Förderangebot zum Üben des Sägens mit der Laubsäge in einer Mittelstufenklasse der Förderschule

Schwerpunkt geistige Entwicklung


Hausarbeit, 2006

39 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Schülerbeschreibung

3. Theoretischer Teil
3.1. Begründung für die Auswahl des Themas
3.2. Sachstruktur – Elementarisierung – Reduktion

4. Praktischer Teil
4.1. Planung der Reihe: „Wir sägen ein Haus mit der Laubsäge“
4.1.1. Übersicht der Unterrichtseinheiten
4.1.2. Lernvoraussetzungen
4.1.3. Lernziele
4.1.4. Didaktisch – methodische Überlegungen
4.2. Planung und Durchführung der Unterrichtseinheiten
4.2.1. 1. Unterrichtseinheit
4.2.2. 2. Unterrichtseinheit - detailliert
4.2.3. 3. Unterrichtseinheit - detailliert
4.2.4. 4. Unterrichtseinheit
4.2.5. 5. Unterrichtseinheit
4.2.6. Übersicht der 6. Unterrichtseinheit

5. Gesamtreflexion

6. Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Ich diesem Schuljahr habe ich zum ersten Mal die Gelegenheit, mit meinen Schülern[1] eine Unterrichtsreihe im Holzwerken durchzuführen. Einige meiner Schüler hatten schon im letzten Schuljahr in Kleingruppen Unterricht beim Fachlehrer der Schule in der Holzwerkstatt. Bei meinen Hospitationen in diesem Unterricht fiel mir auf, daß einige viel Freude daran haben, mit Holz etwas zu gestalten, die Bearbeitung des Holzes sich aber noch vorwiegend auf das Schleifen und Färben und einfache Leimarbeiten beschränkte. Einige Schüler versuchten auch schon einmal, ein Stück Holz mit dem Fuchsschwanz abzusägen. Das Erleben der eigenen Kräfte und das Zertrennen des Holzes stellen zwar für manchen kräftigen Schüler, wie z.B. Ricky, kurzfristig einen besonderen Reiz dar, aber insgesamt ist das Sägen mit dem Fuchsschwanz für Schüler der Mittelstufe mühsam und die gestalterische Möglichkeit sehr begrenzt.

Aber gerade das Erlebnis, durch eine handwerkliche Fertigkeit etwas selber gestalten zu können, stellt für das heranreifende Kind eine neue Erfahrung seiner Fähigkeiten dar und steigert sein Selbstbewußtsein.[2] Die Schüler können sich spielerisch schon als „richtige Handwerker“ erleben[3] und bekommen damit auch Gelegenheit, in der Zukunft ein werktechnisches Bewußtsein zu entwickeln.

Daher möchte ich den Schülern eine Sägetechnik vermitteln, die ihre Kraft nicht überfordert und motivierende gestalterische Ergebnisse ermöglicht, indem sie selbst verändernd auf das Material Holz einwirken können. Weil die Laubsäge „vor allen anderen die Säge des jungen Bastlers“ ist (Spannagel 1947, S.10), hatte ich schon an einer Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen in einer Unterstufenklasse Laubsägearbeiten durchgeführt und dabei viel Begeisterung erlebt. Deshalb entschloß ich mich, für meine Schüler eine lehrgangsorientierte Unterrichtsreihe anzubieten, deren Ziel das Erlernen eines sachgerechten Sägens mit der Laubsäge ist und die Schüler gleichzeitig ein gestalterisches Tun erleben läßt.

2. Schülerbeschreibung

Klassensituation:

In der M3 befinden sich zurzeit 12 Schüler, 8 Jungen und 4 Mädchen im Alter von 9 – 13 Jahren. Die eine Hälfte der Klasse hat das Fach „Musik erleben“ bei der Fachlehrerin Frau Schönberg, die von einem Zivi unterstützt wird. Die andere Hälfte hat das Fach „Werken“, das im Klassenraum stattfindet, weil der Werkraum zur gleichen Zeit besetzt ist. Am Werkunterricht nehmen die Schüler Joanna, Jessica, Petra, Ian, Ricky und Michael teil, weil sie ein größeres Interesse am Werken als an der Musik haben. Ian und Jessica haben das erste Mal Werkunterricht. Die Schüler werden von mir mit Unterstützung meiner Mentorin, der Sonderschullehrerin Frau Schmidt, angeleitet.

