Lesetests im Deutschunterricht am Beispiel der 'Würzburger Leise Leseprobe'


Seminararbeit, 2005

18 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Lesetests
2.1. Einsatzbereiche
2.2. Untersuchungsgegenstand
2.3. Kurzer Überblick über die verschiedenen Tests

3. Die Würzburger Leise Leseprobe (WLLP)
3.1. Exkurs: Modell des Leselernprozesses
3.2. Testaufbau
3.3. Testinstruktion
3.4. Vorteile der WLLP gegenüber anderen Lesetests
3.5. Einsatzbereiche der WLLP
3.6. Auswertung
3.7. Mögliche Fehlinterpretation

4. Durchgeführter Test eines Viertklässlers
4.1. Auswertung
4.2. Fehleranalyse

5. Literaturliste

Lesetests im Deutschunterricht am Beispiel der „Würzburger Leise Leseprobe“

1. Einleitung

Im Rahmen unseres Seminars „Lesecurriculum Klasse 2-10“, in dem die Lesekompetenz eine elementare Rolle spielte, setzen wir uns unter anderem mit Lesetests auseinander, die die Lesefertigkeit von Schülern verschiedener Altersstufen überprüfen sollen.

Obwohl alle Schüler mit ähnlichen Methoden unterrichtet werden, lassen sich selbst innerhalb einer Klasse enorme Leistungsunterschiede im Hinblick auf die Lesekompetenz feststellen. Oftmals reicht das subjektive Urteil eines Lehrers nicht aus, um einen Schüler als lesestark bzw. leseschwach einzustufen. Um den Leistungsstand eines Kindes objektiv herausfinden zu können, benutzen Lehrer, Psychologen und insbesondere Wissenschaftler keine Schulnoten, sondern Lesetests.[1]

2. Lesetests

Die ersten Lesetests entstanden in den 50er- bis 70er Jahren im Zuge der Legasthenieforschung. Dazu gehören: Lesetest für die 2. Klassen LT2, Lesen und Verstehen – Diagnose und Training LUV-D/-T, Zürcher Lesetest sowie Zürcher Leseverständnistest ZLVT u.a. (siehe unten). Nachdem die Forschung auf Grund wachsender Kritik stagnierte, veröffentlichte die diagnostische Forschung in Anlehnung an die Schriftspracherwerbsforschung erst in den 90er Jahren wieder neue Lesetests (Diagnostischer Lesetest zur Frühdiagnose von Lesestörungen DLF1-2, Salzburger Lese- und Rechtschreibtest SRLT, Hamburger Lesetest HAMLET3-4, Knuspels Leseaufgaben, Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten BISC sowie Würzburger Leise Leseprobe WLLP).[2]

2.1. Einsatzbereiche

Jeder Lehrer urteilt subjektiv über den Leistungsstand seiner einzelnen Schüler. Durch Lesetests können dessen Einschätzungen objektiv überprüft und wissenschaftlich fundiert ausgewertet werden.

Praktisch sind Lesetests außerdem für die schnelle erste Beurteilung des Leistungsstandes einer Klasse, was wiederum relevant für die kommende Unterrichtsplanung ist. So kann beispielsweise die Lektüreauswahl an die Gegebenheiten der Klasse angepasst werden.

Auch können Probleme einzelner Schüler, aber auch individuelle Entwicklungen und Fortschritte in der Lesekompetenz, die sich nicht direkt beobachten lassen, durch Tests deutlich gemacht werden. Des Weiteren werden Testverfahren zur Kontrolle eingesetzt, ob ein bestimmtes Lernziel erreicht wurde oder ob in bestimmten Teilleseoperationen noch Förderbedarf besteht.

Die älteren Tests spielen im Schulalltag kaum eine Rolle. Sie werden lediglich im psychologischen Bereich sowie in der Sonder- und Förderdiagnostik eingesetzt. Der Grund dafür ist, dass hier hauptsächlich Auskunft über „globale Gesamteinschätzungen“[3], aber kaum Anregung für die Unterrichtsplanung gegeben wird.

Bei den neueren Tests hingegen ist dies anders: Sie machen verschiedene Kompetenzbereiche des Lesens deutlich und geben so Hilfestellung für Lehrkräfte in Bezug auf die Gestaltung des Unterrichts.[4]

2.2. Untersuchungsgegenstand

Die hier dargestellten Lesetests lassen sich grob in zwei Bereiche unterteilen, nämlich die Lesefertigkeitstests, welche die basale Lesefähigkeit, also die Worterkennung, überprüfen sowie die Leseverständnistests, welche „das [sinnentnehmende] Lesen oberhalb der Wortebene untersuchen“[5].

Erstgenannte Tests werden vorzüglich im Grundschulbereich, insbesondere in den ersten beiden Klassen, angewendet, wo ein besonderes Augenmerk auf Lesegenauigkeit und Lesegeschwindigkeit gelegt wird. Typisch hierfür sind Bild-Wortzuordnungen oder Wortvergleichsaufgaben (z.B. WLLP).

Bei den Leseverständnistests, die in den höheren Jahrgangsstufen Gebrauch finden, werden dagegen im Multiple-Choice-Verfahren meist Fragen zu einem Text gestellt, die die Schüler beantworten müssen.

2.3. Kurzer Überblick über die verschiedenen Tests

Ältere Tests:

1) Lesetest für die zweiten Klassen (LT2):

Dauer: ca. 90 min.

