Empirische Modelle und das mit ihnen ermittelte Ausmaß der Steuervermeidung, Steuerumgehung und Steuerhinterziehung


Hausarbeit, 2006

26 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Definition von Schattenwirtschaft

3 Methoden zur Erfassung der Schattenwirtschaft
3.1 Direkte Methoden
3.2 Indirekte Methoden
3.2.1 Monetäre Ansätze
3.2.2 Input-Ansatz (Physikalische Inputmethode)
3.3 Kausale Methoden

4 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Volkswirtschaft als Dual Economy

Abbildung 2: Klassifikation schattenwirtschaftlicher Aktivitäten

Abbildung 3: Die Grundidee der monetären Ansätze

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Mitte der 1970-er Jahre stieg die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit und der Politiker in den Industriestaaten bezüglich des Phänomens der Schattenwirtschaft beträchtlich. Heute rückt dieses durch die enorm steigenden Arbeitslosenquoten, die Finanzierungsprobleme der öffentlichen Haushalte, aber auch durch zunehmende Staats- und Politikverdrossenheit wieder in das Visier der offiziellen Wirtschafts- und Sozialpolitik. Das Interesse der Öffentlichkeit an dem Thema Schattenwirtschaft und deren Regulierung ist enorm. Doch wie soll etwas gemessen werden, das versteckt, also gar nicht sichtbar ist? Die Schwierigkeiten beginnen bereits mit der Definition des Begriffs und dem Bestandteil der Betrachtung. Auch durch eine „Arbeitsdefinition“ (siehe Kapitel 2) kann dem nicht entgegengewirkt werden. Wie in den folgenden Kapiteln erkennbar sein wird, werden – je nach Ansatz – bei der Messung verschiedene Bereiche nicht berücksichtigt. Des Weiteren wird die Erfassung der Größe der Schattenwirtschaft dadurch erschwert, dass es nicht im Interesse der Beteiligten liegt, die Behörden auf ihre illegalen Aktivitäten aufmerksam zu machen. Die Gefahr einer Bestrafung ist sehr hoch. Die Tätigkeiten im Schattensektor lassen jedoch in unterschiedlichen Bereichen Spuren zurück, durch deren Analyse die Größe der Schattenwirtschaft ermittelt werden kann. Das Nachgehen dieser Spuren hat den großen Vorteil, dass im Allgemeinen kein Grund für die Beteiligten besteht, diese zu verwischen. Oft sind die Spuren das Ergebnis des Versuchs, die Tätigkeit im Schattensektor zu verheimlichen. Dabei wird meist den Spuren nachgegangen, welche die Schattenwirtschaft in der monetären Sphäre hinterlässt. Die verschiedenen Methoden zur Messung der Größe und des Umfangs der Schattenwirtschaft sind Gegenstand dieser Arbeit. Bei diesen Ansätzen wird zwischen den direkten und indirekten Methoden bzw. den Kausalen Methoden unterschieden. Die quantitative Erfassung der Schattenwirtschaft ist bedeutend, da systematische Verzerrungen der makroökonomischen Indikatoren zu fehlgeleiteten wirtschaftspolitischen Maßnahmen führen können, der Staat beträchtliche Verluste an Steuereinnahmen erleidet und letztlich die Flucht in die Schattenwirtschaft als Indikator für Missbehagen der Bevölkerung gesehen werden kann.

2 Definition von Schattenwirtschaft

Die folgende Arbeitsdefinition soll den Begriff der Schattenwirtschaft umschreiben, da von diesem Begriff keine einheitliche oder „richtige“ Definition existiert:[1] „Unter dem Begriff Schattenwirtschaft [i.w.S.] werden alle jene Leistungen zusammengefaßt, die normalerweise zum Sozialprodukt gerechnet werden müßten, aber aus welchen Gründen auch immer, nicht im offiziellen Sozialprodukt enthalten sind.“[2] Diese Definition wird unter anderem von Edgar L. Feige,
Friedrich Schneider, Bruno Frey und Werner Pommerehne und Herald Lubell verwendet. Philip Smith definiert Schattenwirtschaft als marktbasierte Pro-duktion von Gütern und Dienstleistungen, ob legal oder illegal, die der Aufdeckung in den offiziellen Schätzungen des Bruttosozialprodukts entgehen.[3] Im Allgemeinen wird die Schattenwirtschaft als „Abwahl geltender Normen für wirtschaftliche Tätigkeit“ bewertet oder als „Emigration aus den etablierten Arbeitsformen“ aufgefasst.[4]

Die folgende systematische Abgrenzung des Begriffs von Cassel und Caspers, bei der die reinen Finanzaktionen nicht enthalten sind, konnte inzwischen weite Verbreitung und Akzeptanz in der Literatur erlangen. Hier wird der Bereich der reinen Steuerhinterziehung durch Finanztransaktionen, wie beispielsweise Steuerflucht oder Scheinfirmengründung, nicht betrachtet. An dieser Stelle dient das Konzept der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) als Abgrenzungskriterium.[5]

Um wichtige Problemaspekte nicht von Anfang an definitorisch auszublenden, sollte der Begriff der Schattenwirtschaft weit genug gefasst sein. Es erscheint aus diesem Grund sinnvoll, von einer zweigeteilten Volkswirtschaft, bzw. Dual Economy, wie in Abbildung 1 dargestellt, auszugehen.

