Philosophieren mit Liedern im Ethik- und Philosophieunterricht


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Die Funktion von Liedern im Philosophieunterricht

3. Verschiedene Liedtexte für den Philosophie- und Ethikunterricht
3.1 Thema: Der Sinn des Lebens
3.2 Thema: Anthropologie
3.3 Thema: Tod und Verlust
3.4 Englischsprachige Lieder
3.5 Rechtsrock

4. Fazit

5. Literatur

6. Diskographie

1. Einleitung:

Im Zusammenhang mit der anhaltenden Diskussion über den Sinn und Zweck eines Ethik- und Philosophieunterrichts in den Schulen, stellt sich nicht nur die Frage nach den Möglichkeiten der Vermittlung bestimmter Themen oder philosophischer Schriften, sondern vor allem auch die Frage nach der Vermittlung der Fähigkeiten zum Philosophieren.

Ob und inwieweit man überhaupt mit Kindern und Jugendlichen philosophieren kann und sollte, hat Mertens in seinem Buch über Methodik überzeugend beantwortet:

„Vielmehr ist Philosophieren Sache von jedermann, etwa von Kindern als Weltneulingen, von Jugendlichen in einer Orientierungsunsicherheit zwischen Kindsein und Erwachsensein oder von Erwachsenen, die (wieder) zum Nachdenken kommen.“[1]

Erkennt man dies als eine Tatsache an, stellt sich zwingender Maßen die Frage, wie man vor allem Kinder und Jugendliche an das Philosophieren heranführen kann, um sie nicht nur mit philosophischen Themen und Texten vertraut zu machen, sondern sie vor allem auch für Philosophie zu begeistern und sie dazu anzuregen, selbstständig zu philosophieren.

Um dies zu erreichen muss der Lehrer dazu bereit sein unterschiedliche und neue Methoden oder Medien in den Unterricht mit einzubeziehen, denn „die wichtigste Quelle jeder Methodik ist die Phantasie und Unterrichtsgestaltung des Praktikers selbst.“[2]

Die folgende Ausarbeitung dient dazu eine neue Methode bzw. ein neues Medium für die Anwendung im Unterricht vorzustellen und zwar das Medium der Musik sowie die Möglichkeiten seiner Verwendung für den Philosophie- bzw. Ethikunterricht.

Da es zu diesem Thema leider keinerlei Sekundärliteratur gibt, hoffe ich dennoch mit meiner Arbeit einen kleinen Einblick in die Thematik und eine Anregung geben zu können, im Unterricht eine bisher neue Methode bzw. ein neues Medium auszuprobieren.

2. Die Funktion von Liedern im Philosophieunterricht:

Die bisher kaum bekannte und angewandte Methode des Philosophierens mit Liedern, die ich im Folgenden vorstellen möchte, ist weniger eine neue Methode, sondern vielmehr ein neues Medium des Philosophierens. Methodisch lassen sich fast alle philosophischen Unterrichtsmethoden auf das Philosophieren mit Liedern anwenden. So lässt sich vor allem der phänomenologische Ansatz durch die Verwendung von Liedern im Unterricht erreichen, da durch sie besonders gut Erfahrungen, Gefühle und lebensweltliche Themen der Schüler mit einbezogen werden können. Auch die hermeneutische und analytische Methode lässt sich mit dem Lesen, Interpretieren und Analysieren der Liedtexte durchführen. Daran anschließend könnte man dialektisch in Form eines Unterrichtsgesprächs die Ergebnisse mit den Schülern diskutieren.

Im Gegensatz zu den meisten didaktischen Medien, die im Philosophieunterricht verwendet werden, spricht die Arbeit mit Liedern und Liedtexten nicht nur die kognitive Seite des Schülers an, sondern vor allem auch dessen emotionale Seite.

„Musik ist die Kunst, die unmittelbar das Gefühl anspricht, die über das Ohr gleichsam direkt ins Herz reicht. Also ein Widerpart zur Philosophie, die sich als das Denken, die Vernunft darstellt.“[3]

Verbindet man nun diese beiden Aspekte im Unterricht, so schafft es der Lehrer die Schüler für ein bestimmtes Thema zu interessieren und zu motivieren, da sie mithilfe der Musik einen vereinfachten und vor allem spannenden Zugriff auf die Philosophie erhalten. Das Medium Musik besitzt dabei die Eigenschaft eindringlicher zu sein als beispielsweise das Lesen eines Textes, da durch die Musik sehr stark die emotionale Seite des Menschen berührt wird. Nimmt man dann noch eine Interpretation des Liedtextes hinzu, wird sowohl der Verstand als auch das Gefühl angeregt. Und da sich Sachverhalte, die man mit bestimmten Emotionen verbindet, viel besser einprägen, können Lieder im Philosophieunterricht eine zusätzlich verstärkende Wirkung auf das Erinnerungsvermögen der Schüler haben.

Zudem schafft die Verwendung von aktueller Musik im Philosophieunterricht einen nicht zu unterschätzenden Aktualitätsbezug, dem diesem oft zu fehlen scheint. So lernen Schüler, dass sich Philosophie nicht mit verstaubten und realitätsfernen Themen beschäftigt, sondern sich im Gegenteil häufig nah an der modernen Lebenswelt der Schüler orientiert. Dieser lebensweltliche Bezug des Unterrichts ist vor allem für den Ethikunterricht der unteren Klassen zu berücksichtigen, kann aber durchaus auch in den höheren Klassen für mehr Interesse und Eigeninitiative sorgen.

Ebenso sind Liedtexte häufig dazu geeignet, komplexe Themen, mit denen sich Philosophen auf hunderten von Seiten auseinandersetzen, prägnant und für die Schüler verständlich auf den Punkt zu bringen.

Es sollte den Schülern mithilfe der Verwendung von Liedern im Unterricht vor allen Dingen vermittelt werden, dass Philosophie nicht immer schwer und anstrengend ist, sondern auch Spaß machen kann und für das eigene Leben sinnvoll ist.

3. Verschiedene Liedtexte für den Philosophie- und Ethikunterricht:

3.1 Thema: Der Sinn des Lebens

In dem Lied ‚Geboren’ von den ‚Fantastischen Vier’[4] beschäftigen sich die Musiker mit dem Sinn des Lebens und stellen in diesem Zusammenhang Lebensentwürfe dar, die ihrer Meinung nach gescheitert sind.

Explizit philosophische Fragen finden sich bereits in dem Refrain:

„Wo gehen wir hin? Wo kommen wir her?/ Was ist der Sinn? Ist da noch mehr?

Gibt`s da nen Tunnel? Ist da ein Licht?/ Ey man was fragste micht? Ich weiss es nicht?“.

Es würde sich natürlich anbieten über diese philosophischen Fragen im Unterricht zu diskutieren. Da diese jedoch sehr direkt gestellt werden, lassen sie kaum noch einen interpretatorischen Ansatz für die Schüler offen. Viel spannender wäre es in diesem Zusammenhang über die Gesamtaussage des Liedtextes zu diskutieren und beispielsweise zu klären, welche Stereotypen hier angesprochen werden und wie die Schüler selbst über diese Stereotypen denken, die hier durchweg ironisiert werden, wie in dem folgenden Beispiel: „Und du wirst geboren, was machste draus / pflanzt 'nen Baum, baust'n Haus / ziehst da rein, schaust da raus / atmest ein und atmest aus.“

Interessant für eine philosophische Betrachtung ist zudem der religiöse Bezug, der in der letzten Strophe des Liedes angesprochen wird: „Und Du wirst geboren – Religion / Sohn vom Sohn vom Sohn vom Sohn / Sohn vom Sohn vom Sohn vom Sohn / vom Sohn vom Sohn vom Sohn.“

Hierbei wird nicht nur ein religiöser Bezug hergestellt, indem eine bestimmte Stelle aus der Bibel karikiert wird, sondern es wird zudem noch auf die lange Ahnenreihe und damit verbundene Tradition angespielt, in der der heutige Mensch steht.

Entgegen der Auffassung, dass die einzelnen Strophen ein negatives Bild des menschlichen Lebens und dem fehlenden Sinn in jeglicher Lebensweise vermitteln könnten, sollte man die einzelnen Strophen eher als ein Angebot verstehen, sich mit den vorherrschenden Idealen eines sinnvollen Lebens kritisch auseinanderzusetzen und gerade durch diese Reflexion einem gescheiterten Lebensentwurf zu entgehen.

Bei der Verwendung eines Liedes im Philosophieunterricht sollte zudem nicht nur der Liedtext, sondern auch die musikalische Bearbeitung berücksichtigt werden. Erst durch die peppige Melodie und den jugendlichen, fast schon veralbernden Gesangsstil wird bei diesem Lied deutlich, dass der Text durchaus nicht allzu ernst zu nehmen ist, sondern als lustige Anregung verstanden werden soll, sich mit dem Thema dennoch ernsthaft zu beschäftigen.

[...]


[1] Martens, Ekkehard: Methodik des Ethik- und Philosophieunterrichts. Philosophieren als elementare

Kulturtechnik. Siebert Verlag Hannover 2003. S. 19

[2] ebd, S. 46

[3] Aus einem Interview mit dem Philosophen Prof. Konrad Liessmann:

http://kultur.orf.at./030701-11962/11974txt_story.html

[4] Die Fantastischen Vier: Viel. 2004

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Philosophieren mit Liedern im Ethik- und Philosophieunterricht
Hochschule
Universität Münster
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V57157
ISBN (eBook)
9783638516785
ISBN (Buch)
9783656490647
Dateigröße
493 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
14 Seiten plus Anhang. Die Arbeit wurde innerhalb eines didaktischen Seminars zu 'Praktische Philosophie' (Philosophie in der Sek 1) geschrieben. Daher beziehen sich die Unterrichtsvorschläge sowohl auf die Sek. 1 als auch auf die Sek. 2. Die verwendeten Lieder sind größtenteils sehr aktuell und stammen aus der Pop-Musik (beispielsweise Grönemeyer, Die Fantstischen Vier). Sehr interessanter Ansatz zu einem schüler-orientierten Unterricht!
Schlagworte
Philosophieren, Liedern, Ethik-, Philosophieunterricht
Arbeit zitieren
Jana Marquardt (Autor:in), 2005, Philosophieren mit Liedern im Ethik- und Philosophieunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57157

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