Freizeit und Subkulturen: Ein Überblick


Seminararbeit, 2002

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

I. Freizeit
1. Definitionsversuche des Begriffes „Freizeit“
2. Kategorisierung von Freizeitaktivitäten
3. Aufgaben der Freizeit
4. Mit Freizeit verbundene Probleme

II. Subkulturen
1. Definition des Begriffes „Subkultur“
2. Kategorisierung von Subkulturen
3. Faktoren der Erstehung jugendlicher Subkulturen und damit verbundene Aufgaben

Nachwort

Anhang
1. Kategorisierung von Freizeitaktivitäten
2. Tabellen zur Freizeit
3. Subkulturen im Überblick

Bibliographie.

Vorwort

„Erst im Jugendalter beginnt der Mensch sich seiner eigenen Person zuzuwenden,

die Entdeckung und Schaffung einer eigenen Identität wird zur zentralen Aufgabe.

Dabei ist das Jugendalter eine Zeitspanne, in der vieles ausprobiert wird,

um zu einer eigenen Identität oder einem eigenen Selbstkonzept zu finden.“[1]

Dieses jugendliche Streben nach Identität wiederum drückt sich in den acht Entwicklungs-aufgaben (1) Beziehungen zu Altersgenossen aufbauen, (2) Übernahme einer Geschlechts- rolle, (3) positive Auseinandersetzung mit den körperlichen Veränderungen, (4) Ablösung von den Eltern, (5) Vorbereitung auf Partnerschaft und Familiengründung, (6) Vorberei- tung auf die berufliche Karriere, (7) Wertentwicklung und (8) sozial verantwortliches Verhalten aus.[2]

Für die Bewältigung der hier geforderten Schritte in den Erwachsenstatus bedarf es nun auch einem besonderen Betätigungsfeld, in dem die Jugendlichen sich ihren Bedürfnissen entsprechen verwirklichen können. Jenen Bereich beschreibt die Freizeit, und wo sie nicht genügend Spielraum bieten, die Subkulturen.

Beide eröffnen ein breites Spektrum an sozialen, emotionalen und moralischen Erlebnis- und Verhaltensweisen, sind allerdings auch mit gewissen Problemen verbunden.

Die Möglichkeiten und Probleme, wie auch Dispositionen der Adoleszenz selbst, die sich auf Freizeit und Subkultur auswirken - sei es auf ihre Entstehung oder Wirkung - sollen Gegenstand dieser Arbeit sein.

I. Freizeit

1. Definitionsversuche des Begriffes „Freizeit“

Der Begriff „Freizeit“ läßt sich im Alltag zwar sehr leicht mit den verschiedensten Asso- ziationen verknüpfen, ihn jedoch wissenschaftlich klar zu umreißen gestaltet sich wesent- lich schwieriger; kennt doch allein schon die deutschsprachige Literatur über vierzig Definitionen.

Dabei muß erwähnt werden, dass keine davon als falsch anzusehen ist, sie haben nur jeweils verschiedene Ausgangspositionen bzw. Blickwinkel.

Eine Möglichkeit von vielen wäre beispielsweise Freizeit in Relation zur Arbeitssphäre - wie Schule, Lehre oder Beruf - zu sehen. Hier läßt sich vorerst deutlich unterscheiden zwischen der Erwerbstätigkeit die „weitgehend durch Leistung und Fremdbestimmung charakterisiert“ ist einerseits und dem „Freisein von direkter Fremdbestimmung und von körperlicher und geistiger Anstrengung“ andererseits.[3] Die Frage nach der Funktion der Freizeit in diesem Zusammenhang führt allerdings wieder zu kontroversen Ansätzen. Deren Spannbreite reicht dabei von absoluter Gegensätzlichkeit zur Arbeit, vertreten durch die Regenerationsthese oder durch das Kompensationskonzept bis zu einer Kongruenz, betont in der Suspensions- oder Kontinuitätsthese.[4]

Auf ähnliche Weise nähert sich auch Joffre Dumazedier dem Problem an, doch setzt er Freizeit direkt mit ihrer Bedeutung ins Verhältnis. Danach beinhaltet sie für ihn aus-schließlich jene Tätigkeiten mit einem befreienden, uneigennützigen, hedonistischen und persönlichen Charakter.[5]

Wesentlich neutralere Züge trägt dagegen der Vergleich zum Zeitbudget den Reinhard Schmitz-Scherzer anbringt. Dieser Vorstellung zufolge bezeichnet Freizeit lediglich den Zeitraum, der „nicht mit Schlaf, Mahlzeit, Hygiene, Wegezeiten und Berufsarbeit sowie Hausfrauenarbeit ausgefüllt ist.“[6]

Neben diesen Versuchen den Begriff anhand von Gegenüberstellungen zu erläutern, gibt es auch zahlreiche Ansätze, die bestrebt sind den Terminus durch verschiedene Eigenschaf-ten, die er besitzt, einzugrenzen.

