Persönlichkeitsentwicklung und Erziehung

Vorstellung verschiedener Persönlichkeitstheorien unter besonderer Berücksichtigung ihrer Anwendbarkeit im schulischen Kontext


Hausarbeit, 2004

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorstellung ausgewählter Persönlichkeitstheorien
2.1 Das alltagspsychologische Persönlichkeitskonzept
2.2 Typen- und Eigenschaftstheorien
2.3 Humanistische Theorien
2.4 Kognitive und Sozialkognitive Theorien

3. Anwendbarkeit im schulischen Kontext
3.1 Vor- und Nachteile der einzelnen Theorien im Alltag
3.2 Vor- und Nachteile der einzelnen Theorien in Ausnahmesituationen

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Was versteht man eigentlich unter der Persönlichkeit eines Menschen?

Eine Frage deren Beantwortung auf den ersten Blick nicht all zu schwierig erscheint. Man mag sich denken, dass sich sicher eine einfache Definition finden lässt, die uns eine hinreichende Antwort liefert. Doch weit gefehlt! Eine eher oberflächliche und knappe Definition könnte sich zwar der Zustimmung einer Vielzahl von Wissenschaftlern sicher sein, aber mit ihr wäre die Frage nach dem Wesen der Persönlichkeit nur unzulänglich beantwortet.

Um das komplexe Phänomen der menschlichen Persönlichkeit jedoch genauer zu beleuchten, kann man sich nicht auf eine derart knapp gefasste Definition beschränken. Deshalb wurde schon von Alters her anhand verschiedener Theorien immer wieder versucht, der Persönlichkeit auf einer mehr oder weniger wissenschaftlichen Basis auf den Grund zu gehen, um menschliches Verhalten verstehbar, erklärbar und vorhersagbar zu machen. Eine einheitliche Theorie, der sich alle Psychologen anschließen würden, konnte dennoch bis heute nicht gefunden werden (vgl. Zimbardo & Gerrig, 1999).

In den folgenden Kapiteln will ich daher einige verschiedene Theorien vorstellen, wobei es mir vor allem um deren Anwendbarkeit im schulischen Kontext gehen soll. Alle Lehrer/innen sind schließlich tagtäglich mit einer Vielzahl verschiedener Persönlichkeiten konfrontiert und müssen versuchen mit all deren Varianten angemessen umzugehen und auf deren spezifische Probleme in der richtigen Weise zu reagieren. Ein Verständnis grundlegender Persönlichkeitstheorien scheint mir daher für diese Berufsgruppe unerlässlich.

Zu bedenken ist hierbei natürlich, dass ich nur eine sehr begrenzte Anzahl von Theorien im Umfang dieser Arbeit berücksichtigen kann. Ich habe daher solche gewählt, die mir auch gerade im pädagogischen Kontext zweckmäßig erscheinen und will auf eventuelle andere Theorien, die teilweise von mir angeschnitten werden, nicht weiter eingehen, da sie mir dem Ziel im schulischen Kontext genutzt zu werden nicht dienlich erscheinen. Dennoch soll hie und da ein Hinweis darauf zu finden sein, dass es zum Thema noch viele andere Meinungen, Stellungnahmen und Theorien zu finden gibt, die eine Beschäftigung, vielleicht in anderem Kontext, durchaus wert wären.

Zum Ausgangspunkt meiner Betrachtungen habe ich mit Bedacht das alltagspsychologische Konzept der Persönlichkeit gewählt, weil jeder Mensch, somit auch jede/r Lehrer/in (der Einfachheit halber im Folgenden nur noch als Lehrer bezeichnet), darüber mehr oder weniger bewusst verfügt und es somit auch im alltäglichen Leben und im Beruf anwendet.

Erst anschließend will ich wissenschaftlich fundierte Theorien beschreiben und daraufhin untersuchen, inwieweit sie vor dem Hintergrund pädagogischen Handelns hilfreich sein können oder nicht.

In meinem abschließenden Fazit sollen dann die Ergebnisse noch einmal kurz zusammengetragen werden und vor allem eine Antwort auf die Frage gefunden werden: Mit welcher Theorie kann ich als zukünftiger Lehrer die Persönlichkeiten meiner Schüler besser verstehen und somit angemessen handeln?

2. Vorstellung ausgewählter Persönlichkeitstheorien

2.1 Das alltagspsychologische Persönlichkeitskonzept

Wie bereits in meinem Vorwort angedeutet, will ich mich zuerst mit dem Alltagskonzept der menschlichen Persönlichkeit befassen. Dieses erscheint mir als sehr zentral, weil jeder Mensch darüber verfügt und es auch in seinem täglichen Leben zur Anwendung bringt. Die allermeisten unserer Einschätzungen die Persönlichkeit betreffend werden deswegen auf diesem Alltagskonzept beruhen, ja man kann sogar soweit gehen zu sagen, dass ein Großteil der Menschen ausschließlich nach diesem Konzept urteilt, weil er mit einem wissenschaftlichen Konzept nie in Berührung kommen wird.

Was versteht man nun also im Alltag unter der Persönlichkeit eines Menschen?

„Unter der Persönlichkeit eines Menschen wird in der Alltagspsychologie die Gesamtheit aller seiner Eigenschaften (Dispositionen und Gestalteigenschaften) verstanden, in denen er sich von anderen Menschen unterscheidet“ (Asendorpf, 2004, S. 5).

