Der kulturelle Konflikt in Kenia und seine Auswirkungen auf den Mau-Mau-Aufstand


Hausarbeit, 2006

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Der geschichtliche Hintergrund
1.2 Die Quelle

2. Konfliktpunkte zwischen Kikuyu und Europäern
2.1 Die Landfrage
2.2 Mission und Erziehung, „circumcision crisis“
2.3 Häuptlinge als Stütze kolonialer Machtausübung
und Arbeiterproteste

3. Schlussbetrachtung

4. Bibliographie

1. Einleitung

Nur einen Tag nach Erklärung des Ausnahmezustandes im Oktober 1952, die im Zuge der Auseinandersetzungen mit den Rebellen der sogenannten Mau-Mau-Bewegung als wirkungsvolle Maßnahme zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung erachtet worden war, wurden in der britischen Kolonie Kenia zahlreiche afrikanische politische Führer verhaftet.[1]

Einer von ihnen war Jomo Kenyatta, obwohl er die Anschläge der Mau-Mau in seinen Reden, die er teilweise sogar auf Wunsch der Regierung gehalten hatte, öffentlich immer heftiger kritisierte und verurteilte.[2]

Sein erstmals 1938 veröffentlichtes Werk Facing Mount Kenya, welches die traditionelle Lebensweise des Kikuyu-Stammes beschreibt und später von vielen Europäern als „blueprint for revolution“[3] bezeichnet wurde, soll dieser Hausarbeit als Quelle zugrunde liegen um zu klären, inwiefern die Konfrontation zwischen traditionellem Stammesleben und der veränderten sozialen und kulturellen Situation während des kolonialen Regimes zu dem Aufstand beigetragen hat. Hierfür werde ich zunächst auf den geschichtlichen Hintergrund eingehen und über eine Quellenkritik zur eigentlichen Fragestellung gelangen.

1.1 Der geschichtliche Hintergrund

Am 20. Oktober 1952 unterzeichnete Kenias Governor Sir Evelyn Baring eine Erklärung, die besagte, dass „a public emergency has arisen which makes it necessary to confer special powers on the Government and ist officers for the purpose of maintaining law and order“.[4] Damit reagierte die Regierung auf anhaltende Aktivitäten der sogenannten Mau-Mau-Bewegung. Die Mitglieder dieser Bewegung waren fast ausschließlich Kikuyu, was der Annahme der Briten bei der Errichtung des Protektorats Ostafrika 1895 widersprach, da sie Widerstand eher von den anderen Stämmen wie den Masai erwarteten.[5]

Etwa seit Ende des zweiten Weltkrieges war es im kikuyudominierten Gebiet Kenias, zwischen Nairobi und dem Mount Kenya, verstärkt zu offenen Gewaltausbrüchen gekommen, in denen sich Mord, Brandstiftung oder Verstümmelung von Vieh sowohl gegen weiße Siedler, als auch gegen mit der Administration sympathisierende Afrikaner richtete.

Die Unzufriedenheit der indigenen Bevölkerung mit ihrer Situation im kolonialen Kenia wurde jedoch nicht nur an solchen gewalttätigen Übergriffen deutlich, sondern auch an der wachsenden Popularität politischer Organisationen wie der 1944 gegründeten KAU (Kenya African Union) oder revolutionären Gewerkschaftsbewegungen, die etwa zur selben Zeit in Nairobi entstanden. Im Wesentlichen gab es „four issues of conflict between Africans and Europeans: land, labor, taxation, education“.[6] Die brutale Vorgehensweise britischer und afrikanischer Truppen in mehreren militärischen Operationen gegen die Aufständischen bewirkte zunächst nur eine Ausweitung der Gewalttaten.

Allein in den ersten Tagen des Ausnahmezustandes, der noch bis 1960 in Kraft blieb, obwohl bereits 1954 der Großteil der Mau-Mau-Kämpfer niedergeschlagen worden war, wurden schätzungsweise 80.000 Kikuyu vor allem aus den White Highlands und den Städten häufig ohne Erhebung einer Anklage verhaftet.[7] Die Mau-Mau-Kämpfer zogen sich daraufhin in die Wälder um den Mount Kenya und der Aberdares zurück, um einen erbitterten Guerillakrieg gegen die Europäer zu führen.