1) Joanna (12;9 Jahre)

Joanna hat eine freie Trisomie 21. Wie bei den meisten Kindern mit Down-Syndrom liegt bei ihr eine verringerte Muskelspannung, Hypotonie, vor. (www.intakt.info/information/down. htm). Aufgrund dessen und der verkürzten Gliedmaßen ihrer Finger hat Joanna weniger Sicherheit im feinmotorischen Bereich, z.B. beim Greifen und Festhalten.

Joanna neigt dazu, sich in Aktivitäten anderer einzumischen. Sie hält sich nicht immer an die Arbeitsaufgabe, sondern arbeitet nach eigenen Vorstellungen. Daher ist bei ihr ein konsequentes Hinweisen auf Verhaltensregeln und Arbeitsregeln wichtig.

2) Jessica (9;10 Jahre)

Sprachentwicklungsstörung, Epileptikerin (medikamentöse Behandlung)

Sie braucht sehr viel Aufmerksamkeit und entzieht sich oft dem Unterricht. Durch häufiges kontraproduktives Verhalten versucht sie, Aufmerksamkeit zu gewinnen. Bei Grenzsetzungen zeigt sie Vermeidungs- und Verweigerungsverhalten. Ihre Motivations- und Konzentrationsphasen sind in der Regel sehr kurz. Sie braucht intensive Unterstützung, Aufmerksamkeit und Nähe einer Lehrperson, um einen Arbeitsprozeß zu beginnen und zielorientiert zu verfolgen. Arbeitsphasen mit Bewegungsanteil erhöhen ihre Motivation. Bei Grenzüberschreitungen ist ein konsequentes Anmahnen notwendig.

4) Petra (10;11 Jahre)

Bei Arbeitsphasen mit hohem Bewegungsanteil kann sie sich über den ganzen Unterrichtsblock konzentrieren und ausdauernd arbeiten.

Häufig passiert es Petra, daß sie ihren “roten Faden“ bei einer Aufgabe verliert und dann nicht mehr weiß, welches der nächste Arbeitsschritt ist. Verstärkt wird diese Problematik, weil sich Petra sehr leicht ablenken läßt. Petra braucht daher eine ruhige Arbeitsatmosphäre und eher kurze Arbeitsphasen zur Erhöhung der Aufmerksamkeitsfähigkeit. Ihr soll immer nur eine Arbeitanweisung gegeben werden, welche sie dann ohne Umwege ausführen soll.

3) Ian (13;6 Jahre)

Ian ist ein Schüler mit ausgeprägten klassischen autistischen Verhaltensweisen nach Kanner[4]. Er hat umfassende Schwierigkeiten bei der kinästhetischen Wahrnehmung, insbesondere beim Kraft- und Spannungssinn und der Praxie. Beim Einüben eines Bewegungsmusters braucht Ian zuerst viel Zeit, in der scheinbar nichts passiert, dann aber erfaßt er es oft sehr rasch.

Zum Lernen braucht er einen gut strukturierten Lernstoff, in dem er eine systematische Vorgehensweise erkennen kann. Wenn er ein System verstanden hat, dann wendet er es sehr konsequent an und führt die Aufgabe ganz korrekt, zügig und mit großer Ausdauer durch. Dies gilt auch für den feinmotorischen Bereich. Kreatives Arbeiten, z. B. mit den Farben, scheint für ihn keinen Anreiz zu haben.

4) Ricky (10;9 Jahre)

Ricky ist ein sehr lebhafter Schüler mit viel Phantasie, der Konstruktionsspiele liebt.

Seine Stärke ist das Lebenspraktische. Eine Sehbehinderung führt bei Ricky dazu, daß er bei der Auge-Hand-Koordination einen kurzen Abstand zum Objekt braucht und sich bei genauen Arbeiten besonders stark konzentrieren muß. Eine Überforderung führt bei ihm zu Streß und Verkrampfung.

Er braucht viel Aufmerksamkeit und Beziehung. In gelegentlichen Phasen extremer Anspannung (häufig familiär bedingt) ist seine Gesamtverfassung stark beeinträchtigt. Dann ist es wichtig, die Anforderungen so weit zu reduzieren, daß er Erfolgserlebnisse hat.

