Magersucht – Essen, nein danke!


Hausarbeit, 2006

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Magersucht?

3. Auslöser und Ursachen der Magersucht
3.1. Auslöser der Magersucht
3.2. Gesellschaftliche Einflüsse
3.2.1. Soziale Schicht
3.2.2. Bildung
3.3. Familiäre Einflüsse
3.3.1. Die Rolle der Mutter

4. Funktion der Magersucht

5. Auswirkungen und Folgen der Magersucht
5.1. Körperliche Folgen
5.2. Psychische und soziale Folgen

6. Schlussfolgerungen

7. Literaturverzeichnis

8. Internetquellen

1. Einleitung

Jeder Mensch hat schon mal von Essstörungen gehört. Man unterscheidet verschiedene Arten von Essstörungen, wie zum Beispiel die Magersucht, die Bulimie und die Esssucht.

Wir begegnen dem Begriff der Magersucht häufig in den Medien, wenn über Mädchen bzw. junge Frauen oder immer häufiger auch über Männer berichtet wird, die sich bis auf 30 oder 40 Kilogramm gehungert haben und nur noch Haut und Knochen sind. Diese Thematik rückt immer mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Viele Reportagen, Berichte im Fernsehen oder auch Artikel in Zeitungen zeigen, wie die Magersucht sich auswirkt und wie schwierig es ist, sich aus diesem Teufelskreis zu befreien bzw. wo sie enden kann, nämlich tödlich. Des Weiteren werden in den Frauenzeitschriften Diäten und deren Durchführung propagiert und es wird viel Werbung für Diätprodukte gemacht. Einerseits gibt es ein Überangebot an Nahrungsmitteln und auf der anderen Seite die Schlankheitstipps. Oftmals wird das Bild in der heutigen Gesellschaft vermittelt, dass insbesondere nur schlanke Frauen erfolgreich sein können und mehr im Leben erreichen als andere.

Die Diskussion um ein Normalgewicht bei Mädchen und jungen Frauen kam Anfang diesen Jahres wieder auf, als auf dem TV-Sender Prosieben die Modelshow „Germany’s Next Topmodel“ ausgestrahlt wurde und sehr viele dünne Mädchen dort zu sehen waren. Die Berufsgruppe der Models, aber auch die der Schauspielerinnen und Sportler, die ein besonders niedriges Körpergewicht benötigen, wie zum Beispiel Skispringer, Balletttänzer oder Ringer, sind besonders gefährdet an Magersucht zu erkranken. Immer wieder wird in den Medien behauptet, dass berühmte Menschen magersüchtig seien, wie zum Beispiel Lindsay Lohan, Nicole Richie oder Victoria Beckham.

Das Thema rund um die Magersucht ist sehr aktuell und aus diesem Grund habe ich mich entschieden, über dieses Thema diese Hausarbeit anzufertigen. Zwar sind zunehmend Männer betroffen, doch die Hauptbetroffenen sind Mädchen und junge Frauen. Aus diesem Grund werde ich mich in dieser Hausarbeit vorwiegend auf Frauen beziehen, wenn von den Erkrankten und den Betroffenen die Rede sein wird.

Das Ziel meiner Arbeit ist, einen Überblick zur Thematik der Magersucht darzustellen. Allerdings erhebt die Arbeit keinen Anspruch auf eine vollständige Ausarbeitung zu diesem Thema, denn ich werde mich nicht auf alle Aspekte der Magersucht, wie zum Beispiel auf die Therapiemöglichkeiten und somit dem Weg aus der Magersucht, beziehen. Ich werde mich vor allem auf die Begriffsdefinition von der Magersucht, den Auslösern und Ursachen, sowie den Auswirkungen konzentrieren. Dabei werde ich auch auf die soziologischen Aspekte, wie das Alter, die Familie, die Gesellschaft, die Schichtzugehörigkeit und die Bildung eingehen. Für meine Erarbeitungen werde ich mich besonders auf Bücher von Simone Harland und Wolfgang Siegel, Sylvia Baeck und Monika Gerlinghoff beziehen.

2. Was ist Magersucht?

Im Jahre 1694 wurde diese Art der Essstörung erstmalig von Richard Morton erwähnt (vgl. Orbach 1990, S. 37). Mit den Arbeiten von Ernest-Charles Lasègue und William Gull wurde die Magersucht im 19. Jahrhundert erstmals medizinisch betrachtet. Der medizinische Fachtermini zu Magersucht lautet Anorexia nervosa, wurde im Jahr 1874 durch Sir William Gull eingeführt und hat sich bis heute in der wissenschaftlichen wie auch medizinischen Literatur behauptet. Der Begriff Anorexia bedeutet Appetitlosigkeit und aus diesem Grund wird oft darauf verwiesen, dass der Name unpassend sei. Der deutsche Begriff Magersucht ist in diesem Fall zutreffender (vgl. Gerlinghoff, Backmund 1995, S. 5). Heutzutage wird die Magersucht wie folgt erklärt:

Ein gezügeltes Eßverhalten oder eine Diät ist häufig der erste Schritt hin zu einer schließlich völlig rigorosen Nahrungskontrolle und –einschränkung. Eine starke Gewichtsabnahme innerhalb kürzester Zeit (bis zu 20 % des Ausgangsgewichtes) ist keine Seltenheit.