Mit anderen Worten, man steckt den bestreffenden Aktivitäten einen Rahmen, wie bei-spielsweise, dass sie „als Muße empfunden werden“ müssen, „potentiell alle Grade des Engagements und der Verpflichtung ermöglichen“, „ bestimmten kulturellen Normen“ un-terliegen und ähnliches.[7]

Bündelt man nun all diese Aussagen, ergibt sich zwar eine Fülle von Fakten, jedoch keine allgemein gültige Definition. Grund dafür ist die Tatsache, dass Freizeit ein Feld darstellt, das „als Teil eines Systems von Lebensbereichen engstens mit der Persönlichkeit und deren je spezifischer Situation verknüpft ist“.[8] Sie trägt also eine stark subjektive Prägung und wird damit nicht in allen Einzelheiten als stabiler Komplex faßbar. Sie ist vielmehr als einheitlicher Bereich mit verschiedenen Ausprägungen zu verstehen.

2. Kategorisierung von Freizeitaktivitäten

Will man die Fülle an Aktivitäten, die Freizeit bietet, in bestimmte Kategorien einordnen, stößt man bald auf dieselbe Problematik, wie sie sich schon bei dem Versuch den Begriff zu definieren herauskristallisiert hat: Es existieren zwar zahlreiche Herangehensweisen, doch kein übergreifendes Konzept.

Auf der einen Seite bemühen sich die Experten anhand des internen Zusammenhangs der betreffenden Tätigkeiten feste Einordnungsschemata zu schaffen. Die Darstellung der auf diese Weise getroffenen Aussagen gestaltet sich in der Fachliteratur allerdings bezüglich Anzahl und Wert sehr kontrovers.[9] So kommt, um ein konkretes Beispiel zu nennen, R.Wippler bei seiner Analyse zu den 5 Freizeitmustern (1) dynamisch-expansives Freizeit-verhalten, (2) Partizipation am kulturellen Leben, (3) praktisch-physische Aktivitäten, (4) latent anregendes und stimulierendes Freizeitverhalten und (5) intellektueller Zeitvertreib.

Dagegen gehen Martin, Middeke und Romeiß-Stracke nach ihren empirischen Studien von immerhin 10 Dimensionen aus[10], wieder andere von 7 oder 5. Zusammengenommen ergibt sich nach Schmitz-Scherzer eine Schwankung von minimal 3 Faktoren und maximal 13 Faktoren.[11] Dieser Weg führt also nicht zu einem eindeutigen Ergebnis.

Auf der anderen Seite bietet es sich an, nach den Personen, die das jeweilige Angebot wahrnehmen, und ihren hervorstechenden Attributen zu unterscheiden. Folgt man diesem Ansatz, könnte man versuchen, Freizeitaktivitäten einem bestimmten Alter, dem Ge-schlecht, dem Wohnort oder der Bildungsschicht zuzuschreiben. Theoretisch klingt das einfach, aber in der praktischen Umsetzung ist dieses Konzept nicht umsetzbar. Ein Beispiel erläutert schnell warum: Plattenläden werden vor allem von Jugendlichen ab 18 Jahren und älter besucht, wogegen keine auffälligen Abweichungen in der Anzahl von Mädchen und Jungen bestehen, wie es bei Spielhallen der Fall ist, die beinahe ausschließlich von Jungen genutzt werden; wiederum unbeeinflußt durch Alter oder Geschlecht, dafür jedoch durch den Wohnort, ist das Kino, das stark von Geld und Mobilität abhängt und damit die Landjugend größtenteils ausgliedert; im Vergleich dazu differenzieren die Nutzer der Diskotheken sich weniger örtlich als vielmehr in ihrem Bildungsstand, da die meisten einer weniger gebildeten Schicht angehören.[12] Die zuvor genannten Kriterien lassen sich also auch nur bedingt anwenden.

Abschließend kann man sagen, dass die Abgrenzung nach Alter, Geschlecht etc. der Jugendlichen ein zu ungenaues Ergebnis liefert bzw. gar nicht möglich ist. Gleichzeitig geben die vorhandenen Aufstellungen nach dem internen Zusammenhang kein vollständiges Bild, da die einzelnen empirischen Studien wenig kompatibel sind in Bezug auf Ausgangsvariablen und Stichproben.[13] Dennoch ermöglichen beide die Zuordnung von Freizeitgestaltungen in einen gewissen Rahmen, der als grobe Charakterisierung dienen kann.

3. Aufgaben der Freizeit

Jugendliche befinden sich in ihrer Entwicklung an einem Punkt, an dem es gilt, gewisse Zwischenabschnitte zu erreichen. Zwar verläuft die darauf ausgerichtete Biographie nicht bei jedem gleich, doch lassen sich als gemeinsame Fixpunkte die Lösung von den Eltern, Einstieg in die Geschlechts- und Berufsrolle, Zukunftsorientierung und das Auffassen des Lebens als auf Höhepunkte hin gegliedert ausmachen.[14] Um nun diese Aufgaben zu bewältigen, stellt die Freizeit ein in vielen Fällen geeignetes Hilfsmittel dar.

