Die Aktualität oder der gesellschaftstheoretische Status der Dialektik der Aufklärung nach Axel Honneth und Martin Seel


Seminararbeit, 2006

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung oder die mit der Rezeption des Werkes verbundenen Probleme

2 Darstellung der Dialektik der Aufklärung

3 Honneths Rechtfertigung für den philosophisch ernst zu nehmenden Gehalt der Dialektik der Aufklärung

4 Kritik an Honnenths Rechtfertigung der Dialektik der Aufklärung

5 Martin Seels Sicht auf den Aktualitätsgehalt der Dialektik der Aufklärung

6 Vergleich: Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Ergänzungen

7 Ausblick: Anwendung von Honneths These auf die Rezeption moderner Autoren wie Jelinek, Kafka etc.

Anhang

I Tabelle: Darstellung der drei Modernen nach Martin Seel

Literaturverzeichnis

1 Einleitung oder die mit der Rezeption des Werkes verbundenen Probleme

„Die Dialektik der Aufklärung ist ein merkwürdiges Buch.“[1] Aus diesem Grund spalten sich auch die Geister. Es lassen sich ein Reihe von Werken und Autoren finden, die sich mit der komplexen Darstellung des Werkes auseinander setzen und dabei lassen sich sehr unterschiedliche Herangehensweisen und weit auseinander gehende Meinungen finden. In der folgenden Arbeit werde ich mich auf die Ausführungen von Axel Honneth „Über die Möglichkeit einer erschließenden Kritik“ und Martin Seel „Plädoyer für die zweite Moderne“ beschränken. Dabei werde ich die in den Aufsätzen dargelegten Haltungen der Autoren zum gesellschaftstheoretischen Status der Dialektik der Aufklärung herausarbeiten und im folgenden vergleichend gegenüberstellen.

Aber zunächst sollen die in der Literatur aufzufindenen Probleme gezeigt werden, die mit der Rezeption der Dialektik der Aufklärung verbunden sein könnten.

Zuallererst fällt dem Leser sofort die eigenartige Komposition ins Auge. Das Werk setzt sich zusammen aus einem Aufsatz, zwei Exkursen und drei Anhängen, die mehr als die Hälfte des gesamten Buches ausmachen. Aufgrund der eher unübersichtlichen Form der Darstellung bereitet es dem Leser Schwierigkeiten, die klare Struktur der Gedankenführung wahrzunehmen oder der Leser könnte gar von der rhetorischen Darstellung übermannt werden.[2]

An der Art der theoretischen Mittel wird vorrangig bemängelt, dass M. Horkheimer und T.W. Adorno während der Arbeit an der Dialektik der Aufklärung in ihrem geschichtsphilosophischen Blickwinkel zu sehr der Epoche einer Annäherung von Faschismus und Stalinismus verhaftet waren. Des weiteren wird die Unzulänglichkeit der sozialwissenschaftlichen Erklärungsansätze kritisiert, da weder der innerpsychische Vorgang der Triebformierung noch der soziale Prozess der Errichtung und Begründung von Herrschaft in einer überzeugenden Weise gedeutet werden. In Frage gestellt wird auch die theoretische Rechtfertigung einer Kritik, die die diskursiven Mittel der eigenen Argumentation bezweifelt.[3]

2 Darstellung der Dialektik der Aufklärung

In diesem Kapitel soll kurz dargestellt werden, mit welchen Themen sich die Dialektik der Aufklärung auseinander setzt. Des weiteren soll gezeigt werden, welcher Intention dieses Buch folgt.

Horkheimer und Adorno sind Vertreter der kritischen Theorie der Gesellschaft, die entwickelt wurde, „um die politischen Enttäuschungen über die ausgebliebene Revolution im Westen, über die stalinistische Entwicklung in Sowjetrußland und über den Sieg des Faschismus in Deutschland zu verarbeiten“[4], und es ist der Versuch, ein umfassendes Verständnis der modernen Gesellschaft zu finden[5]. In der Dialektik der Aufklärung versuchen die Autoren für ihre zeitgeschichtliche Erfahrung der faschistischen Epoche in der Emigration Worte zu finden.[6]

Ihr Werk beschäftigt sich mit dem Prozess der Auseinandersetzung der Menschengattung mit Natur und zwar in seiner Gesamtheit. Dabei wir die Natur nicht der Menschengattung als Dingwelt gegenüber gestellt, sondern erscheint als „alter ego“ des Menschen, der sich durch die technische Ausbeutung der Natur immer weiter von ihr entfremdet.[7]