5) Michael (10;9 Jahre)

Lob, Zuspruch und persönliche Zuwendung der Lehrer helfen ihm, Blockaden bei Versagensängsten und persönlichen Problemen zu überwinden. Trotzdem kann es für Michael eine Motivationshilfe sein, wenn er das Gefühl hat, eigenständig und eigenverantwortlich arbeiten zu dürfen. Es hilft ihm dann, sich nicht zu sehr auf die Lehrpersonen zu verlassen.

3. Theoretischer Teil

3.1. Begründung für die Auswahl des Themas

Thema der Unterrichtsreihe:

„Ich kann jetzt sägen!“­– Ein Förderangebot zum systematischen Üben des Sägens mit der Laubsäge im Rahmen des sachgerechten Arbeitens, durchgeführt mit einer Werkgruppe von 6 Schülern einer Mittelstufenklasse der Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung.

3.1.1 Fachliche Notwendigkeit

In den Richtlinien für die Schule für Geistigbehinderte, NRW, 1980 heißt es unter Punkt 5.5.2 : „Grundlegende Techniken bei der Bearbeitung häufig vorkommender Materialien beherrschen.“ Als Beispiel werden Laubsägearbeiten genannt (S.129).

3.1.2 Bedeutung/Notwendigkeit für die Schüler

Mit Ausnahme von Ian haben meine Schüler ein großes Interesse am Konstruktionsspiel, dem spielerischen Basteln. Sie sind begeistert, wenn sie spielerisch eigene Ideen und Konstruktionsweisen zur Gestaltung einer Spiellandschaft entdecken können. Die Technik des Sägens eröffnet den Schülern die Möglichkeit, neue Materialien kennen zu lernen, mit denen sie neue Konstruktionsweisen entdecken können. Dadurch können sie ihren phantasievollen Vorstellungen und Ideen einen neuen Ausdruck verleihen.

Im Förderangebot Laubsägetechnik wird das Ziel verwirklicht, mit Material und Werkzeug gestaltend so zu werken, daß der Schüler einen Zugang zu einer sachgerechten Materialbehandlung und zu einem sinnvollen Gebrauch von Werkzeugen gewinnt. Es wird eine grundlegende Werktechnik erarbeitet, die der Schüler beherrschen muß, um Sachprozesse einleiten zu können. Hierzu lernt der Schüler Regeln und Bedingungen dieser Sägetechnik kennen.[5] Das Erlernen der Laubsägetechnik schafft die Grundlage für alle weiteren manuellen Sägetechniken. Gleichzeitig entwickeln sich ein allgemeines handwerkliches Geschick sowie ein werktechnisches Bewußtsein. Beides sind wichtige Grundlagen für das Erlernen von Maschinenarbeit und für eine spätere Arbeit in den Werkstätten für Behinderte (Selbständigkeit im Erwachsenenalter und „Selbstverwirklichung in sozialer Integration“[6] ).

Michael, Ricky und Petra haben ein klar erkennbares handwerkliches Interesse, Petra hat sogar zu Hause schon mit der Laubsäge erste Erfahrungen gesammelt. Für Ian ist das Sägen eine gute Gelegenheit, seine kinästhetische Wahrnehmung, insbesondere seinen Kraft- und Spannungssinn zu schulen. Das Erlernen einer Technik könnte für ihn interessant sein, weil er darin eine Systematik entdecken kann. Jessica und Joanna sind kreative Menschen, die gestalterische Ausdrucksformen wie die des Laubsägens als Bereicherung erleben können.

3.1.3 Entwicklungspsychologisches Konzept: Die Stufen des Werkens

In der Bastelstufe im Alter von 5-12 Jahren beginnt das normal entwickelte Kind, Material mit Werkzeugen zu bearbeiten (Wessels 1969, S. 152 ff.). Im Merkmalsstadium (5-7 Jahre) ist dies erst in Ansätzen der Fall. In dem phantasievollen Stadium der Bildhaftigkeit (7-9 Jahre), dem meine Schüler aufgrund ihrer Entwicklung am ehesten entsprechen[7], steigen die Ansprüche an die Gestaltung der Werkstücke bzw. Spielgegenstände (Parnitzke, S.21 nach Bareis 1992, S.10). Das Kind macht sich im Basteln „ein Bild“ von den Dingen (Entwicklung der Vorstellungskraft), die es gesehen hat und insbesondere von denen, die es zum Spielen braucht (Wessels 1969, S.152). Zur Befriedigung dieser Ansprüche ist das Erlernen geeigneter Werktechniken notwendig. Im anschließenden Stadium der Funktionstüchtigkeit (9-12 Jahre) treten die Funktionstüchtigkeit des Werkstückes und das sachgerechte bzw. „handwerkliche“ Arbeiten in den Vordergrund.

