Die Hearst-Presse und der Spanisch-Amerikanische Krieg 1898


Seminararbeit, 2003

32 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

Zusammenfassung

I. Der Medienmogul Hearst und der Spanisch-Amerikanische Krieg 1898

II. Randolph William Hearst (1863 -1951)
1. Lebensweg
a) Seine Familie
b) Das Journalistische Imperium
c) Seine politische Karriere
2. Seine „journalistische Philosophie“ und Taktik
a) Hearst's Editorial Guidelines (1933)
b) While Others Talk the Journal Acts

III. Der Spanisch-Amerikanische Krieg: The Journal ’s War?
1. Vorphase
2. Kriegsheraufbeschwörender Berichterstattung
3. The Journal ’s War

IV. Fazit und Schlussbemerkung
Literaturverzeichnis

Zusammenfassung

Im Zusammenhang mit dem massiven Einsatz von Propaganda von nicht-staatlich gelenkten Medien ist der Name des Medienmoguls William Randolph Hearst und sein New York Journal nicht wegzudenken. Dies wird besonders am Beispiel des Spanisch-Amerikanischen Krieges von 1898 deutlich.

Diese Arbeit verfolgt zwei Ziele. Einerseits wird versucht darzustellen, wie „Gräueltaten“ der Spanier als Besatzungsmacht auf Kuba durch die Hearst-Presse in den Vereinigten Staaten von Amerika durch die Hearst-Presse an die Öffentlichkeit kamen. Dieser anfangs nicht wahrgenommenenwahrgenommene Konflikt wurde von der sich im Entwicklungs- und Experimentierstadium befindliche Boulevardpresse New York Citys zum Agenda-Setting im Auflagenkampf verwendet.

Andererseits geht es um den Einfluss des Medienmoguls auf die Politik der Vereinigten Staaten, und damit auch um den Einfluss der Medien in der Frage von auf Krieg und Frieden.

Im Jahr 2003 haben die USA wieder einen Krieg geführt. Entsprechende in den Krieg treibende Propaganda, - als seriöse Berichterstattung verkauft, - beeinflusst die Einstellungen der Amerikaneramerikanischen Öffentlichkeit, die der Politiker und damit die Politik der Vereinigten Staaten bis zum heutigen Tag.

Alle Photos und Grafiken: www.spanamwar.com

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

I. Der Medienmogul Hearst und der Spanisch-Amerikanische Krieg 1898

Nur wenige Menschen in der amerikanischen Geschichte – abgesehen von einigen Präsidenten – haben über einen Zeitraum von 50 Jahren stärker auf die Gestaltung des Kurses der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika eingewirkt als Randolph William Hearst, wie einer seiner Biographen schreibt (Procter 1998).

Einerseits soll Hearsts Lebensweg, Familie und Umfeld als Hintergrund dargestellt werden, um die Biographie des ersten Medienmoguls der Vereinigten Staaten von Amerika besser zu verstehen, und andererseits vor allem seine journalistischen Vorsätze und die daraus erwachsenen Taten nachzuvollziehen. Seine Art des Journalismus hatte er bei dem bis dahin erfolgreichsten New Yorker Medienzaren, Joseph Pulitzer gelernt, dessen New Yorker World die Anfänge des Yellow-Journalism prägte. Von Bedeutung ist dies auch, weil alle auf diese beiden folgenden Medienmogule und Pressezaren ihr System in Teilen oder als Ganzes kopiert haben und damit auf der ganzen Welt durchschlagende Erfolge feierten. Niemand erreichte auf der ganzen Welt mehr Leserinnen und Leser täglich als die Yellow-Press.

Der Einfluss der Medien auf politische Ereignisse wird manchmal unter-, manchmal überschätzt, im Bezug auf Randolph William Hearst gilt es, dies zu analysieren.

Meine Arbeit verfolgt die These, dass der Spanisch-Amerikanische Krieg 1898 ohne Hearst und sein New York Journal nicht zu diesem Zeitpunkt und nicht auf diese Weise passiert wäre. Daneben spielten natürlich andere Faktoren, wirtschaftliche wie militärische, eine Rolle, die Hearst auch mit propagierte. Eine vollständige Gewichtung der einzelnen Faktoren würde allerdings den Rahmen sprengen.

Nur die sich täglich über Wochen, Monate und Jahre hinziehende Berichterstattung mit mehr oder weniger richtigen und falschen Informationen im Journal, verbunden mit den anderen Yellow-Press Medien, haben den Krieg für einen Präsidenten von so schwacher Natur wie McKinley letztendlich nötig gemacht, um Stärke und Entscheidungskraft zu demonstrieren. Die Vereinigten Staaten wurden gewissermaßen von Hearst mit bestimmten Techniken in den Krieg geschrieben. Im Folgenden wird es vor allem auch darum gehen, wie dies geschehen ist, also wie man ein Land in den Krieg schreiben konnte.