Der LT2 ist ein Einzel- oder Gruppenlesetest für das Ende der zweiten und den Anfang der dritten Klasse, welcher das Wort- und Textverständnis mittels Bild-Wort-, Wort-Wort- und Satz-Wort-Zuordnungen untersucht, sowie Fragen zu Lesetexten stellt.

(E. Samt­leben, F. Biglmaier, K. Ingen­kamp. 3. Auflage 1971)

2) Lesen und Verstehen – Diagnose und Training (LUV-D/-T):

Es handelt sich hierbei um einen Einzel- oder Gruppentest für die 1. und 2. Klasse sowie ältere Kinder mit Leseschwäche. Untersucht werden verschiedene Aspekte des Leseverständnisses.

(G. Kalb, R. Rabenstein, D. H. Rost. 1. Auflage 1971)

3) Zürcher Lesetest (ZLT):

Hierbei handelt es sich um einen Individualtest für die 2. bis 6. Klasse, bei dem Lesegeschwindigkeit sowie Lesegenauigkeit, -betonung und -flüssigkeit untersucht werden. Auftretende Lesefehler werden qualitativ analysiert.

(M. Linder, H. Grisse­mann. 6. Auflage 2000 (neue Recht­schreibung) in Anlehnung an einen 1963 entwickelten Test von M. Lindner)

4) Zürcher Leseverständnistest (ZLVT):

Der ZLVT ist ein Zusatzverfahren zum ZLT, das in der 4. bis 6. Klasse Anwendung findet und bei dem zusätzlich das sinnverstehende Lesen überprüft wird.

(H. Grisse­mann, W. Baum­berger. 2. Auflage 2000 (neue Recht­schreibung))

Im Hinblick auf die älteren Lesetests kann man sagen, dass diese bezüglich der Wort- und Textauswahl nicht mehr dem aktuellen Forschungsstand entsprechen. Zudem ist der Zeitaufwand hier beträchtlich, weshalb sie wenig ökonomisch sind. Des Weiteren geben alte Lesetests, wie schon erwähnt, lediglich eine globale Einschätzung über die Lesefähigkeit eines Kindes, welche im Gegensatz zu neueren Verfahren nicht geschlechterdifferenziert ausgewertet wird.[6]

Neuere Tests:

1) Diagnostischer Lesetest zur Frühdiagnose von Lesestörungen (DLF1-2):

Dauer: ca. 2-6 min. pro Kind

Es handelt sich um einen der ersten Wortlesetests zur zuverlässigen Frü­herfassung von Lesestörungen. Die Un­tertests umfassen die Kompetenzbereiche "Speichern", "Synthese", "Analyse", "Segmentierung" von Wörtern. Angewendet wird der DFL in der 1. und 2. Klasse.

(R. Müller. 1984)

2) Salzburger Lese- und Rechtschreibtest (SRLT):

Dauer: ca. 10-20 min.

Dies ist ein Einzeltestverfahren zur differenziellen Diagnose von Schwächen beim Erlernen des Lesens und Schreibens. Bei der Testdurchführung werden zwei unterschiedliche Komponenten des Lesens durch die Messung von Lesezeit und Lesefehlern erfasst: Zum einen Defizite in der automatischen, direkten Worterkennung und zum anderen Defizite des synthetischen, lautierenden Lesens.

(K. Landerl, H. Wimmer und E. Moser. 1997)

3) Hamburger Lesetest (HAMLET 3-4):

Dauer: 90 min.

Das Hauptanliegen des HAMLET, der in den 3. und 4. Klasse durchgeführt wird, ist die Analyse von Leseprozessen jener Kinder, deren Lernentwicklung sich kritisch gestaltet. In zwei Teilen werden die Worterkennung und das Leseverständnis (von Dekodieren bis zum Interpretieren) untersucht.

(R.H. Leh­mann, R. Peek und J. Po­erschke. 1997)

4) Knuspels Leseaufgaben:

Dauer: ca. 40 min.

Dieser Test, der für das 1. bis 4. Schuljahr geeignet ist, überprüft die Worterkennung und das Leseverstehen auf Satzebene, genauer gesagt das Rekodieren (Übersetzen von graphischer Information in phonologische Repräsentation), Dekodieren (Bedeutungserfassung) und Hörverstehen.[7]

(H. Marx. 1998)

[...]


[1] www.idw-online.de

[2] Baumann, M. (2003). Lesetests. In U. Bredel, H. Günther, P. Klotz, J. Ossner & G. Siebert-Ott (Hrsg.), Didaktik der deutschen Sprache. Ein Handbuch. 2. Teilband (S. 869-882). Paderborn u.a.: Ferdinand Schöningh. S. 869

[3] Baumann (2003): Lesetests. S. 870

[4] Baumann (2003): Lesetests. S. 869f

[5] Baumann (2003): Lesetests. S. 870

[6] Baumann (2003): Lesetests. S. 872

[7] www.wolfgang.lenhard.info/leseverständnis/

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Lesetests im Deutschunterricht am Beispiel der 'Würzburger Leise Leseprobe'
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
1
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V56614
ISBN (eBook)
9783638512534
ISBN (Buch)
9783638664721
Dateigröße
1028 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lesetests, Deutschunterricht, Beispiel, Würzburger, Leise, Leseprobe
Arbeit zitieren
Sandra Schweiker (Autor:in), 2005, Lesetests im Deutschunterricht am Beispiel der 'Würzburger Leise Leseprobe', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56614

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