DDR - ISRAEL: Eine Nicht-Beziehung - Historischer Abriss der Beziehungen Israels zur DDR


Seminararbeit, 2001

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

I. Einleitung

II. DDR und Israel - eine Nicht-Beziehung

III. Behandlung der sogenannten Wiedergutmachungsfrage

DDR – ISRAEL:

Eine Nicht-Beziehung

Historischer Abriss der Beziehungen Israels zur DDR

I. Einleitung

Die DDR hat niemals mit dem Staat Israel diplomatische Beziehungen aufgenommen. Im Jahre 1990 wurden dementsprechende Verhandlungen zwar noch von den beiden letzten Regierungen der Deutschen Demokratischen Republik unter den Ministerpräsidenten Hans Modrow und Lothar de Maizière geführt, doch mit dem schnellen Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland am 3.Oktober 1990 wurden alle Bemühungen der Außenpolitiker der DDR untergraben, den historischen Anforderungen gegenüber dem Judenstaat und dem Jüdischen Volk gerecht zu werden.

II. DDR und Israel - eine Nicht-Beziehung

29.11.1947 Die UdSSR stimmt in der Vollversammlung der Vereinten Nationen entgegen den Erwartungen für den UN-Teilungsplan, der einen palästinensischen und einen jüdischen Staat im Gebiet des britischen Mandatsgebiets Palästina vorsieht. Dies löste Erstaunen aus, da die UdSSR bisher eine recht antizionistische Linie verfolgte. Im Interesse der Sowjetunion lag es ein von Konflikten zerrissenes Gebiet südlich ihrer Grenzen zu schaffen, damit dort die Vorherrschaft[1] einer anderen großen Macht unmöglich würde. Die Sowjets wollten den Einflussbereich Großbritanniens schmälern und hofften mit den führenden Männern Israels, die zu einem Großteil aus Russland stammten, eine Bindung Israels an den Ostblock zu erreichen und im Hinblick auf den beginnenden Kalten Krieg „auf ihre Seite zu ziehen“.

Aus der SBZ gab es schon im April 1948 ein erstes Gespräch, das „in der Ostberliner Wohnung des damaligen SED-Vorsitzenden und späteren DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl stattgefunden hat und an welchem der spätere israelische Konsul in München, Yachil, und der damalige Vertreter der Jewish Agency in West-Berlin, Livneh, teilgenommen haben. Bei dieser dreistündigen Aussprache hatte Grotewohl seinen Gästen seiner und der SED Solidarität mit den Juden und ihren Kampf um den Staat Israel versichert. Dabei hielt Grotewohl anstelle einer individuellen Erstattung die Zahlung einer Pauschalsumme an den Staat Israel für den besseren Weg. Er erklärte spontan, dass eine solche Geste als Symbol der Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone sofort erfolgen sollte.“[2]

Bei diesem ersten offiziellen Kontakt zwischen einem prominenten Vertreter der SED und einem Repräsentanten des Jischuv versicherte Grotewohl, dass „die Sowjetunion und die Volksdemokratien einen jüdischen Staat anerkennen würden, selbst wenn er nicht entsprechend des UNO-Beschlusses, sondern kraft eigenen Rechts entstünde.“[3] Demzufolge ruft die Proklamation des Staates Israel am 14.Mai 1948 in der SBZ neutrale bis wohlwollende Reaktionen hervor.[4]

Nach der Konstituierung der Deutschen Demokratischen Republik am 7.10.1949 gab es in den ersten Jahren des Bestehens des Staates Israels und der DDR keine offiziellen Kontakte zwischen beiden Seiten. 1950 Israel unterstützt USA im Koreakrieg

Die Phase der Indifferenz und Unentschiedenheit endet ziemlich deutlich als Israel 1950 die USA im Koreakrieg unterstützt. „Der jüdische Staat galt für Stalin anfänglich als potentieller Verbündeter in der Auseinandersetzung mit den prowestlich orientierten arabischen Monarchien und Republiken. Das Bild wandelte sich grundlegend als David Ben-Gurion 1950 im Koreakrieg die USA-Politik unterstützte, damit ihre 1948 verkündete Position der Nichtidentifikation verließ und dem westlichen Lager zuwandte. Die UdSSR setzte nunmehr zunehmend auf die arabischen Staaten und auf Distanz zu Israel. Sie unterstützte ab Mitte der fünfziger Jahre arabische Regimes, die sich aus der einseitigen Abhängigkeit von Westeuropa zu lösen suchten“.[5]

