Das schottische Bildungssystem


Hausarbeit, 2006

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Allgemeine Betrachtungen

2. Die Struktur des schottischen Bildungssystems
2.1 Nursery Schools
2.2 Primary Schools
2.3 Secondary Schools
2.4 Further Education und Youth Training Evaluation und Selbstreflexion –

3. Schottlands Antwort auf die Bildungsmisere

4. Musikunterricht an schottischen Schulen

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis
6.1 Primärliteratur
6.2 Sekundärliteratur

Websites

Einleitung

Es war im Jahre 1707, als das ursprüngliche schottische Parlament durch den Act of Union mit dem englischen zum Unterhaus des britischen Parlaments (House of Commons) vereinigt wurde. In den darauffolgenden fast 300 Jahren blieb Schottland ohne eigene Volksvertretung. Zwar wurden seither im britischen Parlament zahlreiche Gesetze verabschiedet, welche Ausnahmeregelungen für das schottische Territorium vorsahen, eine eigenständige Legislative blieb den Schotten allerdings verwehrt.[1]

Begründet durch den schwachen Einfluss schottischer Abgeordneter unter der Regierung Thatcher und Major, wurden in den achtziger und neunziger Jahren die Stimmen nach politischer Unabhängigkeit wieder lauter. Mit dem Sieg der Labour Party unter Tony Blair wurde ein Prozess der Dezentralisierung initiiert, welcher im September 1997 zu einem Referendum führte, in dem sich eine breite Mehrheit der schottischen Bevölkerung für ein Regionalparlament aussprach.[2] 1998 wurde durch den Scotland Act die Grundlage für ein teilweise unabhängiges schottisches Parlament getroffen. Dieses konstituierte sich erstmals am 12. Mai 1999.[3]

Während die Richtlinien in der Außenpolitik weiterhin vom britischen Parlament beschlossen werden, übertrug dieses den schottischen Volksvertretern weitgehende Autonomie in den Bereichen Gesundheit, Landwirtschaft, Justiz und Bildung. Seither sind schottische Politiker und Lehrer bemüht, ein eigenständiges Bildungssystem zu formen. Das Bildungssystem Schottlands, insbesondere das Schulsystem, soll Gegenstand der vorliegenden Arbeit werden. Es soll Gemeinsamkeiten aber gerade auch die Unterschiede zum englischen Schulsystem herausstellen, auf die die Schotten traditionell besonders stolz sind. Vielleicht können so auch Anregungen für Veränderungen in unserem eigenen Bildungssystem gewonnen werden, deren Notwendigkeit uns spätestens die erste PISA-Studie aus dem Jahre 2000 vor Augen geführt hat.

1. Allgemeine Betrachtungen

Vor der Eigenständigkeit Schottlands in Bildungsfragen, wurden die Gesetze und Richtlinien vom schottische Bildungsministerium, dem ehemaligen „Scottish Office Education and Industry Department“, kurz SOEID, mit Sitz in Edinburgh verabschiedet. Dieses unterstand jedoch dem Minister für Schottland der britischen Zentralregierung in London.[4] Mit der Etablierung des Regionalparlaments im Jahre 1999 wurde auch ein unabhängiges Erziehungs- und Bildungsministerium gegründet, das „Scottish Executive Education Department“ (SEED).[5]

Die Schotten sind sehr stolz auf ihr Bildungswesen. Bildung galt ihnen schon immer als hohes Gut. Daher sind sie bereit, in die Ausbildung ihrer Kinder viel Geld zu investieren: Für einen Primary-Schüler rund 3200 Euro, für einen Secondary-Schüler etwa 4500 Euro jährlich. Zudem wurden in den Jahren 2001-2003 fast 1 Milliarde Euro für Schottische Schulen zur Qualitätssteigerung und -sicherung bewilligt.[6]

Bezüglich des Bildungssystem legen die Schotten großen Wert auf die Unterschiede zum südlichen Nachbarn England, die es noch aufzuzeigen gilt. Leistung und vor allem Chancengleichheit haben sie zu ihren Prinzipien erkoren, was in den 1960er Jahren weg von einem dreigliedrigen zu einem egalitären Schulsystem geführt hat, in dem alle Schüler bis zu einer gewissen Altersgrenze die gleiche Schulform besuchen.[7],[8]

Der Besuch der öffentlichen Schulen ist kostenlos, zudem herrscht eine Lehr- und Lernmittelfreiheit. Das Bildungswesen wird in Schottland - wie in England auch - von Regionalbehörden, den sogenannten local education authorities (LEAs), organisiert. Diese waren ursprünglich für den gesamten Bildungsbereich außerhalb der Universitäten zuständig. Ihr Aufgabenfeld umfasste nicht nur den Bau von Schulen und Colleges, sondern auch deren Ausstattung sowie die Einstellung des Lehrpersonals. In den achtziger Jahren wurden die weitreichenden Kompetenzen der LEAs zugunsten der allgemeinbildenden Schulen stark beschnitten, welchen in zunehmendem Maße Autonomie eingeräumt wurde.[9]