Magersüchtige haben eine gestörte Körperwahrnehmung. Sie fühlen sich immer zu dick, selbst bei extremen Untergewicht. […] Magersüchtige essen stark kontrolliert und oft auch ritualisiert. Sie haben panische Angst vor jeder auch noch so geringen Gewichtszunahme. […] (Baeck 1994, S. 18 f.; Auslassung: J.H.)

In Entwicklungsländern, die unter anderem mit Problemen wie Armut oder Hunger zu kämpfen haben, leiden sehr viele Menschen daran, dass nicht ausreichende Mengen an Nahrungsmittel zur Verfügung stehen und ein großer Teil der Bevölkerung muss hungern. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass in diesen Ländern Essstörungen existieren. Diese Erkrankungen treten vor allem in der westlichen Welt auf. Dort stehen der Bevölkerung Nahrungsmittel im Überfluss zur Verfügung, Menschen werden nach ihrem Äußeren beurteilt, gutes Aussehen und eine schlanke Figur werden mit Erfolg assoziiert und es werden immer wieder neue Arten von Diäten zum Erreichen eines geringeren Gewichtes verbreitet. Mädchen und junge Frauen eifern häufig einem Idealbild nach. Insbesondere in diesen Gesellschaften treten hauptsächlich Essstörungen, darunter auch die Magersucht, auf (vgl. Harland, Siegel 1996, S. 11).

Die Magersucht beginnt fast immer in der Adoleszenz und am häufigsten im Alter zwischen 14 und 18 Jahren und wird auch manchmal aus diesem Grund in der Literatur als Pubertätsmagersucht bezeichnet. Die Betroffenen waren als Kinder oft hilfsbereit, freundlich, problemlos und fleißig. Anorektikerinnen sind dagegen aber unsicher, introvertiert und sie wollen perfekt sein. Sie definieren sich häufig über ihre Leistung, sowohl körperlich als auch geistig. Betroffene sind in vielen Fällen sehr intellektuell, gehören zu den Klassenbesten und sie versuchen bis zum Schluss in der Schule, im Studium oder im Beruf überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen. Die Gedanken drehen sich letztendlich nur noch um das Essen. Sie reduzieren ihre sozialen Kontakte und treffen sich so selten wie möglich mit ihren Freunden. Des Weiteren versuchen sie gemeinsame Mahlzeiten mit der Familie zu umgehen. Sie erfinden die unterschiedlichsten Ausreden. Wenn eine gemeinsame Mahlzeit nicht umgangen werden kann, bedienen sie zum Beispiel ihre Familie, essen sehr langsam, zerkleinern alles, sortieren es auf dem Teller und trinken sehr viel Wasser dazu. Alles was dick macht ist vom Speiseplan gestrichen und erlaubt sind Nahrungsmittel wie Salat. Außerdem treiben die Betroffenen exzessiv Sport, um den Verbrauch an Kalorien zu erhöhen. Anstatt sich zu setzen, bleiben sie häufig stehen oder sie laufen anstatt zu gehen. Sport, wie Fahrrad fahren, joggen oder Fitness, wird normalerweise alleine durchgeführt und dies bis zur völligen Erschöpfung. Damit die Gewichtszunahme vermieden wird, greifen auch viele Mädchen zu Abführmitteln, harntreibenden Mitteln oder sie erbrechen ihr Essen. Viele Anorektikerinnen weisen auch bulimische Symptome auf (vgl. Cuntz, Hillert 2003, S. 51 f.)

Überwiegend betrifft die Magersucht Mädchen und junge Frauen, und zwar über 90 Prozent (vgl. Habermas 1994, S. 16). Die Zahl der Magersüchtigen steigt stetig an. In den westlichen Industrieländern sind etwa 1 % der Mädchen magersüchtig und 4 % sind gefährdet (vgl. Baeck 1994, S. 18). Es ist jedoch ein Irrtum, wenn man annimmt, dass nur Mädchen, junge Frauen und Jungen betroffen sind. Auch Frauen im Alter von 35 bis 45 Jahren können magersüchtig werden und verweigern die Aufnahme von Nahrung aus verschiedenen Gründen. Bei Frauen kann sich dieses Verhalten nach einer Geburt, bei Lebenskrisen der unterschiedlichsten Art oder auch wenn die eigenen Kinder groß sind einstellen. Dies kann sowohl bei Hausfrauen als auch bei berufstätigen Frauen auftreten (vgl. Buhl 1991, S. 17).

