgl. z. B. Hansen, Hans Robert, Wirtschaftsinformatik I, Stuttgart 1996, 7. Auflg., S. 6

[4] vgl. Kilger, W., Flexible Plankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung, Wiesbaden 1993, 10. Auflg., S. 1

[5] vgl. Brombach, K., Einführung in die moderne Kostenrechnung, Wiesbaden 1998, S. 6

[6] vgl. Hieke, H., Teilkosten- und Deckungsbeitragsrechnung, Herne, Berlin 1998, S. 26

[7] vgl. Dellmann, K., Vahlens Kompendium der Betriebswirtschaftslehre Bd. 2, München 1993, 3. Auflg., S. 364

[8] L. Haberstock, Grundzüge der Kosten- und Erfolgsrechnung, 3., verb. Aufl., München 1982, S. 134

[9] vgl. Grabe, Jürgen., Deckungsbeitragsrechnung, Herne, Berlin 1994, 5., überarb. u. erw. Aufl., S. 13

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Die Deckungsbeitragsrechnung im industriellen Fertigungsprozess und ihre Bedeutung für Unternehmungen der Informationsgesellschaft
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Fachbereich Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Diplom-Vorprüfung
Note
1,0
Autor
Jahr
2000
Seiten
27
Katalognummer
V5779
ISBN (eBook)
9783638135597
ISBN (Buch)
9783638639101
Dateigröße
691 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deckungsbeitragsrechnung, Fertigungsprozess, Bedeutung, Unternehmungen, Informationsgesellschaft, Diplom-Vorprüfung
Arbeit zitieren
Heiko Heibel (Autor:in), 2000, Die Deckungsbeitragsrechnung im industriellen Fertigungsprozess und ihre Bedeutung für Unternehmungen der Informationsgesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5779

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