Realisation einer Serigrafie - Reale, virtuelle und vireale Aspekte einer Druckgrafik


Hausarbeit, 1999

29 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhalt

1. Einführung
1.1 Das Prinzip des Siebdrucks
1.2 Die Entwicklung der Siebdrucktechnik bis heute
1.3 Die Serigrafie - Der künstlerische Siebdruck
1.4 Wie ich auf den Siebdruck aufmerksam wurde

2. Die Entstehungsgeschichte meiner Serigrafie
2.1 Erste Entscheidungen: Motivsuche und Wahl des Druckträgers
2.2 Mein Motiv und seine Bedeutung
2.3 Vom Motiv zur Kopiervorlage
2.4 Herstellung einer direkten Fotoschablone
2.5 Vorbereitung und Durchführung des Druckvorgangs
2.6 Veranschaulichung der einzelnen Druckgänge

3. Das Ergebnis
3.1 Reale und virtuelle Erfahrungen

4. Siebdruck als eine Möglichkeit für die pädagogische Praxis?

Literatur und Quellenangaben

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einführung

Diese Grafik, welche hier als Fotografie zu sehen ist, entstand innerhalb der Lehrveranstaltung „Von der Vorlage zur Druckgrafik“, während des Sommersemesters 1998 in den Kunstpädagogischen Druckwerkstätten der Universität Bremen.

Es handelt sich hierbei um einen manuellen Siebdruck...

1.1 Das Prinzip des Siebdrucks

Diese hier von mir verwendete Technik basiert auf dem Durchdrücken von Farbe durch ein feinmaschiges Gewebe (Sieb), welches straff auf einen Rahmen gespannt ist.

Das Prinzip des Siebdrucks besteht darin, dass Farbe auf ein Sieb aufgetragen, mit einem Schieber (Rakel) gleichmäßig über das gesamte Gewebe verteilt und dabei durch die Öffnungen des Gewebes befördert wird. Die Bereiche des Gewebes, durch die keine Farbe gelangen soll, die also nicht drucken sollen, werden bereits vorher mit einer Schablone abgedeckt. Durch die nicht abgedeckten, also durchlässigen Bereiche des Gewebes, gelangt Farbe auf das zu bedruckende Material (Druckträger), welches sich unter dem Sieb befindet.

Neben den anderen bekannten Druckverfahren (Hochdruck - Tiefdruck - Flachdruck), auf die ich hier nicht näher eingehen möchte, gehört der Siebdruck demnach zu den Durchdruckverfahren, obwohl es sich eigentlich weniger um ein Druckverfahren, als vielmehr um eine Schabloniertechnik handelt.

Der Unterschied zu allen anderen Druckverfahren ist, dass das Bild beim Siebdruck nicht durch einen Druckstock und durch Druck auf den Druckträger übertragen wird, sondern durch offene (druckende) bzw. geschlossene (nichtdruckende) Gewebepartien.

Ausgangspunkt und bildschaffendes Mittel eines jeden Siebdrucks ist immer eine Schablone, die auf unterschiedliche Art und Weise auf bzw. in das Gewebe gebracht werden kann. Auf die Schabloniertechnik, die ich für meinen Siebdruck verwendet habe, möchte ich in einem der folgenden Abschnitte noch genauer eingehen.

1.2 Die Entwicklung der Siebdrucktechnik bis heute

Das Siebdruckverfahren findet seinen Ursprung in Jahrhunderte alten Schablonentechniken, die von Künstlern und Handwerkern ständig weiterentwickelt wurden. Das Prinzip war jedoch immer das Gleiche: Farbe wurde über eine Schablone, welche aus unterschiedlichen Materialien bestehen konnte, gegeben und die nicht abgedeckten Bereiche „druckten“ - d.h. sie ließen die Farbe auf den Bedruckstoff.