3.2. Sachstruktur – Elementarisierung – Reduktion

3.2.1. Sachebene

Ein sachgerechtes Arbeiten wird durch das Erlernen einer Technik vermittelt. „Unter Technik (altgriechisch τεχνη [téchne], „Fähigkeit, Kunstfertigkeit, Handwerk“) versteht man Verfahren und Fähigkeiten [...] zur Produktion industrieller, handwerklicher oder künstlerischer Erzeugnisse“ (de.wikipedia.org/wiki/Technik).

Die Laubsäge[8] ist eine Bügelsäge, mit der „dünne Hölzer, nicht über 8 mm, gesägt und ausgeschweift (dekupiert) werden. [...] Die richtige Handhabung der Säge erfordert viel Übung und Hand gefühl “ (Spannagel 1947, S.11).

Um eine ruhige, gleichmäßige und kontinuierliche Sägeführung bei nur leichtem bis mäßigem Druck zu erlernen, muß ein Gefühl für eine ausbalancierte (stabile) Sägebewegung in Verbindung mit der Fähigkeit zu einem nur leicht dosierten Krafteinsatz entwickelt werden. Ein solches „ grundlegendes Gefühl des Sägens“[9], das durch ein Rhythmusgefühl ergänzt werden kann, entwickelt sich durch ein systematisches Üben, wofür sich besonders das Unterrichtskonzept Lehrgang eignet.

Das Prinzip der Übung umfaßt zwei wichtige Gesichtpunkte.

1) Es „ist darauf zu achten, daß weitere Lernschritte erst vollzogen werden dürfen, wenn der vorhergehende Schritt sozusagen in automatischen Besitz übergegangen ist [...]“ (Grzeskowiak, Kleukner 1979 nach Pitsch 2002, S. 218). Durch den quasi automatischen Ablauf wird erreicht, daß das neu Angeeignete von der intellektuellen auf die sensomotorische Regulationsebene[10] übergeht. Damit wird das wache Bewußtsein für neue Regelungstätigkeiten frei (Pitsch 2002, S. 218), im Falle des Sägens für den Abgleich mit der Strichmarkierung und eine rhythmische Bewegung.
2) Einfache Bewegungen und Handgriffe werden von geistig Behinderten schon nach ein paar Tagen vergessen, „da kein[11] Gedächtnis für motorische Wahrnehmungen vorhanden ist“ (Grzeskowiak, Kleukner 1979 nach Pitsch 2002, S. 218). Daher erfordert Übung ein fortlaufendes Wiederholen in möglichst kurzen Zeitabständen, also mindestens einmal wöchentlich.

Elementarisierung der Laubsägetechnik[12]

Die Laubsägetechnik ist eine komplexe manuelle Fertigkeit, die sich aus mehreren Teilfertigkeiten zusammensetzt, die zum großen Teil simultan ausgeführt werden müssen. Diese Teilfertigkeiten stehen in der folgenden Tabelle in einer Rangfolge nach ihrer Wichtigkeit. Die grau markierten Felder zeigen die Elemente der Sägetechnik an, für die ein Gefühl des Sägens entwickelt werden muß.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kurvensägen und das „Sägen um die Ecke“ sind ebenfalls wichtige Aspekte der Laubsägetechnik, aber sie gehören ins Repertoire für Fortgeschrittene und sind deshalb für eine Einführungsreihe nicht notwendig.

Elementarisierung der Sitzposition und Sägehaltung

Die grau markierten Bereiche zeigen die wichtigsten Aspekte, die die Schüler kennen müssen, im Sinne eines praktischen Anwendenkönnens, nicht einer Begrifflichkeit (keine Winkelmaße).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.2.2. Förderebene

Bei einer sehr systematischen Anleitung zum Erlernen der Laubsägetechnik werden vorwiegend die folgenden Förderbereiche berührt:

- Selbständiges Handeln durch Aufbau von Kompetenzen

(Seminar für das Lehramt für Sonderpädagogik am Studienseminar Düsseldorf I (Hrsg.) 2005, Selbstständiges Handeln)[15]