Aufgrund des Versuches der Aufklärung, den Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien, sind neue Abhängigkeiten entstanden. Jeder wissenschaftlich-technische Fortschritt hat gesellschaftliche Zwiespältigkeiten zur Folge und ist, wie Horkheimer und Adorno vielfach versuchen nachzuweisen, zum Preis einer immens angestiegenen Unmenschlichkeit erkauft worden. „Fragen der leibhaftigen Gesellschaft“ sind das Kernstück des Werkes, und die Autoren wollen weit greifend eine Gesellschaft kritisieren, die in den schrecklichen Geschehnissen des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs unterzugehen droht. Werden die Probleme der Menschheit mittels unendlich vorangehenden wissenschaftlichen und technischen Innovationen versucht zu lösen, entstehen neue Nebenfolgen, die uns genauso stark bedrohen können wie die wilde Natur, die Wissenschaft und Technik einst zu bändigen sich vorgenommen haben.[8] Für Horkheimer und Adorno kommt es zusammen mit der aufklärerischen Entzauberung der Welt auch immer zu einem Sinn- und Freiheitsverlust. Aus der Tendenz, dass alle kulturellen Systeme der abendländischen Geschichte Instrument und Vehikel gesellschaftlicher Zwangsintegration sind, formulieren die beiden Autoren folgende These: Das Bewusstsein der Gesellschaftsmitglieder wird von einer Erfahrung gelenkt, die durch Massenkommunikation zugerichtet ist. Dadurch findet jede individuelle Weltorientierung nur noch in dem Rahmen statt, der durch mächtige politische Agenturen vorgegeben ist.[9]

An dieser Stelle setzt meines Erachtens der Aufsatz von A. Honneth an, der zu zeigen versucht, wie Horkheimer und Adorno mit ihrem Werk die Menschen dazu bringen, mit der von oben gelenkten Weltorientierung zu brechen und eine eigene Sicht der Welt zu entwickeln.

3 Honneths Rechtfertigung für den philosophisch ernst zu nehmenden Gehalt der Dialektik der Aufklärung

(siehe auch Grafik im Anhang)

A. Honneth versucht in seinem Aufsatz „Über die Möglichkeit einer erschließenden Kritik“ zu zeigen, dass es sich bei der Dialektik der Aufklärung um eine philosophisch relevante Gesellschaftskritik handelt. Dabei zeigt er zunächst die philosophischen Argumente gegen den Ertrag der Dialektik der Aufklärung auf. Im nächsten Schritt versucht er die beiden möglichen Arten von sozialen Missständen darzulegen, wobei seiner Meinung nach die zweite Art („Pathologie“) nur durch eine Gesellschaftskritik in Form einer erschließenden Kritik zu diagnostizieren ist. Die Eigenschaften dieser Kritikform werden aufgezeigt, um in einem letzten Schritt zu beweisen, dass auf die Dialektik der Aufklärung eben diese Charakteristika zutreffen und somit die Autoren soziale Missstände in liberalen Gesellschaften erkennen und in ihrem Werk darstellen.

Die philosophischen Argumente gegen den Ertrag der DdA

Die Argumente gegen den Ertrag der Dialektik der Aufklärung drehen sich im wesentlichen um die Frage, ob eine Gesellschaftskritik, die auf transzendierende Maßstäbe aufbaut, noch sinnvoll ist. Durch einen kontextfreien, externen Maßstab nimmt die Kritik eine zu distanzierte Perspektive ein, und es besteht die Gefahr, dass sie der kritisierten Gesellschaft gegenüber zu fremd bleibt um von ihr verstanden zu werden bzw. in ihr Anwendung zu finden. Aus diesem Grund gibt es Rezeptionsstrategien der Dialektik der Aufklärung, die entweder unterstellen, dass die entwickelte Idee des guten Lebens von einer „machtbesessenen Elite“ politisch missbraucht werden könnte oder dass andererseits das Werk als poetisches Kunstwerk betrachtet wird, das keinerlei philosophischen Gehalt hat.

[...]


[1] J. Habermas: Der philosophische Diskurs der Moderne. 1985, S.130

[2] Vgl. J. Habermas: Der philosophische Diskurs der Moderne. 1985, S.130-131

[3] Vgl. A. Honneth: Über die Möglichkeit einer erschließenden Kritik. 2000, S.70-71

[4] J. Habermas: Der philosophische Diskurs der Moderne. 1985, S.141

[5] Vgl. A. Hetzel: Hauptwerke der Sozialphilosophie. 2001, S. 150

[6] Vgl. H. Dubiel: Kritische Theorie. 1988, S. 14

[7] Vgl. H. Dubiel: Kritische Theorie. 1988, S. 88

[8] Vgl. A. Hetzel: Hauptwerke der Sozialphilosophie. 2001, S. 153-154

[9] Vgl. H. Dubiel: Kritische Theorie. 1988, S. 90

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Aktualität oder der gesellschaftstheoretische Status der Dialektik der Aufklärung nach Axel Honneth und Martin Seel
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Deutsche Philologie)
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
20
Katalognummer
V56837
ISBN (eBook)
9783638514224
ISBN (Buch)
9783640267538
Dateigröße
481 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aktualität, Status, Dialektik, Aufklärung, Axel, Honneth, Martin, Seel
Arbeit zitieren
Katja Schulz (Autor:in), 2006, Die Aktualität oder der gesellschaftstheoretische Status der Dialektik der Aufklärung nach Axel Honneth und Martin Seel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56837

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