Geschichtswissenschaftliche Klärung der Begriffe Theobald von Bethmann Hollweg und Reichshofrat


Hausarbeit, 2002

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

I Zielsetzung und Vorgehensweise

II Begriffserklärungen
1 Theobald von Bethmann Hollweg
1.1 Jugendjahre
1.2 Aufstieg
1.3 Friedensjahre als Reichskanzler
1.4 Die Julikrise
1.5 Kriegsjahre und Sturz 1917
1.6 Bethmann Hollweg in der Geschichtswissenschaft
2 Reichshofrat
2.1 Bedeutung
2.2 Gründung und Entstehung
2.3 Zusammensetzung
2.4 Aufgaben und Pflichten
2.5 Reichshofrat und Reichkammergericht im Vergleich
2.6 Auflösung des Rates

III Zusammenfassung

IV Quellen- und Literaturverzeichnis

I. Zielsetzung und Vorgehensweise

Im Rahmen des Proseminars „Einführung in die Neuere und Neueste Geschichte“ beschäftigt sich diese Hausarbeit mit dem geschichtswissenschaftlichen bzw. wissenschaftlichen Arbeiten an sich. Es sollen die beiden Begriffe „Theobald von Bethmann Hollweg“ und „Reichshofrat“ erklärt werden, d.h. sowohl der geschichts- wissenschaftliche Prozess und die Wandlung dieser beiden Begriffe als auch der aktuelle Forschungsstand sollen dargestellt werden.

Im Falle Bethmann Hollwegs „erscheint eine solche Bestandaufnahme auch unter dem Gesichtpunkt des Selbstverständnisses der historischen Wissenschaft nicht un- interessant“[1]. Auch sollen bei der Betrachtung des Reichskanzlers geklärt werden, in welchem Maße er für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges verantwortlich war.

Zuerst soll das allgemeine Geschichtsbild Bethmann Hollwegs dargestellt werden, dass sich auf die Erkenntnisse und Ergebnisse des aktuellen Forschungsstandes beruft, und dann die Entwicklung desselben in der Geschichtswissenschaft. Es handelt sich hierbei um ein sehr strittiges Thema und die Quellen- bzw. Literaturbasis ist als sehr groß anzusehen, da die Fragestellung, die bei der Betrachtung dieser Person zugrunde liegt, weltpolitisch lange Zeit sehr bedeutsam war.

Der Reichshofrat, wohl ein weniger umstrittenes Thema in der Geschichtswissen- schaft, ist erst in den letzten zehn Jahren wieder in das Interesse der Forschung gerückt. Gerade durch einen Vergleich des Reichshofrats und des Reichskammer- gerichts läßt sich auch der Konflikt zwischen den Reichsständen und dem Kaiser nachzeichnen, jedoch ist dies aufgrund des Umfangs dieser Arbeit nur schwer mög- lich.

II. Begriffserklärungen

1. Theobald von Bethmann Hollweg

1.1 Jugendjahre

Theobald von Bethmann Hollweg wurde am 29.11.1856 auf dem Rittergut Hohen- finow in der Mark Brandenburg geboren. Er genoss eine strenge Erziehung, die vor allem auf seinen Vater Felix zurückzuführen ist, welcher sich herrisch und bisweilen tyrannisch gebärdete. Im Gegensatz dazu stand seine Mutter Isabella, geborene Rougemont, welche ein eher mildes Wesen besaß. Am stärksten geprägt wurde er jedoch von seinem Großvater Moritz August, welcher dem Freundeskreis von Fried- rich Wilhelm IV. angehörte und es sogar bis zum preußischen Minister schaffte. Mit zwölf Jahren besuchte er dann die sächsische Fürstenschule Pforta bei Naumburg.[2]

In der ersten größeren Biographie, welche von Hermann Kötschke, einem evangeli- schen Geistlichen, der mit ihm zur Schule ging, 1916 verfasst wurde, wird er als äußerst begabter und fleißiger Schüler beschrieben. Doch dieser würdigte auch seine hervorragenden schauspielerischen Fähigkeiten und sein Interesse für Darwin, was nichts Ungewöhnliches für seine Zeit war, aber mit Sicherheit kennzeichnend. Seine Lieblingslektüre sei Schopenhauer gewesen, welches wiederum auf seinen oft angeführten Pessimismus und seine Entschlusslosigkeit hindeuten könnte.[3] So be- schrieb ihn unter anderem Admiral von Müller, welcher die Meinung einiger Zeitge- nossen über Bethmann Hollweg in seinen Tagebüchern aus der Vorkriegszeit schilderte[4]

1.2 Aufstieg

Nach einem erfolgreichen Jurastudium, welches er in Leipzig begann und 1879 in Berlin erfolgreich beendete, wurde er schon mit dreißig Jahren Landrat als Nach- folger seines Vaters. Während dieser Zeit heiratete er auch die aus einem der großen Geschlechter Brandenburgs stammende Martha von Pfuel, was ihm nach eigenen Schilderungen sehr viel innere Ruhe und Mut gab.[5] Darauf wurde er Regie- rungspräsident und wenige Monate später erfolgte die Berufung zum Oberpräsident der Provinz Brandenburg. Weitere wichtige Ämter bildeten 1905 der preußische Mi- nister des Innern, 1907 Staatssekretär des Reichsamtes des Innern, Stellvertreter des Reichskanzler und Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums. Den Höhepunkt erreichte er schließlich am 14.7.1909 mit der Ernennung zum Reichs- kanzler und preußischen Ministerpräsident aufgrund der Empfehlung seines Amts-vorgängers Bernhard von Bülow.[6]

1.3 Friedensjahre als Reichskanzler

Bethmann Hollweg versuchte eine „Politik der Diagonale“[7] der verschiedenen po- litischen Parteien zu führen, ohne jedoch von einer Partei oder Parteienkonstellation abhängig zu sein. Trotz einer Neuorientierung im Ersten Weltkrieg sollte er diese Innenpolitik beibehalten. Aber in seiner Amtszeit waren keine großen innen poli- tischen Erfolge zu verzeichnen, da er einerseits eine loyale Haltung gegenüber Kaiser Wilhelm II. einnahm, dessen ständige Meinungsschwankungen sich als schwierig erwiesen, andererseits bestimmte ein tiefer Gegensatz zu den Rechts- parteien seine Politik, der auch darauf zurückging, dass von Bülow ein innenpoliti- sches Trümmerfeld hinterlassen hatte. So schaffte er es nicht eine Reform des Drei- klassenwahlrechts aufgrund des Widerstands der Konservativen durchzusetzen.[8]

Walther Rathenau, welcher mit dem Kanzler gut befreundet war, schildert ihn uns als reformorientierten Politiker, dessen Außenpolitik darauf abzielte den Gegensatz zwischen England und dem Deutschen Reich zu beenden.[9] Das Ziel wurde jedoch aufgrund des Flottenwettrüstens zwischen den beiden Staaten nicht erreicht, da einerseits die Flottenpolitik des Admiral von Tirpitz andererseits die Marokkopolitik seines Staatssekretärs Kiderlen-Wächter eine Annäherung unmöglich machte.[10] Nach der Agadir-Krise, welche durch die Entsendung eines deutschen Kanonen- bootes nach Marokko ausgelöst wurde, suchte Bethmann Hollweg 1912 bei Ge- sprächen mit dem englischen Kriegsminister Haldane einen Neutralitätspakt auszu- handeln. Das Scheitern dieser Gespräche führte jedoch dazu, dass England und Frankreich ihr Bündnis noch intensivierten. In den nach der Balkankrise geführten Gesprächen gelang ihm zumindest der Ausgleich auf kolonialer Ebene und ebenso vermochte er die deutsche Flottenpolitik auszuhebeln.

In einer Reichstagsrede am 7.4.1913 stellte er die Beziehung zu den anderen euro- päischen Großmächten als positiv dar, ohne aber die Gefahren zu vergessen, welche von diesen ausging. Sehr wohl erkannte er die auf Revanche ausgerichtete französische Politik, die vom Panslawismus geprägte russische Seite und ein um seine maritime Weltherrschaft bangendes England. Aber schon zu diesem Zeitpunkt zeigt er ein Kriegsszenario auf, welches seiner späteren Politik noch entsprechen sollte, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt noch auf Friedenserhaltung und Ausgleich baute.

1.4 Die Julikrise

Mit der Ermordung des österreichischen Thronfolger am 28.6.1914 in Sarajewo be- gannen diejenigen Ereignisse ins Rollen zu kommen, welche den Ersten Weltkrieg auslösten.

Nachdem Österreich-Ungarn Serbien als den Schuldigen des Attentats ausmachte, schien ein Krieg zwischen den beiden geradezu unvermeidlich. Doch pochte die Habsburgermonarchie auf den Zweibund und damit auf die Bündnistreue des Deut- schen Reiches. Bethmann Hollweg als ein entscheidender Teil der deutschen Reichsführung gibt dieser Forderung nach und erteilt damit Österreich-Ungarn einen Blankoscheck für das weitere Vorgehen gegen Serbien.

Russland, welches sich als Schutzmacht Serbiens verstand, war entschlossen einen weiteren Machtgewinn Österreichs auf dem Balkan nicht zu dulden, und seinerseits in den Konflikt einzutreten, was eine Bündnis- und Vertragsmaschinerie auslöste, die einen lokalen Krieg in einen großen europäischen Krieg verwandelte.[11] Doch welche Gründe müssen vorgelegen haben, dass Bethmann Hollweg und die übrige Reichs- führung bewusst einen Krieg in Kauf nahmen?

[...]


[1] HILDEBRAND, Bethmann Hollweg der Kanzler ohne Eigenschaften?, S. 12

[2] WOLLSTEIN, Theobald von Bethmann Hollweg, S. 10-15

[3] HILDEBRAND, Theobald von Bethmann Hollweg der Kanzler ohne Eigenschaften?, S. 27-29

[4] HILDEBRAND, Theobald von Bethmann Hollweg der Kanzler ohne Eigenschaften?, S. 20/21

[5] WOLLSTEIN, Theobald von Bethmann Hollweg, S. 15-19

[6] HERBERT, Theobald von Bethmann Hollweg in der europäischen Krise im Juli 1914, S. 34

[7] Bethmann Hollweg verwendet den Begriff in Anlehnung an eine Wendung von Heinrich von
Treitschke, siehe MOMMSEN, Bethmann Hollweg und die öffentliche Meinung 1914-1917,
in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 1969, S. 119

[8] WOLLSTEIN, Theobald von Bethmann Hollweg, S. 50-62

[9] HILDEBRAND, Theobald von Bethmann Hollweg der Kanzler ohne Eigenschaften?, S. 17/18

[10] HERBERT, Theobald von Bethmann Hollweg in der europäischen Krise im Juli 1914, S. 36

[11] WOLLSTEIN, Theobald von Bethmann Hollweg, S. 82-94

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Geschichtswissenschaftliche Klärung der Begriffe Theobald von Bethmann Hollweg und Reichshofrat
Hochschule
Universität Passau
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
18
Katalognummer
V57237
ISBN (eBook)
9783638517447
ISBN (Buch)
9783656815945
Dateigröße
428 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geschichtswissenschaftliche, Klärung, Begriffe, Theobald, Bethmann, Hollweg, Reichshofrat
Arbeit zitieren
Oliver Zürn (Autor:in), 2002, Geschichtswissenschaftliche Klärung der Begriffe Theobald von Bethmann Hollweg und Reichshofrat, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57237

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