Warum wird eine Dorferneuerung benötigt?


Seminararbeit, 2005

22 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zwei Phasen der Dorferneuerung
2.1 Erste Phase (bis 1975)
2.2 Zweite Phase (ab 1975)

3 Gesetzliche Grundlage der Dorferneuerung

4 Ablauf und Phasen der Dorferneuerung
4.1 Vorphase
4.2 Startphase
4.3 Klärungsphase
4.4 Umsetzungsphase
4.4.1 Umsetzungsphase I
4.4.2 Umsetzungsphase II

5 Sektorale Unterteilung der Dorferneuerungsförderung
5.1 Landwirtschaft
5.2 Verkehr
5.3 Gewerbe und private Dienstleistungen
5.4 Dorfstraßen und Plätze
5.5 Kommunale Grundausstattung
5.6 Begrünung und Gewässer
5.7 Bauliche Ordnung und Denkmalpflege
5.8 Gemeinschaftsleben

6 Ziel der Dorferneuerung

7 Fazit

8 Literatur

1 Einleitung

„Unser Dorf soll schöner werden“

Erstmals fand 1962 unter diesem Motto in nahezu der gesamten BRD auf Länderebene ein Wettbewerb zur Verschönerung und Aufwertung der Dörfer statt (Henkel 2004: 303). Mitte der 1990er Jahre erhielt dieser Wettbewerb seinen heutigen Namen Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft“. Durch die neue Namensgebung sollten die infrastrukturellen Momente der Dörfer stärker in den Vordergrund gestellt werden (Lienau 1995: 216 f.).

Allerdings ist unter diesem Begriff unklar, welche Instrumente hierbei zur dörflichen Umstrukturierung zum Tragen kommen und welches die Ursachen für das Interesse der Verbesserung der Lebensbedingungen im ländlichen Raum zu denen in Ballungsgebieten sind.

Es ist nicht zu unterschätzen, dass die BRD seit ihrer Wiedervereinigung im Jahr 1990 etwa 82,5 Millionen Einwohner beheimatet und sich über eine Territorialfläche von 357.022 kmP 2 P erstreckt. Somit verfügt das heutige Deutschland über die höchste Bevölkerungsdichte in der EU, von 231 Einwohnern je kmP2 P(Harenberg 2004: 494).

Außerdem besteht in Deutschland im Vergleich zu benachbarten Ländern, wie Frankreich, Großbritannien, Schweden oder Finnland, ein relativ ausgewogenes Kontrastverhältnis zwischen Stadt und Land. Auf 90 Prozent der Fläche sind hierbei 53 Prozent der bundesrepublikanischen Bürger im ländlichen Raum beheimatet (Henkel 1996: 29).

Dies ist nicht zuletzt der Grund warum, die Entwicklung des ländlichen Raums der BRD unter dem Fokus des ständigen wissenschaftlichen Interesses steht. Die strukturellen Veränderungsprozesse sind nicht nur von rein lokalem Interesse, sondern von großer anthropogeographischer Bedeutung.

Es soll auf die verschiedenen Entwicklungsphasen der Dorferneuerung im zeitlichen Kontext, die Maßnahmen und Ziele eingegangen werden. Somit können im Rahmen der Ursachenforschung Raumordnungsprobleme (Heineberg 2004: 252) wie beispielsweise Gentrificationsprozesse im ländlichen Raum, Veränderung der Gewerbe- und Wohnkultur in Dörfern, als auch Veränderung der örtlichen Grundversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs, lösungsorientiert behandelt werden.

Um Aussagen über zukünftige Entwicklungsprozesse in den Gemeinden des ländlichen Raums Deutschlands deuten zu können, ist es Ziel dieser Arbeit die Grundlinien eines elementaren staatlichen Förderinstrumentes - der Dorferneuerung, welche mit Hilfe gesetzlicher Vorgaben durchgeführt wird, zu untersuchen.

2 Zwei Phasen der Dorferneuerung

Erstmals wurde im Jahr 1807 ein sog. Dorfverschönerungsplan für die Gemeinde Freudenbach in Bayern erstellt. Unter den Gesichtspunkten des herrschenden Zeitstils sollten Agrikultur, Gartenkunst und Architektur vereint und harmonisiert werden. Allerdings wurden diese Vorhaben wie den zwei Ortsplänen von 1830 und 1896 zu entnehmen ist nicht durchgesetzt (Henkel 2004: 298 f.).

Die staatlichen Ordnungs- und Förderungsmaßnahmen waren seit dem Zweiten Weltkrieg sehr vielfältig. Diese wurden mit zunehmender Zeit weiterentwickelt. Somit wurde dem jeweilig herrschenden Zeitstil Rechnung getragen (Heineberg2004:279f.). In Deutschland lag das Interesse in der Nachkriegszeit zunächst in der Denkmalpflege. Das Land pflegte die städtischen Kulturgüter wie Schlösser, Rathäuser, Stadtmauern und Kirchen. Die Kultursubstanz der ländlichen Siedlungen wurde vornehmlich ignoriert. Die Flächensanierung wurde der Objektsanierung vorgezogen (Henkel2004:303). Zudem kam es während und nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem starken Bevölkerungsanstieg durch Flüchtlinge und Evakuierte. Die Dorferneuerung wird nach dem Zweiten Weltkrieg in zwei Phasen unterteilt (Henkel2004:297).