Abbildung 1: Die Volkswirtschaft als Dual Economy

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Schneider/Enste (2000), S. 6.

Dieöffentliche Wirtschaftzählt zu demoffiziellen Sektor(First Economy) einer Volkswirtschaft. Hierzu gehören die Aktivitäten der öffentlichen Haushalte und der staatlichen Unternehmen. Des Weiteren umfasst der offizielle Sektor diePrivatwirtschaft, der die erwerbswirtschaftlichen Aktivitäten der privaten Haushalte und privaten Unternehmen zugeordnet werden. Insgesamt handelt es sich um alle Tätigkeiten, die staatlich administriert und besteuert werden.

Alle privatwirtschaftlichen Aktivitäten, die nicht in die Sozialproduktrechnung eingehen, obwohl sie zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung beitragen, lassen sich unter dem BegriffSchattenwirtschaft i.w.S.(Second Economy) zusammenfassen. Diese stehen sozusagen im „Schatten“ der offiziellen Wirtschaft und damit auch der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Unter dieSelbstversorgungswirtschaftfällt hauptsächlich die Deckung des Eigenbedarfs, jedoch auch die bedarfswirtschaftlichen Aktivitäten von privaten Selbstversorgungsorganisationen, die ohne Entlohnung und freiwillig erfolgen und deren Produktion aufgrund der VGR-Konventionen nicht erfasst wird bzw. nicht erfassbar ist.

DieSchattenwirtschaft im engeren Sinnhingegen müsste im Grunde der VGR-Konzeption entsprechend im Wertschöpfungsbeitrag erfasst werden. Dies gelingt jedoch durch die privatwirtschaftlichen Ausweichstrategien nicht; häufig sind diese erwerbswirtschaftlichen Aktivitäten mit der Hinterziehung fiskalischer oder parafiskalischer Ausgaben, wie z. B. Steuern, Abgaben oder Gebühren verbunden.[6]Durch Abbildung 2 soll eine Übersicht über die Aktivitäten, die allgemein zur Schattenwirtschaft gezählt werden, gegeben werden.

Abbildung 2: Klassifikation schattenwirtschaftlicher Aktivitäten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Schneider/Enste (2000), S. 8.

Der Hauptanteil der Schattenwirtschaft i.e.S. ergibt sich aus der Schwarzarbeit. Die Konzentration auf den Aspekt der Besteuerung führt dazu dass, Schattenwirtschaft i.e.S. definiert wird als die ökonomischen Aktivitäten umfassend, die grundsätzlich steuerpflichtig wären, wenn sie dem Finanzamt nicht verheimlicht würden. Die Abgrenzung dieser Arbeitsdefinition wurde in der Abbildung grau gekennzeichnet. Von der Schattenwirtschaft ausgeschlossen werden demnach die Produktion in privaten Haushalten und die freiwillige Arbeit für wohltätige Zwecke. Der wichtigste Anteil des erwerbswirtschaftlichen Bereichs der Schattenwirtschaft ist die Schwarzarbeit, die vorwiegend nebenberuflich oder von Unternehmen als Teilbereich der gesamten Tätigkeiten ausgeübt wird. Der Schwarzarbeiter, der nebenbei am Wochenende oder abends zusätzliche Dienstleistungen oder Produkte anbietet, steht im Mittelpunkt der Analyse.[7]Durch Tanzi werden diejenigen Aktivitäten ausgeschlossen, die keine Wertschöpfung generieren oder wie Mord, Kidnapping etc. nur einen finanziellen Vorteil für die Ausführenden bedeuten.[8]

Da die reinen Finanzaktionen mit dem Ziel der Steuerhinterziehung keine Wertschöpfung erbringen und hier das VGR-Konzept als Abgrenzungskriterium dient, werden diese definitionsgemäß nicht zur Schattenwirtschaft hinzugerechnet. Andererseits zählen jedoch auch solche Aktivitäten zum schattenwirtschaftlichen Sektor, durch die Vorleistungen grundlos erhöht werden, so dass das BSP zu niedrig ausgewiesen wird. Dies geschieht beispielsweise durch nicht deklarierten Eigenverbrauch.[9]

3 Methoden zur Erfassung der Schattenwirtschaft

3.1 Direkte Methoden

Bei diesen Verfahren wird versucht, beispielsweise auf Äußerungen von Bürgern beruhend, direkt zu erfassen, welchen Umfang der Schattensektor einer bestimmten Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitpunkt bzw. -raum hat. Die Methoden setzen auf der Mikroebene an und arbeiten mit Stichproben.[10]Die direkten Methoden umfassen die Methoden der freiwilligen Befragungen und die Erhebungen. Im Folgenden soll jedoch lediglich auf die zuerst genannte Methode eingegangen werden.