Der Wunsch, Formen und Zeichen vervielfältigen zu können, förderte die Entwicklung immer präziserer Schnittschablonen. Doch trotz alledem bot diese Technik nur begrenzte Möglichkeiten. Feine und komplexe Darstellungen konnten mit dieser Methode nicht wiedergegeben werden. Schon beim Druck eines einfachen Kreisrings besteht die Schwierigkeit darin, dass der innere Teil einer solchen Schablone ohne Verbindung herausfallen würde. Er muss daher mit einem Verbindungssteg gehalten werden, den man allerdings später im fertigen Druck als Unterbrechung des Kreisrings deutlich erkennen kann.

In Japan wurde versucht, dieses Problem mittels sehr feiner Verbindungen aus Menschen- oder Tierhaaren zu begegnen. Erst Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte der Japaner Yuzensai Miyasaki-San feine, von einem Netz von Haaren zusammengehaltenen Schablonen, die es möglich machten, auch feinste Muster und Motive zu „drucken“. Diese sogenannten Yuzen-Drucke waren somit die Vorläufer heutiger Siebdrucke und man kann zu Recht behaupten, dass der Siebdruck in Japan erfunden wurde.

Um 1900 wurde erstmals ein Gewebe aus Seide (silk screen) zur Herstellung von Schablonen benutzt. Diese verbesserte Technik wird erst seit 1920 kommerziell genutzt und wurde zunächst nur in der Textilindustrie eingesetzt. Wenig später erkannten auch die Schildermacher, dass dieses Verfahren ihre Arbeit bedeutend erleichtern konnte.

Heute wird der Siebdruck auch als das Verfahren der unbegrenzten Möglichkeiten bezeichnet, denn es ist mittlerweile möglich geworden, eigentlich alle erdenklichen Materialien, unabhängig von Form und Format, mit dem Siebdruckverfahren zu bedrucken; auch in Kombination mit anderen Druckverfahren. Der Siebdruck findet heute in fast allen gewerblichen und industriellen Wirtschafts- und Handelsbereichen Verwendung.

Ein relativ neues Anwendungsgebiet stellt z.B. die Merchandise-Produktion dar.

Speziell das Bedrucken von Textilien, Mousepads und Fan-Artikeln aller Art mit Logos und Motiven von Musikgruppen und Sportteams, ist zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden.

1.3 Die Serigrafie - Der künstlerische Siebdruck

Mit der Ausbreitung der gewerblichen Nutzung des Siebdrucks in den zwanziger Jahren, erlangte auch der künstlerische Siebdruck (Serigrafie) immer mehr an Bedeutung.

Der Begriff Serigrafie ist auch mit Seidenzeichnen zu übersetzen (vgl. Lithografie = Steinzeichnen), was noch einmal verdeutlicht, dass die Gewebe der ersten „Siebe“ anfangs aus Seide bestanden haben müssen.

Bereits 1906 erfolgte durch Ben Shan die Aufnahme der Siebdrucktechnik für künstlerische Gestaltungen. Doch beginnt die Geschichte der Serigrafie im wesentlichen vor und während des Zweiten Weltkrieges in den USA. Die Entwicklung hängt eng mit einem Programm für notleidende Künstler - dem New Deal - zusammen, welches u.a. auch den Siebdruck reformieren und andere Künstler in diese Technik einführen sollte. Dieses Vorhaben wird als der direkte Ausgangspunkt für die Verbreitung der Serigrafie in die ganze Welt gesehen.

Schon 1938 gab es in den USA Künstler (Velonis, Maccoy), die auf diesem Gebiet experimentell arbeiteten. 1940 schlossen sich 12 Künstler zu der Silk Screen Group zusammen, welche sich wenig später in National Serigraph Society umbenannte. Sie prägten unter anderem den Begriff Serigrafie und hatten durch Wanderausstellungen maßgeblichen Anteil an der Verbreitung des künstlerischen Siebdrucks über die ganze Welt.