2.1 Erste Phase (bis 1975)

Die erste Phase, die bis ca. 1975 ging, beinhaltet die veränderten Ansprüche der ländlichen Bevölkerung an die Lebens-, Wohn- und Wirtschaftsbedingungen sowie die technischen Möglichkeiten. Für die Landbevölkerung stand die Verbesserung der sanitären Anlagen, die Beheizung und Belüftung und die technische Ausstattung der Höfe im Vordergrund (Henkel 1996: 14).

Mit dem 1953 in Kraft tretenden FlurbG wurden erste Verbesserungen auf dem Land durchgeführt (Heineberg2004:286). Das Gesetz war auf Strukturver-besserungsmaßnahmen zur Erhöhung der Wirtschaftlichkeit der landwirtschaftlichen

Betriebe ausgerichtet und beinhaltete Maßnahmen zur Verbesserung der Siedlungsstruktur wie beispielsweise die Aussiedlung ländlicher Betriebe. Dies wurde unter den Begriff der sog. Ortsauflockerung und Dorfsanierung zusammengefasst (Henkel 2004: 179 ff.).

Im Jahre 1960 wurde eine weitere Institution gegründet, die sich mit der Ordnung des ländlichen Raumes auseinandersetzte, das BBauG. Es beinhaltet „ die Vorbereitung und Leitung der baulichen und sonstigen Nutzung durch die Bauleitplanung in der Zuständigkeit der Gemeinden, die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit unterteilt nach Gebieten mit Bebauungsplänen, im Zusammenhang bebauten Ortsteilen und dem Außenbereich, die Bodenordnung, das Enteignungsrecht und das Erschließungsbeitragsrecht. Diese Elemente wurden bei der nachfolgenden Gesetzgebung bis heute weiterentwickelt“ (BauGB 1998: X).

2.2 Zweite Phase (ab 1975)

Die zweite Phase der Dorferneuerung befasst sich im Schwerpunkt mit Strukturdefiziten und den angerichteten Schäden der ersten Phase (Henkel2004:306). Als Folgen der ersten Phase der Dorferneuerung kann der Verlust wertvoll überlieferter Bausubstanz, Zerstörung der Individualität, Zersiedlung und Entwicklung zu städtischen Vororten gesehen werden (Henkel1979:14). Im Jahre 1976 fand eine Novellierung des FlurbG und des BBauG statt (Heineberg2004:286). Die beiden Rahmengesetze wurden somit besser aufeinander abgestimmt. Das FlurbG richtet sich nun nach landschaftspflegerischen und natur-kulturlandschaftserhaltenden Maßnahmen. Erstmals wird die Aufgabe der Dorferneuerung als Bestandteil der Flurbereinigung genannt.

Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt der Dorfentwicklung liegt in der ökologischen Komponente des Strukturwandels in den Dörfern. Es fand ein Umdenken der Bevölkerung statt. Nicht nur die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen änderten sich, sondern auch die umweltbezogenen Wertmaßstäbe in der Planung und wachsendes Umweltbewusstsein für ökologisch orientierte Maßnahmen im

öffentlichen wie im privaten Bereich gewannen an Bedeutung (Heineberg2004:286). Deshalb wurden 1976 im BNatSchG die Ziele von Natur und Landschaftspflege definiert und verankert: ausgewogenes Verhältnis zwischen versiegelter und unversiegelter Fläche, unterschiedliche Lebensräume für Pflanzen und Tiere (kleinteilige Hoflagen, halboffene landwirtschaftliche Gebäude, ungenutzte Winkel oder Wegränder), harmonische Einbindung des Ortes in die Landwirtschaft durch Obstwiesen, usw..

Die Aufgaben der Dorferneuerung wurden 1977 in das Bund- und Länderprogramm, dem ZIP, das die „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ beinhaltete, aufgenommen und gefördert (Henkel 2004: 307). Durch dieses Programm, das auf eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse, des Erhalts bzw. des Neubaus von Wohn- und Wirtschaftsgebäuden sowie der Erstellung von Planunterlagen zielte, erfuhren die staatlichen Bemühungen eine große Resonanz und lösten zahlreiche kommunale und private Investitionen aus (Henkel 2004: 307). Dies führte zum Nachdenken über Inhalte und Verfahren der Dorferneuerung sowie über den Stellenwert des Dorfes in der Gesellschaft. Nach der Beendigung des ZIP´s 1980 erstellten die Bundesländer eigene Programme zur Dorferneuerung. Am 01.01.1984 erfolgte die Wiederauflage des ZIP´s. Heute zählen die Dorferneuerungsmaßnahmen im ländlichen Raum zu den gleich bleibenden Werten der Politik (Henkel 1984: 171).

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Warum wird eine Dorferneuerung benötigt?
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Geographisches Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz)
Veranstaltung
Seminar: Grundlagen und Aufgaben räumlicher Planung
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V56517
ISBN (eBook)
9783638511759
ISBN (Buch)
9783656771883
Dateigröße
687 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Warum, Dorferneuerung
Arbeit zitieren
Christian Kah (Autor:in), 2005, Warum wird eine Dorferneuerung benötigt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56517

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