Alles in allem bedeutet der Verzicht und die Verweigerung von Nahrung für die Anorektikerinnen Macht. Sie müssen alles unter Kontrolle haben, sie wollen unabhängig sein. „Sie freuen sich daran, daß sie die Kraft haben, nicht essen zu müssen. Das gibt ihnen ein Gefühl von Macht, von Reinheit, von Einzigartigkeit“ (Baeck 1994, S. 19).

3. Auslöser und Ursachen der Magersucht

3.1. Auslöser der Magersucht

Es ist sehr wichtig für die Betroffenen die Auslöser und die Ursachen zu kennen, die die Magersucht hervorgerufen haben, denn nur wenn man über diese Bescheid weiß, kann man die Magersucht bekämpfen und auf Veränderungen hinarbeiten. Es gibt jedoch viele verschiedene Faktoren, die dabei eine Rolle spielen und sich gegenseitig beeinflussen. Die nachfolgende Übersicht zeigt die unterschiedlichen Ursachen und die Abbildung verdeutlicht, dass vor allem gesellschaftliche, familiäre, aber auch biologische Einflüsse ausschlaggebend sind.

(Quelle: http://www.magersucht-online.de/ursachen.htm)

Die unterschiedlichsten Erlebnisse können die Essstörung auslösen. Einerseits können sie durch Gewichtsprobleme auftreten. Bei Gewichtsproblemen beginnen viele Menschen eine Diät und die Diäten sind zum Beispiel ein Auslöser für die Magersucht. Diäten werden in vielen Fällen begonnen, um „ein vom herrschenden Schlankheitsideal vorgegebenes Wunschgewicht zu erreichen […]“ (Baeck 1994, S. 9; Auslassung: J.H.). Da Diäten aber anstrengend und oftmals nicht sofort der gewünschte Gewichtsverlust eintritt, werden diese wieder abgebrochen. Es werden weitere Diäten ausprobiert und erneut abgebrochen. Dies kann zu Frust führen. Einige Mädchen und junge Frauen entscheiden sich anschließend dafür, freiwillig auf Nahrung zu verzichten, auf Abführmittel zurückzugreifen oder sie probieren es mit Appetitzüglern. Dies scheint der einfachere, der schnellere Weg zu sein, um das Gewicht zu reduzieren (vgl. Baeck 1994, S. 9 f.).

Neben der Diät können auch Neckereien von Freunden bezüglich der Figur, die Ablösung von den Eltern in der Pubertät, die Scheidung der Eltern, die Geburt eines eigenen Kindes, der Verlust oder der Tod von nahe stehenden Personen, Probleme in der Schule, im Studium oder im Beruf oder die Entscheidung für einen Beruf oder einen Studiengang weitere Auslöser für die Magersucht sein (vgl. Karren 1986, S. 35).

Ein einschneidendes Ereignis für viele junge Menschen ist der Schulabschluss, wie zum Beispiel das Abitur. Die Schulzeit verläuft sehr geregelt und geordnet ab, man hat feste Aufgaben, die man erfüllen muss und ein klares Ziel vor Augen. Dies trifft nach dem Abitur nicht mehr zu, denn man muss große Entscheidungen treffen und die Initiative ergreifen und sich für einen Beruf oder einen Studiengang entscheiden. Man braucht neue Ziele. Dies führt zu Unsicherheit und Angst. Heutzutage wird die Angst durch die Ausbildungssituation und die Lehrstellenknappheit verstärkt und dieses einschneidende Ereignis kann ebenfalls die Magersucht auslösen (vgl. Gerlinghoff 1992, S. 94).

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Magersucht – Essen, nein danke!
Hochschule
Universität Rostock  (Institut für Soziologie und Demographie)
Veranstaltung
Seminar: Soziologie der Ernährung - Alles eine Frage des Geschmacks?
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V57653
ISBN (eBook)
9783638520393
ISBN (Buch)
9783640972265
Dateigröße
570 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Hausarbeit gibt einen Überblick über die Essstörung Magersucht. Zunächst wurde der Begriff der Magersucht definiert und erläutert. Anschließend wurden die Auslöser und Ursachen der Magersucht dargestellt (Auslöser der Magersucht, gesellschaftliche Einflüsse (soziale Schicht, Bildung) und familiäre Einflüsse (Die Rolle der Mutter). Anschließend bin ich auf die Funktion, die Folgen und Auswirkungen eingegangen (körperliche, psychische und soziale Folgen).
Schlagworte
Magersucht, Essen, Seminar, Soziologie, Ernährung, Alles, Frage, Geschmacks
Arbeit zitieren
Janet Haertle (Autor:in), 2006, Magersucht – Essen, nein danke!, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57653

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