Die Personen, die schattenwirtschaftlichen Aktivitäten nachgehen und hierbei Steuern und Abgaben hinterziehen oder gegen andere bestehende Gesetze und Verordnungen verstoßen, haben in der Regel wenig Interesse daran, diese Aktivitäten offen darzulegen. Von Institutionen, die mit den Methoden der empirischen Sozialforschung vertraut sind, wurde dennoch wiederholt versucht, durch Zusicherung von Anonymität, besonders ausgefeilten Fragestellungen und die Beschränkung auf einen Stichtag, die Befragten zu wahrheitsgemäßen Aussagen zu bewegen. Eine solche Umfrage wurde beispielsweise 1975 von dem Institut für Demoskopie (IfD) Allensbach durchgeführt. Die Studie mit dem Titel „Freizeitarbeit 1974“ wurde im Auftrag der „Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel“ durchgeführt und sollte versuchen, durch repräsentative Befragungen Informationen über den Umfang und die Struktur der bezahlten Feizeitarbeit in der BRD zu gewinnen. Um die Auskunftsbereitschaft der Befragten zu erhöhen, wurden die illegalen Aktivitäten erst schrittweise in die Befragung eingeführt. Außerdem wurde die so genannte Stichtagsmethode angewendet, d. h. es wurde versucht, den Personen (durch die Befragung über nur einen Tag) das Gefühl zu vermitteln, dass diese keine Informationen über deren regelmäßigen Gewohnheiten und Lebensführung preisgeben.[11]

Etwa seit 1996 sind die Befragten verstärkt bereit, direkt auf die Frage zu antworten, ob sie Schwarzarbeit anbieten oder nachfragen. Durch diese Befragungsergebnisse kann anschließend auf das Ausmaß an Schwarzarbeit einer Volkswirtschaft geschlossen werden. Zusätzlich kann auch eine Aussage über die Bereiche, in denen besonders intensiv schwarzgearbeitet wird, getätigt werden. Um genaue Informationen über die Struktur der schattenwirtschaftlichen Aktivitäten zu bekommen, wird die Methode der Befragung zur Schätzung des Umfangs der Schattenwirtschaft in vielen Ländern eingesetzt. Derartige Befragungen weisen den Vorteil auf, dass sie spezifische Informationen über die Zusammensetzung der im Schattensektor Beschäftigten, die Art der Beschäftigung und die Qualität der geleisteten Arbeit preisgeben.

Zu kritisieren ist jedoch, dass die direkten Befragungen sehr anfällig für Verzerrungen, beispielsweise durch Antwortverweigerungen, sind. Aus diesem Grund sind die besonderen Befragungstechniken erforderlich, um aufrichtige Aussagen der Befragten zu bekommen. Die Ergebnisse sind stark von der Formulierung der Fragen abhängig. Doch auch wenn eine noch so gute Fragetechnik eingesetzt wird, bleibt es ungewiss, ob durch Umfragen das gesamte Ausmaß der Schwarzarbeit enthüllt werden kann. Die Ergebnisse dieser Methode sind daher als untere Grenze zu deuten. Durch die fehlenden konsistenten Zeitreihenstudien können die Befragungsergebnisse bislang keine Informationen über die Entwicklung und das Wachstum der Schattenwirtschaft über einen größeren Zeitraum liefern.[12]

3.2 Indirekte Methoden

Bei den indirekten Verfahren bzw. Indikator-Verfahren wird nach wirtschaftlichen Indikatoren gesucht, aus deren Verlauf Rückschlüsse auf die Entwicklung des Schattensektors gezogen werden können. Diese Methoden setzen fast ausschließlich auf der Makroebene an.[13]

[...]


[1]Vgl. Schneider/Enste (2000), S. 5.

[2]Pommerehne/Kirchgässner (1994), S. 851.

[3]Vgl. Schneider/Enste (2000a), S. 78.

[4]Vgl. Schneider/Enste (2000), S. 5.

[5]Vgl. Schneider/Enste (2000), S. 5 f.

[6]Vgl. Cassel/Caspers (1984), S. 2 f.

[7]Vgl. Schneider/Enste (2000), S. 8.

[8]Vgl. Tanzi (1999), S. 338.

[9]Vgl. Vgl. Cassel/Caspers (1984), S. 3.

[10]Vgl. Kirchgässner (1984), S. 380.

[11]Vgl. Langfeld (1984) S. 22.

[12]Vgl. Schneider/Enste (2000), S. 11 f.

[13]Vgl. Kirchgässner (1984), S. 380.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Empirische Modelle und das mit ihnen ermittelte Ausmaß der Steuervermeidung, Steuerumgehung und Steuerhinterziehung
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Veranstaltung
Steuerhinterziehung
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
26
Katalognummer
V57632
ISBN (eBook)
9783638520225
ISBN (Buch)
9783638665407
Dateigröße
721 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Empirische, Modelle, Ausmaß, Steuervermeidung, Steuerumgehung, Steuerhinterziehung
Arbeit zitieren
Melanie Hörstmann-Jungemann (Autor:in), 2006, Empirische Modelle und das mit ihnen ermittelte Ausmaß der Steuervermeidung, Steuerumgehung und Steuerhinterziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57632

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