Zum einen sind für eine Ablösung von der Herkunftsfamilie und den damit verbundenen Aufbau eigener sozialer Beziehungen Kontakte zu Gleichaltrigen Grundbedingung. „Viele Freizeitbeschäftigungen sind direkt oder indirekt mit Sozialkontakten verbunden.“[15] So bilden sie den idealen Rahmen für die Entstehung von Bindungen entsprechend dem jeweiligen Bedürfnis der Jugendlichen, sowohl auf platonischer Ebene als auch im erotischen Bereich, der besonders für das Erlernen geschlechtsspezifischer Erlebens- und Verhaltensweisen von Bedeutung ist.

Desweiteren eröffnet Freizeit den Heranwachsenden „die Möglichkeit, einzelne Bestandteile ihrer zukünftigen Erwachsenenrolle in der Interaktion mit der Peergruppe durchzuspielen.“[16] Auf diese Weise üben sie das Agieren mit ihrer situationsbedingten Umwelt ein, erhalten Kenntnisse über sich selbst und andere, die ihnen in der Arbeitswelt und weit über diesen Bereich hinaus von Vorteil sind. Allerdings weisen neuere soziologische Untersuchungen darauf hin, dass die Zugehörigkeit zu einer gleichaltrigen Gruppe eher zur Subkulturation als zu einer Eingliederung in die etablierte Erwachsenengesellschaft führt.[17] Doch über diese letzte Vermutung läßt sich streiten, da es letztendlich von jedem einzelnen abhängt, ob er sich in die Gemeinschaft einfügt oder sich von ihr distanziert - man bietet ihm die frei Auswahl. Geht man noch einen Schritt weiter gehört vielleicht sogar diese Wahl zu den Aufgaben, die Freizeit erfüllt, den wie soll ein Jugendlicher in eine Rolle hineinwachsen, die ihm aufgezwungen wird ?

[...]


[1] Hermann Hobmair (Hg.), u.a.: Psychologie. H.Stam Verlag. Köln 1997. 2. Auflage. S.318

[2] Vgl. Christoph Steinebach: Entwicklungspsychologie. Klett Cotta Verlag. Stuttgart 2000. S.138

[3] Horst Ernst Schulze: Freizeitstile Jugendlicher - Dissertation. Friedrich-Wilhelms-Universität

zu Bonn 1989. S.6

[4] (1) Regenerationsthese: Erneuerung der Kräfte; (2) Kompensationskonzept: Nachholen uner- füllter Bedürfnisse; (3) Suspensionsthese: Positiv erlebtes Arbeiten in der Freizeit; (4) Konti- nuitätsthese: Freizeit muß Leistung beinhalten

[5] Vgl. Joffre Dumazedier: Sociology of leisure. Elsevier. New York 1974. S. 73ff

[6] Reinhard Schmitz-Scherzer: Sozialpsychologie der Freizeit - Bericht über den Stand der Freizeitforschung in Soziologie und Psychologie. Kohlhammer Verlag. Stuttgart,Berlin

Mainz 1974. S.11

[7] Wolfram Droth: Eine individualistische Theorie des Freizeitverhaltens: Zur Anwendung

des Werteerwartungskonzeptes auf die Erklärung des Auftretens von Freizeitaktivitäten -

Dissertation. Hamburg 1979. S. 19

[8] Reinhard Schmitz-Scherzer: Sozialpsychologie der Freizeit. S. 23

[9] Vgl. Horst Ernst Schulze: Freizeitstile Jugendlicher. S.29

[10] Aufstellung der 10 Dimensionen von Martin, Middeke und Romeiß-Stracke: siehe Anhang

[11] Vgl.Reinard Schmitz-Scherzer: Sozialpsychologie der Freizeit. S.40

[12] Vgl. Dieter Baa> 7. Auflage. S. 264ff.

[13] Vgl. Horst Ernst Schulze: Freizeitstile Jugendlicher. S. 33

[14] Vgl. Dieter Baa>

[15] Reinhard Schmitz-Scherzer: Sozialpsychologie der Freizeit. S. 111

[16] Horst Ernst Schulze: Freizeitstile Jugendlicher. S. 83

[17] Vgl. Mike Brake: Soziologie der jugendlichen Subkulturen. Eine Einführung. Frankfurt-

New York. 1981. S. 33

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Freizeit und Subkulturen: Ein Überblick
Hochschule
University of Sheffield
Veranstaltung
Proseminar
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
22
Katalognummer
V56510
ISBN (eBook)
9783638511681
ISBN (Buch)
9783638683173
Dateigröße
653 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Freizeit, Subkulturen, Proseminar
Arbeit zitieren
Magistra Artium Daniela Herbst (Autor:in), 2002, Freizeit und Subkulturen: Ein Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56510

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