- Methodenkompetenz: Zur ihr zählen im Fach Holzwerken alle Holzbearbeitungstechniken, wie auch die Laubsägetechnik. Durch den Erwerb von Methodenkompetenz entwickelt sich auch ein werktechnisches Bewußtsein. Dies ist die Fähigkeit, sich aufgrund von erworbenen Werktechniken, Verfahrenstechniken, Material- und Arbeitserfahrungen in werktechnische Problemzusammenhänge hineindenken zu können und adäquate Lösungsansätze zu finden.
- Emotionale Kompetenz zum Entwickeln von Selbstvertrauen für die Frage: „Was traue ich mir zu, kann ich eine handwerkliche Technik erlernen?“
- Motorik
- Grobmotorik: Hierunter sind großräumige Bewegungsabläufe des Körpers zu verstehen, wie z.B. die Armmotorik. Eine ausreichende Grobmotorik ist auch die Vorraussetzung für eine gute Handgeschicklichkeit (Seminar 2005, Motorik), die beim Laubsägen wichtig ist.
- Feinmotorik: „Unter Feinmotorik verstehen wir die Fähigkeit zu kleinräumigen, gezielten und besonders abgestimmten Bewegungen, für die uns Kopf und Gesicht, Füße und vor allem Hände zur Verfügung stehen“ (Beudels u. a. 2001, S. 56, Zitiert nach Seminar 2005, Motorik). Voraussetzung für eine geschickte Finger- und Handbewegung sind ausreichend Kraft, Geschwindigkeit und Ausdauer, genaue taktile Informationen (Tasten), kinästhetische Erfahrungen sowie eine ausreichende Körperschemaerfahrung (Seminar 2005, Motorik).

Augenkontrolle: Sie ist notwendig, um Objekte fixieren, verfolgen oder suchen zu können und um Augensprünge auszuführen (Seminar 2005, Motorik). Wichtig bei der Laubsägearbeit zur Verfolgung des Sägeblattes und des Sägeschnittes im ständigen Abgleich mit der Strichmarkierung.

- Koordination (nur relevante Aspekte) :

Differenzierungsfähigkeit: „Unter Differenzierungsfähigkeit verstehen Meindel/Schnabel (187, 248) die Fähigkeit zum Erreichen einer hohen Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen und Teilkörperbewegungen, die in großer Bewegungsgenauigkeit und Bewegungsökonomie zum Ausdruck kommt“ (Weineck 1994, S. 540 nach Seminar 2005, Motorik). à Es ist eine komplexe, kraftsparende, kraftdosierte und kontinuierliche Sägebewegung zu erlernen, bei der genau am Strich gesägt werden muß.

Rhythmisierungsfähigkeit: „Unter Rhythmisierungsfähigkeit verstehen Meindel/Schnabel (187, 255) die Fähigkeit, einen von außen vorgegebenen Rhythmus zu erfassen und motorisch zu produzieren sowie den ‚verinnerlichten’, in der eigenen Vorstellung existierenden Rhythmus der Bewegung in der eigenen Bewegungstätigkeit zu realisieren“ (Weineck 1994, S. 542 nach Seminar 2005, Motorik). à Bei der Sägebewegung ist gleichmäßiger moderater Rhythmus anzustreben.

Ausdauer: „Unter Ausdauer wird allgemein die psychophysische Ermüdungswiderstandsfähigkeit [...] verstanden“ (Weineck 1994, S. 141 nach Seminar 2005, Motorik). à Sie ist beim Laubsägen relevant wegen der hohen Konzentration auf die komplexe Technik.

- Kraftausdauer: „Ermüdungswiderstandsfähigkeit des Organismus bei lang andauernden Kraftleistungen“ (Weineck 1994, S. 242 nach Seminar 2005, Motorik). à Sie ist ebenfallsbeim Laubsägen relevant.
- Beweglichkeit und Schnelligkeit sind vorteilhaft für eine zügige Laubsägebewegung
- Sensorik
- Visumotorische Koordination (als Bereich der visuellen Wahrnehmung) ist die Fähigkeit, das Sehen mit den Bewegungen des Körpers zu koordinieren (Seminar 2005, Visuelle Wahrnehmung). Die Auge-Hand-Koordination ist sehr wichtig für das Sägen am Markierungsstrich.
- Kinästhetische Wahrnehmung: Ihre Funktion ist u. a. auch die Rückmeldung der motorischen Abläufe. Dieses System beeinflußt die Fähigkeit zu Bewegungen und motorischem Planen, der Praxie, worunter die Durchführung unvertrauter motorischer Tätigkeiten zu verstehen ist. Es umfaßt den Stellungssinn (der einzelnen Glieder zueinander), den Bewegungssinn (Richtung und Geschwindigkeit), den Kraftsinn (Krafteinsatz und -regula-tion) und den Spannungssinn (Grad der Muskelspannung) (Seminar 2005, Kinästhetische Wahrnehmung). Letztere sind sehr wichtig zur Erfassung des Sägeblattdruckes.