Die Einführung der fotomechanischen Druckschablone war für die Entwicklung des Siebdrucks von sehr großer Bedeutung. Mit Hilfe einer solchen konnte nun nahezu jedes Motiv, auch feinste Zeichnungen und Fotografien, verwendet werden So wurde auch die Fotografie zu einem wichtigen Hilfsmittel und Medium für druckende Künstler.

Um 1950 entstanden auch in Europa, relativ unabhängig von amerikanischen Einflüssen, ebenfalls Serigrafien. Allerdings schaffte diese Technik nur in Frankreich und Deutschland den Durchbruch. Als Künstler sind hier unter anderem Fritz Winter und Willi Baumeister zu nennen, welche sich um eine Weiterentwicklung des künstlerischen Siebdrucks verdingt machten.

Ab 1960 begann Andy Warhol als einer der ersten Künstler, aber vor allem auch Robert Rauschenberg, die Siebdrucktechnik auf vielfältige Art für das Bedrucken unterschiedlicher Materialien zu nutzen. Es entstanden durch diese Technik neue Bildformen und Aussagen, die in dieser Form erst durch die Serigrafie möglich geworden sind.

Für die Pop Art aber auch für die Optical Art und den Fotorealismus ist der Siebdruck von entscheidender Bedeutung und wird für viele Künstler zur wichtigsten druckgrafischen Technik. Seit dem Ende der 70er Jahre ist die Serigrafie praktisch über die ganze Welt verbreitet und wird unter anderem auch im Schul- und Hochschulbereich als künstlerische wie pädagogische Möglichkeit genutzt.

1.4 Wie ich auf den Siebdruck aufmerksam wurde

Im Hochschulbereich beginnen auch meine ersten praktischen Erfahrungen mit dieser Technik, nämlich in den Kunstpädagogischen Druckwerkstätten der Universität Bremen im Rahmen einer Einführungsveranstaltung im manuellen Siebdruck.

Mein Interesse an diesem Verfahren wurde allerdings nicht durch oben genannte Künstler und deren Arbeiten geweckt, sondern vielmehr durch die alltägliche Konfrontation mit Gegenständen, die mit Hilfe des Siebdrucks gestaltet wurden.

Als Musikfan und Besitzer unzähliger Merchandise-Textilien hatte ich schon seit jeher Interesse an diesem Bereich des (Be-)Druckens gefunden und auch schon selber Motive für Musikgruppen entworfen, die durch Transfer- oder Siebdruck auf Textilien erschienen sind.

So motiviert bin ich auf o.g. Lehrveranstaltung aufmerksam geworden, ohne eigentlich genaue Vorstellungen über die Technik des Siebdruckens gehabt zu haben.

Mit der Idee, ein T-Shirt nach meinen eigenen Vorstellungen zu bedrucken, habe ich schließlich den Schritt getan, mich einmal eingehend praktisch mit der Technik des Siebdruckens zu befassen.

2. Die Entstehungsgeschichte meiner Serigrafie

2.1 Erste Entscheidungen: Motivsuche und Wahl des Druckträgers

Wie bereits an der anfangs vorgestellten Fotografie zu ersehen, habe ich dann doch kein T-Shirt bedruckt, sondern mich für einen anderen Druckträger entschieden. Das lag zum einen daran, dass ich zu der Zeit kein für ein T-Shirt passendes Motiv vorliegen hatte und dadurch für mich die Motivation für ein solches Projekt nicht gegeben war. Zum anderen wurde mir sehr schnell deutlich, dass ein solches Vorhaben ein gewisses Maß an Routine erfordert, da Textilien als Druckträger zum einen und Textilfarben zum anderen relativ teuer sind. Da man vor allem als Anfänger nicht davon ausgehen kann, dass die erste Auflage auch gleich gelingen wird, beschloss ich, zunächst auf Karton zu drucken.