Der Zionismus wurde in der Folge als großbürgerlicher Nationalismus und Chauvinismus (abwertend: extrem patriotische Haltung) diffamiert und so wurden „Anfang der fünfziger Jahre Antisemitismus und Antizionismus zu prägnanten Komponenten Stalinscher Politik“[6] und dies hatte natürlich auch in der DDR entsprechende Auswirkungen. „Im August 1950 wurde auch Paul Merker aus der SED ausgeschlossen. Er hatte im mexikanischen Exil enge Kontakte zu jüdischen Persönlichkeiten gepflegt, und sein Einsatz für Entschädigungsleistungen gegenüber dem jüdischen Volk war bekannt.“[7] Die SED-Führung entledigte sich damit eines nicht-Juden, der sich für Wiedergutmachungsleistungen an Israel und sich für die Anerkennung von Verfolgten aus rassischen Gründen als Opfer des Faschismus stark machte, die im Gegensatz zu den Kämpfern gegen den Faschismus benachteiligt wurden.

Diese anti-zionistische Welle hatte ihren vorläufigen Höhepunkt im Slansky-Prozess 1952 in Prag bei dem 14 „führende Partei- und Staatsfunktionäre des Hochverrats angeklagt“[8] wurden, von denen offiziellen Presseberichten nach elf jüdischen Glaubens waren. Diese Tatsache wurde sehr stark hervorgehoben und der Prozess instrumentalisiert, um die antisemitische Stimmung anzuheizen und den Judenstaat anzugreifen.

„Mit dem Slansky-Prozess begann eine Welle antisemitischer Aktionen in Osteuropa.“[9] Durch die Tribunale versuchte Stalin in seinen Satellitenstaaten die Bevölkerungen abzulenken, und ihren Unmut von den kommunistischen Nachkriegsregierungen auf „jüdische Kommunisten zu lenken und auf diese Weise den Volkszorn zu kanalisieren“ und diese als „Spione im Dienste des amerikanischen Imperialismus“[10] zu verunglimpfen. 1952/53 verließen daher Hunderte von Juden die DDR, die 1945 in die Sowjetische Besatzungszone gekommen waren, um beim Aufbau des Sozialismus zu helfen, aus Angst vor weiteren Repressalien und Verfolgung. Den nichtjüdischen Kommunisten Paul Merker hatte die SED bereits ausgeschlossen, doch wurde er in einem Geheimprozess 1953 zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, da sich Merker „mit einem Kreis Agenten imperialistischer Geheimdienste und zweifelhafter Elemente sowie jüdischen Kapitalisten, die ihn wegen seiner parteifeindlichen und zionistischen Haltung verehrten umgeben“[11] habe.

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] Hinweis auf Film am Sonntag 11.II.2001 im Tschechischen Zentrum

[...]


[1] Peter Dittmar: „DDR und Israel (I und II). Ambivalenz einer Nicht-Beziehung“, in: Deutschland Archiv, 10,7,1977, S.742

[2] Hans Lindemann: Ost-Berlin und die Wiedergutmachung an Israel, in: Deutschland-Archiv 8/ 6.Jahrgang, August 1973, S. 808f

[3] Angelika Timm: Hammer, Zirkel, Davidstern. Das gestörte Verhältnis der DDR zu Zionismus und Staat Israel, Bonn, 1997, S.85

[4] Dittmar, S.741

[5] Timm, S.44

[6] Timm, S. 111

[7] Timm, S.113

[8] Timm, S. 114

[9] Klaus Schroeder: Der SED-Staat – Geschichte und Strukturen der DDR, München, 1999, S.551

[10] Timm, S.114

[11] Timm, S. 118

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
DDR - ISRAEL: Eine Nicht-Beziehung - Historischer Abriss der Beziehungen Israels zur DDR
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Otto-Suhr-Institut)
Veranstaltung
Internationale Reaktionen auf den deutschen Vereinigungsprozess
Note
1,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
14
Katalognummer
V57110
ISBN (eBook)
9783638516402
ISBN (Buch)
9783656801627
Dateigröße
533 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ISRAEL, Eine, Nicht-Beziehung, Historischer, Abriss, Beziehungen, Israels, Internationale, Reaktionen, Vereinigungsprozess
Arbeit zitieren
Dipl. Pol. Tobias Raschke (Autor:in), 2001, DDR - ISRAEL: Eine Nicht-Beziehung - Historischer Abriss der Beziehungen Israels zur DDR , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57110

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