[...]


[1] Im folgenden verwende ich immer die männliche Form Schüler für beide Geschlechter.

[2] Bodo Wessels schlägt in seiner „Werkerziehung“ vor, daß Kinder entwicklungsgemäß im 3. – 6. Schuljahr leichte Holzarbeiten wie Schnitzen, Sägen und Nageln erlernen sollten (1969, S. 89).

[3] Entwicklungsgemäß spielen die nicht behinderten Schüler in der Bastelstufe im Alter von 7 -12 Jahren die Rolle des Handwerkers im Werkunterricht (Bodo Wessels 1969, S. 153).

[4] Vgl. Maureen Aarons, Tessa Gittens 1994, S. 20f.

[5] Verwirklichung allgemeiner didaktischer Ziele für den Werkunterricht der Mittelstufe für Geistigbehinderte (Spitzner 1978, S.39).

[6] Oberstes Leitziel für die Schüler der Förderschule mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung (Ständige Konferenz der Kultusminister 1980, S.7).

[7] Ian läßt sich aufgrund seines Autismus hier nicht einordnen.

[8] Diese feinen Sägen wurden ursprünglich benutzt, um Dekorationen in Laubform auszusägen, daher der Name "Laubsäge" (de.wikipedia.org/wiki/Laubsäge).

[9] Unter einem fortgeschrittenen Gefühl für die Sägetechnik verstehe ich die Fähigkeit eines Sägens, bei dem über das Fühlen die Sägehaltung und -bewegung quasi automatisch der jeweiligen Situation anpaßt werden kann.

[10] Unter Sensomotorik werden parallel laufende und aufeinander bezogene Prozesse der Sinnes-wahrnehmung und deren Verarbeitung zur gezielten Steuerung von Bewegungen oder anderen, geeigneten Körperreaktionen verstanden (www.snaix.com/snaix/glossar/sensomotorik.html). Beim Laubsägen spielt die visuelle und kinästhetische Wahrnehmung eine wichtige Bedeutung.
Bewegungsorientierte Abbilder (Kinästhesie) werden über die sensomotorische Regulationsebene als Bewegungsentwürfe erzeugt oder aus dem Gedächtnis abgerufen. Sie ist die unterste Regulationsebene, deren Prozesse automatisch (nicht bewußtseinsfähig) gesteuert werden. Bewegungsorientierte Abbilder entstehen bei relativ gleich bleibenden manuellen Anforderungen und Ausführungsbedingungen. (google: psylux.psych.tu-dresden.de/ i3/aos/rau/Vorlesung_A/script8_rau.pdf)

[11] Ich vermute aber, daß neuere Forschungen eher ein „eingeschränktes Gedächtnis“ nahelegen.

[12] Ich habe leider keine Fachliteratur zur Beschreibung der Laubsägetechnik finden können.

[13] Das Sägeblatt klemmt, wenn die Sägeblattstellung seitlich zu schnell verändert wird, insbesondere wenn die Balance unzureichend ist.

[14] Ermöglicht rhythmisches, kraftsparendes und genaues Sägen

[15] Diese Quelle werde ich im folgenden nur noch verkürzt mit „Seminar“ angeben.

Ende der Leseprobe aus 39 Seiten

Details

Titel
Förderangebot zum Üben des Sägens mit der Laubsäge in einer Mittelstufenklasse der Förderschule
Untertitel
Schwerpunkt geistige Entwicklung
Veranstaltung
Seminar für Schulpraktikanten
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
39
Katalognummer
V57728
ISBN (eBook)
9783638520805
Dateigröße
1282 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Förderangebot, Sägens, Laubsäge, Rahmen, Arbeitens, Werkgruppe, Schülern, Mittelstufenklasse, Förderschule, Schwerpunkt, Geistige, Entwicklung, Seminar, Schulpraktikanten
Arbeit zitieren
Roland Posse (Autor:in), 2006, Förderangebot zum Üben des Sägens mit der Laubsäge in einer Mittelstufenklasse der Förderschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57728

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