Durch diese veränderte Situation fiel mir die Suche nach einem geeigneten Motiv ungleich leichter.

2.2 Mein Motiv und seine Bedeutung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese Fotografie entstand im Sommer 1996 in Portugal und zeigt zwei vom Staub Südeuropas gezeichnete Stiefelpaare. Rechts im Bild, die BW-Kampfstiefel meines Weggefährten und Freundes Axel - links meine Dr.Marten’s.

Das Foto zeigt eine Momentaufnahme einer Situation, wie sie sich während unserer gemeinsamen Fahrten tagtäglich ergeben haben: Das Zelt ist aufgebaut, alles andere verstaut und damit an der Zeit, es sich selber bequem zu machen, sich der Stiefel, welche man tagsüber ununterbrochen getragen hatte, einmal für einen kurzen Augenblick zu entledigen.

Diese Aufnahme bedeutet für mich mehr als nur ein Portrait zweier Ausrüstungsgegenstände. Für mich beschreibt dieses Bild unter anderem Werte wie Freundschaft, Bodenständigkeit, Erdverbundenheit... Es verkörpert ein bestimmtes Lebensgefühl, welches sich nicht in Worte fassen lässt.

Zusätzliche Motivation stellte für mich die Tatsache dar, dass ich gerade wieder aus einem Urlaub zurückgekehrt war, in dem mir meine Stiefel erneut einen großen Dienst erwiesen hatten. Dazu kommt, dass beide auf dem Foto vertretene Stiefelpaare (zum damaligen Zeitpunkt) seit fast zwei Jahren nicht mehr gemeinsam unterwegs waren und ich auf diesem Wege ein Zeichen setzen wollte: Die gemeinsamen Zeiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sondern sie mit Hilfe bildnerisch-künstlerischer Mittel wieder zum Leben zu erwecken.

Die Vorstellung, dieses kleine Foto auf ein größeres Format umzuarbeiten und zusätzlich, durch die Wahl bestimmter Farben, dem Bild eine spezielle, persönliche Note geben zu können, fand ich außerdem sehr reizvoll.

Dieses Motiv bewirkte alles in allem eine große Motivation in mir, die für mich in jedem Fall nötig ist, um mich einer Arbeit angemessen widmen zu können.

2.3 Vom Motiv zur Kopiervorlage

Für den folgenden Druck des Motivs brauchte ich in jedem Fall eine Schablone, mit der ich die Stellen des Gewebes, die nicht drucken sollten, abdecken konnte. Eine solche Schablone kann z.B. eine einfache, von Hand geschnittene (Papier-) Maske sein. Es ist aber auch möglich, direkt auf dem Gewebe bestimmte Partien mit Hilfe von festtrocknender Flüssigkeit (z.B. Leim, Wachs, Lack o.ä.) abzudecken. Sollen jedoch feinere Darstellungen oder gar - wie in diesem Fall - Fotografien als Druckmotiv verwendet werden, ist eine andere Art von Schabloniertechnik notwendig: Die direkte Fotoschablone.

[...]

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Realisation einer Serigrafie - Reale, virtuelle und vireale Aspekte einer Druckgrafik
Hochschule
Universität Bremen  (Studiengang Lehramt Kunstpädagogik)
Veranstaltung
Von der Vorlage zur Druckgrafik
Note
1
Autor
Jahr
1999
Seiten
29
Katalognummer
V5670
ISBN (eBook)
9783638134804
ISBN (Buch)
9783656381334
Dateigröße
1781 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Realisation, Serigrafie, Reale, Aspekte, Druckgrafik, Vorlage, Druckgrafik
Arbeit zitieren
Ulrich Kellner (Autor:in), 1999, Realisation einer Serigrafie - Reale, virtuelle und vireale Aspekte einer Druckgrafik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5670

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Realisation einer Serigrafie - Reale, virtuelle und vireale Aspekte einer Druckgrafik



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden