Untersuchung des Portraits "Malle Babbe" von Frans Hals


Hausarbeit, 2004

15 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einige Worte zu Beginn
1.2. Einleitung

2. Die gegenständliche Beschreibung
2.1. Die Eule

3. Das geheimnisvolle Lachen der Malle Babbe
3.1. Die moralische Dimension des Lachens

4. Die Malweise
4.1. Fazit

1. Einige Worte zu Beginn

Ich habe die theoretische Analyse des Bildes „Malle Babbe“ von Frans Hals bewusst an den Anfang gestellt, um dem Leser zunächst die Gelegenheit zu geben, sich gänzlich, ohne den Einfluss von historischen oder biographischen Kenntnissen, der reinen und möglichst objektiven Betrachtung hinzugeben. Beschreibungen und Analysen erfordern meines Erachtens nach kein Vorwissen über den Künstler. Vorkenntnisse beeinflussen vielleicht auch das eigene Denken, Fühlen und Sehen, was ich mit dieser Reihenfolge möglichst zu vermeiden versuche. Mir ist sicherlich bewusst, dass viele Betrachter (und auch ich) unwillkürlich einiges an „Vorwissen“ mitbringen, es daher kein reines, unschuldiges Sehen geben kann.

1.2. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich mit dem Frauenporträt „Malle Babbe“ von Frans Hals. Babbe ist der Name der Dargestellten, malle bedeutet: verrückt oder toll. Somit lässt sich der Titel ins Deutsche als verrückte Babbe übersetzen. Das Bild wird mitunter auch „Die Hexe von Harlem“ oder irrtümlicherweise auch „Hille Bobbe“ genannt.[1] Seine Maße betragen 75x64 cm im Hochformat, das Material ist Öl auf Leinwand. Das Porträt befindet sich in der Berliner Gemäldegalerie. Es ist nicht bekannt, zu welchem genauen Zeitpunkt Frans Hals „Malle Babbe“ gemalt hat. „Ihre Identifizierung durch die rückseitige Bildinschrift (<<Malle Babbe van Harlem... Fr(a)ns Hals(…) machen dieses Werk zu einem Porträt, indes keines, das in Auftrag gegeben wurde.“[2] Kunstwissenschaftler datieren die Entstehung des Genrebildes zwischen 1628 und 1635. Das Bild ist in gutem Zustand. In Höhe des Kragens befinden sich zwei kleine, parallel zueinander verlaufende, waagerechte Kratzspuren, die aber auch der Maler selbst mit der Kante seiner Farbpalette oder zwei Pinselstrichen versehentlich in das Bild einbrachte.[3]

Vorab habe ich mir die Beantwortung folgender Fragen zur Aufgabe gestellt:

Wer ist Malle Babbe? Was zeichnet sie aus und was hat es mit ihrem Lachen auf sich, das dem Betrachter merkwürdig und geheimnisvoll erscheint.

Welche Bedeutung kommt dem auf ihrer Schulter sitzenden Vogel zuteil und welche Intentionen hatte der Maler eine Frau auf diese Art und Weise abzubilden?

Beginnen möchte ich mit der gegenständlichen Beschreibung. Sie wird die Basis für meine gesamten Ausarbeitungen sein.

2. Die gegenständliche Beschreibung

Die lebensgroße Halbfigur wird an einem Tisch sitzend wiedergegeben. Sie befindet sich in der Mitte des Bildes und sitzt seitlich vor einem Innenraum. Auf dem Tisch, von dem nur ein kleiner Ausschnitt erkennbar ist, steht ein großer Krug mit aufgeklapptem Deckel, dessen Henkel die Frau mit ihrer rechten Hand ergreift. Auf ihrer linken Schulter sitzt eine Eule. „Das komplexe, gegenläufige Bewegungsmotiv des Bildes wirkt wie in einer Momentaufnahme festgehalten.“[4] Ihr Oberkörper ist gedreht, und dem Krug rechts neben ihr zugewandt. Somit erscheint die linke Schulter, auf der die Eule sitzt, dem Betrachter näher. Ihr rechter, auf den Tisch gestützter Arm befindet sich hinter dem Krug, ihr linker Arm ruht auf ihrem Schoß. Ihre Hände sind nicht sichtbar und können nur anhand der roten Farbe als solche identifiziert werden. Es scheint, als habe die Frau gerade eben erst ihren Kopf in wildem Gelächter nach links gedreht. „In dieser Komposition aus sich kreuzenden Diagonalen setzt der auf dem Tisch abgestellte Zinnkrug als einzige Lotrechte des Bildes einen stabilisierenden Akzent.“[5] Die Frau trägt die für das 17. Jahrhundert übliche Kleidung, ein dunkles Gewand mit Spitzenkragen. Auf ihrem zur Seite gedrehten Kopf trägt sie eine helle Haube. Dem Gesicht nach zu urteilen, handelt es sich um eine rüstige, ältere Frau. Aber der Reihe nach.