Was ist dabei unter Gestalteigenschaften zu verstehen? Gemeint ist einfach die äußere Erscheinung einer Person, ihre Figur, ihre Gesichtszüge usw. Ein Beispiel, das die Zuordnung von Persönlichkeitsmerkmalen zu Gestalteigenschaften sehr gut verdeutlicht, ist die landläufige Überzeugung, dass dickere Menschen gemütlicher sind als Schlanke, die vielleicht im Allgemeinen schneller zur Hysterie neigen.

Unter den von Asendorpf angesprochenen Dispositionen versteht man „ein Merkmal einer Person, das eine mittelfristige zeitliche Stabilität aufweist“ (Asendorpf, 2004, S.4). Eine solche Disposition bringt einen Menschen dazu in einer bestimmten Situation ein bestimmtes Verhalten an den Tag zu legen. Dabei verfügen die Menschen sowohl über Dispositionen, die sie mit einem Großteil der anderen Menschen teilen (z.B. denken, laufen), einen Teil, den sie nur mit einigen teilen (z.B. handwerkliches Interesse) und einen Teil, der für jeden Menschen einzigartig ist (z.B. überdurchschnittliche mathematische Begabung) (vgl. Asendorpf, 2004). Alle Dispositionen eines Menschen sind außerdem auf vielfältige Weise untereinander verknüpft und befinden sich in einer bestimmten Hierarchie, die durch Vererbung und Erlernen bestimmt wird. Für die Persönlichkeit eines Menschen sind natürlich vor allem die Persönlichkeitsdispositionen von zentraler Bedeutung.

Außerdem typisch für das Alltagskonzept der Persönlichkeit ist die Tatsache, dass sich „dasselbe Verhalten … sowohl auf Prozesse als auch auf Dispositionen“ (Asendorpf, 2004, S.4) zurückführen lässt. Unter diesen Prozessen muss man dabei aktuell ablaufende Geschehnisse verstehen, die sich größtenteils direkt beobachten lassen. Zumeist sind aber auch beide Erklärungsansätze kombinierbar.

Ein Beispiel: Wenn eine alte Frau jeden Morgen in die Innenstadt spaziert, kann die prozesstheoretische Erklärung lauten, dass sie eine Zeitung kaufen will, während die dispositionstheoretische Erklärung wäre, dass die alte Frau eben jeden Morgen um diese Zeit dorthin geht. Die Kombination aus beiden wäre, dass die alte Frau kein Zeitungsabonnement braucht, weil sie ohnehin jeden Morgen in die Stadt geht und sich dann auch gleich eine Zeitung kaufen kann.

Mithilfe der naiven Persönlichkeitstheorie der Alltagspsychologie lässt sich letztlich die „Beschreibung, Vorhersage und Erklärung individueller Besonderheiten“ (Asendorpf, 2004, S.4) bewerkstelligen und wir alle tun dies auch ständig mithilfe dieser Theorie, ohne uns jedoch überhaupt über deren Existenz bewusst zu sein.

2.2 Typen- und Eigenschaftstheorien

In diesem zweiten Teilbereich, geht es nun um ein erstes wissenschaftliches Persönlichkeitskonzept, über das selbstverständlich nicht alle Menschen quasi schon von Natur aus verfügen. Hierzu und auch zu den anderen wissenschaftlichen Theorien wäre daher dann auch im letzten Kapitel der Arbeit noch die Frage zu klären: Sollte ich mir diese Persönlichkeitstheorie für mein späteres Berufsleben aneignen oder nicht?

Bei den Typen- und Eigenschaftstheorien handelt es sich um sehr alte Ansätze, in denen die Menschen in relativ weit gefasste Gruppen eingeordnet werden.

Diese eher undifferenzierte und stark vergröbernde Gruppenzuordnung trifft vor allem auf die Einteilung gemäß den Persönlichkeitstypen zu. Hier werden die Menschen aufgrund abgegrenzter Muster von Persönlichkeitsmerkmalen in Kategorien eingeordnet, die sich nicht überschneiden (vgl. Zimbardo & Gerrig, 1999) und als „Alles-oder-Nichts-Phänomene“ (Zimbardo & Gerrig, 1999, S. 522) gesehen werden müssen.

Etwas anders dagegen verhält es sich mit der Einteilung nach Persönlichkeitseigenschaften. Unter den Eigenschaften oder auch Traits eines Menschen versteht man „generalisierte Handlungstendenzen“ (Zimbardo & Gerrig, 1999, S. 523), die dem Verhalten von Personen über verschiedene Situationen hinweg Zusammenhang verleihen und hauptsächlich „dazu dienen, Verhaltensmuster zusammenzufassen“ (Zimbardo & Gerrig, 1999, S. 523).

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Persönlichkeitsentwicklung und Erziehung
Untertitel
Vorstellung verschiedener Persönlichkeitstheorien unter besonderer Berücksichtigung ihrer Anwendbarkeit im schulischen Kontext
Hochschule
Universität des Saarlandes
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
20
Katalognummer
V56932
ISBN (eBook)
9783638514910
ISBN (Buch)
9783656112570
Dateigröße
417 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Persönlichkeitsentwicklung, Erziehung
Arbeit zitieren
Nadine Bachmann (Autor:in), 2004, Persönlichkeitsentwicklung und Erziehung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56932

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