Allerdings wurde der Regierung auch die Notwendigkeit nach umfassenden politischen und Agrarreformen deutlich, um die Stabilität in Kenia wiederherzustellen. 1961 fanden die ersten allgemeinen Wahlen statt, bei der die KANU (Kenya African National Union) über zwei Drittel der Stimmen erhielt, sich jedoch weigerte eine Regierung zu bilden, solange Jomo Kenyatta inhaftiert war. Im August des selben Jahres wurde er schließlich aus der Haft entlassen und übernahm im August 1963 die Führung einer mehrheitlich afrikanischen Regierung, wodurch Kenia letztlich unabhängig wurde.[8]

1.2 Die Quelle

Aufgrund seiner hervorragenden Englischkenntnisse, die er während seiner jahrelangen Ausbildung an Missionsschulen erlangt hatte, schien Jomo Kenyatta für viele Mitglieder der KCA (Kikuyu Central Association) prädestiniert für den Posten des Generalsekretärs dieser Organisation.[9]

Als Botschafter der KCA verbrachte er die 30er Jahre größtenteils in London, um dort für die Interessen der Kikuyu besonders in der Landfrage einzutreten. Zu dieser Zeit entstand auch Facing Mount Kenya, wo es in der Einleitung heißt:

But during my anthropological studies and visits in various countries in Europe, I had the oppurtunity of meeting men and women who were keenly interested in hearing about African ways of life. I then realised the neccessity to set down in black and white the knowledge which had hitherto remained in my head, (…).[10]

Durch Facing Mount Kenya erhoffte sich Kenyatta also den Europäern die Sicht der Kikuyu in Rechts-, Erziehungs- oder Religionsangelegenheiten darzustellen. Die Objektivität der Quelle ist also in einigen Punkten in Frage zu stellen, schließlich ging es Kenyatta hauptsächlich um afrikanische Interessen.

Da es in der Kikuyu-Tradition nur sehr wenige schriftliche Aufzeichnungen gab, basieren Kenyattas Berichte ausschließlich auf „oral traditions“. Jedoch waren die Kikuyu in der Lage, die Vergangenheit im Umfang von etwa sieben bis dreizehn Generationen nachzuzeichnen, was einem Zeitraum von 175-325 Jahren entspricht.[11]

Anhand dieser Beschreibung des traditionellen Kikuyu-Stammeslebens werde ich in meiner Hausarbeit darstellen, welchen Einfluss die Unterdrückung ihrer Kultur durch die Europäer auf die wachsenden Unruhen in den 40er und 50er Jahren hatte, die man später als den „Mau-Mau-Aufstand“ bezeichnete.

[...]


[1] Rosberg, Carl & Nottingham, John The Myth of “Mau Mau”: Nationalism in Kenya. New York: Praeger, 1966. S. 280.

[2] Kershaw, Greet Mau Mau from Below. Oxford: Currey, 1997. S. 240.

[3] ebd.: S. XX.

[4] Rosberg & Nottingham The Myth of “Mau Mau”. S.277.

[5] Mungeam, Gordon „Masai and Kikuyu Responses to the Establishment of British Administration in the East Africa Protectorate”, in Journal of African History XI, 1, (1970). S. 128.

[6] Presley, Cora Ann Kikuyu Women, the Mau Mau Rebellion, and Social Change in Kenya. Oxford: Westview, 1992. S. 120.

[7] ebd.: S. 128-129.

[8] Rosberg & Nottingham The Myth of “Mau Mau”. S. 318-319.

[9] ebd.: S. 99

[10] Kenyatta, Jomo Facing Mount Kenya. London: Secker & Warburg, 1959. S. XVI.

[11] Lawren „Masai and Kikuyu: An Historical Analysis of Culture Transmission“, in: Journal of African History IX, 4 (1968). S. 572.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der kulturelle Konflikt in Kenia und seine Auswirkungen auf den Mau-Mau-Aufstand
Hochschule
Universität zu Köln  (Anglo-Amerikanische Abteilung des Historischen Seminars)
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V56792
ISBN (eBook)
9783638513890
ISBN (Buch)
9783638773515
Dateigröße
524 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konflikt, Kenia, Auswirkungen, Mau-Mau-Aufstand
Arbeit zitieren
Torben Abt (Autor:in), 2006, Der kulturelle Konflikt in Kenia und seine Auswirkungen auf den Mau-Mau-Aufstand, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56792

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