Auffällig an der Gesamtkomposition des Porträts ist die starke, diagonale Achse. Sie hat ihren Ausgangspunkt am linken unteren Bildrand, wo sich der Zinnkrug befindet und erstreckt sich über das lachende Gesicht der Frau in der Mitte des Bildes, bis zur Eule auf ihrer Schulter. Diese Diagonale verläuft nicht nur von links nach rechts, sondern auch von oben nach unten, sowie von vorn nach hinten. So kann man sagen, dass die Frau zwischen Zinnkrug und Eule eingespannt ist.

Das Bild ist vorrangig in dunklen Farbtönen gemalt. Der Hintergrund erscheint in den Farben umbra, ocker und schwarzbraun, die stellenweise wie Schatten wirken.

Das Kleid, in ähnlichen Farben, ist dunkler und weist Lichtflecken auf. Malle Babbes Kragen und ihre Haube sind die hellsten Stellen im Bild. Frans Hals benutzte hier beige als Untergrundfarbe und setzte weiße und feine, dunklere Striche darauf.

Auch der Zinnkrug, den der Maler in grauen, schwarzen und braunen Farben malte, zeigt weiße bzw. helle Lichtreflexe. Die Farbe der Eule gleicht der des Hintergrundes. Nur im Gesicht der Frau, sowie an ihren Händen sind Rottöne erkennbar. Ihre Augen sind ebenfalls schwarz und werden durch einen dunklen Schatten miteinander verbunden. Weitaus schwieriger festzustellen ist, von welcher Seite das Licht ins Bild fällt. Die hellsten Stellen des Porträts sind außer den Lichtreflexen auf Kleid und Krug, der Kopf, sowie der sich darum befindende helle Stoff der Haube und des Kragens. Daher lässt sich sagen, dass sich die größte Helligkeit im Zentrum befindet.

Die Räumlichkeit innerhalb des Gemäldes wird hauptsächlich durch die gedrehte Sitzhaltung Malles Babbes, sowie durch den in den Hintergrund gerückten rechten Arm erzeugt. Gleichzeitig wird sie im Raum nicht weiter verortet und vor eine dunkle, mit kräftigen Strichen gestaltete Fläche platziert. Malle Babbe spricht den Betrachter nicht direkt an. Allein ihre Gestik, die auf ihn gerichtet ist, bindet ihn ein. „Er ist gefordert, die divergierenden Informationen bezüglich Raum und Fläche, Ausdruck und Handlung in ihrer Ambivalenz wahrzunehmen und reflektiert zu erleben: darin liegt die auffallende Präsens der Halbfigur von Frans Hals begründet.“[6] Besonders auffällig ist der Gesichtsausdruck der Frau. Er ist schwer zu deuten und auch die Anschauungen der Forschung weichen hier sehr voneinander ab. Wie bereits an früherer Stelle erwähnt, wurde die Dargestellte in einem Moment der Bewegung festgehalten. Ihre Augen sind leicht zusammengekniffen. Dadurch treten die Wangen deutlich hervor.

[...]


[1] Thore- Bürger las 1876 bei einer Versteigerung Hille Bobbe, statt Malle Babbe

[2] Zitzewitz, Jutta von S.16.

[3] Grimm, Claus

[4] Zitzewitz, Jutta von S.8.

[5] Zitzewitz, Jutta von S.8.

[6] Martina Sitt, Verdichtete Eigenschaften. Zu den Charakteristika der Genreporträts von Frans Hals.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Untersuchung des Portraits "Malle Babbe" von Frans Hals
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Kunsthistorisches Institut Berlin)
Veranstaltung
Bravura, Virtuosenmalerei im 17. Jahrhundert
Note
2,0
Jahr
2004
Seiten
15
Katalognummer
V57181
ISBN (eBook)
9783638517003
ISBN (Buch)
9783656772521
Dateigröße
546 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich mit dem Frauenporträt "Malle Babbe" von Frans Hals, der zu Lebzeiten für seine spontane Malweise verehrt wurde. Dies wandelte sich im 18. Jahrhundert, als man seine Bilder als unfertig empfand. Seine offenbar zu schnelle Arbeitsweise wurde als schlampig beurteilt.Man diffamierte ihn, seine Alla Prima-Technik entwerte man als unsaubere Arbeit eines leichtlebigen Malers. Später erkannte man das Unfertige als Ausdrucksmittel des eigenen Rechts.
Schlagworte
Frans, Hals, Malle, Babbe, Bravura, Virtuosenmalerei, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Anonym, 2004, Untersuchung des Portraits "Malle Babbe" von Frans Hals, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57181

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