Der School Board Scotland Act aus dem Jahre 1988 verpflichtet die von den LEAs verwalteten Schulen, einen Schulverwaltungsrat (School Board) einzurichten, dem Elternvertreter, Lehrer, Vertreter der örtlichen Gemeinschaft und Wirtschaft, sowie der Schulleiter angehören. Im Zuge dessen wurde den Schulen zugestanden, 80% des ihnen zugeteilten Budgets selbst zu verwalten. Zudem kann die Schule nach Abstimmung mit den Eltern den Status einer selbstverwalteten Schule annehmen. Dem Schulverwaltungsrat werden dabei alle Personal- und Schulverwaltungsaufgaben übertragen und die Finanzmittel direkt vom Bildungsministerium zugewiesen.[10]

2. Die Struktur des schottischen Bildungssystems

2.1 Nursery Schools

Die Schulpflicht beginnt – wie in England und Wales – im Alter von 5 Jahren und gilt bis zum Alter von 16 Jahren. Schottische Schüler durchlaufen alle Klassen ohne diese zu wiederholen. Der Aufbau des Schulsystems entspricht etwa dem englischen.[11]

Im Alter von 3-4 Jahren setzt die pre-school education ein. Sie findet in sogenannten Nursery Schools statt. Diese Vorschulerziehung ist freiwillig und kostenlos und wird in Zusammenarbeit mit den lokalen Bildungsbehörden, Freiwilligen und Privatleuten. Die Schulwoche umfasst 5 Tage zu je zweieinhalb Stunden, deren Dauer sich in Abhängigkeit von der jeweiligen Behörde unterscheidet. Daneben gibt es weitere Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Spielegruppen.[12]

2.2 Primary Schools

Die Grundschulbildung erstreckt sich über einen Zeitraum von 7 Jahren. Schottische Grundschüler haben im Alter von 12 Jahren demnach ein Jahr länger die Primary School besucht als englische gleichen Alters. Die erste Klasse wird als P1 (Primary 1) bezeichnet, die Zählweise setzt sich entsprechend fort. Insgesamt ist die Primarschule in drei Stufen - Grund- (P1 bis P3), Mittel- (P4 und P5) und Oberstufe (P6 und P7) – mit unterschiedlichen Schwerpunkten gegliedert, wobei die ersten beiden Jahre als Eingangsstufe (infant stage) organisiert sind.[13],[14]

Wie schon in der Vorschule lernen die Kinder hier auf spielerische Art und Weise die Grundzüge des sozialen Lebens kennen. In Jahren 3 bis 7 stehen die Unterrichtsbereiche Sprache, Rechnen, Sachunterricht, musischer Bereich, Ethik und Religion im Mittelpunkt.

[...]


[1] MacLean, Fitzroy: A Concise History of Scotland. London 1970. S. 153-155.

[2] Münter, Michael: Dezentralisierung in Großbritannien. http://www.cap-lmu.de/aktuell/events/2005/muenter.php, 08.02.2006.

[3] The Scottish Parliament. http://www.scottish.parliament.uk/vli/language/howSP/HTSPW%20German%20HTML/established.htm, 14.03.2006.

[4] Schaub, Horst; Zenke, Karl G.: Schottland. in: Pädagogisches Wörterbuch. 4. Auflage. München 2000. S. 469.

[5] Fuhrig, Hans-Joachim: Schottland – neue Ansätze in der Lehrerfortbildung und der Schulleiteraubildung. http://www.dphv.de/informationen/Profil42004S24.cfm, 02.12.2005.

[6] Döbrich, Peter, v. Kopp, Botho: Studie zum Stand aktueller Bildungsdiskussionen

im europäischen und außereuropäischen Rahmen. Bonn 2000, http://www.forumbildung.de/files/bildungsdiskussion.pdf, 02.12.2005.

[7] Information on National Education Systems (INES). Kurzdarstellungen der Bildungssysteme einzelner Länder. Vereinigtes Königreich. http://www.dipf.de/datenbanken/ines/ines_v_uk.htm, 08.02.2006.

[8] Wikipedia. Schulsystem in Schottland. http://de.wikipedia.org/wiki/Schulsystem_im_Vereinigten_K%C3%B6nigreich#Schulsystem_in_Schottland, 02.12.2005.

[9] Information on National Education Systems (INES) (wie Anm. 7), http://www.dipf.de/datenbanken/ines/ines_v_uk.htm, 08.02.2006.

[10] Schaub, Horst; Zenke, Karl G.: Schottland. in: Pädagogisches Wörterbuch (wie Anm. 4). S. 471.

[11] Information on National Education Systems (INES), http://www.dipf.de/datenbanken/ines/ines_v_uk.htm, 08.02.2006.

[12] Ebenda.

[13] Schaub, Horst; Zenke, Karl G.: Schottland. in: Pädagogisches Wörterbuch. S. 472.

[14] Information on National Education Systems (INES), http://www.dipf.de/datenbanken/ines/ines_v_uk.htm, 08.02.2006.

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Details

Titel
Das schottische Bildungssystem
Hochschule
Hochschule für Musik und Theater Rostock
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
21
Katalognummer
V57387
ISBN (eBook)
9783638518635
ISBN (Buch)
9783656784210
Dateigröße
628 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Hausarbeit im Rahmen der Fachdidaktik Musik. Die vorliegende Arbeit untersucht das schottische Bildungssystem unter Berücksichtigung des Musikunterrichts an schottischen Schulen.
Schlagworte
Bildungssystem
Arbeit zitieren
Martin Schröder (Autor:in), 2006, Das schottische Bildungssystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57387

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