Abschließend wird andeutungsweise gezeigt werden, welche Parallelen und Ähnlichkeiten zur damaligen Situation sich eventuell in unserer jüngeren Geschichte andeuten lassen. Wieder stellen wir uns die Frage, welchen Einfluss die Medien darauf haben, einen Krieg zu führen oder nicht zu führen, welche Rolle dabei Rhetorik und der amerikanische Chauvinismus spielen.

II. Randolph William Hearst (1863 -1951)

1. Lebensweg

a) Seine Familie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

William Randolph Hearst wurde am 29. April 1863 in San Francisco/ Kalifornien geboren. Er erhielt die beste Bildung, die sein Vater, ein grobkörniger Multimillionär, und seine Mutter, eine vornehme Lehrerin – und mehr als 20 Jahre jünger als sein Vater - sich leisten konnten. Private Lehrer, Privatschulen und ausgedehnte Reisen durch Europa gehörten zu seiner Erziehung. Sein Studium an der Harvard Universität konnte er jedoch nicht beenden, weil er wegen unakzeptablem Verhalten von der Elite-Universität verwiesen wurde.

Hearst erbte den Ehrgeiz und die Energie seines Vaters, um trotz des väterlichen Vermögens noch seinen eigenen Weg in der Welt zu gehen.

Sein Vater, George Hearst, hatte Millionen als Minen-Eigner und bei der Veräußerung von Schürfrechten verdient, welche er seiner Frau als alleiniger Erbin überließ. Somit standen seinem Sohn nur indirekt die enormen Finanzreserven seines Vaters zur Verfügung. Er musste seine Mutter darüber hinaus immer um die Finanzierung seiner Vorhaben bitten. Seine Mutter verwöhnte ihren einzigen Nachwuchs jedoch trotz dessen vieler Eskapaden und ermöglichte ihm den Aufbau seines Medien-Imperiums.

Im Jahr 1903, einen Tag vor seinem 40. Geburtstag, heiratete er die 21-jährige Millicent Willson, ein Show-Girl, welche er mehrere Jahre ausgeführt hatte. Damit ließ er Tessie Powers im Stich, eine Kellnerin, die er seit seiner Tage in Harvard unterstützt hatte. Zusammen hatten sie fünf Jungen. Das verhinderte nicht, dass im Jahre 1917 sich Hearst in die 20-jährige Marion Davies, ein anderes Show-Girl, verliebte, die zu der damals bekannten Formation der „Ziegfeld Follies“ gehörte (Swanberg 1974: 922). Er unterhielt eine Beziehung zu ihr, die erst mit seinem Tod endete. Er gab Millionen für ihre Karriere als Filmschauspielerin aus, in dem er solchen sentimentalen Kitsch wie When Knighthood Was in Flower und Little Old New York unterstütze, während er ihr wirkliches Talent als Komödiantin ignorierte. Als Hearsts Mutter 1919 starb, übernahm er das Erbe und verlegte seinen dauerhaften Wohnsitz auf die 168,000 Acker große „San Simeon Ranch“ seines Vaters im südlichen Kalifornien. Dort gab er $37 Million für ein privates Schloss aus. Er investierte $50 Millionen in Immobilien in New York City und weitere $50 Millionen in seine Kunstsammlung, welche die größte jemals existierende Sammlung eines Individuums darstellt.

b) Das Journalistische Imperium

Die journalistische Karriere des jungen Hearst begann 1887, zwei Jahre nachdem er der Harvard University verwiesen worden war. "I want the San Francisco Examiner", schrieb er seinem Vater, der die Zeitung besaß und schließlich der Bitte entsprach. Hearsts Vater hatten den San Francisco Examiner erworben, um seine Machtposition in der demokratischen Partei Kaliforniens auszubauen, wodurch er später als kalifornischer Senator nach Washington geschickt wurde. Der San Francisco Examiner wurde gewissermaßen das Labor Hearsts, wo er sein Fähigkeiten entwickelte und sein Talent einsetzte, falsche Nachrichten zu produzieren und echte Nachrichten auf solche Weise zu verändern, um einen maximalen Schock der Öffentlichkeit zu erreichen. Vom Beginn an warb er Top-Talente an, indem er Top-Löhne bezahlte.

Aber um ein Millionen-Publikum zu erreichen, musste Hearst 1895,vier Jahre nach dem Tod seines Vaters, sein Hauptquartier nach New York City verlegen. Bis zu dieser Zeit hatte seine Mutter $ 7,5 Mio. aus den Minen-Rechten erlöst und ihrem Sohn übergeben, der unmittelbar das altersschwache „ New York Morning Journal“ erwarb.

Innerhalb eines Jahres steigerte er die Auflage von 77.000 auf über eine Million, um Joseph Pulitzer's World mit seinem eigenen Spiel des Yellow- und Sensationsjournalismus zu schlagen. Hearsts Sohn beschreibt in seinen Erinnerungen die World als „a crusading and often sensational paper featuring explosive exposés of all types“, die seinem Vater als Modell diente. Hearst lernte während seiner Anstellung als Reporter de n Journalismus der New York World 1886 kennen und auch Pulitzer selbst, der den jungen Hearst faszinierte: „He was enthusiastic about the news, prompted by an extraordinary curiosity about everyday life“ (Hearst and Casserly 1991: 35). Manchmal warb Hearst von der World aggressive Manager und Reporter ab oder er stach alle Wettbewerber im offenen Markt aus, als er zum Beispiel den Reporter Richard Harding Davis und den Illustrator Frederick Remington gewann, um über den angehenden Spanisch-Amerikanischen Krieg zu berichten.

The Journal startete, indem er die World ihrer Talente und Leserschaft beraubte. Als nächstes führte er eine Kolumne mit dem Titel "Today" auf dem Cover ein und platzierte dort täglich auch Comic-Zeichnungen in schwarz-weiß und darüber hinaus Sonntags bunte Beilagen. Hearst dehnte die Berichterstattung über Sport, Kriminalität, Sex, Skandale und Human-Interest Stories aus.

Dazu sagte der Hearst-Schreiberling Arthur James Pegler: "A Hearst newspaper is like a screaming woman running down the street with her throat cut" (Honigmann 1984: 290).

Das Auftreten der Hearst-Zeitungen glich Donnerschlägen und zog neue Leser an. Während der letzten fünf Jahre des 19. Jahrhunderts erprobte Hearst sein Zeitungs-Modell für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.

In den 1920er Jahren las einer von vier Amerikanern eine Zeitung, die von Hearst herausgegeben wurde. Hearst besaß 20 Tages- und elf Sonntagszeitungen in 13 Städten, den King Features Syndication Service, den International News Service, die American Weekly (eine Konsortium von Sonntagsbeilagen), International News Reel, und sechs Magazine, einschließlich Cosmopolitan, Good Housekeeping und Harper's Bazaar.

In dem darauffolgenden Jahrzehnt erschöpften sich die finanziellen Möglichkeiten Hearsts und sein Imperium begann zu wanken. Bis 1937 hatten die zwei führenden Unternehmen insgesamt $ 126 Mio. Schulden angehäuft. Hearst musste sein „Imperium“ einem siebenköpfigen Insolvenzverwaltungskomitee übergeben, welches die Pleite verhinderte. Dies war allerdings nur zu Lasten von Hearsts Privatvermögen und seiner öffentlichen Macht als Zeitungsmogul möglich.

c) Seine politische Karriere

Die politische Linie von Randolph William Hearst war durch seine Familie vorgezeichnet, u.a. hatte sich schon sein Vater George Hearst als kalifornischer Senator einen Namen gemacht. Das Journal unterstützte die Demokratische Partei, obwohl Hearst gegen bestimmte Teile der Kampagne des Demokratischen Präsidentschaftskandidaten William Jennings Bryan 1896 war. 1898 unterstützte Hearst den Spanisch-Amerikanischen Krieg, im Gegensatz zu Bryan und den Demokraten. Aus welchen Gründen und Interessen, wird im Folgenden noch anzudeuten sein.

Zwischen Hearst und den arbeitenden, sich mühenden Massen, die seine Zeitungen ansprachen, stand sein Reichtum. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, sich der Themen und Probleme der „kleinen Leute“ anzunehmen. Auf diese Art und Weise stand Hearst fünf Jahre lang im Hauptfluss der Geschichte seiner Zeit und bekam nicht einmal nasse Füße.

Der Spanisch-Amerikanische Krieg ist gewissermaßen nur der Anfang seiner Karriere. In den darauf folgenden Jahren erlangte er vor allem mit seinen Millionen-Auflagen im ganzen Land enormen politischen Einfluss, und dies verhalf ihm zu einer machtvollen Stellung, teilweise über politische Schicksale anderer entscheiden zu können und Präsidentenwahlen zu beeinflussen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 32 Seiten

Details

Titel
Die Hearst-Presse und der Spanisch-Amerikanische Krieg 1898
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Fachbereich Medienwissenschaft)
Veranstaltung
Medienpersoenlichkeiten im 20. Jh.
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
32
Katalognummer
V57134
ISBN (eBook)
9783638516600
ISBN (Buch)
9783638684835
Dateigröße
1074 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hearst-Presse, Spanisch-Amerikanische, Krieg, Medienpersoenlichkeiten
Arbeit zitieren
Dipl. Pol. Tobias Raschke (Autor:in), 2003, Die Hearst-Presse und der Spanisch-Amerikanische Krieg 1898, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57134

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